Brustkrebs: Was nun?
In Deutschland erhalten jedes Jahr rund 70.000 Frauen[1] die Diagnose Brustkrebs. Brustkrebs ist damit die häufigste Krebserkrankung des weiblichen Geschlechtes. Statistisch gesehen erkrankt etwa jede achte Frau im Laufe ihres Lebens daran. Verbesserte Früherkennung und Therapie haben aber dafür gesorgt, dass immer mehr Frauen mit Brustkrebs geheilt werden können. Seit 1990 sinkt die Sterblichkeit durch die Erkrankung.
In welchem Alter tritt Brustkrebs auf?
Das Durchschnittsalter bei der Diagnose liegt über 60 Jahre. Brustkrebs kann aber auch schon bei jungen Frauen auftreten. Etwa eine von sechs Frauen ist bei der Entdeckung des Tumors jünger als 50 Jahre.
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, Brustkrebs zu überleben?
Die Erkrankung verläuft bei jeder Frau unterschiedlich und die Überlebensrate ist maßgeblich von verschiedenen Faktoren abhängig, etwa der Aggressivität des Tumors und davon, wie fortgeschritten er bei der Diagnose ist.
Insgesamt liegt die relative 5-Jahres-Überlebensrate von Brustkrebspatientinnen über alle Erkrankungsstadien betrachtet bei durchschnittlich 88 Prozent. Der Ausdruck "relative 5-Jahres-Überlebensrate" ist eine statistische Angabe, die häufig bei Krebserkrankungen angewendet wird. Sie besagt, wie viele Patienten von hundert Betroffenen fünf Jahre nach Feststellung der Diagnose leben, bezogen auf die im selben Zeitraum überlebende Allgemeinbevölkerung gleichen Alters und Geschlechts. Das bedeutet:
Die große Mehrheit (88 von 100) der von Brustkrebs betroffenen Frauen ist fünf Jahre nach der Diagnose am Leben, auch zehn Jahre danach beträgt die relative Überlebensrate noch 83 Prozent.
Wovon hängen die Heilungschancen ab?
Allgemein gilt: Je früher Brustkrebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungsaussichten. Entscheidend für den voraussichtlichen Verlauf der Erkrankung ist die Tumorgröße, ob und wie weit sich der Tumor bereits im Körper ausgebreitet hat sowie der biologische Charakter des Krebses.
Daraus lassen sich Rückschlüsse auf sein Wachstumsverhalten und die benötigte Behandlung ziehen. Die biologischen Faktoren werden für die Auswahl der Therapie immer wichtiger. Aber auch, ob zum Zeitpunkt der Diagnose bereits Krebsabsiedelungen in anderen Organen (Metastasen) vorhanden sind, beeinflusst die Aussichten. Ebenso spielen das Alter der betroffenen Person und Begleiterkrankungen bei der Prognose eine Rolle. Deshalb sind statistische Zahlen im Hinblick auf den individuellen Krankheitsverlauf stets mit Vorsicht zu betrachten.
Symptome: Anzeichen für Brustkrebs
In der Anfangsphase verursacht Brustkrebs meist keine Beschwerden. Diese Anzeichen können auf Brustkrebs hindeuten:
- Knoten oder Verhärtungen in der Brust oder in der Achselhöhle
- eingezogene Brustwarze
- Austritt von blutiger oder bräunlicher Flüssigkeit aus der Brustwarze
- eine Brust verändert sich in Form und Größe im Vergleich zur anderen
- eingezogene Haut an der Brust (Apfelsinenhaut)
- Rötungen oder Schuppungen der Brusthaut, manchmal begleitet von Schmerzen, einem Ziehen in der Brust oder Schwellungen
Verdächtiger Befund: Was macht der Arzt oder die Ärztin?
Beim Verdacht auf Brustkrebs veranlasst der Frauenarzt oder die Frauenärztin weitere Untersuchungen, um den Befund abzuklären. Am Anfang steht bei einer auffälligen Tastuntersuchung in der Regel unabhängig vom Alter eine Untersuchung der Brust mit Ultraschall.
Zeigen sich im Ultraschall der Brust Befunde, die auf eine möglicherweise bösartige Gewebevermehrung hinweisen, sind weitere Untersuchungen nötig, etwa eine Mammografie und/oder eine Entnahme von Brustgewebe (Biopsie).
Manchmal werden auch Untersuchungsverfahren wie die Tomosynthese (3D-Mammographie) oder die Magnetresonanzsonografie (MRT) der Brust zusätzlich zu Ultraschall und Mammografie eingesetzt.
