Logo der Apotheken Umschau

Kurz zusammengefasst

Die Chemotherapie ist oft Teil einer Krebsbehandlung. Es kommen dabei spezielle Medikamente zum Einsatz, sogenannte Zytostatika. Sie sollen die Teilung von Krebszellen bremsen. Eine Chemotherapie kann Vorteile, aber auch Risiken und Nebenwirkungen haben. Ob sie individuell geeignet ist, hängt unter anderem von der Krebsart ab.

Was ist eine Chemotherapie?

Der Begriff Chemotherapie wird meistens im Zusammenhang mit einer Krebstherapie verwendet. Es kommen dabei Medikamente zum Einsatz, die das Krebswachstum bremsen sollen. Sie heißen Zytostatika.

In weiteren Sinn ist aber auch die Therapie mit einem Antibiotikum eine Chemotherapie. Denn dabei wird ebenfalls das Zellwachstum gebremst – allerdings nicht das von Körperzellen, sondern zum Beispiel das von Bakterien.

Was sind Zytostatika und wie wirken sie?

Zytostatika sind spezielle Medikamente, die bei einer Chemotherapie angewendet werden. Sie behindern die Zellteilung oder bringen Zellen zum Absterben.

Zytostatika wirken besonders effektiv auf Zellen, die sich schnell und häufig teilen – so, wie es für Krebszellen typisch ist. Allerdings gibt es auch gesunde Körperzellen, die sich häufig teilen – zum Beispiel Zellen der Schleimhaut oder Knochenmarkzellen, aus denen Blutzellen entstehen. Eine Chemotherapie kann sich deshalb auch auf solche Zellen auswirken, was möglicherweise Nebenwirkungen verursacht.

Zytostatika bremsen die Teilung von Zellen auf unterschiedlichen Wegen. Wenn sich eine Zelle teilt, muss sie zunächst ihre Erbinformation DNA verdoppeln, damit die neue Zelle ebenfalls damit ausgestattet ist. Manche Zytostatika stören zum Beispiel bestimmte Vorgänge bei der Verdopplung der DNA. Oder sie blockieren den Mechanismus, der die Erbsubstanz auf beide Zellen verteilt. Andere Zytostatika werden als falsche Bausteine in die DNA eingebaut, was den Stoffwechsel der Zelle stört. Je nach Art und Stadium der Krebserkrankung kommen verschiedene Zytostatika einzeln oder in Kombinationen zum Einsatz.

Die Einzahl lautet Zytostatikum. Gebräuchlich ist auch der Begriff Chemotherapeutikum (Einzahl) oder Chemotherapeutika (Mehrzahl).

Wann kommt eine Chemotherapie infrage?

Die behandelnden Ärztinnen oder Ärzte besprechen mit den Betroffenen, ob in der individuellen Situation eine Chemotherapie infrage kommt und gewünscht wird. Gemeinsam wägen sie ab, ob die Vorteile die möglichen Nachteile oder Risiken überwiegen. Das hängt von vielen Faktoren ab. Beispiele sind:

  • Die Krebsart: Manche Krebsarten sprechen gut auf eine Chemotherapie an, manche nicht. Dann sind andere Behandlungsmethoden wie eine Strahlentherapie oder eine Operation möglicherweise besser geeignet.
  • Die Ausbreitung des Krebses: Ob eine Chemotherapie ratsam ist, kann auch davon abhängen, wie weit sich die Krankheit ausgebreitet hat. Beispielsweise kommt manchmal eine ergänzende Chemotherapie infrage, weil ein erhöhtes Risiko für einen Krankheitsrückfall besteht – etwa, weil sich die Krebserkrankung bereits auf Lymphknoten ausgebreitet hat. Die Chemotherapie soll dann das Rückfallrisiko senken.
  • Der allgemeine Gesundheitszustand kann ebenfalls in die Entscheidungen einfließen. Sind beispielsweise schon andere Erkrankungen bekannt, die mit Medikamenten behandelt werden, müssen mögliche Wechselwirkungen mit den Zytostatika bedacht werden.

Eine Chemotherapie wird oft mit anderen Behandlungsmethoden kombiniert, zum Beispiel mit einer Operation oder einer Strahlentherapie.

Verschiedene Formen der Chemotherapie

  • Kurative Chemotherapie: Das Ziel ist dabei die Heilung der Krebserkrankung. Unter Umständen wird eine intensivere und damit eventuell belastendere Therapie in Kauf genommen, wenn die Aussicht auf eine vollständige Beseitigung der Krankheit besteht. Das Wort „kurativ“ kommt vom lateinischen Wort „curare“ für „behandeln“.
  • Palliative Chemotherapie: Hier stehen Heilung und Lebensverlängerung nicht im Vordergrund. Vielmehr geht es darum, die Lebensqualität möglichst gut zu erhalten, also Beschwerden zu kontrollieren, beispielsweise Schmerzen zu lindern. Die Palliativmedizin umfasst viele Aspekte der Krankheitsbegleitung, auch Unterstützung bei psychischen oder sozialen Problemen sowie menschliche Zuwendung. Das Wort „palliativ“ stammt vom lateinischen Wort „pallium“ für „Mantel“, Betroffene werden bildlich gesprochen von einem schützenden Mantel umhüllt.
  • Neo-adjuvante Chemotherapie: Sie kommt vor einer anderen Form von Krebstherapie zum Einsatz, etwa einer Operation. Zum Beispiel ist es manchmal nicht möglich, einen bösartigen Tumor komplett zu entfernen, weil er zu groß ist. Mit einer neo-adjuvanten Chemotherapie besteht die Chance, den Tumor zu verkleinern und dann doch noch chirurgisch zu entfernen.
  • Adjuvante Chemotherapie: Sie folgt unterstützend auf eine vorangegangene Krebsbehandlung wie eine Operation oder eine Bestrahlung. Die adjuvante Chemotherapie soll verhindern, dass möglicherweise im Körper verbliebene Krebszellen sich weiter vermehren und der Krebs erneut auftritt.

Wie läuft eine Chemotherapie ab?

Die Ärztinnen und Ärzte erstellen zu Beginn einen individuellen Behandlungsplan. Er umfasst viele Aspekte der Krebstherapie.

Der Behandlungsplan basiert üblicherweise auf den Erfahrungen aus großen Studien mit vielen Betroffenen, die an dem gleichen Krebs erkrankt sind und behandelt wurden. Aus solchen Daten leiten Fachleute ein sogenanntes Therapie-Schema ab. Es wird auf die individuelle Situation der Patientin oder des Patienten angepasst. Dabei können verschiedene Faktoren einfließen, zum Beispiel die Art des Krebses, seine Ausbreitung, seine Wachstumseigenschaften oder seine feingeweblichen Merkmale. Je nach Behandlungsplan erfolgt die Chemotherapie etwa täglich, wöchentlich oder monatlich.

Was ist ein Therapiezyklus?

Ein Therapiezyklus besteht aus einer Behandlungsphase und einer anschließenden Therapiepause, in der sich der Körper erholt. Oft folgen mehrere solcher Therapiezyklen aufeinander. Ein Beispiel könnte so aussehen: Die Zytostatika werden an einem oder mehreren Tagen nacheinander verabreicht. Danach folgt eine Pause von Tagen, Wochen oder Monaten. Dieser Zyklus aus Therapie und Pause wird viermal wiederholt.

Wo findet die Chemotherapie statt?

Die Chemotherapie kann stationär im Krankenhaus erfolgen. Häufig findet sie aber ambulant statt – zum Beispiel in Ambulanzen von Krankenhäusern oder in einer Praxis, die auf Krebs spezialisiert ist. Dort gibt es oft einen Behandlungsraum, in dem die Patientinnen und Patienten in Sesseln sitzen und die Medikamente als Infusion erhalten.

Spritze, Infusion oder Tablette?

Zytostatika können je nach Krebsart und Medikament auf vielen unterschiedlichen Wegen verabreicht werden. Oft gelangen sie als Infusion über eine Vene in den Körper.

