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Appendektomie – Kurz erklärt

  • Die Blinddarmoperation ist meist eine Notfall-Operation, also ein nicht geplanter Eingriff bei akuter Entzündung.
  • Bei der Operation wird der Wurmfortsatz komplett entfernt. Dieser hängt am eigentlichen Blinddarm.
  • Es gibt zwei Operationsmethoden: die „offene“ und die minimal-invasive (Schlüsselloch)- Technik.
  • Der Eingriff dauert im Schnitt eine Stunde.
  • Die Appendektomie ist ein häufiger Eingriff; pro Jahr werden 120.000 Wurmfortsätze in Deutschland entfernt.
Häufig fester Bestandteil der Untersuchung: der Ultraschall

Häufig fester Bestandteil der Untersuchung: der Ultraschall

In der Umgangssprache heißt die Appendizitis fälschlicherweise "Blinddarmentzündung", obwohl eigentlich nur der Wurmfortsatz entzündet ist, "Wurmfortsatzentzündung" wäre eigentlich richtiger. Am häufigsten ist diese Entzündung bei Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen bis 30 Jahre.

Wann und warum wird operiert?

In den meisten Fällen ist eine Blinddarmoperation vorher nicht geplant. Akute Bauchschmerzen führen die Betroffenen häufig direkt in die Notaufnahme. In der Klinik folgen zügig Untersuchungen, die bei der Diagnose helfen. Sie liefern auch Hinweise auf den Schweregrad der Entzündung. Üblicherweise gehören hierzu:

  • ein ausführliches Gespräch über Beginn und Verlauf der Beschwerden (Anamnese)
  • ein Abtasten des Bauches (körperliche Untersuchung)
  • Blut- und Urinuntersuchung
  • Messen der Körpertemperatur
  • Ultraschalluntersuchung

In seltenen unklaren Fällen bringt eine CT-Untersuchung Klarheit.

Wenn alles für eine akute Entzündung spricht, sollte es schnell gehen. Eine Operation ist dann innerhalb weniger Stunden nötig, bei einem Blinddarmdurchbruch sofort. Denn je entzündeter der Bauchraum ist, desto eher kommt es zu Problemen. Nach einem Durchbruch des Wurmfortsatzes (Perforation) steigt das Risiko für Komplikationen deutlich an.

Bei chronischen, immer wiederkehrenden Schmerzen im rechten Unterbauch sollten zunächst andere Ursachen wie Blasenentzündung und Eileiterentzündung ausgeschlossen sein. Dann kann eine geplante Appendektomie eventuell helfen. Selten erfolgt die Operation aufgrund von gutartigen oder bösartigen Tumoren im Wurmfortsatz. Diese Tumoren wachsen oft versteckt und verursachen lange Zeit keine Beschwerden. Mitunter werden sie im Rahmen einer Bauchspiegelung zufällig entdeckt.

Gibt es Alternativen zur Operation?

Bei Verdacht auf eine Appendizitis gilt die Operation als die beste Behandlung. Die sogenannte konservative Therapie, mit Antibiotikagabe und Abwarten, ob die Entzündung zurückgeht, ist bis heute in deutschen Kliniken eine Ausnahme. In der Regel wird nur dann nicht sofort operiert, wenn aufgrund von begleitenden Erkrankungen ein stark erhöhtes Operationsrisiko besteht, oder eindeutig eine unkomplizierte Entzündungsform im frühen Stadium vorliegt. Wenn sich aber nach spätestens 24 bis 48 Stunden die Symptome nicht deutlich bessern, muss trotzdem operiert werden.

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Vorbereitung zur Appendektomie

Da eine Blinddarmentzündung ohne Vorwarnung auftritt, kann man sich auch kaum auf eine Blinddarmentfernung vorbereiten. Die übliche Regel, dass man vor einer Operation nichts gegessen haben darf, gilt nur bedingt. Im dringenden Notfall wird trotzdem operiert, unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen. Sobald man aber im Krankenhaus bleiben muss und eine Operation zur Diskussion steht, sollte man nichts mehr essen oder trinken, es sei denn, es ist ausdrücklich erlaubt.

