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kurz zusammengefasst

Juckreiz (Pruritus) kann viele Ursachen haben. Sie reichen von vergleichsweise harmlosen Auslösern wie trockener Haut oder einer allergischen Reaktion, über Infektionen und zahlreiche nicht ansteckende Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte, bis hin zu inneren Erkrankungen und Krebs. Die Therapie eines Pruritus richtet sich nach der Ursache. Teilweise können schon einfache Maßnahmen den Juckreiz lindern, etwa die Haut vor einer Austrocknung zu schützen.

Was ist Juckreiz?

Jucken ist eine Empfindung an der Haut, die dazu führt, dass man sich kratzen möchte. Der „Juckreiz“ ist streng genommen nur der Auslöser des Juckens. Medizinisch ist der Begriff Pruritus üblich. Die Empfindung ist normalerweise ein Warnzeichen, um den Körper zu schützen. Akutes, also nur kurz andauerndes Jucken, weist zum Beispiel auf Fremdkörper hin. Dauert das Jucken mindestens sechs Wochen, bezeichnen Ärztinnen und Ärzte den Pruritus als chronisch. Für Betroffene kann andauernder Juckreiz auch psychisch sehr belastend sein.

Grundsätzlich kann Pruritus nur bestimmte Stellen betreffen, Ärztinnen und Ärzte sprechen dann auch von einem lokalisiertem Pruritus, oder er kann am ganzen Körper auftreten – also generalisiert. Außerdem ist Juckreiz sowohl mit als auch ohne Ausschlag möglich. Bestehen anfangs keine Hautveränderungen, können sich diese jedoch später durch ständiges Kratzen entwickeln und ebenfalls jucken.

Was kann die Ursache von Juckreiz sein?

Milder und nur kurz anhaltender Pruritus ist häufig und kann harmlose Ursachen haben, wie einen Insektenstich oder trockene Haut im Winter. Gerade bei älteren Menschen ist trockene Haut bis hin zum Austrocknungsekzem ein häufiger Auslöser.

Es gibt jedoch zahlreiche weitere mögliche Ursachen für Pruritus:

  • Hauterkrankungen: Viele Hauterkrankungen wie Neurodermitis, ein seborrhoisches Ekzem der Kopfhaut, Schuppenflechte, Nesselsucht oder Kontaktekzeme sind mit Pruritus verbunden. Auch Akne kann gelegentlich jucken.
  • Allergien und Reizungen der Haut: Mögliche Auslöser sind zum Beispiel Inhaltsstoffe in Kosmetika, Wasch- und Reinigungsmitteln, Textilien oder Gummiprodukte. Auch Narben oder ein Sonnenbrand sind eventuell mit Pruritus verbunden. Ebenso kann Hitze einen juckenden Ausschlag verursachen.
  • Tierkontakt: Zum Beispiel Stiche und Bisse von Mücken, Bettwanzen oder Grasmilben. Pruritus und Hautrötungen sind auch möglich durch Kontakt zu Brennhaaren der Raupen von Eichenprozessionsspinnern – einer in Deutschland heimischen Schmetterlingsart. Zudem kann Quallen-Kontakt Juckreiz verursachen.
  • Lebensmittel: Lebensmittelallergien können unter anderem Juckreiz und Nesselsucht auslösen. Allergieähnliche Beschwerden können auch bei einer Pseudoallergie auftreten. Manche reagieren zum Beispiel auf bestimmte Nahrungsmittel, etwa weil sie viel Histamin enthalten oder Zusatzstoffe wie Glutamat.
  • Infektionen: zum Beispiel mit Pilzen, Viren und Bakterien oder ein Befall mit Parasiten wie Läusen, Krätzmilben oder Madenwürmern.
  • Innere Erkrankungen: beispielsweise von Niere, Leber oder Stoffwechsel. Bestimmte Krebserkrankungen wie das Hodgkin-Lymphom. Manche rheumatischen Erkrankungen können Hauterscheinungen und Juckreiz verursachen.
  • Medikamente: Sie können juckende Hautveränderungen auslösen oder ohne Ausschlag Juckreiz verursachen. Teilweise handelt es sich um allergische Reaktionen. Manche Arzneimittel haben die unerwünschte Nebenwirkung, dass die Haut trockener wird, was dann zu Juckreiz führen kann.
  • Erkrankungen der Nerven oder der Psyche: Sie können juckende Haut auch ohne Ausschlag auslösen.
  • Schwangerschaft: Schwangere können aus mehreren Gründen Pruritus entwickeln.

