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Warum juckt die Haut in der Schwangerschaft?

Weil ihr oft Feuchtigkeit fehlt. Gerade im Winter spannt die Haut. Bei Schwangeren bewirkt die Hormon­umstellung häufig zusätzlich, dass die Haut trocken wird. "Dies ist der Hauptgrund für Juckreiz in der Schwangerschaft", erklärt Dr. Claudia Zeidler, Dermatologin und stellver­­tretende Leiterin des Kompetenz­zentrums für chronischen Pruritus (Fachbegriff für Juckreiz) am Universitätsklinikum Münster.

Was hilft, wenn die Haut trocken ist und spannt?

Eine rückfettende Pflegecreme. "Sie sollte keine ätherischen Öle enthalten, nicht zu stark parfümiert sein und bei einer Neigung zu Allergien ohne Substanzen aus Korbblütlern wie ­etwa Calendula und Arnika auskommen", sagt Anna Rachow, Apothekerin und Inhaberin von drei Apotheken in Oppenheim und Nierstein bei Mainz. Präparate, die Menthol, Polidocanol oder Urea, also Harnstoff, enthalten, hemmen hingegen den Juckreiz zusätzlich und dürfen auch in der Schwangerschaft verwendet werden. Spannt die Haut am Bauch sehr, empfiehlt die Apothekerin ein Vollbad mit Meersalz (dazu vier Esslöffel Meersalz ins Wasser geben). ­Einigen Schwangeren helfen auch kühlende Gele mit Aloe vera oder regel­mäßige kalte Duschen.

Wie können Schwangere dem Juckreiz vorbeugen?

Indem sie die Haut mindestens einmal täglich eincremen – am besten von Anfang an. Ob Creme, Lotion, Öl oder Gel hängt vom Hauttyp und von den Beschwerden ab. Bei starkem Juckreiz eignen sich leichtere Lo­tionen oder kühlende Gele. Bei sehr trockener Haut ist eine reichhaltigere Rezeptur sinnvoll. Zudem können Schwangere ihre Haut beim Duschen mit einem Massageschwamm verwöhnen. Nicht zu heiß duschen, das trocknet aus.

Wann sollten Schwangere zum Arzt?

"Bei starkem Juckreiz, der plötzlich auftritt, bitte sofort zum Arzt gehen", sagt Claudia Zeidler. Dann können spezifische Hauterkrankungen vorliegen, sogenannte Schwangerschaftsdermatosen. Aber auch, wenn der Juckreiz mit Hautveränderungen wie ­Rötungen oder Bläschen einhergeht, sollten Schwangere ihn schnellstmöglich untersuchen lassen.

Welche Schwangerschaftsderma­tose tritt am häufigsten auf?

Die atopische Schwangerschafts­dermatose, die sich durch sehr  tro­ckene Haut und flächige, juckende Rötungen an Körperstellen wie  Ellen­beugen, Kniekehlen oder Gesicht zeigt. Bei anderen bilden sich  Knötchen an Oberkörper, Armen oder Beinen. Die ato­pische Schwangerschafts­derma­tose tritt oft bei Frauen auf, die eine  Veranlagung für Neurodermitis, ­Asthma oder Allergien haben, häufig  schon zu Beginn der Schwangerschaft.

Und wenn vor allem die Schwangerschaftsstreifen jucken?

"Juckreiz am Bauch ist typisch, weil sich das Bindegewebe stark  dehnt", erklärt Anna Rachow. Wenn sich an den Schwangerschaftsstreifen aber Rötungen, Bläschen oder ein Ausschlag zeigen, der sich über Bauch  und Oberschenkel ausbreitet, kann es sich um die polymorphe Schwangerschaftsdermatose (PUPP) handeln. Sie entsteht meist erst in den  letzten Wochen vor der Geburt und ist zwar nervig, aber harmlos.  Betroffen sind vor allem Erstgebärende und Frauen, die Mehrlinge  erwarten.

Welche spezifischen Hauterkrankungen gibt es noch?

Selten bilden Schwangere Antikörper, die das eigene Gewebe angreifen.  Sie können zu juckenden Entzündungen und Blasen führen, vor allem im  zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittel. Diese Autoimmun­erkrankung  wird Pemphigoid gestationis genannt. Bei der sogenannten Schwangerschaftscholestase ist dagegen die Gallenfunktion  beeinträchtigt. Die Erkrankung äußert sich im späteren  Schwangerschaftsverlauf (ab der 13. Schwangerschaftswoche) durch starken  Juckreiz ohne Hautveränderungen – oft zuerst an Handflächen und  Fußsohlen. Juckreiz, der ohne Hautveränderungen auftritt, ist also  ­immer ein Warnsignal und ­sollte unverzüglich von einem Arzt abgeklärt  werden.

Wann ist das Baby in Gefahr?

"Bei einigen Schwangerschaftsdermatosen wird eine erhöhte   Wahrscheinlichkeit für eine Frühgeburt beziehungsweise für eine   Plazenta-Insuf­fi­zienz berichtet", sagt Zeidler. Deshalb sollten   Schwangere bei Verdacht da­rauf den Arzt aufsuchen. Am gefährlichsten   ist die Schwanger­­schafts­cholestase. "Ein schwerer oder un­behandelter   Verlauf kann die Leberfunktion der Mutter beeinträch­tigen",   erklärt Zeidler. "Im schlimmsten Fall kann es zu vorzeitigen Wehen bis   hin zu einer Totgeburt kommen." Zum Glück ist die   Schwangerschafts­cholestase relativ selten.

Wie werden Schwangerschafts­dermatosen und die Schwangerschaftscholestase behandelt?

Je nach Diagnose unterschiedlich: Die Dermatosen werden äußerlich zum Teil mit kortisonhaltigen Cremes, in anderen Fällen mit   antialler­gischen Mitteln behandelt. Bei einer   Schwangerschaftscholes­tase helfen Präparate, die die Ausscheidung von   Gallensäuren anregen. Die gute Nachricht für werdende Mütter: Bei allen   Erkrankungen verschwindet der Juckreiz nach der Geburt meist innerhalb   weniger Wochen wieder.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

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