Noch gutartig oder schon Krebs?
Ist der Befund unklar, ist eine Biopsie (Gewebeprobe) notwendig, um herauszufinden, ob es sich um eine gut- oder bösartige Veränderung handelt. Viele Frauen sind vorab bereits beunruhigt. Aber: Oft ist das Ergebnis gutartig. Auch sogenannter Mikrokalk – eine winzige, nicht tastbare Kalkeinlagerung im Brustgewebe – entspricht häufig einem gutartigen Befund. Manche gutartigen Veränderungen müssen allerdings trotzdem entfernt und / oder engmaschiger kontrolliert werden, da sie das Risiko für Brustkrebs erhöhen oder eine Krebsvorstufe darstellen können.
Weitere Untersuchungen bei Brustkrebs
Bei einem nachgewiesenen Brustkrebs gehören eine Mammographie und die Ultraschalluntersuchung beider Brüste sowie der Lymphknoten der Achselhöhle zu den notwendigen Basisuntersuchungen. Damit lässt sich feststellen, wie weit der Tumor sich in der Brust ausgebreitet hat und ob bereits Lymphknoten in der Achsel betroffen sein könnten.
Ein Computertomatogramm (CT) des Brust- und Bauchraums und eine Skelettszintigrafie kann notwendig sein, wenn
- bereits Lymphknoten betroffen sind
- ein großer oder besonders aggressiver Tumor vorliegt
- wenn weitere neu aufgetretene Beschwerden wie zum Beispiel Rückenschmerzen bestehen
Behandlung
Wer Brustkrebs hat, sollte sich für die Planung der Behandlung an ein zertifiziertes Brustkrebszentrum wenden. Solche Brust(krebs)zentren sind von der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Senologie anerkannte (zertifizierte) Kliniken zur Diagnose und Behandlung von Brustkrebs. Sie können aufgrund ihrer medizinischen Ausstattung und Fachkunde die notwendige Behandlungsqualität gewährleisten.
In die Behandlung von Brustkrebs sind Experten und Expertinnen unterschiedliche Fachdisziplinen eingebunden, zum Beispiel aus der Frauenheilkunde, Onkologie, Chirurgie, Pathologie, Strahlentherapie. Sie stimmen sich untereinander ab (interdisziplinäre Konferenz, Tumor-Board am zertifizierten Brustzentrum) und besprechen die einzelnen Schritte mit der erkrankten Person.
Die Wahl der Behandlung hängt unter anderem von der Art des Tumors, dem Stadium der Erkrankung, vom Alter der Patientin (vor oder nach den Wechseljahren) sowie davon ab, ob der Brustkrebs von weiblichen Geschlechtshormonen im Wachstum gefördert wird. Auch die Wachstumseigenschaften des Tumors spielen eine wichtige Rolle. Leitlinien fassen den Stand des medizinischen Wissens zusammen und geben Ärztinnen und Ärzten eine wichtige Orientierungshilfe.
Die Krankenkassen bieten häufig spezielle Programme für Brustkrebspatientinnen an, sogenannte "Disease Management Programme (DMP)". Die Teilnahme daran ist freiwillig. Solche Programme zielen bei Brustkrebs darauf ab, die Behandlungsstandards zu gewährleisten und die Betroffenen auch in der Nachsorge nach der Erstbehandlung zu begleiten.
Außerdem sollen sie dazu beitragen, dass die Erkrankten in dieser kritischen Phase nicht alleine gelassen werden und die notwendige psychosoziale Unterstützung erfahren. Schließlich soll das Programm helfen, die Abstimmung der behandelnden Ärzte und Ärztinnen untereinander und mit dem Hausarzt oder der Hausärztin zu verbessern.
Manche Erkrankten entscheiden sich auch für eine Behandlung im Rahmen von Studien. Damit einher geht eine engmaschigere Versorgung und Kontrolle. Zusätzlich haben die Teilnehmenden gegebenenfalls die Möglichkeit, im Rahmen einer klinischen Studie von einer neuen, innovativen Therapie zu profitieren. Die Teilnahme ist freiwillig und kann jederzeit beendet werden. Die Therapie wird dann in der für die entsprechende Erkrankungssituation üblichen Weise weitergeführt.
Man sollte sich vor einer Entscheidung für oder gegen die Teilnahme an einer Studie genau über die Bedingungen informieren. Hierfür stehen die betreuenden Ärzte und Ärztinnen am zuständigen zertifizierten Brustzentrum zur Verfügung.
