Logo der Apotheken Umschau

Neben Verhütungsmethoden, die nur für eine bestimmte Zeit wirksam sind, gibt es auch dauerhafte Lösungen für Menschen, die definitiv kein Kind mehr bekommen möchten. Bei der Frau erreicht das der Arzt, indem er die Passage der Eileiter unmöglich macht. Dadurch können die Spermien des Mannes nicht mehr zur Eizelle gelangen, um sie zu befruchten. Außerdem kann auch die Eizelle nicht mehr in die Gebärmutter gelangen, um sich dort einzunisten. Die Eierstöcke und damit der Hormonhaushalt bleiben bei einer Sterilisation normalerweise unberührt.

Vor der Entscheidung zur Sterilisation: das Gespräch beim Arzt

Bevor sich eine Frau zur Sterilisation entschließt, sollte sie den geplanten Eingriff ausführlich mit dem Arzt besprechen. Im Aufklärungsgespräch erklärt der Arzt das genaue Vorgehen, die Folgen der Operation und mögliche Nebenwirkungen.
Die Sterilisation macht die betroffene Frau normalerweise lebenslang unfruchtbar. Deshalb sollte sich die Frau genug Zeit nehmen, um ihren Entschluss mit sämtlichen Folgen und in aller Ruhe zu durchdenken. Auch mögliche Änderungen der persönlichen Verhältnisse sollte sie in Erwägung ziehen, wie die Beziehung mit einem neuen Partner oder andere Gründe für einen späteren möglichen Kinderwunsch. Eventuell kann der Besuch einer Familien-Beratungsstelle bei der Entscheidung helfen. Idealerweise findet die Entscheidung unabhängig von einer bestehenden Schwangerschaft statt. Aus praktischen Überlegungen entschließen sich aber relativ viele Frauen zu einer Sterilisation zum Beispiel im Zuge eines Kaiserschnittes.

Oft gibt eine abgeschlossene Familienplanung den Ausschlag für den Sterilisationswunsch. Aber auch eine Gefährdung der Frau durch eine erneute Schwangerschaft und andere Gründe können eine Rolle spielen.

Befruchtung und Einnistung der Eizelle
Nach dem Geschlechtsverkehr wandern die Spermien des Mannes aus der Scheide und durch die Gebärmutter in die Eileiter der Frau. Dort treffen sie auf die Eizelle und es kommt zur Befruchtung. Das befruchtete Ei gelangt dann über die Eileiter zur Gebärmutter und nistet sich in der Gebärmutterschleimhaut ein.

Beim Mann werden zur Sterilisation die Samenleiter durchtrennt, bei der Frau die Eileiter

Beim Mann werden zur Sterilisation die Samenleiter durchtrennt, bei der Frau die Eileiter

Wie führt der Arzt die Sterilisation durch?

Der Arzt kann die Passage der Eileiter auf mehrere Arten unterbrechen: Entweder entfernt er Teile der Eileiter. Oder er verödet sie mit Hilfe von elektrischem Strom, durch eine sogenannte Elektrokoagulation, und durchtrennt den Eileiter dann zusätzlich mit einer Schere. Oder der Arzt blockiert die Eileiter mit Clips oder Kunststoffringen. Eine Sterilisation alleine findet heutzutage fast immer in Form einer Bauchspiegelung (Laparaskopie) statt, oder im Rahmen von anderen notwendigen Eingriffen, dann unter Umständen auch durch einen Bauchschnitt. Führt der Arzt den Eingriff als Bauchspiegelung durch, setzt er den Schnitt im Bereich des Nabels an. Manchmal muss noch ein zweiter ungefähr fünf Millimeter langer Schnitt oberhalb der Schambeinfuge erfolgen. Seltener operieren Ärzte durch die Scheide. Für den Eingriff ist in aller Regel eine Vollnarkose notwendig. Viele Sterilisationen erfolgen ambulant, nur manchmal erfordert der Eingriff einen kurzen Krankenhausaufenthalt.