Die Verteilung des Pruritus kann auch Hinweise auf mögliche weitere Ursachen geben. Bei Juckreiz im Afterbereich kommen zum Beispiel außerdem Erkrankungen wie Hämorrhoiden oder Analfissuren in Betracht. Juckreiz am Ohr kann zum Beispiel von einer Gehörgangsentzündung kommen. Je nach Hauterkrankung sind auch typische Körperstellen betroffen. Generalisierter Juckreiz kann zum Beispiel im Zusammenhang mit inneren oder psychischen Erkrankungen stehen.

Welche Erkrankung an der Haut kann Pruritus auslösen?

Hauterkrankungen mit Ekzem

Einige der folgenden Hauterkrankungen äußern sich durch juckende Ekzeme, die jedoch nicht ansteckend sind.

Atopisches Ekzem (Neurodermitis, atopische Dermatitis):

Die atopische Dermatitis ist eine chronische entzündliche Hauterkrankung, die üblicherweise in Schüben verläuft – es gibt also Phasen ohne Beschwerden. Trockene Haut und starker Pruritus ist typisch für die Erkrankung. Zudem können normalerweise gut verträgliche Reize wie Schweiß oder der Kontakt mit Wolle Jucken versuchen.

Das Ekzem kann je nach Phase unterschiedlich aussehen: Es reicht von rötlichen Knötchen und Bläschen, die nässen und schließlich verkrusten, über trockene und schuppige Hautveränderungen mit Schürfungen, bis hin zu einer Verdickung und Vergröberung der Haut.

Ein atopisches Ekzem kann Kinder und Erwachsene betreffen. Je nach Alter sind vor allem bestimmte Hautbereiche betroffen. Bei Erwachsenen und älteren Kindern unter anderem die Ellen- und Kniebeugen. Bei kleineren Kindern etwa Wangen, Kopfhaut und Streckseiten der Arme und Beine. Die Erkrankung tritt meist erstmals im Kindesalter auf und bessert sich bei vielen mit dem Alter.

Kontaktekzem (Kontaktdermatitis):

Man unterscheidet hier allergische von irritativen Kontaktekzemen, wobei letztere häufiger sind. Ursächlich ist jeweils der Hautkontakt mit einem Auslöser.

Auslöser für eine allergische Reaktion sind zum Beispiel Metalle (Nickel, Kobalt, Chrom, Gold), Konservierungsmittel und Duftstoffe in Kosmetika oder Inhaltsstoffe in Haarfärbemitteln und Gummi, oder Antibiotika zum Auftragen auf die Haut. Auch auf Textilen kann man eine allergische Hautreaktion entwickeln. Oft sind Hände, Gesicht oder Augenlider betroffen.

Ein irritatives Ekzem kann durch chemische Substanzen oder physikalische Reize ausgelöst werden, wenn sie lange genug und in ausreichender Menge auf die Haut wirken. Zum Beispiel durch Wasser und Nassarbeiten, Inhaltsstoffe in Reinigungs- und Waschmitteln, etwa Tenside. Oder durch Lösungs- und Bleichmittel sowie Säuren oder Laugen. Reizungen etwa durch Arbeiten mit Metallwerkzeugen, Holz oder Pflanzenteilen wie Dornen und Stacheln sind weitere mögliche Auslöser. Mehrere Reize können auch zusammenwirken. Oft sind Handrücken, Gesicht oder Hals betroffen.