Wie kann man Brustkrebs behandeln?
Es gibt mehrere Säulen, aus denen sich eine Brustkrebstherapie zusammensetzen kann:
- Operation
- Strahlentherapie
- Anti-Hormontherapie
- Chemotherapie
- Zielgerichtete Therapien, unter anderem die Behandlung mit Antikörpern oder die Immuntherapie
Welche davon wie und in welcher Abfolge kombiniert werden, hängt von vielen verschiedenen Faktoren und den individuellen Voraussetzungen ab.
Wird der Krebs früh entdeckt, genügt es häufig den Tumor komplett zu entfernen, die betroffene Brust kann trotzdem erhalten bleiben (brusterhaltende Therapie). Auf die Operation folgt dann meist eine Strahlentherapie. Bei größeren Mammakarzinomen oder mehreren Tumorherden in der Brust kann es aber auch notwendig sein, die ganze Brust zu entfernen. Hat der Tumor sich bereits über die Lymph- oder Blutbahnen im Körper ausgebreitet, also Metastasen gebildet, kommt eher eine Behandlung des gesamten Körpers, zum Beispiel eine antihormonelle oder Chemotherapie, infrage.
Brustkrebs: Was kann ich selbst tun?
Brustkrebspatientinnen können mit ihrem Lebensstil dazu beitragen, die Behandlung zu unterstützen:
Genügend Bewegung
Wenn es Ihnen möglich ist, bewegen Sie sich viel! 150 Minuten mittelschwere körperliche Aktivität oder 75 Minuten anstrengende körperliche Aktivität pro Woche wären gut. Es gibt Studien, die besagen, dass fünfmal die Woche dreißig Minuten Sport das Risiko für einen Rückfall um 20 Prozent senken können. Sport wirkt auch einem Fatigue-Syndrom entgegen.
Gesunde Ernährung
Beachten Sie die Vorgaben der deutschen Gesellschaft für Ernährung[2] für eine gesunde Kost. Zum Beispiel sollten Sie keinen oder nur wenig (< 10 Gramm pro Tag) Alkohol konsumieren und auf eine ballaststoffreiche Kost (> 30 Gramm Ballaststoffe pro Tag) achten.
Body-Mass-Index normalisieren
Wer zu viel wiegt (zu hoher Body-Mass-Index), sollte versuchen, abzunehmen. Dabei helfen ein Verzicht auf Lebensmittel und Getränke mit vielen Kalorien sowie körperliche Aktivität.
Weitere Lebensstiländerungen
Wer einen Diabetes hat, sollte auf gute Blutzuckerwerte achten. Ebenfalls für die Gesundheit wichtig: Nicht rauchen!
Schmerztherapie
Wenn infolge des Tumorwachstums Schmerzen auftreten, kann heute eine sehr gezielt gestaltete Schmerztherapie helfen. In schweren Fällen wird ein Schmerztherapeut oder eine Schmerztherapeutin hinzugezogen.
Zur Behandlung der Schmerzen kommen Medikamente oder schmerzstillende Eingriffe in Betracht. Eine ergänzende Begleittherapie, zum Beispiel mit Antidepressiva (Mitteln gegen Depressionen), kann die Wirkungen der Schmerzmittel unterstützen. Diese lassen sich dann niedriger dosieren, sodass auch weniger Nebenwirkungen auftreten.
Die Schmerztherapie ist umso effektiver, je besser sie auf den Bedarf und die Wünsche der Betroffenen und ihren Tagesablauf zugeschnitten ist. Der Einnahmezeitplan sollte unbedingt eingehalten werden. Der Arzt oder die Ärztin kann ihn aber bei Bedarf jederzeit überprüfen und die Medikamente an eine veränderte Situation anpassen. Sprechen Sie also mit ihm oder ihr, wenn Sie mit der Schmerztherapie nicht zufrieden sind oder das Gefühl haben, die Zeiten nicht einhalten zu können.
Knochenabbau bei Brustkrebs verhindern
Bisphosphonate sind Medikamente, die in erster Linie zur Behandlung von Osteoporose (Knochenschwund) dienen. Sie spielen daher – neben Vitamin D und Calcium – auch bei der Behandlung eines Knochenschwunds bei Patientinnen mit Brustkrebs eine wichtige Rolle. Eine Osteoporose kann sich beispielsweise als unerwünschte Wirkung der anti-hormonellen Brustkrebstherapie entwickeln. Bisphosphonate sind geeignet, um einer solchen Osteoporose vorzubeugen oder um sie zu behandeln.