Seit kurzem praktizieren Ärzte auch die Methode, kleine verschließende Spiralen mit einem kleinen Endoskop über die Scheide und die Gebärmutter innen in die Eileiter einzubringen. Damit ist eine Sterilisation ohne Vollnarkose möglich. Der Stellenwert dieser Methode im medizinischen Alltag muss sich aber erst noch zeigen.

Am häufigsten wenden Ärzte in Deutschland die Elektrokoagulation im Rahmen einer Bauchspiegelung an. In anderen Ländern wie zum Beispiel in den USA verwenden die Ärzte öfter Clips und Kunststoffringe. Entscheidet sich die Frau während der Schwangerschaft zu einer Sterilisation, lassen sich im Rahmen eines Kaiserschnittes nach der Entbindung des Kindes, aber während des selben Eingriffes, die Eileiter teilweise entfernen.

Risiken einer Sterilisation

Komplikationen bei einer Sterilisation sind sehr selten. In Einzelfällen verletzen Ärzte mit den Operationsinstrumenten umgebende Organe, zum Beispiel Darm oder Blase. Das Risiko dafür ist größer, wenn der Arzt mit Strom operiert, als wenn er Clips oder Kunststoffringe verwendet. Wie bei jeder Operation sind auch Blutungen oder Entzündungen durch Infektionen möglich. Auch diese treten aber nur manchmal auf.
Extrem selten kommt es trotz der Sterilisation zu einer Schwangerschaft. Dann besteht ein erhöhtes Risiko für eine Eileiterschwangerschaft.

Vorteile der Sterilisation

Die Sterilisation hat den Vorteil einer dauerhaften und nebenwirkungsarmen Verhütung. Der Hormonhaushalt bleibt im Normalfall unberührt. Damit wird auch die sexuelle Erlebnisfähigkeit der Frau in der Regel nicht beeinträchtigt.

Die Sterilisation gilt im Vergleich zu vielen anderen Verhütungsmethoden als sehr zuverlässig. Pro Jahr werden nur eine bis zwei von 1000 Frauen trotz Sterilisation schwanger.

Nachteile der Sterilisation

Abgesehen von den Operationsrisiken wird manchmal die Dauerhaftigkeit der Sterilisation zum Problem, wenn sich die Frau doch noch danach Kinder wünscht. Der Arzt kann eine Sterilisation zwar grundsätzlich in einer erneuten Operation rückgängig machen. Diese Operationen sind aber relativ schwierig, und die Erfolgschancen für eine Schwangerschaft liegen unter 50 Prozent. Alternativ besteht die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung, einer sogenannten in vitro Fertilisation (IVF).

Vor allem, wenn eine Sterilisation nicht reiflich überlegt war, kann die Frau dadurch seelische Probleme bekommen.

Wenn sich ein Paar zu einer Sterilisation entschließt, ist es empfehlenswert, alternativ auch an eine Sterilisation des Mannes zu denken. Diese sogenannte Vasektomie stellt einen deutlich kleineren Eingriff dar. Auch die Risiken sind noch geringer als bei der Sterilisation der Frau.

Welche Kosten entstehen durch eine Sterilisation?

Eine Sterilisation kostet etwa 500 bis 1000 Euro. Die Krankenkassen übernehmen diese Kosten in aller Regel nicht. Etwaige Ausnahmen sind Sterilisationen, die als medizinisch notwendig gelten: Wenn beispielsweise eine Schwangerschaft die Frau gefährden würde, oder keine andere Verhütungsmethode in Frage kommt.

Dr. Kay Goerke

Dr. Kay Goerke

Beratender Experte: Dr. Kay Goerke, Frauenarzt, Chefarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe im Mathias Spital Rheine

Quellen:
1. Kaufmann M, Costa S, Scharl A (Hrsg.): Die Gynäkologie, Berlin, Heidelberg, Springer Verlag 2013
2. pro familia: Sterilisation der Frau, Stand 28.10.2013. Online: www.profamilia.de/erwachsene/verhuetung/sterilisation/sterilisation-der-frau.html (abgerufen am 11.11.2014)

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.