Arthroskopie: Spiegelung des Gelenks

Arthroskopie (Gelenkspiegelung) des Kniegelenks
© F1online/© Javier Larrea
Vorbereitungen
Mindestens einen Tag vor der Operation muss der Arzt das Aufklärungsgespräch führen, es sei denn, es liegt ein Notfall vor. Am Tag der Arthroskopie erscheint man nüchtern, das bedeutet in der Regel:
- mindestens sechs Stunden vor der OP nichts essen
- mindestens zwei Stunden vorher keine klaren Flüssigkeiten mehr trinken (Milch und ähnliches zählt zu fester Nahrung aufgrund des erhöhten Fettanteils)
- vier Stunden vor dem Eingriff nicht mehr rauchen.
Wichtig ist, dass keine Schürfwunden im Bereich des betroffenen Gelenks vorhanden sind. Wer vorab Zeichen eines Infekts wie beispielsweise eine Erkältung feststellt, sollte unbedingt den Arzt informieren. Auch wenn nach der Operation Gehhilfen benötigt werden, sollten diese gleich mitgebracht werden. Erfolgt die Arthroskopie ambulant, sollte eine Begleitung auf dem Weg und auch daheim anwesend sein. Oft ist man noch körperlich eingeschränkt und benötigt daher Unterstützung.
Ablauf der OP
Die Spiegelung eines Gelenkes erfolgt in den meisten Fällen ambulant in einem Krankenhaus. Schwerwiegende Erkrankungen oder eine fehlende häusliche Betreuung können es aber nötig machen, dass man einige Nächte im Krankenhaus verbringt. Zur Schmerzstillung setzt der Arzt entweder eine Vollnarkose oder eine örtliche Betäubung ein.
Manchmal ist es nötig, bei einer Blutung im Gelenk die Blutzufuhr mit einer Manschette oberhalb des Gelenks zu unterbinden. Üblicherweise legt der Arzt die Manschette vorher an, pumpt sie aber nur auf, wenn tatsächlich eine Blutung die Sicht während der Arthroskopie behindert.
Dann erfolgt der Eingriff: Zuerst eröffnet der Arzt das Gelenk durch einen ungefähr fünf Millimeter langen Hautschnitt, eine sogenannte Stichinzision. Als nächstes füllt er die Gelenkhöhle mit einer sterilen Flüssigkeit oder Kohlendioxid-Gas und führt das Endoskop ein. Das Endoskop enthält eine Miniaturkamera, die in Echtzeit die Bilder aus dem Inneren des Gelenks auf einen Bildschirm überträgt. Damit kann der Arzt die Gelenkstrukturen wie Knorpel, Meniskus und Bänder beurteilen. Stößt er auf einen behandlungsbedürftigen Befund, kann er mit der Kamera die nötigen Behandlungsschritte überwachen. Für die Behandlung führt er über weitere kleine Schnitte die nötigen Werkzeuge wie Schere, Messer, Haken und Fräsen in die Gelenkhöhle ein.
Zuweilen legt der Arzt abschließend eine Drainage ein. Das ist ein dünner, weicher Kunststoffschlauch, der Flüssigkeit aus dem Gelenk nach außen leitet, um Gelenkergüsse nach dem Eingriff zu vermindern.
Gegen die Bildung von Blutgerinnseln spritzt der Arzt außerdem gerinnungshemmende Medikamente (Heparin).

