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Juckt und brennt es am Po? Häufig sind vergrößerte Hämorriden der Auslöser. Allerdings kann auch falsche Hygiene im Intimbereich dafür verantwortlich sein.

Juckreiz: Seife und feuchtes Toilettenpapier können After reizen

"Falsche Hygiene" bedeutet dabei nicht, dass jemand sich den Po nicht gründlich genug gereinigt hat. Auch ein zu großes Sauberkeitsbedürfnis kann schaden. "Seifen oder Duschgels können Chemikalien enthalten, die die Haut am After reizen", sagt Professor Alexander Herold, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Koloproktologie.

Auch zu viel Schrubben oder raues Toilettenpapier kann die empfindlichen Hautpartien am Po schädigen und Juckreiz auslösen. "Vorsicht auch bei feuchtem Toilettenpapier", sagt Herold. Bei einigen Menschen reagiert die Haut darauf gereizt.

Was tun, wenn die Haut am After brennt? Steckt nur eine falsche Reinigung dahinter, lassen sich die Beschwerden mit einfachen Verhaltensänderungen in den Griff kriegen. Am besten ausprobieren, was hilft – der eine verträgt eine Sorte feuchtes Toilettenpapier, der andere nicht.

Tipps für die Analhygiene

  • Analbereich nach dem Stuhlgang erst trocken abwischen. Anschließend noch mit Wasser reinigen, damit keine Reste etwa an den Haaren zurückbleiben. "Ideal ist dazu ein Bidet", sagt Herold. Ersatzweise Toilettenpapier kurz mit Wasser befeuchten. Anschließend sanft trocken tupfen. Auf Seifen oder feuchtes Toilettenpapier verzichten.
  • Das Toilettenpapier sollte nicht zu rau und hart sein. Bedrucktes Klopapier kann Stoffe enthalten, die die Haut reizen. Auf das Blümchenmuster also besser verzichten und die schlichte Variante kaufen.
  • Auch Schweiß kann in Verbindung mit Stuhlresten die Haut reizen. Unterwäsche aus Baumwolle kann das Problem lindern: Sie nimmt Feuchtigkeit besser auf und verhindert so, dass ein feuchtes Milieu entsteht.
  • Einen gereizten After mit einer zinkhaltigen Creme oder Salbe pflegen.

Dauerhafte Beschwerden abklären lassen

Wer diese Tipps beherzigt, bei dem sollte das Jucken und Brennen nach etwa zwei Wochen verschwunden sein. Wenn nicht, wird es Zeit, eine Arztpraxis aufzusuchen. Denn dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Beschwerden im Analbereich eine chronische Ursache haben. Oft sind es Hämorriden, die Probleme bereiten, oder aber Fisteln oder eine sonstige Entzündung. In seltenen Fällen stecken Erkrankungen des Dickdarms dahinter.

Was sind Hämorriden?

Hämorriden sind gut durchblutete Blutgefäßpolster am Ende des Darms, jeder Mensch hat sie. Sie sorgen zusammen mit dem Schließmuskel dafür, dass der After dicht ist. Wenn sich der Darm auf der Toilette entspannt, zieht sich das Blut aus ihnen zurück, sie werden kleiner und ­geben den Weg für den Stuhl frei. Danach schwellen sie wieder an und dichten den After ab.

Wie bemerkt man, dass sie Probleme machen?

Zu Beginn sind die Polster im After vergrößert und ziehen sich nicht mehr so gut zusammen. "Das klassische erste Symptom ist Blut auf dem Stuhl oder am Toilettenpapier", sagt Dr. Andreas Joos vom Deutschen End- und Dickdarmzentrum in Mannheim. "Gegebenenfalls kann es auch jucken, nässen oder brennen." Da dies aber auch Symptome für ernstere Erkrankungen sein können, müssen Ärztin oder Arzt andere Ursachen stets ausschließen. "Schmerz dagegen ist kein typisches Anzeichen, denn die Hämorride an sich hat keine Nerven­fasern", sagt Joos. Wenn es doch schmerzt, ist wahrscheinlich eine Begleiterscheinung schuld: eine entzündete und gereizte Schleimhaut am Po, ein Riss im Analkanal (Analfissur) oder ein Ekzem zum Beispiel.

