Defibrillator: Neustart für das Herz
Manchmal entscheiden Minuten über Leben und Tod. Wie zum Beispiel bei einem Wanderer, der in den Stubaier Alpen bewusstlos zusammenbrach, nur wenige Meter entfernt von einer Hütte. Der Hüttenwirt lief sofort zu dem leblosen Mann und versetzte ihm mit einem Defibrillator Elektroschocks. Der dritte Schock konnte den Wanderer ins Leben zurückholen. So zu lesen in der Online-Ausgabe einer bekannten österreichischen Zeitung.
Der Wanderer hatte Herzkammerflimmern, das zum Herzstillstand und damit innerhalb weniger Minuten zum Tod führt, wenn es nicht unterbrochen wird.
Wie funktioniert ein Defibrillator?
Zum Unterbrechen von Kammerflimmern und anderen lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen eignen sich Elektroschocks. Sie sorgen im Herzen zunächst einmal für Ruhe, indem sie alle Erregungen unterbrechen. Dadurch hat das Herz die Chance, wieder einen geordneten Herzschlag zu beginnen. Und genau das macht der Defi, wie der Defibrillator im Ärztejargon heißt.
Voraussetzung für den Erfolg der Schockbehandlung ist der rechtzeitige Einsatz des Defibrillators. Denn mit jeder Minute, die vergeht, sinkt bei Kammerflimmern die Überlebenswahrscheinlichkeit um bis zu 10 Prozent. Und schon nach drei Minuten setzt ein Absterben der Gehirnzellen ein. Um dies zu verzögern, sollten Laienhelfer sofort mit der Herzdruckmassage beginnen, bis der Defibrillator zur Verfügung steht und es jemanden gibt, der ihn bedienen kann.
Welche Arten von Defibrillatoren gibt es?
Der Gebrauch von Defibrillatoren war früher Ärzten und Sanitätern vorbehalten. Sie wurden nur im Krankenhaus und im Rettungsdienst benutzt. Da durch das Warten auf den Notarzt oftmals zu viel Zeit verstreicht, wurden Alternativen entwickelt.
Für Menschen mit einem besonders hohen Risiko für lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen gibt es die implantierbaren Defibrillatoren oder kurz ICDs. Die Abkürzung ICD steht für "Implantierbarer Cardioverter Defibrillator". Der ICD wird wie ein Herzschrittmacher unter die Haut eingesetzt. Er hat Elektroden, die ins Herz oder unter der Haut in Herznähe führen, um dort eine lebensgefährliche Herzrhythmusstörung zu erkennen und im Bedarfsfall einen zu schnellen Herzschlag selbstständig und schmerzlos zu beenden oder einen Elektroschock abzugeben. Der ICD kommt für Menschen in Frage, bei denen bereits ein Kreislaufstillstand aufgetreten ist, und bei Herzerkrankungen, die häufig mit lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen einhergehen. Dazu zählen beispielsweise eine schlechte Pumpfunktion, bestimmte Herzmuskelerkrankungen und einige genetisch bedingte Herzstörungen.
Diese Patientengruppe macht aber nur einen kleinen Teil der Personen aus, die von einem plötzlichen Herztod bedroht sind. Für die Mehrheit der Fälle mit meist nicht voraussehbarem, niedrigen Risiko, wurden die automatisierten externen Defibrillatoren (AEDs) entwickelt, die auch von Laien bedient werden können. AEDs hängen inzwischen an vielen öffentlichen Plätzen, wie zum Beispiel Flughäfen, Sporteinrichtungen und Ämtern.
Wie soll man bei der Defibrillation mit einem AED vorgehen?
Laienhelfer sollten sofort mit der Herzdruckmassage beginnen und sie möglichst lückenlos fortführen. Die AEDs sind nach dem Einschalten selbsterklärend. Entweder per Sprachausgabe oder per Monitor gibt das Gerät dem Benutzer genaue Anweisungen, was er zu tun hat. Es fordert den Benutzer auf, die zwei Klebeelektroden am Patienten anzubringen. Dann misst es selbständig die Herzströme, wertet aus, ob ein Kammerflimmern vorliegt, und zeigt dementsprechend an, ob ein Elektroschock nötig ist. Entsprechend gibt es dem Benutzer weitere Anweisungen. Er kann dann den Elektroschock über einen Knopfdruck auslösen. Zu diesem Zeitpunkt darf keine Person den Patienten berühren.
Trotzdem sollte natürlich vor der Benutzung des AEDs unbedingt ein Notruf unter 112 abgesetzt werden.
Wie wird die Entwicklung weitergehen?
AEDs werden inzwischen auch für den Privatgebrauch zu Hause angeboten. Die Deutsche Herzstiftung empfiehlt jedoch nicht die private Anschaffung eines AEDs, weil der Nutzen eines AEDs im Wohnzimmerschrank nicht wissenschaftlich belegt ist.
Wichtig wäre aber eine vermehrte Aufklärung und Schulung der Bevölkerung. Denn obwohl die Bedienung der AEDs so einfach wie möglich konzipiert wurde, schrecken Menschen im Notfall häufig vor deren Gebrauch zurück.
Beratende Experten:
Professor Dr. med. Markus Haass ist Internist und Kardiologe. Er ist Lehrbeauftragter der Universität Heidelberg und seit 2002 Chefarzt der Abteilung Innere Medizin II mit den Schwerpunkten Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin der Theresienkrankenhaus und St. Hedwig-Klinik gGmbH in Mannheim, einem akademischen Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg.
Dr. med. Boris Schumacher ist Internist und Kardiologe. Er ist Oberarzt und Sektionsleiter des Bereichs Invasive Elektrophysiologie der Theresienkrankenhaus und St. Hedwig-Klinik gGmbH in Mannheim.
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.