Stimmungsschwankungen, Brustspannen, Zwischenblutungen, krampfartige Unterleibsschmerzen. Jede dritte Frau klagt über Regelbeschwerden. "Viele möchten jedoch keine chemische Keule dagegen einsetzen. Sie kommen zu uns mit dem Wunsch nach einem natürlichen Mittel", sagt Iris Hundertmark, Apothekerin aus Weilheim.

Besonders wichtig sei es dann, der Ursache für die Beschwerden auf die Spur zu kommen. "Wir gehen beim Beratungsgespräch sensibel und empathisch vor, denn es ist ein sehr intimes Thema."

Hilfe gegen Menstruationsbeschwerden

Ein pflanzliches Wundermittel für eine problemfreie Menstruation gibt es nicht. Die traditionelle Volksmedizin empfiehlt den zartgelb blühenden Frauenmantel als Teeaufguss.

"In der Gynäkologie wurde er lange Zeit als krampflösendes und harntreibendes Mittel eingesetzt", sagt Dr. Ansgar Römer, niedergelassener Frauenarzt in Mannheim und Sektionsleiter der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Doch die Studienlage für Frauenmantel-Präparate sei schwach.

Pflanzliche Hormonsteuerung mit Mönchspfeffer

Anders sieht es mit dem Mönchspfeffer aus. Im Mittelalter war der Strauch auch als Keuschlamm bekannt. Er könne die Lust auf Sex bremsen, so die Gerüchte. Das machte das Kraut bei den enthaltsam lebenden Mönchen so beliebt.

Was Gelehrte damals schon erahnten, ist inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen: "Mönchspfeffer kann in den hormonellen Regulationsmechanismus eingreifen. Eine Wirkung auf die Hypophyse und den Hormonhaushalt ist durch Studien belegt", erklärt Gynäkologe Römer.

Je nach Dosis verändern die Inhaltsstoffe der Pflanze die Produktion von Prolaktin und Östrogen. Das natürliche Mittel wird deshalb nicht nur bei Regelbeschwerden eingesetzt, sondern auch wenn ein Kinderwunsch ­­besteht, der Zyklus der Frau aber sehr unregelmäßig verläuft.

Ursachen abklären

Allerdings brauchen Phytopharmaka ihre Zeit, bis sich Effekte zeigen. Auch die Dosis hat Auswirkungen. "Je nach Intensität und Dauer der Beschwerden kann eine Besserung erst nach mehreren Zyklen zu spüren sein", erklärt Mediziner Römer.

Tritt aber langfristig keine positive Veränderung ein, muss die Ursache erneut abgeklärt werden. Generell sollte man bei plötzlich auftauchenden oder starken Beschwer­den immer einen Gynäkologen zurate ziehen.

"Hinter starken Regelschmerzen können sich auch Erkrankungen wie eine Endo­metriose verbergen", erklärt Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. "Sie muss frühzeitig und angemessen behandelt werden, weil sie sonst zu Unfruchtbarkeit führen kann."

Kapuzinerkresse als Helfer bei Blasenentzündungen

Wegen ihrer kürzeren Harnröhre sind Frauen anfälliger für Reizungen und Infekte des Harnwegstrakts als Männer. Bakterien steigen schneller in die Blase hoch und heften sich an die Schleimhautwand. Unterleibsschmerzen, Brennen beim Wasserlassen und häufiger Harndrang sind dann die klassischen Symptome.

"Bei leichten Entzündungen der Blase und Harnröhre werden häufig Antibiotika verschrieben, aber das ist nicht in jedem Fall nötig", ist Pharmazeutin Hundertmark überzeugt.

"Eine gesunde Patientin, die kein Fieber hat und kein Blut im Urin, kann auf Empfehlung des Arztes mit einem pflanzlichen Mittel einen unkomplizierten Infekt therapieren." Die Apothekerin empfiehlt Präparate mit Extrakten aus Kapuziner­kresse und Meerrettichwurzel; sie lindern jedoch nicht die Schmerzen.

Segensreiche Senföle

Diese Arzneimittel enthalten Senföle, die mit ­bestimmten Enzymen in Bakterien und Pilzen reagieren und so den Stoffwechsel der Mikro­­organismen stören. Die Kombination mit Meerrettich verstärkt den antibakteriellen Effekt.

