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Hormonelle Einflüsse auf die Brustkrebsentstehung

Weibliche Geschlechtshormone – Östrogene und Gestagene – spielen bei Brustkrebs eine Rolle. Dass die Hormonspiegel während eines jeden Menstruationszyklus schwanken und die Struktur der Brustdrüse beeinflussen, ist zunächst einmal ganz normal.

Noch nachhaltiger verändern eine Schwangerschaft und die Wechseljahre das Brustgewebe (siehe Kapitel "Aufbau der Brust ..."). Vereinfacht gesagt üben die weiblichen Hormone einen Wachstumsreiz auf die Drüsenzellen aus. Dabei sind neben den natürlichen, körpereigenen Hormonen auch "von außen" zugeführten Hormone, zum Beispiel bei einer Hormontherapie in den Wechseljahren relevant.

Schwangerschaften mit anschließenden Stillperioden können das Brustkrebsrisiko senken – je jünger die Betroffene zum Zeitpunkt der Schwangerschaften und des Stillens ist, umso besser. Günstig: eine Gesamtstilldauer von mehr als eineinhalb bis zwei Jahren.

Einen eher ungünstigen Einfluss auf das Brustkrebsrisiko haben:

  • Lange Zeitspanne zwischen der ersten und letzten Regelblutung (Menarche und Menopause): Je früher die Regelblutung einsetzt und je später die Wechseljahre beginnen, desto länger ist die Brust hormonellen Einflüssen ausgesetzt. Dieser Umstand gilt als Faktor, der das Brustkrebsrisiko steigert.
  • Hormontherapie gegen Wechseljahresbeschwerden: Sie erhöht die Gefahr von Brustkrebs und Eierstockkrebs leicht. Dies betrifft vor allem die kombinierte Behandlung mit Östrogenen und Gestagenen bei längerer Einnahme. Nach Beendigung der Hormontherapie sinkt das Risiko wieder. Bei gesunden Frauen, die ausgeprägte Beschwerden wie etwa starke Hitzewallungen haben, halten Gynäkologen und Gynäkolginnen eine zeitlich begrenzte, niedrig dosierte Hormonersatztherapie für vertretbar.
  • Antibabypille & Co: Die hormonelle Empfängnisverhütung, etwa in Form der Antibabypille oder kurz Pille, steigert das Brustkrebsrisiko nicht dauerhaft. Zugleich senkt die Pille das Risiko für andere Krebsarten, zum Beispiel Gebärmutterschleimhaut- und Eierstockkrebs.
  • Pflanzliche Stoffe gegen Wechseljahresbeschwerden: Nahrungsergänzungsmittel mit sogenannten Soja-Isoflavonen zum Beispiel können in höheren Dosen östrogenähnlich wirken. Daher auch der Name Phytoöstrogene. Grundsätzlich könnten Phytoöstrogene das Brustkrebsrisiko günstig oder auch gar nicht beeinflussen. Die genaue Wirkung von Phytoöstrogenen oder Mischungen von Phytoöstrogenen ist aber in vielen Fällen noch nicht ausreichend gut untersucht. Lassen Sie sich vor der Einnahme sicherheitshalber von Ihrem Frauenarzt oder ihrer -ärztin beraten, insbesondere bei hormonabhängigem Brustkrebs. Wer sich ausgewogen ernährt und dabei gelegentlich auch natürliche sojahaltige Nahrungsmittel verzehrt, schadet seiner Gesundheit sicherlich nicht.

    Präparate, die Traubensilberkerzenextrakt enthalten, erhöhen das Brustkrebsrisiko nicht. Allerdings können sie eventuell mit verabreichten Medikamenten wechselwirken. Sprechen Sie auch hier auf jeden Fall mit Ihrem Gynäkologen oder ihrer Gynäkologin, bevor Sie solche und andere pflanzliche Mittel anwenden, insbesondere auch während einer Brustkrebstherapie.

Einfluss des Lebensstils

Bestimmte Risikofaktoren für Brustkrebs hängen mit den allgemeinen Lebensumständen zusammen und lassen sich folglich mehr oder weniger beeinflussen. Dazu zählen:

  • Bewegungsmangel und Übergewicht nach den Wechseljahren: Dass sie das Brustkrebsrisiko steigern können, ließ sich insbesondere während und nach den Wechseljahren beobachten. Offenbar spielt hier eine unausgeglichene Stoffwechsellage, die auch ganz allgemein gesundheitsschädlich ist, eine Rolle.
  • häufiger Konsum von Alkohol: Das Risiko steigt mit der Menge. Schon ab 18 Gramm Alkohol täglich (das entspricht zum Beispiel einem Glas mit zirka 150 Milliliter Wein, Alkoholgehalt 13 Vol.-%) nimmt es deutlich zu. Daher: Nicht mehr als 10 Gramm Alkohol täglich zu sich nehmen.
  • Rauchen und Passivrauchen kann das Risiko für Brustkrebs erhöhen.

