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Kurz zusammengefasst

Ein Bänderriss im Knie tritt oft bei Sportunfällen auf und äußert sich durch plötzliche Schmerzen. Eine Schwellung und Instabilität des Gelenks können noch dazu kommen. Reißen können das vordere und das hintere Kreuzband sowie das Außen- und das Innenband. Verletzungen des vorderen Kreuzbandes gehören mit ungefähr 80.000 Fällen pro Jahr zu den häufigsten Sportverletzungen in Deutschland. Je nach Schwere der Verletzung und Beanspruchung des Knies im Alltag, wird konservativ oder operativ behandelt.

Was ist ein Bänderriss im Knie?

Das Kniegelenk ist eines der komplexesten Gelenke des menschlichen Körpers. Es besteht aus dem Oberschenkelknochen (Femur), dem Schienbein (Tibia) und der Kniescheibe (Patella). Die Stabilität des Gelenks wird durch verschiedene Bänder gewährleistet. Dazu gehören das Außenband, das Innenband sowie das vordere und hintere Kreuzband. Diese Bänder sorgen gemeinsam mit der Gelenkkapsel und den Menisken und der Muskulatur rund um das Kniegelenk für die nötige Stabilität bei gleichzeitiger Beweglichkeit des Knies.

So verlaufen die Bänder im Knie des rechten Beins.

So verlaufen die Bänder im Knie des rechten Beins.

Ein Bänderriss entsteht, wenn die Belastung auf ein Band die Elastizitätsgrenze überschreitet. Häufig geschieht dies bei plötzlichen Richtungswechseln während sportlicher Aktivitäten oder bei Stürzen. Auch eine Überdehnung des Knies oder eine direkte Gewalteinwirkung kann zu einem Bänderriss führen. Ein besonders hohes Risiko dafür besteht bei Sportarten wie Fußball oder Skifahren, da diese unnatürliche Bewegungen und Fixierungen des Kniegelenks begünstigen.

Frauen sind bezüglich vorderer Kreuzbandrisse (Kreuzbandrupturen) gefährdeter als Männer. Das liegt an Unterschieden zwischen Männern und Frauen in der Anatomie. Das Becken der Frau im Gesamten ist breiter, die Beckenschaufeln sind breiter und weniger steil gestellt und das Becken weist eine stärkere Kippung nach vorn auf.

Als Folge ergeben sich eine physiologische X-Bein-Stellung sowie andere Kräfteverhältnisse im Knie und Sprunggelenk. Möglich sind auch noch hormonelle Faktoren. Östrogen kann etwa die Bänder lockern. Weiterhin gibt es muskuläre Unterschiede. Deshalb haben Frauen ein zwei bis vierfach höheres Risiko als Männer, einen Kreuzbandriss zu erleiden.

Auch die individuelle Fitness spielt wohl eine Rolle. Das Risiko für Bandverletzungen steigt außerdem an, wenn das Aufwärmtraining vor dem Sport nur mangelhaft ist.

Typische Arten von Bänderrissen

  • Vordere Kreuzbandruptur: Ein vorderer Kreuzbandriss kann isoliert oder in Kombination mit einer Mehrfachverletzung (siehe „unhappy triad“ bei der Innenbandruptur) auftreten und ist eine typische Sportverletzung, vor allem bei Sportarten mit fixiertem Fuß.
  • Hintere Kreuzbandruptur: Der insgesamt seltene hintere Kreuzbandriss (die hintere Kreuzbandruptur) entsteht häufiger durch direkte Traumata, also Gewalteinwirkung von außen: Dazu gehören Verkehrsunfälle oder Zusammenstöße zwischen den Spielern bei Mannschaftssportarten. Meistens ist die Knieverletzung dann insgesamt schlimmer: Außer dem hinteren Kreuzband sind oft noch weitere Gelenkstrukturen verletzt. Auch Knochenbrüche sind häufig.
  • Innenbandruptur: Sie gehören zu den häufigsten Sportunfällen. Häufig finden sich begleitend Verletzungen mit knöchernem Ausriss des Bandes, ein vorderer Kreuzbandriss und/oder Innenmeniskuseinriss. Bei der Verletzung aller drei oben genannter Strukturen (Innenband, Innenmeniskus und vorderes Kreuzband) spricht man von "unhappy triad" (unglückliche Triade).
  • Außenbandruptur: Reine Seitenbandrisse sind ausgesprochen selten. Wenn das Außenband gerissen ist, findet sich meist eine komplexere Verletzung des Kapsel-Band-Apparates und der Kreuzbänder.

Woran erkennt man einen Bänderriss?

Die Anzeichen eines Bänderrisses sind meist recht eindeutig. Manchmal ist das Abreißen des Bandes sogar laut hörbar. Betroffene berichten von plötzlich einsetzenden, heftigen Schmerzen im Kniebereich. Oft schwillt das Kniegelenk kurz darauf an, und die Beweglichkeit ist deutlich eingeschränkt. Ursache ist ein Gelenkerguss durch vermehrte Flüssigkeitsansammlung oder eine Einblutung.

Viele Patienten beschreiben zudem ein Instabilitätsgefühl im Knie, als ob es bei Belastung nachgeben würde. Meist tritt dieses Gefühl aber erst nach Wochen oder Monaten auf. Bei einer vorderen Kreuzbandruptur besteht das Gefühl, dass das Gelenk oder der Unterschenkel nach vorn wegrutschen könnte. Auch ein "Wegknickgefühl" ("giving-way") kann bestehen. Bei einem Riss des Außen- oder Innenbands ist die seitliche Stabilität des Knies beeinträchtigt.