Die Haut kann jucken, aber auch brennen oder schmerzen. Wie die Hautveränderung aussieht variiert: Die Haut kann etwa rötlich und geschwollen sein, Bläschen bilden und nässen. Auch eine Schuppung sowie die Bildung trockener und rissiger Stellen sind möglich.

Seborrhoisches Ekzem (Seborrhoische Dermatitis):

Ein seborrhoisches Ekzem tritt an Körperstellen mit vielen Talgdrüsen auf – beispielsweise an Kopfhaut, Gesicht oder oberem Rumpf. Typisch sind rote Hautstellen mit gelblich fettigen Schuppen.

Am häufigsten ist jedoch eine leichte Ausprägung des Ekzems an der Kopfhaut. Hier bilden sich feine, weiße Schuppen ohne Hautrötung – es kann jedoch jucken. Schwere Formen können mit starkem Pruritus einhergehen. Ein seborrhoisches Ekzem betrifft häufiger Männer als Frauen und tritt im Jugend- oder Erwachsenenalter auf.

Entwickeln Babys im Alter von drei bis zwölf Monaten ein seborrhoisches Ekzem am Kopf, bezeichnet man das auch als Kopfgneis. Die Kopfhaut unter den fettigen, gelblichen Schuppen ist dabei nur selten gerötete und der Juckreiz ist meist mild ausgeprägt.

Weitere Ekzemerkrankungen:

Andere Ekzeme können ebenfalls mit Juckreiz einhergehen. Dazu gehört zum Beispiel das Dyshidrotische Ekzem. Es betrifft vor allem junge Erwachsenen und zeigt sich durch stark juckende Bläschen und Blasen an Handflächen, Fingerseiten und Fußsohlen.

Auf trockener Haut kann sich – insbesondere an den Beinen älterer Menschen – ein juckendes Ekzem mit Schuppung und oberflächlichen Rissen bilden. Es tritt häufig im Winter auf und wird auch als Austrocknungsekzem bezeichnet.

Weitere Hauterkrankungen mit Juckreiz (Auswahl)

Viele, nicht ansteckende Hauterkrankungen können mit Pruritus verbunden sein, beispielsweise:

  • Nesselsucht (Urtikaria): Eine Urtikaria ist häufig. Dabei bilden sich stark juckende erhabene Hautstellen, die in der Mitte blass sein können (Quaddeln). Es gibt verschiedene Auslöser und Formen der Erkrankung. Sie können zum Beispiel bei einer Virusinfektion entstehen, um einen Insektenstich herum, als Reaktion auf bestimmte Medikamente und bei Nahrungsmittelallergien. Auch physikalische Reize wie Kälte, Wärme oder Druck können Auslöser sein.
  • Schuppenflechte (Psoriasis): Psoriasis ist eine chronisch entzündliche Hauterkrankung. Bei der häufigsten Erkrankungsform entstehen rote, scharf begrenzte Stellen zum Beispiel an Ellenbogen, Knien und Kopfhaut. Die Haut darüber schuppt und juckt häufig. Es kann aber auch an Stellen ohne Ausschlag jucken.
  • Knötchenflechte (Lichen planus, Lichen ruber planus): Die Knötchenflechte kann unter anderem juckende Hautveränderungen verursachen. Diese sind in der Regel flach erhaben, glänzen und sind rot bis violett gefärbt. Sie treten zum Beispiel an den Handgelenken, Armen und Beinen auf.
  • Sonnenallergie (polymorphe Lichtdermatose): Sie tritt vor allem im Frühling und Frühsommer auf. Der Ausschlag kann jucken und von Person zu Person unterschiedlich aussehen.
  • Bullöses Pemphigoid: Die blasenbildende Hauterkrankung betrifft vor allem ältere Menschen. Es kann schon jucken bevor man Hautveränderungen sieht.
  • Dermatitis Herpetiformis Duhring: Die Hauterkrankung gilt als Form der Zöliakie. Betroffene haben für gewöhnlich stark juckende Hautveränderungen in Form von Bläschen und Knötchen. Diese befinden sich häufig an Ellbogen, Unterarmen, Knien, Gesäß, Rücken und Kopfhaut.
  • Mastozytose der Haut: Bei der Erkrankung bilden sich rötlich-braune Flecken auf der Haut, die jucken können.