Der Vorteil gegenüber Antibiotika: Die Extrakte sind besser verträglich, weil sie die Darmflora nicht angreifen – und somit auch das Immunsystem nicht schwächen. Das senkt zugleich die Rückfallquote. "Deshalb wurde der Einsatz in die aktuelle Leitlinie bei der Behandlung von leichten Blasenentzündungen aufgenommen", erklärt Gynäkologe Römer.

Spezialfall Schwangerschaft

Doch gehen die Beschwerden nach mehreren Tagen nicht eindeutig zurück, führt kein Weg an der Arztpraxis vorbei. Heikel wird es in der Schwangerschaft. "In dieser Zeit erhöhen Blasen­entzündungen das Risiko für Fehl- oder Früh­geburten. Sie müssen mit einem Antibiotikum behandelt werden, das in der Schwangerschaft erlaubt ist", sagt Albring.

Der Mediziner rät zudem davon ab, pflanz­liche Mittel präventiv einzunehmen.

Traubensilberkerze in den Wechseljahren

Wenn sich im Klimak­te­rium Progesteron- und Östrogenspiegel verändern, spüren das viele Frauen an Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, Stimmungsschwankungen oder Schlafproblemen.

"Wechseljahresbeschwerden sind ein sehr beratungsintensives Thema", berichtet Apothekerin Hundertmark. "Wir empfehlen Kundinnen häufig zunächst einen Arztbesuch." Viele der typischen Symptome zeigten sich nämlich auch bei Diabetes oder Schilddrüsen-Erkrankungen.

Stehen die Wechseljahre als Ursache fest, empfiehlt Hundertmark meist einen Extrakt aus der Traubensilberkerze. "Aber wir raten dazu, mit der Einnahme nach zehn Monaten zu pausieren, da die Wirkstoffe die Leber belasten."

Die Pflanze ähnelt mit ihren langen silbrigen Blütenstielen ­einer Kerze. Bereits die Ureinwohner Nordamerikas nutzten sie zur Erleichterung der Geburt. "Der Extrakt wirkt ähnlich wie Östrogen, ist aber kein Hormon", sagt Römer. Doch die Studienlage deute eher auf eine etwas geringere Wirkung hin.

Alternative aus Sibirien

Der Gynäkologe verweist auf eine Alternative: "In den vergangenen zehn Jahren ist der Sibirische Rhabarber in den Fokus gerückt. Dazu gibt es inzwischen ebenfalls gute Nachweise." Eine Studie der Uni Dresden beispielsweise zeigt, dass der aus den Wurzeln gewonnene Stoff Rhaponticin den Teil der Östrogenrezeptoren beeinflusst, der sich auf Wärmeregulation, Knochenstoffwechsel und die Vaginalschleimhaut auswirkt.

Frauenarzt Albring nennt noch ein anderes altbewährtes Heilkraut: "Salbei kann ebenfalls Hitzewallungen lindern." Die Inhaltsstoffe finden sich nicht ohne Grund in Deodorants wieder.

Vielen Patientinnen helfen bereits kleine Umstellungen im Alltag. Wer etwa scharf isst und Ingwertee trinkt, kann Hitzewallungen verstärken.

Phytoöstrogene: Ersatz für eine Hormontherapie?

  • Phytoöstrogene finden sich etwa im Roten Klee oder in der Sojawurzel. Sie erhöhen nicht direkt den Östrogenspiegel, sondern verändern leicht die Empfindlichkeit von Rezeptoren gegenüber dem Hormon. In der Wirkung sind sie nicht vergleichbar mit einer individuell abgestimmten Hormonersatztherapie.
  • Eine Selbstmedikation sollte nie ohne ärztlichen Rat erfolgen. Gerade Brustkrebspatientinnen, die über mehrere Jahre ein Antihormon einnehmen müssen, sollten unbedingt Rücksprache mit dem Arzt nehmen.
  • Es gibt noch keinen Nachweis, ob sich die in Sojabohnen oder Rotem Klee enthaltenen Substanzen negativ auf hormonabhängige ­­Brustkarzinome auswirken. Experten raten, nicht mehr als 100 Milligramm dieser Isoflavone täglich zu sich zu nehmen – das entspricht etwas mehr als einem halben Liter Sojamilch.

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