Auch Medikamente zur Blutverdünnung, wie ASS oder Clopidogrel sind kein Hindernis für eine Notfall-Operation. Bei der Aufnahme auf die Station erklärt die Ärztin oder der Arzt das weitere Vorgehen. Im Gespräch sollten alle wichtigen Erkrankungen, Medikamente, die regelmäßig eingenommen werden und Allergien zu Sprache kommen.

Eine Blinddarmoperation erfolgt immer unter Vollnarkose, meistens auch mit künstlicher Beatmung über einen Schlauch (Intubation). Auch wenn es schnell gehen muss, wird die Operation vorher kurz erklärt. Im Aufklärungsgespräch sollten alle wichtigen Fragen geklärt werden. Außerdem erläutert eine Anästhesistin oder ein Anästhesist die Narkose. Sowohl zur Operation als auch zur Narkose muss man schriftlich einwilligen. Nur für den Fall, dass die Betroffenen nicht mehr ansprechbar sind, wird auf diese Aufklärungen verzichtet.

Bei einer akuten Blinddarmentzündung die Therapie der ersten Wahl: die OP

Bei einer akuten Blinddarmentzündung die Therapie der ersten Wahl: die OP

So läuft die Blinddarmoperation ab

Eine Appendektomie kann entweder als offene Operation über einen Bauchschnitt oder per Bauchspiegelung, also als minimal invasive Operation mit einem sogenannten Laparoskop erfolgen. Für diese Operationstechnik hat sich der Begriff „Schlüsselloch-Chirurgie“ etabliert, da Kamera und Instrumente über nur wenige Millimeter lange Schnitte in die Bauchhöhle eingeführt werden. Für die meisten Situationen sind beide Verfahren gleich gut geeignet, das heißt, es gibt kaum relevante Unterschiede im Risiko und dem Ergebnis der Operation. Vorteil einer laparoskopischen Operation ist, dass bei diesem Verfahren der gesamte Bauchraum beurteilt werden kann, zum Beispiel auch die inneren Geschlechtsorgane bei der Frau.

Hilfreich ist das vor allem dann, wenn sich in der Operation zeigt, dass der Blinddarm doch nicht die Ursache der Beschwerden war. Daneben ist auch das kosmetische Operationsergebnis oft besser, weil kleinere Narben entstehen. Außerdem entzünden sich die kurzen Schnitte sehr viel seltener und die Operierten sind nach dem Eingriff schneller wieder fit. Inzwischen bevorzugen viele Ärztinnen und Ärzte die minimalinvasive Technik für eine Appendektomie in allen Altersgruppen.

Offene Technik

Die offene Blinddarmoperation wird auch konventionelle Methode, oder Wechselschnitt genannt. Hierbei wird ein schräger, etwa sechs Zentimeter langer Schnitt im rechten Unterbauch gemacht. Durch die unterschiedlich schräg verlaufenden Bauchmuskeln wechselt die Chirurgin oder der Chirurg mehrmals die Schnittrichtung, um in die Bauchhöhle zu gelangen – daher hat diese Methode ihren Namen.

Im Bauch wird der entzündete Wurmfortsatz gesucht. Das kann schwierig sein, wenn dieser durch die Entzündung mit seiner Umgebung verklebt ist oder hinter dem Blinddarm versteckt liegt. Durch vorsichtiges Lösen des Gewebes lässt er sich meist finden. Dann trennt man den Appendix an seiner Verbindung zum Blinddarm ab und verschließt die Öffnung am Blinddarm mit einer speziellen Naht. Diese zieht die Öffnung wie einen Beutel zu (Tabaksbeutelnaht). Der Schnitt in der Bauchwand wird Schicht für Schicht vernäht, in der Regel mit einem selbstauflösenden Faden. Auch die Fäden in der Haut lösen sich nach wenigen Wochen meistens von alleine auf.