Rheumatische Erkrankungen mit Hautbeteiligung

Rheumatische Erkrankungen können sich an vielen unterschiedlichen Organen zeigen – manche betreffen unter anderem die Haut. Bei der Sklerodermie beispielsweise können trockene Haut und Juckreiz auftreten. Außerdem sichtbare Hautveränderungen und Symptome, die andere Organe betreffen. Das Sjögren Syndrom kann zu trockener Haut mit Juckreiz führen; typisch sind unter anderem ein trockener Mund und trockene Augen. Auch bei der Dermatomyositis haben Betroffene Hautveränderungen, Juckreiz ist hier ebenfalls möglich.

Welche Infektionen können Pruritus verursachen?

Pilzerkrankung an der Haut

Hautinfektionen sind ein häufiger Grund für Juckreiz. Ursächlich sind unter anderem verschiedene Pilze, zum Beispiel Dermatophyten. Infektionen mit Dermatophyten werden nach dem Ort an dem sie auftreten eingeteilt und unterscheiden sich in ihrem typischen Aussehen. An der Kopfhaut bilden sich zum Beispiel juckende, schuppende Stellen mit Haarverlust.

An den Füßen (Tinea pedis) kommt es unter anderem zu einem juckenden, roten Ausschlag, der trocken ist und schuppt. Die Pilze befallen etwa die Zehenzwischenräume oder Fußsohlen. Auch in Hautfalten der Leiste kann ein juckender Ausschlag aufgrund einer Infektion mit Deramtophyten entstehen. Eventuell breitet er sich zum Gesäß und in den Bereich zwischen After und äußeren Genitalien aus.

Die Ringelflechte wiederum betrifft andere Körperbereiche als Füße, Leiste oder Gesicht. Die Infektion beginnt typischerweise als rund-ovaler, rötlicher Ausschlag, der schuppt und juckt. Er breitet sich nach außen aus, dabei kann die Haut im Inneren wieder gesund aussehen, sodass ein „Ring“ entsteht.

Auch andere Pilze, die nicht zu den Dermatophyten zählen, können Hautinfektionen hervorrufen, diese jucken aber für gewöhnlich seltener. Eine Infektion mit Candida tritt zum Beispiel häufig in Hautfalten auf (intertriginöse Candida), die Haut ist hier typischerweise gerötet, kann brennen oder auch jucken.

Pilzinfektion im Intimbereich

Bei Frauen kann eine Pilzinfektion mit Candida im Bereich des äußeren Genitals und der Scheide zu Juckreiz und Ausfluss führen (Vulvovaginitis). Bei Männern kann Candida eine Balanitis auslösen. Dabei entzündet sich die Eichel, was zu Rötung, Schmerzen und Juckreiz an der Eichel führen kann. Ein erhöhtes Risiko haben zum Beispiel Menschen mit Diabetes.

Juckreiz und Brennen im Intimbereich kann auch durch Infektionen mit anderen Erregern entstehen. Weiter mögliche Ursachen sind zum Beispiel parfümierte Slipeinlagen, Seifen oder Latexkondome, die die Haut reizen, eine allergische Reaktion auslösen und auch eine Kontaktdermatitis (siehe oben) verursachen können.