Risikofaktor Alter

Neben der genetischen Veranlagung ist das Alter der wichtigste Risikofaktor für Brustkrebs. Mit steigendem Alter nimmt das Brustkrebsrisiko zu. Zwischen 65 und 70 ist es am höchsten.

Risikofaktor Gutartige Veränderungen der Brustdrüse

Bestimmte Veränderungen der Brusdrüse gehen mit einem erhöhten Risiko für Brustkrebs einher. Das ist auch der Fall, wenn die Brustdrüse in der Mammographie besonders dicht ist.

Genetische Veranlagung

In etwa fünf bis zehn Prozent der Fälle liegt der Veranlagung zu Brustkrebs die Veränderung eines einzelnen Gens zugrunde (Brustkrebsgene oder Hochrisikogene). Sehr viel häufiger wirken jedoch verschiedene Faktoren, auch genetische, zusammen. In der Summe tragen sie dann dazu bei, dass sich grundlegende Änderungen ins Erbgut einer Zelle einschleichen und es zur Entartung des Brustgewebes kommt.

Wenn entsprechende genetische Veränderungen bei jemandem vorliegen, kommt es leichter dazu, dass Krebs entsteht. Anders gesagt: Die Betroffenen reagieren empfindlicher auf weitere Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, Übergewicht oder erhöhten Alkoholkonsum als Menschen mit "normaler" Genausstattung.

Brustkrebsgene - es gibt nicht nur BRCA1 und BRCA2

Mitte der Neunziger Jahre wurden zwei Brustkrebsgene, nämlich BRCA1 und BRCA2 entdeckt, die in erblich mit Brustkrebs belasteten Familien häufig verändert sind.

BRCA steht für "Breast Cancer", also Brustkrebs. Die verantwortlichen Genveränderungen werden über die Eizelle oder Samenzelle, also von Mutter und Vater, vererbt und finden sich in allen Körperzellen wieder. Wenn eine Frau ein solches verändertes Gen besitzt, hat sie ein hohes Risiko, im Verlauf ihres Lebens an Brustkrebs zu erkranken. Auch das Risiko, dass eine Brustkrebspatientin erneut an Brustkrebs erkrankt, ist dann erhöht, ebenso das Risiko für Eierstockkrebs. Es gibt zudem Hinweise, dass in Familien mit familiärem Brustkrebs auch einige andere Krebserkrankungen etwas häufiger auftreten.

Eine Veränderung der BRCA-Gene besteht aber nur bei etwa einem Viertel aller von genetisch bedingtem Brustkrebs Betroffenen. Bei anderen Betroffenen können andere Gene eine Rolle spielen.
Entdeckt wurde zum Beispiel inzwischen das Risiko-Gen RAD51C, manchmal auch als BRCA3 bezeichnet. Veränderungen dieses Gens können ebenfalls erblichen Brust- und Eierstockkrebs auslösen. Zwei weitere Risikogene sind PALB-2 und CHEK2. Insgesamt kennt man heute viele unterschiedliche Gene, deren Veränderungen sich auf das Brustkrebsrisiko auswirken.

Was tun bei Verdacht auf familiären Brustkrebs?

Frauen, in deren Familien Brustkrebs häufiger auftritt, sind zu Recht besorgt und möchten wissen, was sie vorbeugend tun können.

Wenn bei einer Frau der Verdacht auf eine erbliche Belastung besteht, kann sie sich an ein spezialisiertes humangenetisches Zentrum beziehungsweise an eines der universitären Zentren "Familiärer Brust- und Eierstockkrebs" wenden und einen genetische Untersuchung machen lassen. Sie kann sich auch von ihrem Gynäkologen oder ihrer Gynäkologin beraten lassen, welche Anlaufstelle geeignet ist.

Vor dem Test erfolgt an dem Zentrum immer erst eine Stammbaumanalyse sowie eine medizinische und psychologische Beratung. Danach besteht genügend Zeit, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen und die eigene Entscheidung für oder gegen den Test gut begründet zu treffen.

Wann ist eine genetische Untersuchung ratsam?

Vom Frauenarzt oder der Frauenärztin kann man sich dazu beraten lassen, bei welchen familiären Konstellationen eine genetische Untersuchung oder eine Beratung in einem entsprechenden Zentrum sinnvoll ist. Beispielsweise ist dies nach Einschätzung von Experten der Fall wenn in der Familie:

  • mindestens drei Frauen an Brustkrebs erkrankt sind
  • bei zwei Frauen Brustkrebs vorliegt oder lag, wobei eine davon bei Erkrankung jünger als 51 Jahre ist
  • zwei Frauen an Eierstockkrebs erkrankt sind
  • eine Frau an Brust- und eine an Eierstockkrebs leidet oder litt
  • eine Frau mit 35 Jahren oder jünger an Brustkrebs erkrankt ist
  • bei einer Frau unter 50 Jahren beidseitiger Brustkrebs festgestellt wurde
  • ein Mann an Brustkrebs und eine Frau an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankt ist

Was sagt die genetische Untersuchung aus?

