Nesselsucht (Urtikaria): Symptome, Ursachen, Therapie
Welche Symptome macht eine Urtikaria?
Das typische Krankheitszeichen der Urtikaria sind Quaddeln, die stark jucken und brennen. Manchmal treten gleichzeitig tiefere Schwellungen (Angioödeme) auf.
Was sind Quaddeln?
Eine Quaddel ist eine umschriebene Wasseransammlung in oberflächlichen Anteilen der Haut (siehe Bildergalerie weiter unten). Die Quaddel wölbt die Hautoberfläche scharf begrenzt vor und kann von einer entzündlichen Rötung umgeben sein. Die Farbe der Quaddel variiert zwischen hautfarben und weißlich. Die einzelnen Hautveränderungen können wenige Millimeter messen, aber auch bis zu zwei Zentimeter groß werden. Benachbarte Quaddeln können zu flächigen Schwellungen zusammenfließen.
Auch ohne Therapie bildet sich die einzelne Quaddel innerhalb von 24 Stunden vollständig zurück. Gleichzeitig können aber neue Quaddeln an anderen Stellen entstehen. Bei der häufigsten Form der Krankheit, der spontanen Urtikaria, verteilen sich die Quaddeln unregelmäßig über die gesamte Haut.
Was ist ein Angioödem?
Bei einigen Patienten treten gleichzeitig Angioödeme auf, bei wenigen Betroffenen kommt es ausschließlich zu Angioödemen (siehe Bildergalerie weiter unten). Diese sind gekennzeichnet durch großflächige, unscharf begrenzte tiefe Schwellungen, die sich im Lauf von einem bis drei Tagen spontan zurückbilden. Zu einer Rötung oder zu Juckreiz kommt es in der Regel nicht. Stattdessen leiden die Betroffenen unter Spannungsgefühl und gelegentlich auch unter schmerzhaftem Brennen.
Angioödeme treten bevorzugt an den Handflächen und Fußsohlen sowie im Gesicht auf. Im Bereich von Augenlidern und Lippen ist das Unterhautgewebe sehr weich. Daher kann hier eine Schwellung besonders große Ausmaße annehmen und den Betroffenen vorübergehend entstellen. Sind die Schleimhäute von Zunge, Rachen oder Kehlkopf betroffen, können Schwierigkeiten beim Atmen hinzukommen.
In vielen Fällen stellt ein isoliertes Angioödem eine Nebenwirkung eines Medikaments aus der Gruppe der ACE-Hemmer dar (ACE-Hemmer-induziertes Angioödem). Sehr selten ist ein Angioödem ein Anzeichen für eine erbliche Krankheit: das hereditäre Angioödem. Speziell im Bereich von Schleimhäuten wird ein Angioödem auch nach dem Erstbeschreiber, dem Arzt Heinrich Irenaeus Quincke, als Quincke-Ödem bezeichnet.
So kann eine Nesselsucht (Urtikaria) aussehen
Welche Formen der Nesselsucht gibt es?
Spontane Urtikaria
Bei einer spontanen Urtikaria sind die Quaddeln unregelmäßig über die gesamte Haut verteilt. In über 90 Prozent der Fälle heilt die Erkrankung innerhalb von sechs Wochen ab. Dann liegt eine akute spontane Urtikaria vor, die auch kurz akute Urtikaria genannt wird. Sie ist die mit Abstand häufigste Form der Nesselsucht.
Hält die Quaddelbildung länger als sechs Wochen an, spricht man von einer chronischen spontanen Urtikaria oder kurz von einer chronischen Nesselsucht. Hiervon sind zumeist Menschen im mittleren Erwachsenenalter betroffen, Frauen etwa doppelt so häufig wie Männer.
Eine akute spontane Urtikaria wird häufig durch einen akuten Infekt ausgelöst. In einigen Fällen entstehen die Hautveränderungen durch eine allergische Reaktion vom Soforttyp (anaphylaktische Reaktion), zum Beispiel durch einen Wespen- oder Bienenstich, durch ein Nahrungsmittel oder ein Medikament.
Auch bei etwa 80 Prozent der Patienten mit einer chronischen spontanen Urtikaria lässt sich eine konkrete Ursache ermitteln. Am häufigsten ist dies eine chronische Infektion (Infekturtikaria), eine Unverträglichkeit eines wiederholt eingenommenen Medikaments oder Lebensmittelbestandteils (Intoleranzurtikaria) oder eine anhaltende Reaktion des Abwehrsystems auf körpereigene Strukturen (autoreaktive Urtikaria).
Bei zirka 20 Prozent der Betroffenen kann die Ursache nicht geklärt werden. Dann spricht man von einer idiopathischen Urtikaria.
Induzierbare Urtikaria
Bei einer induzierbaren Urtikaria kommt es nur dann zu Quaddeln, wenn ein spezifischer Reiz auf die Haut einwirkt. Stellt dieser Reiz eine physikalische Größe dar, wie zum Beispiel Druck, Kälte, Wärme oder Licht, dann handelt es sich um eine physikalische Urtikaria. Im Gegensatz zur spontanen Urtikaria entstehen die Hautveränderungen nur an den Stellen, auf die der spezifische Reiz einwirkt.

Autorin und Expertin: Dr. Angela Unholzer, Fachärztin für Dermatologie
© W&B/Privat
Therapie der Urtikaria
Sowohl die akute als auch die chronische Form der spontanen Urtikaria behandelt der Arzt innerlich mit Medikamenten, die die Effekte des Botenstoffs Histamin blockieren. Diese Wirkstoffe werden Antihistaminika genannt.
Bei den induzierbaren Formen der Urtikaria empfiehlt es sich, den Auslöser zu meiden. Gelingt dies nicht vollständig, kann der Betroffene die Krankheitszeichen ebenfalls mit Hilfe eines Antihistaminikums unterdrücken.
Mehr zur Behandlung lesen Sie im Kapitel Therapie.
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.