Weitere Infektionen (Auswahl)

  • Windpocken: Die Infektion geht mit einem juckenden Ausschlag mit infektiösen Bläschen einher.
  • Gürtelrose: Bevor die teilweise juckenden Hautveränderungen auftreten, können Schmerzen sowie auch Juckreiz im später betroffenen Hautbereich vorkommen.
  • Entzündung am Haarbalg: Die Entzündung kann durch unterschiedliche Erreger wie Bakterien und Pilze ausgelöst werden. Auf der Haut am Haar sieht man zum Beispiel ein gerötetes Knötchen oder eine Pustel.
  • HIV-Infektion: Viele Patienten entwickeln im Laufe der Erkrankung Juckreiz. Dieser kann zum Beispiel aufgrund von Hauterkrankungen und -infektionen entstehen, die bei HIV häufiger auftreten. Dazu zählen zum Beispiel trockene Haut oder Pilzinfektionen. Pruritus kann auch ohne Hautveränderungen bestehen.
  • Chronische Leberentzündung: Zum Beispiel durch Viren wie das Hepatitis C Virus.

Parasitenerkrankungen

  • Krätze (Skabies): Die sehr kleinen Krätzmilben können die Haut befallen. Üblicherweise werden sie durch direkten und längeren Hautkontakt übertragen, beispielsweise unter Familienmitgliedern. Krätze verursacht starken Juckreiz, der für gewöhnlich nachts stärker wird und mehrere Körperstellen betrifft. Der Pruritus entsteht durch eine allergische Reaktion und tritt erst drei bis sechs Wochen nach der Ansteckung auf.
  • Die Hautveränderungen können nur gering ausgeprägt sein. Man sieht zum Beispiel mehrere kleine rote Knötchen und dünne Linien auf der Haut. Durch Kratzen entstehen kleine Wunden, sodass man die Linien unter Umständen nicht mehr sehen kann. Meist sind mehrere typische Stellen am ganzen Körper betroffen. Bei Kindern kann auch der Kopf betroffen sein. Zu den typischen Orten zählen unter anderem seitliche Finger, Beugeseiten der Handgelenke, weibliche Brust, Taille, männlicher Genitalbereich oder seitliche Füße.
  •  Läuse: Ein Befall mit Läusen kann ebenfalls starken Juckreiz verursachen. Neben Kopfläusen gibt es Filzläuse, die den Schambereich befallen, aber auch an anderen stark behaarten Stellen, wie Achseln oder Brust, vorkommen können. Kleiderläuse leben nicht auf der Haut, sondern auf Kleidung. In Deutschland sind Kleiderläuse selten.
  • Madenwürmer: Man infiziert sich durch mikroskopisch kleine Madenwurmeier, die man über den Mund aufnimmt. Im Darm entwickeln sie sich zu Würmern. Juckreiz besteht insbesondere nachts am Po, wenn die Weibchen Eier im Afterbereich ablegen.

Was kann Juckreiz ohne Ausschlag verursachen?

Pruritus kann den ganzen Körper betreffen und auch ohne sichtbare Zeichen an der Haut auftreten. Durch Kratzen ist es jedoch möglich, dass sich Hautveränderungen entwickeln. Sie kann sich an den betroffenen Stellen verdicken, vergröbern und weniger elastisch sein. Das kommt häufig bei Menschen vor, die aufgrund einer Erkrankung der Nerven an starkem Juckreiz leiden, bei einer psychischen Erkrankung, aber auch bei der Hauterkrankung Neurodermitis, die ebenfalls stark juckt.

Innere Erkrankungen (Auswahl)

