Was passiert bei der Mammographie?
Ein kostenloses Programm zur Früherkennung von Brustkrebs, zu dem Frauen von 50 bis 69 Jahren alle zwei Jahre per Post eingeladen werden. Ab Juli 2024 haben 70- bis 75-Jährige ebenfalls Anspruch darauf. Sie müssen sich aber zunächst selbst anmelden. Erst ab 2026 werden auch sie automatisch angeschrieben. Bei der Röntgenuntersuchung werden mittels eines speziellen Geräts hochauflösende Bilder der Brust gemacht. Die Teilnahme ist freiwillig und kostenlos, der Termin oder die vorgeschlagene Praxis lassen sich auf Wunsch ändern.
„Mammographie kann Tumoren im Frühstadium entdecken“, erläutert Prof. Dr. Ute-Susann Albert vom Universitätsklinikum Würzburg. Sie ist Mitautorin der ärztlichen Leitlinien zur Brustkrebs-Früherkennung in Deutschland. Solange der Tumor noch klein ist und die Lymphknoten noch nicht befallen sind, haben Frauen eine gute Chance auf Heilung und schonendere Behandlung.
Brustkrebs ist eine häufige Krebserkrankung: In Deutschland erkrankt etwa jede achte Frau im Lauf ihres Lebens daran. Das mittlere Alter, in dem betroffene Frauen die Diagnose erhalten, beträgt in etwa 64 Jahre.
Im Frühstadium ist Brustkrebs oft symptomlos, so wie andere Krebsarten auch. Deshalb ist das Mammographie-Screening so wichtig.
Je nach Lage und Stadium des Brustkrebses können aber auch zum Beispiel folgende Zeichen auftreten: eine eingezogene Brustwarze, Hautveränderungen rund um die Brustwarze, blutige Absonderungen aus der Brustwarze, eine Rötung der Brust oder Knoten und Verhärtungen in der Brust oder der Achselhöhle. Alle Auffälligkeiten, auch ein Tastbefund bei der Selbstuntersuchung der Brust sind ein Anlass, sofort einen Frauenarzt (Gynäkologen) aufzusuchen. Er kann entscheiden, ob die Veränderungen harmlos oder weiter abklärungsbedürftig sind. Als Diagnosemethode nutzt der Arzt dann oft die Mammografie.
Die gesetzliche Krankenkasse zahlt sie in jüngerem Alter nur, wenn ungewöhnliche Symptome abgeklärt werden sollen – wie etwa eine eingezogene Brustwarze, Hautveränderungen um sie herum, blutige Absonderungen aus der Brustwarze, Rötung der Brust oder Knoten und Verhärtungen in Brust oder Achselhöhle.
Kam in der Familie gehäuft Brust- oder Eierstockkrebs vor? Wurde eine Genveränderung nachgewiesen, etwa in den sogenannten BRCA-Genen? Betroffene haben ein hohes Brustkrebs-Risiko und deshalb Anrecht auf eine intensivierte Früherkennung. Ab 25 Jahren erhalten sie jährlich eine Kernspintomographie, eine ärztliche Tastuntersuchung und einen Ultraschall, ab 40 jährlich oder alle zwei Jahre eine Mammographie.
Jährlich erkranken in Deutschland zwar 700 Männer, aber insgesamt kommt Brustkrebs bei ihnen so selten vor, dass für Männer kein Früherkennungsprogramm existiert. Für sie gilt: Veränderungen an der Brust sofort ärztlich abklären lassen.
Brust-MRT, Brust-CT, Ultraschall und 3-D-Mammographie (Tomosynthese) stehen ebenfalls zur Verfügung. Aber: Die Mammographie ist aktuell die einzige Untersuchung zur Früherkennung, die gesetzliche Krankenkassen bezahlen. Denn: „Nur für die Mammographie gibt es derzeit Studien, die eindeutig zeigen, dass sie die Sterblichkeit bei Brustkrebs senkt“, so die gynäkologische Onkologin Albert. Wer regelmäßig am Screening teilnehme, reduziere also sein Risiko, an Brustkrebs zu sterben.
Bei der Untersuchung werden Röntgenstrahlen eingesetzt. Je dichter das Brustgewebe ist, desto höher muss die Strahlung sein, um ein genaues Bild zu bekommen. Aber auch dann ist die Strahlendosis so niedrig, dass sie normalerweise keine Folgen hat. Fachleute gehen davon aus, dass die Strahlung bei höchstens einer von 1000 Frauen zwischen 50 und 69 Jahren, die 20 Jahre lang am Mammographie-Screening teilnehmen, Brustkrebs auslöst.