Schlüsselloch-Operation am Knie: die nur milimeter langen Schnitte sitzen links und rechts neben der Sehne, welche von der Kniescheibe zum Schienbein führt
© W&B/Szczesny
Nach dem Eingriff
Um die Schmerzen nach der Operation zu minimieren, eignen sich direkt nach dem Eingriff folgende Maßnahmen:
- Kühlen
- Schonen
- Hochlagern des betroffenen Gelenks
Standardmäßig verordnen Ärzte nach der Operation Schmerzmittel, welche zugleich eine abschwellende Wirkung haben – wie zum Beispiel Ibuprofen. Reichen diese nicht aus, kann die Therapie durch weitere Schmerzmittel ergänzt werden. Je nach Eingriff wird eventuell auch schon vor der Narkose ein Schmerzkatheter gelegt, oder der Operateur gibt am Ende der OP ein schmerzstillendes Mittel direkt in das Gelenk. Somit kommt es nicht zu Schonhaltungen und auch die häufig im Anschluss folgende Physiotherapie kann gut durchgeführt werden. Dies ist nötig, damit das Gelenk so bald wie möglich wieder beschwerdefrei funktioniert. Vor allem beim Knie- und Schultergelenk ist die Stärkung der Muskulatur unter professioneller Anleitung wichtig, weil sie maßgeblich das Gelenk stabilisiert. Wenn das Knie- oder Sprunggelenk operiert werden, kann vorübergehend der Einsatz von Gehstützen sinnvoll sein.
Üblicherweise führt der Operateur am ersten und am dritten Tag eine Nachkontrolle des operierten Gelenks durch.
Einsatzgebiete
Typische Eingriffe am Knie sind:
- der Ersatz eines Kreuzbandes (Kreuzbandplastik)
- das Wiederbefestigen oder Abtragen eines verletzten Meniskusanteils (Meniskusrefixation oder -teilresektion)
- Wiederbefestigen von losgelösten Knorpelstücken
- Gewebeprobenentnahme von Gelenkschleimhaut bei Verdacht auf rheumatische Erkrankungen
- Versorgung von schwierigen Knieverletzungen mit Knochenbruch unterstützt durch eine Gelenkspiegelung
Seit 2016 zahlt die gesetzliche Krankenversicherung keine Arthroskopie des Kniegelenks mehr, wenn bei Kniegelenkverschleiß (Gonarthrose) eine Spülung durchgeführt, Gelenkschleimhaut (Synovialis) abgetragen oder der Knorpel geglättet wird. Laut dem gemeinsamen Bundesausschuss zeigten entsprechende Studien keinen Vorteil für Patienten, welche sich wegen Gonarthrose entsprechend operieren ließen.
In der Schulter kann der Arzt mit der Arthroskopie das sogenannte Impingementsyndrom behandeln, bei dem durch Gelenkverschleiß eine Muskelsehne immer stärker eingeklemmt wird. Auch bei einer verletzten Sehnenmanschette (Rotatorenmanschettenruptur) der Schulter oder ihrer Verkalkung kann die Operation heutzutage per Gelenkspiegelung erfolgen.
Im oberen Sprunggelenk können Ärzte mit dem Arthroskop die entzündete Gelenkinnenhaut und beschädigte Knorpelteile abtragen. Auch hier können freie Gelenkkörper oder überschüssige Knochenanbauten, die zu Bewegungseinschränkungen führen (soccer´s ankle) entfernt werden.
Das Handgelenk arthroskopieren Ärzte beispielsweise, um eine gutartige Geschwulstbildung der Sehnenscheide abzutragen, ein sogenanntes Ganglion, oder den Knorpel zu glätten.
Rein diagnostischen Arthroskopien werden heute nicht mehr durchgeführt. Das liegt an der großen Verbreitung und Weiterentwicklung der Kernspintomografie (MRT). Die Magnetresonanztomografie kann allein durch Magnetfelder die Strukturen der Gelenke in Schichtbildern darstellen. Erhöht wird die Aussagekraft der MRT noch zusätzlich durch Kontrastmittel.
Vorteile der Arthroskopie
Im Vergleich zu einer offenen Gelenkoperation entstehen bei einer Arthroskopie meist weniger Schmerzen. Die Wunden auf Hautniveau sind deutlich kleiner und damit weniger anfällig für Infektionen und Wundheilungsstörungen. Außerdem verläuft die Heilung allgemein in der Regel schneller, das Gelenk ist früher wieder beweglich und belastbar. Ob eine Arthroskopie in Frage kommt oder eine offene Operation nötig ist, hängt von mehreren Faktoren ab und entscheidet der Arzt individuell.
Risiken
Insgesamt sind Arthroskopien sehr risikoarme Eingriffe. Selten verursacht die Arthroskopie eine Infektion des Gelenks. Etwas häufiger sind eine verzögerte Heilung der Einstichstellen, Blutungen und verbleibende Gelenkergüsse. Letztere treten vor allem dann auf, wenn keine Drainage eingelegt wurde. Außerdem ergibt sich direkt nach einer Kniegelenks-Arthroskopie ein etwas erhöhtes Risiko für Gerinnungsstörungen wie eine Venenthrombose und eine Lungenembolie. Diesen lässt sich mit einer sogenannten Thromboseprophylaxe in Form von Heparinspritzen und oder Thrombosestrümpfen vorgebeugen. In welchem Ausmaß sie zum Einsatz kommen entscheidet der Operateur.

Professor Martin Engelhardt
© W&B/ Perkovic
Beratender Experte: Professor Dr. Martin Engelhardt, Facharzt für Orthopädie, ist Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie am Klinikum Osnabrück. Er war viele Jahre Präsident der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) und leitender Orthopäde der Deutschen Olympia-Mannschaft. In jüngeren Jahren war Engelhardt selbst aktiver Leistungssportler im Schwimmen und im Triathlon.
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.