Wie wird ein Bänderriss festgestellt?

Bei sämtlichen Knieverletzungen sollte eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden. Um einen Bänderriss zu diagnostizieren, führt die Ärztin oder der Arzt zunächst ein ausführliches Gespräch mit der oder dem Betroffenen. Hier wird der Unfallhergang genau besprochen und die Symptome werden erfasst.

Es folgt eine Untersuchung, bei der verschiedene Stabilitätstests durchgeführt werden. Sie geben Aufschluss darüber, welche Bandstrukturen betroffen sein könnten. Ist das Gelenk etwa seitlich "aufklappbar", hat es hier also mehr Spiel als üblich, könnte das auf die Verletzung eines Seitenbandes hindeuten.

Zur Bestätigung der Diagnose und um das Ausmaß der Verletzung genau zu bestimmen, werden in der Regel bildgebende Verfahren wie Röntgen und Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt. Die Computertomografie (CT) und Ultraschall-Untersuchungen können bei speziellen Fragestellungen ebenfalls zum Einsatz kommen. In einigen Fällen kann auch eine Gelenk-Punktion notwendig sein, um weitere Informationen über den Zustand des Kniegelenks zu erhalten.

Wie wird ein Bänderriss im Kniegelenk behandelt?

Die Behandlung eines Bänderrisses hängt von verschiedenen Faktoren ab und wird individuell auf die Patientin oder den Patienten abgestimmt.

Sofortmaßnahmen

Direkt nach einem Sportunfall hat sich die sogenannte PECH-Regel bewährt. Diese steht für:

  • P = Pause. Die betroffene Partie schonen
  • E = Eis, also Kühlen (Achtung: Eis nicht direkt auf die Haut legen, sonst drohen Erfrierungen)
  • C = Compression: Elastischen Druckverband anlegen
  • H = Hochlagern des betroffenen Beines

Wie Ihnen die PECH-Regel helfen kann, erfahren Sie im folgenden Video:

Methoden ohne OP

Bei der konservativen Therapie, also einer Behandlung ohne Operationen, steht zunächst die Ruhigstellung des Knies für einen kurzen Zeitraum im Vordergrund. Dies wird oft durch eine Orthese (eine spezielle Schiene) erreicht.

Eine solche Knieorthese kann nach einem Bänderriss das Gelenk stabilisieren.

Eine solche Knieorthese kann nach einem Bänderriss das Gelenk stabilisieren.

In der Akutphase werden auch Gehhilfen zur Entlastung des Kniegelenks verwendet.

Achtung

Solange das Bein nicht normal belastet und genutzt werden kann, muss eine Thromboseprophylaxe durchgeführt werden.

Begleitend kommen schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz. Ein wichtiger Bestandteil der konservativen Behandlung ist die Physiotherapie, die darauf abzielt, die Muskulatur rund um das Knie zu stärken und so die Stabilität wiederherzustellen. Hierbei wird auf eine strukturierte Rehabilitation des Knies abgezielt.

Trainingsprogramme, wie zum Beispiel Stop-X von der Deutschen Kniegesellschaft versprechen eine Rückkehr zur vollen sportlichen Belastbarkeit. Die individuelle Prognose hängt aber von vielen Faktoren ab und sollte mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt besprochen werden.

Operationen

In einigen Fällen ist jedoch eine operative Therapie notwendig. Dies ist besonders dann der Fall, wenn es sich um einen kompletten Riss handelt oder wenn mehrere Bandstrukturen betroffen sind.

Weitere Punkte, die für eine Operation sprechen, sind:

  • Das Kniegelenk hat keine ausreichende Stabilität mehr
  • Die Verletzung ist kompliziert oder ausgedehnt, betrifft zum Beispiel noch weitere Gelenkstrukturen oder den Knochen
  • Der Patient oder die Patientin ist noch jung und kann einen Eingriff voraussichtlich sehr gut überstehen
  • Der Patient übt einen Sport oder einen Beruf aus, der seine Knie stark beansprucht

Es gibt keine allgemeine Altersgrenze für eine Operation.

Bei der Operation wird das gerissene Band entweder genäht oder durch eine Bandplastik ersetzt. Hierbei kommt häufig körpereigenes Gewebe zum Einsatz, beispielsweise Teile der Patellasehne oder Sehnen aus der Oberschenkelmuskulatur. Der Eingriff erfolgt in der Regel arthroskopisch, also minimalinvasiv über kleine Schnitte. Nach der Operation folgt eine intensive Nachbehandlung mit Physiotherapie, um die volle Funktionsfähigkeit des Knies wiederherzustellen.

Welche Folgen kann ein Bänderriss im Knie haben?

Wird eine Bandverletzung im Knie ignoriert, kann das Knie dauerhaft instabil werden. Eine Bänderverletzung kann zu einem vorzeitigen Verschleiß des Kniegelenks führen – vor allem dann, wenn sie nicht richtig ausheilt. Insbesondere Kreuzbandrisse (Kreuzbandrupturen) begünstigen eine spätere Kniearthrose.

Das Kniegelenk wird durch die verschiedenen Therapien ganz allmählich wieder an wachsende Belastungen gewöhnt. Es kann bis zu einem Jahr vergehen, bis das Kniegelenk nach einem Bänderriss wieder die volle Sporttauglichkeit erreicht hat. Wann das Knie im individuellen Fall wieder voll einsatzbereit ist, weiß der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.


Quellen: