Meniskusverletzungen
Was sind die Menisken?
Menisken sind C-förmige, faserige Knorpel. Sie liegen im Kniegelenk wie ein Keil zwischen den Gelenkflächen von Schienbein- und Oberschenkelknochen. Dort vergrößern sie die Kontaktfläche, verteilen das Gewicht, dämpfen Stöße ab und stabilisieren das Gelenk. Im Knie des Menschen befinden sich jeweils zwei Menisken, die man nach ihrer Lage als Innen- oder Außenmeniskus bezeichnet.
Die meisten Menschen nehmen diese Strukturen im Laufe ihres Lebens nicht bewusst wahr. Kommt es aber zu Verletzungen oder einer Überlastung, zeigt sich die Wichtigkeit dieser halbmondförmigen Knorpelscheiben.
Ursache: Wie kommt es zu einer Meniskusverletzung?
Der Meniskus wird täglich bei Bewegungen wie dem Treppensteigen oder dem "in-die-Hocke-Gehen" beansprucht. Diverse Sportarten wie zum Beispiel Tennis, Fußball oder Skifahren belasten ihn stark. "Die Menisken entsprechen im menschlichen Knie dem Stoßdämpfer am Auto: Im absoluten Notfall kann man auch mit defekten weiterkommen, für eine gute und schmerzfreie Straßenlage sollten sie jedoch intakt sein!", erklärt Dr. Boris Möbius, Leitender Oberarzt in der Abteilung für Chirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie am Evangelischen Krankenhaus Hubertus in Berlin.
Bei Menschen in den mittleren Lebensjahren beginnt der Meniskus zu verschleißen. Unter der Last des Körpers wird das Meniskusgewebe im Laufe der Zeit immer dünner. So kann es zu Rissen und Verletzungen (Mensikusläsionen) durch geringe oder sogar ohne Gewalteinwirkung kommen.
"Bei jungen Patienten entstehen Mensikusläsionen meist im Rahmen von Sportverletzungen", weiß Möbius. Zur Verletzung kommt es dann typischerweise bei einer Dreh-Sturzbewegung sowie beim schnellen Beugen oder Strecken. Dabei kann der freie Meniskusrand zwischen die Gelenkkörper geraten und ganz oder teilweise reißen.
Manchmal treten Meniskusrisse in Kombination mit anderen Knieverletzungen auf. Der Arzt spricht dann von einer "Unhappy Triad" (unglückliche Triade). Hier ist neben der Innenmeniskusverletzung auch noch das Innenband und das vordere Kreuzband gerissen.
Symptome: Welche Beschwerden bereitet eine Meniskusverletzung?
Bei einem plötzlichen (akuten) Meniskusriss, zum Beispiel nach einem Unfall, verspürt der Patient plötzlich Schmerzen im Knie. Oft schwillt es an. Bei Innenmeniskusverletzungen haben die Patienten meist Schmerzen im inneren Gelenkspalt, die sich bei Dreh- und Beugebelastung verstärken. Bei Außenmeniskusverletzungen ist der äußere Gelenkspalt druckschmerzhaft. Ist ein Teil des Meniskus abgerissen, kann dieses Stück eingeklemmt werden und zu schmerzhaften Blockierungen des Kniegelenkes führen. Manchmal sind bei einem Meniskusriss auch schnappende und knacksende Geräusche zu hören.
Ist der Meniskusriss durch Verschleiß entstanden, sind die Symptome meist weniger deutlich. Der Patient hat vor allem bei Belastung zunehmende Schmerzen im Kniegelenk, zusätzlich kann ein Gefühl von Instabilität auftreten.
Formen der Meniskuseinrisse
Einteilung der Meniskus-Schäden (Meniskusläsionen) nach Durchblutungszonen
Neben der Art des Risses (siehe Bildergalerie) ist auch die Durchblutungszone des betroffenen Bereiches für die weitere Versorgung von Bedeutung. Unterteilt wird der Meniskus in drei Zonen. Die rote Zone (gut durchbluteter Bereich, Kapselnah), die rot-weiße Zone (mittlere Durchblutung) und die weiße Zone (schlechte Durchblutung).
Diagnose: Wie wird eine Meniskusverletzung festgestellt?
Der Arzt erkundigt sich nach dem genauen Unfallhergang. Dann wird er das Knie ansehen und durch bestimmte Dreh- und Beugetests die Menisken mechanisch untersuchen. "In den meisten Fällen ist die klinische Untersuchung schon zielweisend", sagt Möbius.
Besteht der Verdacht auf eine Meniskusverletzung, folgt oft eine Röntgenaufnahme des Kniegelenkes um knöcherne Begleitverletzungen auszuschließen.
Hat sich ein großer Erguss im Kniegelenk gebildet, kann der Arzt das Knie punktieren. Hierbei entnimmt er einen Teil der Flüssigkeit mit einer Hohlnadel, um das Knie zu entlasten und die Flüssigkeit zu untersuchen.
Als beste Methode zur Diagnostik von Meniskusverletzungen gilt die Kernspintomographie (auch Magnet-Resonanz-Tomographie, kurz MRT genannt). Mit dieser Technik können Ärzte Knochen, Knorpel und Weichteile genau darstellen und Begleitverletzungen beurteilen. Andere mögliche Ursachen für die Beschwerden müssen ausgeschlossen werden, zum Beispiel eine Meniskusquetschung sowie eine andere Band- oder eine Knorpelverletzung.