Eventuell erhalten Betroffene die Arzneien über einen speziellen Zugang, einen sogenannten Port oder Portkatheter, der unter die Haut gesetzt wird und aus einer kleinen Kammer aus Metall oder Kunststoff besteht. Sie mündet über einen flexiblen Schlauch in eine herznahe Vene. Die Portkammer hat eine Membran, über die das Medikament in die Kammer gespritzt werden kann, von wo es dann ins Blut gelangt. So lässt sich die Medikamentengabe erleichtern, weil man für die Infusion nicht so oft in die kleinen Armvenen stechen muss. Außerdem werden die Venen durch das Medikament weniger gereizt, weil es über den Port direkt in eine größere Vene gelangt, wo es sich im stärkeren Blutstrom rascher verteilt.

Manche Zytostatika stehen in Tablettenform zur Verfügung. Bei bestimmten Fällen von Hautkrebs werden Medikamente eventuell auf die Haut aufgetragen.

Was heißt systemisch, lokal oder regional?

Die Zytostatika wirken üblicherweise überall im Körper. Der Fachbegriff lautet systemische Chemotherapie.

In manchen Fällen besteht die Möglichkeit, Zytostatika örtlich zu verabreichen – also nur an einer bestimmten Stelle. Das heißt lokale oder regionale Chemotherapie. Es handelt sich dabei aber um spezielle Verfahren, die nur in einigen Fällen infrage kommen. Ein Beispiel: Der Wirkstoff kann direkt in die Blutgefäße gespritzt werden, welche den bösartigen Tumor mit Blut versorgen. Das Zytostatikum kann also direkt vor Ort wirken. Gleichzeitig mit dem Medikament wird ein Stoff gespritzt, der die Blutgefäße verschießt, die den Tumor mit Blut versorgen, was sein Wachstum bremsen soll. Diese Methode kann beispielsweise bei einem fortgeschrittenen Leberzellkrebs zum Einsatz kommen.

Wie lange dauert eine Chemotherapie?

Wie lange eine Chemotherapie dauert, lässt sich nicht pauschal beantworten. Das ist sehr unterschiedlich und hängt unter anderem von der Krebsart und der Form der Chemotherapie ab. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte planen das Vorgehen individuell mit den Betroffenen.

Eine einzelne Chemotherapie-Sitzung in einer Krebspraxis kann zum Beispiel zwischen einer halben Stunde und mehreren Stunden dauern. Oft reihen sich mehrere Therapiezyklen aneinander. Die Behandlung dauert oft mehrere Wochen oder Monate.

Welche Nebenwirkungen hat eine Chemotherapie?

Wie gut Menschen eine Chemotherapie vertragen, ist individuell verschieden und hängt unter anderem von den eingesetzten Medikamenten und ihrer Dosis ab. Die Ärztin oder der Arzt erklärt, welche Nebenwirkungen bei der ausgewählten Therapie häufiger auftreten. Das bedeutet nicht, dass sie auftreten müssen.

Zytostatika wirken im gesamten Körper auf Zellen, die sich rasch vermehren. Deshalb wirken sie nicht nur auf Krebszellen, sondern auch auf gesunde Zellen, die sich häufig teilen. Dazu gehören zum Beispiel die Schleimhäute, die Haarwurzeln und das blutbildende System im Knochenmark.

Daher kann es unter anderem zu folgenden Nebenwirkungen kommen:

  • Schleimhautentzündung im Mund und im übrigen Magen-Darm-Trakt: Mögliche Folgen sind Entzündungen und Schmerzen im Mund oder Durchfall.
  • Haarausfall: Bei manchen Krebstherapien kommt es zu einem Haarausfall. Er tritt aber nicht bei jeder Chemotherapie auf. Die Art und Dosis des Medikaments haben einen Einfluss.
  • Blutbildungsstörungen: Eine Chemotherapie kann sich auf die Zahl verschiedener Blutzellen auswirken – das betrifft die roten Blutzellen, die weißen Blutzellen und die Blutplättchen. Die roten Blutzellen transportieren den Sauerstoff. Sinkt ihre Zahl, kommt es zu einer Blutarmut. Die weißen Blutzellen sind Teil des körpereigenen Abwehrsystems. Nimmt ihre Zahl ab, ist das Immunsystem geschwächt. Die Blutplättchen spielen eine Rolle bei der Blutgerinnung. Ist ihre Zahl vermindert, erhöht sich das Risiko für Blutungen. Während der Chemotherapie kontrollieren die Ärztinnen und Ärzte die Blutwerte, um die Zahl der Blutzellen und Blutplättchen im Blick zu behalten.

