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Ursache: Wie kommt es zu einer intrahepatischen Schwangerschaftscholestase?

Bei dieser Krankheit ist die Ausscheidung von Gallensäuren vorübergehend gestört. Unter einer Cholestase versteht man eine Verringerung der Galleausscheidung. In der Allgemeinbevölkerung kommt dies in den meisten Fällen dadurch zustande, dass der Abfluss der Galle in den großen ableitenden Gallenwegen durch ein mechanisches Hindernis behindert wird, zum Beispiel durch einen Gallenstein. Dann spricht man von einer extrahepatischen Cholestase (lateinisch extra "außerhalb", griechisch hepar "Leber").

Vergleichsweise selten wird hingegen eine intrahepatische Cholestase beobachtet (lateinisch intra "innerhalb"). Hierbei ist die Ausscheidung von Gallensäuren durch die Zellen der Leber gestört.

Im Fall einer intrahepatischen Schwangerschaftscholestase wirken genetische Veranlagung und hormonelle Faktoren zusammen: Aufgrund einer erblichen Genveränderung weist ein Transportprotein, das für die Ausscheidung der Gallensäuren durch die Leberzellen verantwortlich ist, eine verminderte Funktion auf. Weibliche Hormone (Östrogene und Gestagene) hemmen den Abtransport der Galle zusätzlich. In den letzten Monaten der Schwangerschaft erreichen diese Hormone besonders hohe Blutspiegel.

Daher macht sich die Genveränderung typischerweise in der Spätschwangerschaft bemerkbar: Die Konzentration der Gallensäuren im Blut steigt an, und die werdende Mutter leidet an starkem Juckreiz.

Symptome: Wie äußert sich eine intrahepatische Schwangerschaftscholestase?

Das typische Krankheitszeichen ist heftiger Juckreiz am gesamten Körper. Dieser ist gelegentlich im Bereich von Handflächen und Fußsohlen besonders stark ausgeprägt. Die Haut sieht zunächst völlig unverändert aus. Erst wenn die Betroffene kratzt oder scheuert, werden Hautveränderungen wie Kratzspuren oder gerötete Knoten sichtbar. Ein Anstieg der Leberwerte im Blut wird nur in wenigen, besonders schweren Fällen beobachtet. Auch kommt es nur selten vor, dass der Blutspiegel des Farbstoffs Bilirubin ansteigt und dass Haut und Augenbindehäute sich gelblich verfärben (Gelbsucht, Ikterus).

Nach der Geburt sinken die Spiegel der weiblichen Hormone, die Konzentration der Gallensäuren im Blut normalisiert sich und der Juckreiz verschwindet. Wenn die Betroffene später wieder schwanger wird oder eine hormonelle Verhütungsmethode wie die Anti-Baby-Pille anwendet, kommt es fast immer erneut zu einer intrahepatischen Cholestase. Noch viel problematischer als der quälende Juckreiz der werdenden Mutter ist, dass die Gallensäuren in den Blutkreislauf des ungeborenen Kindes übertreten. Wenn eine intrahepatische Schwangerschaftscholestase nicht korrekt behandelt wird, drohen eine Frühgeburt sowie ein schwerer Sauerstoffmangel des Kindes während der Entbindung.

Diagnose: Wie stellt der Arzt eine intrahepatische Schwangerschaftscholestase fest?

Der Arzt fragt die Schwangere nach ihrer Krankengeschichte und erkundigt sich nach ähnlichen Erkrankungsfällen in der Familie. Dann untersucht er die gesamte Haut der Patientin. Dabei fahndet er auch nach Anhaltspunkten für eine andere Schwangerschaftsdermatose. Um die Diagnose zu sichern, nimmt er der Patientin Blut ab. Sie sollte für diese Untersuchung nüchtern sein. Der Arzt lässt dann unter anderem die Konzentration der Gallensäuren im Blut bestimmen.

Behandlung: Was hilft bei intrahepatischer Schwangerschaftscholestase?

Rückfettende Cremes und Lotionen, zum Beispiel mit dem Wirkstoff Polidocanol, lindern den Juckreiz der Mutter, vermindern aber nicht das Risiko für das ungeborene Kind. Der Wirkstoff Ursodeoxycholsäure hingegen normalisiert den Blutspiegel der Gallensäuren und schützt das Kind vor den drohenden Gesundheitsschäden. Während der Behandlung kontrolliert der Arzt regelmäßig bei der Mutter Gallensäuren und Leberwerte.

Ursodeoxycholsäure besitzt für diese Indikation noch keine Zulassung, gilt aber als Mittel der Wahl. Arzt und Patientin müssen gemeinsam klären, ob und unter welchen Umständen die Therapie infrage kommt.

Zusätzlich sollte das ungeborene Kind engmaschig durch den Gynäkologen überwacht werden. Langfristig sollte die Mutter auf hormonelle Verhütungsmethoden wie die Anti-Baby-Pille verzichten und statt dessen lieber andere Verhütungsmethoden wählen.

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Autorin und Expertin:

Dr. med. Angela Unholzer ist Hautfachärztin mit den Zusatzbezeichnungen  Allergologie und Dermatohistologie. Ihre Facharztweiterbildung  absolvierte sie an der Dermatologischen Universitätsklinik der  Ludwig-Maximilians-Universität in München sowie an der Klinik für  Dermatologie und Allergologie am Klinikum Augsburg. An der  letztgenannten Klinik leitete sie von 2006 bis 2012 als  Funktionsoberärztin die Lichtabteilung, die dermatologische Tagesklinik  und die allgemeindermatologische Ambulanz. Anschließend war sie in einer  Praxis in der Nähe von Augsburg tätig. Seit 2014 ist sie in einer  eigenen Praxis in Donauwörth niedergelassen.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

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