Schlüsselloch-Technik

Die Schlüsselloch-Operation wird auch minimalinvasive Methode oder Bauchspiegelung genannt. Sie beginnt mit einem sehr kleinen Schnitt am Nabel, durch den über eine sogenannte Führungshülse (Trokar) ein Laparoskop mit kleiner Kamera und Lichtquelle in die Bauchhöhle eingeführt wird. Um die Bauchwand vom Darm von zu lösen, wird gleichzeitig Kohlendioxid-Gas in den Bauchraum geblasen. Über zwei weitere kleine Schnitte im Unterbauch können die notwendigen Instrumente für die Operation in den Unterbauch eingeführt werden. Mit einem Klammernahtgerät, zwei selbstknotenden Schlingen oder einem speziellen Clip trennt die Chirurgin oder der Chirurg den Wurmfortsatz an seiner Verbindung zum Blinddarm ab und entfernt ihn über eine Führungshülse, manchmal mit Hilfe eines kleinen Beutels. Die Luft wird wieder aus dem Bauchraum gelassen, die drei Schnitte werden von innen nach außen vernäht. Auch hier kommen im Normalfall selbstauflösende Fäden zum Einsatz.

Bei technischen Schwierigkeiten oder starken Verwachsungen muss manchmal von einer laparoskopischen Operation zu einer offenen Operation gewechselt werden.

Blinddarmdurchbruch und Abszess

Von einer Perforation sprechen Ärztinnen und Ärzte wenn der Wurmfortsatz aufgrund der Entzündung bereits durchgebrochen ist. In diesem Fall muss während der Operation der Bauchraum ausgespült werden, um Stuhl, Eiter und Bakterien, die aus dem Darm in die Bauchhöhle gelangt sind zu entfernen. Häufig legt das  Operationsteam dann Schläuche für den Ablauf des Wundwassers (Drainagen) ein, über die Entzündungsflüssigkeit auch nach der Operation aus dem Körper abfließen kann.

Hat sich bereits eine Eiteransammlung gebildet (Abszess), zeigt sich das oft vor der Operation in der Ultraschall- oder CT-Untersuchung. Dann werden eher eine Drainage eingelgt, Antibiotika gegeben und abgewartet. Häufig ist der Wurmfortsatz nämlich so zerfallen, dass er in einer Operation gar nicht mehr zu erkennen wäre. Ist der Abszess abgeheilt, lässt man einige Wochen vergehen, dann kann der Rest des Wurmfortsatzes endgültig in einer geplanten Operation entfernt werden.

Risiken und Komplikationen bei einer Blinddarmentfernung

Das Operationsrisiko bei einer Blinddarmentfernung ist insgesamt gering. Wie bei jeder Operation im Bauchraum sind grundsätzlich zu Verletzungen von Darmabschnitten oder anderen Organen möglich. Auch Nachblutungen im Bauchinneren oder an den oberflächlichen Wunden kommen vor. Diese Komplikationen treten glücklicherweise aber nur sehr selten auf.

Häufiger sind nach der Operation auftretende Infektionen an den Hautwunden oder Abszesse im Bereich des entfernten Wurmfortsatzes. Eine sehr ernste Komplikation ist es, wenn die Naht an der Stelle, an der der Wurmfortsatz vom Blinddarm abgetrennt wurde, wieder aufgeht, also eine Nahtinsuffizienz besteht: Dadurch kann sich Darminhalt in den Bauchraum entleeren und zu einer Bauchfellentzündung (Peritonitis) führen. Dann ist sofort eine erneute Operation und Spülung des Bauchraumes notwendig.

Bekomme ich Antibiotika?

Ist der Wurmfortsatz entzündet und die Entscheidung zur Operation gefallen, werden in der Regel zwei Antibiotika über die Vene noch vor Beginn der Operation gegeben. So können diese Medikamente bereits an der entzündeten Stelle wirken, bevor der Eingriff beginnt. Studien haben gezeigt, dass es so zu weniger Infektionen der Haut oder des Bauchraumes kommt. Wenn die Entzündung sich im Bauchraum bereits ausgebreitet hat, kann es sein, dass diese Antibiotikatherapie noch für ein paar Tage nach der Operation fortgeführt wird. Bei einer nicht so starken Entzündung bleibt es bei der einmaligen Gabe.

Besteht ein Abszess und wird eine Drainage eingelegt, so passiert das meistens auch unter dem Schutz von Antibiotika, damit die Entzündung nicht in andere Bereiche verschleppt wird.