Eine Chemotherapie kann weitere Nebenwirkungen verursachen, zum Beispiel:

  • Übelkeit und Erbrechen: Zytostatika können Übelkeit und Erbrechen auslösen. Oft empfehlen die behandelnden Ärztinnen und Ärzte spezielle Medikamente, sogenannte Antiemetika. Sie können helfen, diese Nebenwirkung zu verhindern.
  • Fatigue heißt eine ausgeprägte Müdigkeit und Erschöpfung, die bei Krebs vorkommen kann. Eine Chemotherapie zählt zu den möglichen Ursachen.

Ist die Chemotherapie beendet, klingen viele Nebenwirkungen in der Regel folgenlos wieder ab und der Körper erholt sich.

Manchmal zeigen sich Auswirkungen einer Chemotherapie aber auch verzögert. Beispielsweise können manche Zytostatika den Herzmuskel schädigen, was die Herzleistung beeinträchtigen kann. Oder sie wirken sich auf bestimmte Nerven aus, was zum Beispiel Missempfindungen wie Kribbeln und Taubheitsgefühle in Füßen oder Händen verursachen kann. Sind bestimmte Hirnnerven betroffen, können etwa Hörprobleme die Folge sein.

Eine Chemotherapie wirkt sich unter Umständen auf die Fruchtbarkeit aus. Betroffene besprechen am besten mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten, ob dieses Risiko besteht und welche Möglichkeiten es gibt, die Zeugungsfähigkeit zu erhalten.

Im Vorfeld der Chemotherapie informieren die Ärztinnen und Ärzte darüber, was es bei der gewählten Chemotherapie im Alltag zu beachten gibt. Viele allgemeine Informationen bietet zum Beispiel der Krebsinformationsdienst, etwa zum Thema Chemotherapie, zur Ernährung bei Krebs oder zum Umgang mit Lebensmitteln bei einem geschwächten Immunsystem. Ansprechpersonen sind während der Therapie die Hausärztin oder der Hausarzt, in der Regel aber vor allem der Krebsspezialist (Onkologe) oder die Krebsspezialistin (Onkologin).

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.


Quellen:

  • Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ): Wie läuft eine Chemotherapie ab?. https://www.krebsinformationsdienst.de/... (Abgerufen am 09.07.2024)
  • Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ): Chemotherapie-Medikamente: Wirkstoffe und Nebenwirkungen. https://www.krebsinformationsdienst.de/... (Abgerufen am 09.07.2024)
  • Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc. https://www.uptodate.com: Patient education: Chemotherapy (The Basics). https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 09.07.2024)
  • Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc. https://www.uptodate.com: Patient education: Nausea and vomiting with cancer treatment (The Basics). https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 09.07.2024)
  • Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc. https://www.uptodate.com: Patient education: When your cancer treatment makes you tired (The Basics). https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 09.07.2024)
  • Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc. https://www.uptodate.com: Patient education: Mouth sores from cancer treatment (The Basics). https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 09.07.2024)
  • Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc. https://www.uptodate.com: Patient education: Hair loss from cancer treatment (The Basics). https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 09.07.2024)
  • Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Wie funktioniert eine Chemotherapie?. https://www.gesundheitsinformation.de/... (Abgerufen am 09.07.2024)
  • National Cancer Institute (NCI): Chemotherapy to Treat Cancer. https://www.cancer.gov/... (Abgerufen am 09.07.2024)
  • Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ): Port zur Chemotherapie: Wie pflegen, wann entfernen?. https://www.krebsinformationsdienst.de/... (Abgerufen am 09.07.2024)
  • Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ): Fatigue bei Krebspatienten: Was tun bei Müdigkeit und Erschöpfung?. https://www.krebsinformationsdienst.de/... (Abgerufen am 09.07.2024)