In der ersten Zyklushälfte, das heißt während der Periode oder in der ersten Woche danach, ist die Brust weniger empfindlich und weicher, sodass die Röntgenaufnahmen besser beurteilt werden können. Grundsätzlich kann die Untersuchung aber jederzeit stattfinden. Für Frauen nach den Wechseljahren ist der Zeitpunkt egal.
Eine besondere Vorbereitung am Tag der Untersuchung ist nicht notwendig. Sie sollten lediglich auf Deo und Kosmetika im Bereich der Brust und Achselhöhlen verzichten. Diese Stoffe können die Röntgenaufnahmen beeinträchtigen. Weil der Oberkörper frei sein muss, sollten Sie außerdem leicht abzulegende Kleidung tragen.
Bei der Aufnahme stehen Sie vor dem Mammographiegerät. Die Brust wird auf eine Plexiglasscheibe gelegt. Eine zweite Scheibe nähert sich von oben beziehungsweise von der Seite und drückt die Brust zusammen. Von jeder Brust werden zwei Röntgenaufnahmen gemacht: von oben nach unten und von der Mitte zur Seite. Insgesamt dauert die Untersuchung 10 bis 15 Minuten.
Manche Frauen empfinden sie als unangenehm oder schmerzhaft. Je fester die Brust allerdings zusammengedrückt wird, desto besser ist die Qualität der Aufnahmen.
Zwei Radiologinnen oder Radiologen bewerten unabhängig voneinander die Aufnahmen. Der Befund erfolgt nach den standardisierten BI-RADS-Kategorien (Breast Imaging Reporting and Data System) des American College of Radiology, die je nach Ergebnis Empfehlungen für das weitere Vorgehen geben. Kategorie 1 bedeutet „unauffälliger Befund“, Kategorie 6 „histologisch gesicherter Brustkrebs“:
BI-RADS-Klasse |
Beschreibung |
Empfehlung |
---|---|---|
BI-RADS 0 |
Die Mammographie ist nicht beurteilbar |
Weitere Bildgebung zur Beurteilung erforderlich |
BI-RADS I |
Normales Erscheinungsbild |
Routinekontrollen |
BI-RADS II |
Eindeutig gutartige Veränderungen erkennbar |
Routinekontrollen |
BI-RADS III |
Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit gutartige Veränderungen erkennbar; Krebsrisiko höchstens zwei Prozent |
Nochmalige Untersuchung nach sechs Monaten |
BI-RADS IV |
Möglicher Hinweis auf bösartigen Befund |
Gewebeprobe, eventuell Nachuntersuchung |
BI-RADS V |
Hohe Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen von Brustkrebs; Krebsrisiko ≥ 95 Prozent |
Gewebeprobe, entsprechendes therapeutisches Vorgehen |
BI-RADS VI |
histologisch gesicherter Brustkrebs |
Behandlung (Operation oder/und Chemotherapie) |
Alle Frauen erhalten innerhalb von etwa sieben Werktagen einen schriftlichen Bescheid über die Untersuchungsergebnisse. Bei etwa 97 Prozent zeigt die Mammographie keinerlei Auffälligkeiten.
Dann wird der Frau per Post mitgeteilt, dass eine zweite Untersuchung notwendig ist. Bei dieser Abklärungsuntersuchung nehmen sich die leitende Ärztin oder der leitende Arzt Zeit und erläutern das weitere Vorgehen. Je nach Veränderung wird noch einmal geröntgt oder ein Ultraschall gemacht. Erhärtet sich der Verdacht, muss eine kleine Gewebeprobe aus der Brust entnommen werden. Bei den meisten Frauen bestätigt sich der Brustkrebsverdacht nicht.
Die zweijährliche Untersuchung trägt dazu bei, Brustkrebs in einem sehr frühen Stadium zu entdecken. Dazwischen sollten Frauen ihre Brüste regelmäßig selbst abtasten und auf Veränderungen achten. Bei fast jeder zweiten Brustkrebserkrankung findet die Patientin selbst ein Anzeichen.
Quellen:
- Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe: S3-Leitlinie Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms. Online: http://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/... (Abgerufen am 05.09.2023)
- Kommission Mamma der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO): Brustkrebs Patientenratgeber zu den AGO-Empfehlungen 2019. Online: https://www.ago-online.de/... (Abgerufen am 05.09.2023)
- Medizinischer Dienst Bund: IGel Monitor , Ultraschall der Brust zur Krebsfrüherkennung. online: https://www.igel-monitor.de/... (Abgerufen am 05.09.2023)
- The American College of Radiology : Breast Imaging Reporting & Data System (BI-RADS) Atlas, 5th edition. Online: https://www.acr.org/... (Abgerufen am 05.09.2023)
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWG): Abschlussbericht Überprüfung der Altersgrenzen im Mammografie-Screening-Programm. Online: https://www.iqwig.de/... (Abgerufen am 05.09.2023)