  • Gallenstau: Die Leber bildet Galle, die durch ein Gangsystem schließlich in den Darm gelangt. Wenn die Gallenflüssigkeit aufgrund von Erkrankungen der Leber oder der Gallengänge nicht abtransportiert werden kann, kommt es zu einer Ansammlung von Galle in der Leber. Diese Ansammlung kann verschiedene Stoffe, darunter Bilirubin und Gallensalze, in den Blutkreislauf und Gewebe freisetzen. Wenn es bei einem Gallenstau zu Pruritus kommt, besteht das Jucken typischerweise am ganzen Körper. Es kann aber auch nur bestimmte Stellen betreffen – insbesondere Handinnenflächen und Fußsohlen. Pruritus bei einem Gallenstau tritt zum Beispiel in der Schwangerschaft auf oder bei bestimmten Lebererkrankungen.
  • Chronische Nierenschwäche: Menschen, die aufgrund einer chronischen Nierenschwäche, eine Dialyse bekommen, leiden häufig unter Pruritus. Der Juckreiz bei Dialysepatientinnen und -patienten kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden. Dazu zählen etwa eine Ansammlung von Giftstoffen im Blut, die während der Dialyse nicht ausreichend entfernt werden, sowie Veränderungen im Stoffwechsel und in der Hautbeschaffenheit. Seltener tritt er bei Patientinnen und Patienten auf, die keine Dialyse erhalten. Der Juckreiz betrifft häufig den Rücken, kann aber auch am ganzen Körper bestehen.
  • Schilddrüsenerkrankungen: Eine Überfunktion der Schilddrüse – insbesondere ein Morbus Basedow – verursacht gelegentlich Juckreiz. Die Schilddrüsenhormone beeinflussen das Nervensystem. Eine Überaktivität kann zu einer erhöhten Sensibilität der Nerven führen. Die erhöhte Stoffwechselaktivität kann außerdem zu Veränderungen der Haut führen, zum Beispiel einer erhöhten Talgproduktion oder Veränderungen in der Hautfeuchtigkeit, die Juckreiz begünstigen können. Eine Unterfunktion kann ebenfalls zu Juckreiz führen. Schilddrüsenstörungen zeigen sich jedoch vor allem auch durch andere Symptome als Juckreiz.
  • Diabetes: Juckreiz kann zusammen mit anderen typischen Symptomen ein erster Hinweis auf einen noch nicht erkannten Diabetes sein. Denn Diabetes kann anfälliger für manche Erkrankungen machen, die mit Juckreiz verbunden sind – etwa Pilzinfektionen der Haut. Menschen mit Diabetes neigen auch eher zu trockener Haut, die möglicherweise juckt. Zudem können Nervenschädigungen infolge des Diabetes eine Rolle spielen.
  • Eisenmangel: Ein Mangel an Eisen und eine Blutarmut aufgrund des Eisenmangels können Pruritus verursachen. Vermutlich, weil die Anämie den Sauerstofftransport im Körper beeinträchtigt, was die Haut und das Nervensystem beeinflussen kann. Zu den klassischen Symptomen zählen jedoch andere Beschwerden, wie Müdigkeit oder Kurzatmigkeit bei Belastungen.

Krebserkrankungen (Auswahl)

Pruritus kann im Rahmen von mehreren Krebserkrankungen auftreten, etwa bei bösartigen Erkrankungen des Lymphsystems (Lymphome) oder der Blutbildung im Knochenmark.

Bei einem Hodgkin-Lymphom entwickeln etwa 30 Prozent der Betroffenen Juckreiz ohne Ausschlag. Er betrifft oft die Beine und kann auch schon am Anfang der Erkrankung bestehen. Bestimmte andere Lymphome zeigen sich durch Hautveränderungen mit Pruritus, zum Beispiel eine Mycosis fungoides.

Bei der Polycythaemia vera werden vermehrt rote Blutzellen im Knochenmark gebildet. Dadurch kann es unter anderem zu Thrombosen kommen. Pruritus ist ebenfalls ein mögliches Krankheitszeichen. Typischerweise wird das Jucken durch Wasser ausgelöst und tritten in der Regel innerhalb von zehn Minuten nach Wasserkontakt auf. Er betrifft zum Beispiel häufig Brust, Rücken und Vorderseiten der Beine. Die Haut ist dabei nicht verändert.

Medikamente

Medikamente können Pruritus mit und ohne Ausschlag auslösen. Bei Hauterscheinungen ist eine Allergie oder eine Pseudoallergie möglich, teilweise tritt die Hautreaktion auch erst im Zusammenhang mit Licht auf.

Mögliche medikamentöse Auslöser sind zum Beispiel Antibiotika wie Amoxicillin und Ampicillin, Blutdrucksenker wie ACE-Hemmer oder Statine, die die Blutfette senken. Auch einige Medikamente, die in der Krebstherapie eingesetzt werden, können Pruritus verursachen.