Etwa jeder dritte Erwachsene hat im Lauf seines Lebens mit vergrößerten Hämorriden zu kämpfen. Die gute Nachricht: Sie sind lästig, aber nicht gefährlich.Neben dem Arztbesuch raten Apotheker und Apothekerinnen meist zu Salben oder Sitzbädern mit entzündungslindernden Wirkstoffen wie Hamamelis oder Bismutgallat. Je nach Schweregrad empfehlen sich auch örtlich leicht betäubende Zäpfchen oder Salben.

Das können Sie tun, um Hämorriden vorzubeugen

  • Erst auf die Toilette gehen, wenn man wirklich muss.
  • Nicht zu lange auf dem Klo sitzen und pressen, dann leiert das Bindegewebe aus. Die Sitzungsdauer auf etwa drei bis fünf Minuten beschränken.
  • Ballaststoffreich essen – etwa Vollkornprodukte. Das sorgt für eine gute Verdauung und beugt Verstopfung vor, die wiederum Hämorriden begünstigt. Flohsamenschalen sind eine zusätzliche Ballaststoffquelle. Bitte unbedingt ausreichend trinken!

Frühe Behandlung lohnt

Stülpt sich die Hämorride beim Pressen auf der Toilette aus, rutscht aber nach dem Stuhlgang von alleine wieder in den Darm? Dann handelt es sich um ein Hämorridalleiden. Wenn Sie sie dagegen mit dem Finger zurückstupsen müssen oder sie dauerhaft außerhalb des Darms bleiben, ist die Hämorride schon stark vergrößert.

Suchen Sie so früh wie möglich ärztliche Hilfe! Bei Beschwerden sind Hausarzt oder -ärztin der erste Ansprechpartner, sie können weiter zur Gastroenterologin oder zum Proktologen überweisen. Wer sich gleich behandeln lässt, kann meist eine Operation vermeiden. Die Basis des Erfolgs: eine verdauungsfreundliche Ernährung und die richtigen Gewohnheiten bei der Sitzung.

Störende Polster ausschalten

Sind die Beschwerden sehr stark und das Hämorridalleiden noch nicht zu weit fortgeschritten, ist die Verödung, in der Fachsprache Sklerosierung genannt, eine Option. Die Proktologin oder der Proktologe spritzt dazu ein Mittel in den Hämorridalknoten, der das ausgeleierte Gewebe schrumpfen lässt. Eine weitere Möglichkeit ist die sogenannte Gummibandligatur. Dabei wird die Hämorride mit einem Gummiband abgeschnürt. Nach etwa einer Woche fällt das abgestorbene Gewebe mit dem Band einfach ab. Bei etwa einem Prozent der Patienten und Patientinnen kommt es zu Blutungen, die unter Umständen im Krankenhaus gestillt werden müssen. Dennoch: "Das Verfahren kann zwar unangenehm sein, für die meisten ist es aber unproblematisch", so Joos.

Dauerhafte Lösung

Wenn dies nicht reicht, weil der Gewebeknoten zu stark angeschwollen ist, kommt eine Operation in Frage. Joos und sein Team haben verschiedene Verfahren für die aktuellen ärztlichen Hämorriden-Leitlinien unter die Lupe genommen. Gute Noten bekommt dabei die Segment-Entfernung: Dabei werden die problematischen Hämorriden einzeln herausgeschnitten. "Diese Methode gehört in Deutschland zu Recht zu den am häufigsten angewendeten Verfahren", sagt der Experte.

Wichtig ist aber vor allem, dass Ärztin oder Arzt die Methode wählen, die zum Leiden des Patienten oder der Patientin passt. Ein Patentrezept gibt es nicht – Arzt oder Ärztin entscheiden immer individuell, welche Methode zum besten Ergebnis führt.