Der Test kann bei gehäuftem Vorkommen von Brustkrebs in einer Familie Klarheit darüber schaffen, ob bei der getesteten Person eines der bekannten Risikogene für Brustkrebs verändert ist. Lässt sich zum Beispiel eines der Gene BRCA1 oder BRCA2 nachweisen, bedeutet das, dass die betroffene Frau ein erhöhtes Risiko hat, an Brust- und Eierstockkrebs zu erkranken. Im Vergleich zu Frauen ohne diese Gene, erkrankten Personen mit den Genen BRCA1 und BRCA2 auch 20 Jahre früher an Brustkrebs. Frauen mit einer entsprechenden genetischen Veranlagung werden individuell auf sie angepasste Früherkennungsuntersuchungen und -programme vorgeschlagen. Auch eine vorbeugende Entfernung der Brust und/oder der Eierstöcke kann erwogen werden. Bei einem entsprechenden Testergebnis beraten die Zentren dazu.

Früherkennungsprogramme für Frauen mit Brustkrebsgenen

Für Frauen mit einer BRCA1-/-2-Mutation gibt es ein von verschiedenen Krankenkassen und privaten Krankenversicherungen finanziertes, an die spezialisierten Zentren "Familiärer Brust- und Eierstockkrebs" gebundenes Programm zur intensivierten Früherkennung von Brustkrebs. Ein intensiviertes Früherkennungs-Programm kann übrigens auch ohne Genanalyse empfohlen werden, wenn die Stammbaumanalyse für eine Hochrisikosituation spricht.

Das sieht das Programm zur intensivierten Brustkrebsfrüherkennung bei nachgewiesener Hochrisiko-Mutation vor:

  • Ab dem 25. Lebensjahr beziehungsweise fünf Jahre vor dem jüngsten Erkrankungsalter in der Familie alle sechs Monate ärztliche Tastuntersuchungen und Sonografien sowie jährliche kontrastmittelverstärkte Magnetresonanztomografien der Brust.
  • Ab dem 40. Lebensjahr kommen alle ein bis zwei Jahre Mammografien hinzu.

Frauen ohne nachgewiesene BRCA-Mutation (siehe oben), die aufgrund anderer genetischer Konstellationen ein erhöhtes Lebenszeit-Brustkrebsrisiko (über 30 Prozent) haben, werden an ihr individuelles Risiko angepasste Früherkennungsmaßnahmen angeboten. Ab 50 Jahren stehen den Betroffenen dann die üblichen Früherkennungsmaßnahmen (das "Screening") zur Verfügung.

Vorbeugende Operationen bei einer BRCA-Mutation

Bei einem positiven BRCA-Test kommen vorbeugende Operationen in Betracht. Damit lässt sich das Krebsrisiko nachhaltig senken.

Eine vorbeugende Entfernung der Eierstöcke und Eileiter empfehlen Ärztinnen und Ärzte gesunden BRCA-1Mutationsträgerinnen um das 35ste, BRCA-2-Mutationsträgerinnen um das 40. Lebensjahr beziehungsweise nach abgeschlossener Familienplanung – zusätzlich zur intensivierten Früherkennung. Jedenfalls sollte die vorbeugende Entfernung fünf Jahre früher erfolgen als das jüngste Familienmitglied erkrankte. Die Maßnahme bringt einen doppelten Nutzen mit sich: Das Risiko für Eierstockkrebs sinkt ebenso wie das Risiko an dieser Krankheit zu versterben. Gegen vorzeitig einsetzende Wechseljahresbeschwerden als Folge des Eingriffs kann bis zum Alter von ungefähr 50 Jahren eine niedrig dosierte Hormonersatztherapie angewandt werden.

Eine beidseitige Entfernung der Brustdrüse kann das Risiko für Brustkrebs bis auf ein sehr geringes Restrisiko senken. Die Brust kann nach der Operation wieder neu aufgebaut werden. Es existieren verschiedene Verfahren mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen.

Dass insbesondere die Brustamputation – trotz der Option des Brustwiederaufbaus – als entstellend wahrgenommen werden kann und daher bei einigen Frauen auf Ablehnung stößt, überrascht nicht. Es gibt aber Frauen, die bei einer Brustkrebs-Hochrisikosituation auf größtmögliche Sicherheit setzen möchten und die Belastungen auf sich nehmen.

Die Entscheidung über den eigenen Weg wird keiner Betroffenen leicht fallen. Sie kann auch hier auf kompetente medizinische und psychologische Beratung in dem ihr bereits bekannten Zentrum für "Familiären Brust- und Eierstockkrebs" zurückgreifen.


Quellen:

Thema Brustkrebs