Auch bei der konservativen Therapie der Blinddarmentzündung, dem Abwarten, ob sich diese zurückbildet, bekommt man Antibiotika.

Die ersten Schritte nach der Operation sollte man immer in Begleitung machen

Die ersten Schritte nach der Operation sollte man immer in Begleitung machen

Kann ich mich nach der Operation normal bewegen?

Nach der Operation kann man noch sehr müde und geschwächt sein. Vielen Menschen fällt aber gleich auf, dass die starken Schmerzen im Bauch verschwunden sind. Gegen schmerzende Narben helfen in den Tagen unmittelbar nach der Operation Schmerzmittel. Frisch Operierte dürfen aufstehen, sobald der Kreislauf kräftig genug ist und ihnen nicht schwindelig wird. Die ersten Schritte, auch wenn sie nur bis zu Toilette gehen, sollte man nie alleine machen, sondern sich immer von einer Pflegekraft begleiten lassen. Ein Kreislaufeinbruch kann schnell gehen und zur Ohnmacht führen.

Fühlt man sich schon gut und ist der Kreislauf stabil genug, spricht in den ersten Tagen nichts gegen gemütliche Spaziergänge über den Stationsflur. Man sollte sich aber begleiten lassen, falls es doch ein Problem gibt.

Essen nach der Operation

Von einer unkomplizierten Blinddarmoperation erholen sich die Betroffenen meist sehr schnell. Üblicherweise können sie bereits am ersten Tag nach der Operation wieder Tee und Suppe zu sich nehmen, ab dem zweiten Tag gibt es bereits leichte Kost. Je nachdem, wie schwer die Blinddarmentzündung war dauert der Krankenhausaufenthalt nach der Operation zwischen drei und fünf Tagen.

Wann darf ich Sport machen?

Für Bewegung und Belastung nach einer Operation gilt: so viel, wie sich gut anfühlt, ist erlaubt. Drehbewegungen im Rumpf tun häufig noch einen Weile weh, ebenso sollten frisch Operierte starke, ruckartige Belastungen der Bauchmuskeln vermeiden – wie zum Beispiel bei Sit ups. Ansonsten hilft es, auf die Signale des Körpers zu achten, da die individuelle Erholung sehr unterschiedlich ausfallen kann. Wenn der Bettnachbar nach drei Tagen schon wieder Walzer tanzen kann, heißt das nicht, dass dies dem eigenen Körper auch guttun würde.

Bevor man den Sprung ins Wasser wagt sollten alle Wunden sauber verheilt sein

Bevor man den Sprung ins Wasser wagt sollten alle Wunden sauber verheilt sein

Wann darf ich duschen, schwimmen oder in die Sauna?

24 Stunden nach der Operation dürfen die Pflaster entfernt werden und es kann geduscht werden, es sei denn, es ist ausdrücklich anders verordnet. Die Hautwunden heilen meist besser, wenn sie sauber und trocken gehalten werden – wenn also geduscht wird und danach genügend Luft an die Haut kommt. Bei leichtem Nässen – was vorkommen kann – hilft ein Wundpflaster die Kleidung sauber zu halten. Sollte man einige Tage nach der Operation Hautrötungen und Schwellungen entdecken, die schmerzen, so ist eine ärztliche Beratung sinnvoll. Eine Wundinfektion kann sich so äußern.

Alles, was das Narbengewebe aufweicht, zum Beispiel Schwimmen, Baden und Saunieren sollte verschoben werden, bis der Schorf auf den Narben abgefallen ist und die Wunden so sicher verschlossen sind.

Quellen:
1. Schwarz NT, Allgemein- und Viszeralchirurgie, 8. Auflage, Thieme Verlag 2018

2. Schumpelick V, Kasperk R, Stumpf M, Operationsatlas Chirurgie, Stuttgart, Thieme Verlag 2013

3. Douglas Smink MD, David I Soybel MD, Management of acute appendicitis in adults, UpToDate September 2019

4. David E Wesson MD, Mary L Brandt MD, Acute appendicitis in children: Management, UpToDate September 2019

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.