Ein weiteres Einsatzgebiet von Bisphosphonaten in der Brustkrebstherapie ist, wenn der Tumor den Knochen befallen hat (Skelettmetastasierung) und zu einem gesteigerten Knochenabbau oder erhöhtem Kalziumspiegel im Blut (Hyperkalzämie) führt. In der Behandlung von Schmerzen, die durch Tumorherde im Knochen verursacht werden, zeigen sie ebenfalls eine gute Wirksamkeit.
Vor Therapiebeginn sollte der Zahnarzt oder die -ärztin die Zähne sorgfältig kontrollieren und eventuell notwendige Behandlungen vornehmen, da die Medikamente den Kieferknochen angreifen können (Kieferosteonekrose).
Alternative und ergänzende Therapien bei Brustkrebs
Generell gilt, dass aus wissenschaftlicher Sicht keine der alternativen Therapien die schulmedizinischen Standardverfahren bei Brustkrebs ersetzen kann und sollte. Für die meisten Ansätze liegen nur unzureichende wissenschaftliche Erkenntnisse vor. Eine ergänzende, komplementäre Therapie, etwa mit pflanzlichen oder anderen Therapien, unterstützen aber viele Behandlungszentren oder bieten sie sogar selbst an. Besprechen Sie auf jeden Fall mit Ihrem behandelnden Arzt oder der Ärztin, wenn Sie komplementärmedizinische Verfahren verwenden wollen. Dies gilt auch, wenn sie sogenannte Nahrungsergänzungsmittel anwenden wollen. Es gibt Substanzen, die in Kombination mit den Medikamenten, die bei einer Brustkrebstherapie verwendet werden, zu Wechselwirkungen führen können. Wenn alternative Mittel und Medikamente der Krebstherapie zum Beispiel über denselben Weg in der Leber verstoffwechselt werden, kann sich die Wirkung der Medikamente verstärken oder vermindern. Zudem sind auch pflanzliche Mittel nicht nebenwirkungsfrei.
Psychische Krankheitsbewältigung
Die Konfrontation mit der Diagnose "Krebs", der "Sturz aus der Normalität", Tage voller Angst und Verzweiflung, das Gefühl, sich nicht mehr auf den eigenen Körper verlassen zu können, nervenaufreibendes Warten auf medizinische Befunde, Strapazen und Leiden der Therapie – das alles hinterlässt tiefe Spuren.
Viele Betroffene fühlen sich auch nach der Behandlung noch über lange Zeit unterschwellig "alarmiert". Es ist auch nicht immer einfach, das richtige Maß zwischen zu wenig und zu viel Achtsamkeit gegenüber dem eigenen Körper zu finden.
Krankheitsverarbeitung braucht Zeit und verständnisvolle Begleitung im privaten und beruflichen Umfeld. Betroffene können sich auch extern Rat und Hilfe suchen. Kompetente Ansprechpartner in Brustzentren sind Psychoonkologen und -onkologinnen, die schwerpunktmäßig Krebspatienten und -patientinnen psychologisch betreuen. Auch psychosoziale Krebsberatungsstellen und ambulant tätige Psychoonkologen und -onkologinnen bieten professionelle psychologische Hilfe an. Adressen und Links finden Sie beim Krebsinformationsdienst (KID) des Deutschen Krebsforschungszentrums.
Eine positive Lebenseinstellung, erfüllende Aufgaben und Interessen, das Gespräch in der Familie, mit dem Partner, der Partnerin, mit Freunden oder Freundinnen, der Austausch mit anderen Betroffenen, eventuell auch in einer Selbsthilfegruppe vor Ort, Erleben von Solidarität und Hilfe, schließlich die Erfahrung der zurückgewonnenen Körperkraft – alles dies stärkt auch die Psyche und hilft, die Krankheit zu akzeptieren und zu bewältigen.
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.
Quellen:
- [1] Zentrum für Krebsregisterdaten: Brustkrebs (Mammakarzinom), ICD-10 C50. https://www.krebsdaten.de/... (Abgerufen am 29.07.2022)
- [2] Deutsche Gesellschaft für Ernährung: 10 Regeln der DGE. https://www.dge.de/... (Abgerufen am 02.09.2022)
- Krebsinformationsdienst: Brustkrebs (Mammakarzinom). https://www.krebsinformationsdienst.de/... (Abgerufen am 06.05.2022)