Erkrankungen an Nerven und Psyche

Unterschiedliche Erkrankungen der Nerven können mit Juckreiz einhergehen. Beispielswiese kann Pruritus bei einer Multiplen Sklerose auftreten oder nach einer Gürtelrose im Rahmen einer Folgeerkrankung (Post-Zoster-Neuralgie). Betroffen sind die Stellen, an denen zuvor auch der Gürtelrose-Ausschlag zu sehen war.

Beim sogenannten Brachioradialen Pruritus jucken vor allem die Unterarme einer oder beider Seiten. Der Juckreiz bessert sich häufig, wenn man einen Eisbeutel auf die betroffene Stelle legt – Eis sollte man aufgrund einer möglichen Erfrierungsgefahr jedoch nicht direkt auf die Haut legen. In Sommermonaten verschlimmern sich die Beschwerden hingegen oft. Eine weitere Juckreizform, die nur bestimmte Stellen betrifft, ist die Notalgia parästhetica. Sie tritt meist am oberen und mittleren Rücken auf. Durch Kratzen und Reiben entstehen dunklere Hautveränderungen.

Pruritus kann im Rahmen mehrerer psychischer Erkrankungen auftreten. Zum Beispiel beim Skin-Picking. Betroffene zupfen und kratzen an normaler Haut, zum Beispiel weil sie Juckreiz, Brennen oder Schmerzen empfinden. Das Kratzen beginnt eventuell aber auch an einfachen Hauterscheinungen, wie Insektenstichen oder Pickeln. Die Haut wird dadurch verletzt und entzündet sich möglicherweise. Skin-Picking kann gemeinsam mit anderen Erkrankungen wie einer Depression auftreten.

Zudem können psychische Faktoren bei chronischem Pruritus eine Rolle spielen. Einerseits als Auslöser, andererseits können sie für die Ausprägung des Pruritus und den Verlauf wichtig sein. Zum Beispiel können psychische Belastungen wie Stress, Angst oder Depressionen zu einem verstärkten Juckreiz führen.

Was hilft gegen juckende Haut?

Zunächst ist es wichtig, die Ursache des Juckreizes zu kennen, um sie nach Möglichkeit zu beheben. Ärztlichen Rat sollte man suchen, wenn man etwa eine Hautveränderung sieht, andere körperlichen Beschwerden bemerkt, der Pruritus länger anhält oder immer wieder kommt.

Diese Symptome können auf Erkrankungen hinweisen, die einer medizinischen Abklärung bedürfen. Bei Hautveränderungen ist ein Termin in einer hautärztlichen Praxis sinnvoll, ansonsten können zunächst Hausärztinnen und -ärzte weiterhelfen. Ärztinnen und Ärzte können mögliche Ursachen abklären und die Therapie am jeweiligen Auslöser orientieren. Beispielsweise verschreiben sie Antimykotika (anti = gegen und mykes = Pilze) bei einer Pilzinfektion oder empfehlen ein spezielles Shampoo für das seborrhoische Ekzem an der Kopfhaut.

Präparate und Maßnahmen, die eingesetzt werden, um den Pruritus zu lindern, sind unter anderem:

  • Eine sogenannte Basistherapie – im Prinzip eine Pflege, damit die Haut nicht austrocknet, – empfehlen Hautärztinnen und -ärzte entsprechend dem individuellen Hautzustand. Solche Produkte können etwa Harnstoff, Glycerin oder Milchsäure enthalten.
  • Cremes, Lotions oder Sprays können den Pruritus kurzfristig lindern. Zugesetzt sind zum Beispiel Menthol, Kampfer, Gerbstoffe und Wirkstoffe wie Polidocanol, das die Haut örtlich betäubt, oder Harnstoff für die Hautfeuchtigkeit.
  • Umschläge mit Schwarztee, der ebenfalls Gerbstoffe enthält.
  • Antihistaminika zum Auftragen auf die Haut können helfen, wenn vor allem auch der Botenstoff Histamin beteiligt ist, dessen Wirkung sie hemmen. Sie werden zum Beispiel bei Insektenstichen eingesetzt. Eventuell raten Ärztinnen und Ärzte bei Juckreiz am ganzen Körper auch dazu, Antihistaminika als Tablette einzunehmen. Bei Nesselsucht sind Antihistaminika ebenfalls eine mögliche Behandlung.
  • Kortisonpräparate zum Auftragen auf die Haut können Juckreiz lindern, der in Verbindung mit entzündlichen Hautveränderungen steht – zum Beispiel bei einer Kontaktdermatitis oder Neurodermitis. Cremes und Salben mit Hydrocortison gibt es auch rezeptfrei in der Apotheke. Sie sind aber nur zur kurzfristigen Behandlung kleiner Hautflächen gedacht. Wenn Sie das Problem damit nicht in den Griff bekommen, sollten Sie einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.
  • Capsaicin, der Scharfstoff aus der Chilischote, wird ebenfalls äußerlich angewendet. Eventuell empfehlen es Ärztinnen und Ärzte bei einem örtlich begrenzten Juckreiz, wie dem Brachioradialen Pruritus.
  • Eine Behandlung mit UV-Licht kann teilweise eine Option sein – auch wenn keine Hauterkrankung vorliegt.
  • Psychosomatische Maßnahmen kommen insbesondere bei chronischem Pruritus infrage. Sie umfassen zum Beispiel Entspannungstechniken oder standardisierte Schulungsprogramme.
  • Ärztinnen und Ärzte empfehlen je nach Ursache möglicherweise bestimmte Antidepressiva oder Medikamente, die aus der Epilepsiebehandlung kommen.

Was Sie bei Juckreiz selbst tun können

Trockene Haut kann Pruritus verursachen oder ihn verschlimmern. Daher ist es auch wichtig, sie entsprechend zu pflegen und einer Austrocknung entgegenzuwirken. Diese Austrocknung wird zum Beispiel durch Hitze, trockenes Klima und häufiges Waschen gefördert.

Die folgenden Maßnahmen zielen unter anderem darauf ab, trockene Haut zu verringern:

  • Hautreinigung: Milde Reinigungsprodukte wählen, und kaltes oder lauwarmes Wasser verwenden, um die Haut weniger auszutrocknen. Häufiges Waschen und Baden vermeiden – zum Beispiel mehrmals täglich. Besser nur kurz baden. Anschließend die Haut trockentupfen, anstatt sie zu reiben.
  • Pflege: Die Haut einmal täglich mit einer Feuchtigkeitscreme, am besten nach dem Duschen, eincremen. Fettigere Produkte sind tendenziell besser, um die Feuchtigkeit der Haut zu erhalten.
  • Kleidung: luftige, weiche Kleidung zum Beispiel aus Baumwolle, anstatt aus Wolle oder synthetischen Stoffen.
  • Kühle: Hitze verschlimmert möglicherweise das Jucken. Bei Bedarf klimatisierte Räume aufsuchen und leichte Bettwäsche und Kleidung wählen, nur lauwarm duschen. Kühlende Lotionen oder Sprays sowie feuchte Umschläge können den Juckreiz kurzzeitig lindern.
  • Besser meiden: Kontakt mit Stoffen, die die Haut möglicherweise reizen – etwa Haushaltsreinigungsmittel oder Umschläge mit Kamille und Teebaumöl. Sehr heißes und stark gewürztes Essen, große Mengen heißer Getränke und Alkohol.
  • Stress verringern: Entspannen und chronischen Stress vermeiden, dafür gegebenenfalls auch professionelle Hilfe suchen.
  • Kratzen vermeiden: Es kann helfen, eine juckende Stelle abzukleben oder nachts Baumwollhandschuhe zu tragen, um die Haut beim Kratzen im Schlaf nicht zu verletzen. Auch die Nägel sollte man besser kurz schneiden und sauber halten.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.

Mehr zum Thema


Quellen:

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