Ist nach diesen Untersuchungen weiterhin unklar, ob ein Meniskusriss oder ein anderer Meniskusschaden vorliegt, empfiehlt der Arzt eventuell eine Kniegelenkspiegelung (Arthroskopie). Dabei kann er den Meniskusriss oft schon operieren.
Therapie: Wie wird eine Meniskusverletzung behandelt?
Die Behandlung eines Meniskusrisses hängt von Faktoren wie Größe und Lage des Risses aber auch von Alter, Sportlichkeit und Schmerzen des Patienten ab.
"Nicht jede Meniskusläsion muss operiert werden", erzählt der Unfallchirurg und Orthopäde. "Kleine und nicht einklemmende Meniskusläsionen, die keine oder nur geringe Probleme machen, können zunächst mit Ruhigstellung und dann mit krankengymnastischen Übungen auskuriert werden." Ergänzend können Schmerzmittel wie Diclofenac oder Ibuprofen vorübergehend eingenommen werden.
Größere und instabile Meniskusverletzungen müssen operiert werden. "Schmerzhafte und vor allem bewegungseinschränkende Meniskusläsionen sollten nicht unterschätzt werden," mahnt der Experte für Orthopädie. Sie sind ein dringlicher Grund für eine Operation, sagt Möbius, weil hier ein Knorpelschaden und damit ein Gelenkverschleiß (eine Arthrose) droht.
Die Operation kann heutzutage in den allermeisten Fällen durch eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) unter Voll- oder Teilnarkose geschehen. Der Eingriff wird je nach Patient und Verletzung ambulant oder stationär durchgeführt. Eine große offene Knieoperation ist meistens nicht mehr nötig.
Das Therapie-Ziel: Möglichst viel Meniskus erhalten
Die Meniskusteilentfernung und die Meniskusnaht kommen bei der Meniskus-Operation am häufigsten vor:
- Meniskusteilentfernung: Sind große Bereiche des Meniskus ein- oder abgerissen, entfernt der Chirurg alle zerstörten und beweglichen Anteile. Ziel ist es aber, so viel gesundes Meniskusgewebe wie möglich zu erhalten. Muss der Meniskus fast vollständig entfernt werden, kommt in Einzelfällen auch ein Meniskusteilimplantat aus Kollagen infrage.
- Meniskusnaht: "Bei jüngeren sehr aktiven Patienten kommt eine arthroskopische Meniskusnaht – in Schlüssellochtechnik – zum Einsatz", erzählt Möbius aus seiner Arbeit. Hier wird der Riss entweder mit einem chirurgischen Faden oder mit speziellen kleinen Stiften fixiert. Diese sogenannten Meniskuspfeile (Darts) bestehen aus einem Material, das der Körper später auflösen kann.
In vielen Fällen kombinieren Ärzte bei der Operation beide Verfahren, um möglichst viel gesundes Knorpelgewebe zu erhalten. "Welches Operationsverfahren gewählt wird ist eine sehr individuelle Entscheidung, die mit dem Patienten zusammen getroffen wird", fügt der Chirurg hinzu. Neben der Art des Einrisses spielt auch der Ort der Verletzung eine Rolle. Innerhalb des Meniskus gibt es unterschiedliche Zonen der Durchblutung. In schlecht durchbluteten Bereichen ist eine Heilung schlechter möglich, weshalb in diesen Bereichen eine Naht nicht sinnvoll ist.
Wichtig ist in jeden Fall eine rechtzeitige ärztliche Therapie. Wird ein Meniskusschaden nicht behandelt, kann es zu Gelenkergüssen, zu weiteren Knorpelschädigungen durch Blockaden und zu einem Gelenkverschleiß kommen.
Meniskus-Operation: Wie sieht die Nachbehandlung aus?
"Die Nachbehandlung ist von der durchgeführten Operation und der Qualität des verbliebenen Meniskus abhängig", erklärt Möbius. "Nach einer Meniskusnaht muss der Patient das operierte Bein entlasten, damit die Naht in Ruhe einheilen kann."
Bei einer Meniskusteilentfernung genügt meist eine Entlastung an Gehstützen für ein paar Tage, bei einer Naht ist mit einer Teilbelastung sowie dem Tragen einer sogenannten Orthese für mehrere Wochen zu rechnen. Während der Zeit, in welcher das Bein nicht vollbelastet werden kann, sollte eine sogenannte Thromboseprophylaxe erfolgen. Diese kann durch das Spritzen von niedermolekularem Heparin ins Unterhautfettgewebe der Bauchdecke oder mit Tabletten durchgeführt werden. Am besten erkundigen sich Patienten individuell bei ihrem Arzt, wie viel sie ihrem Knie zumuten dürfen. Passende krankengymnastische Übungen sind wichtig, um die Muskulatur zu stärken.
Je nach Verletzung und Operation wird die Bewegung des Knies und sportliche Tätigkeiten langsam wieder aufgebaut. Eine volle sportliche Belastung sollte bei einer Teilentfernung erst nach mehreren Wochen, nach einer Meniskusnaht frühestens nach drei Monaten erfolgen.
Beratender Experte
Dr. med. Boris Möbius, Facharzt für Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie ist Leitender Oberarzt in der Klinik für Orthopädie/Unfallchirurgie und Sportmedizin am Evangelischen Krankenhaus Hubertus in Berlin.
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.