Blut im Stuhl: Woher es kommen kann und was dann zu tun ist
Was ist Blut im Stuhl?
Befindet sich Blut im Stuhl, kann man sich darunter verschiedenes vorstellen. Ärztinnen und Ärzte fragen dann, wie sich das „Blut im Stuhl“ bei den Betroffenen zeigt. Denkbar ist zum Beispiel:
- Frisches Blut am Toilettenpapier nach dem Stuhlgang oder wenig Blut, das anschließend in die Toilette tropft, kann zum Beispiel bei vergrößerten Hämorrhoiden oder einem Hautriss im Analbereich vorkommen. Zusätzlich kann das Blut auch als Auflagerung auf dem Stuhl sichbar sein.
- Hämatochezie ist der medizinische Begriff für „Blut im Stuhl“. Dieser umfasst helles Blut im Stuhl, aber auch dunkleres oder kastanienbraunes Blut, das mit dem Stuhl vermischt sein kann. Eine Hämatochezie weist vor allem auf eine Blutung im unteren Verdauungstrakt hin, zum Beispiel aus dem Dickdarm, oder auf verschiedene Probleme im Enddarm- und Analbereich.
- Blutige Durchfälle können unter anderem bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn auftreten oder bei einer Infektion. Bakterielle Erreger sind zum Beispiel Campylobacter, Shigellen oder EHEC. Auch Parasiten wie Amöben sind mögliche Auslöser. Mit einigen infiziert man sich vor allem auf Auslandsreisen.
- Eine schwarze Verfärbung des Stuhls durch Blut wird als Teerstuhl bezeichnet. Das Blut verfärbt sich auf dem Weg durch den Magen-Darm-Trakt. Das ist einer Zeichen einer Blutung im oberen Verdauungstrakt. Gründe sind zum Beispiel ein blutendes Geschwür im Magen oder Zwölffingerdarm, aber auch verschlucktes Blut etwa bei Nasenbluten. Bei massiven Blutungen im oberen Verdauungstrakt kann es jedoch auch zur Hämatochezie kommen.
- Unsichtbares oder okkultes Blut sind Blutbeimengungen, die man mit bloßem Auge nicht erkennen kann. Spezielle Tests, zum Beispiel für die Darmkrebsfrüherkennung, weisen das Blut nach. Bestehen Blutungen über längere Zeit unbemerkt, können unspezifische Beschwerden wie eine verminderte Belastbarkeit auf eine mögliche Blutarmut hinweisen.
Wenn der Stuhl rot oder schwarz gefärbt ist, kann das auch am Essen liegen. Rote Beete, Blaubeeren, Spinat oder dunkle Schokolade können ihn verfärben. Auch Medikamente wie Eisen, Aktivkohle oder Bismuth können ihn dunkel färben.
Hinweis: Der Artikel umfasst vorrangig Erkrankungen, die typischerweise mit sichtbarem hellem (rotem) Blut im Stuhl einhergehen. Daher gibt er vor allem eine Auswahl möglicher Erkrankungen in Dickdarm und Analbereich. Liegt die Blutungsquelle weiter vom Darmausgang entfernt, ist das Blut eher dunkler oder der Stuhl sogar schwarz gefärbt. Eine Übersicht zu Stuhlveränderungen finden Sie hier.
Wann ist ärztlicher Rat sinnvoll?
Grundsätzlich gilt: Blut im Stuhl oder Blut beim Stuhlgang ist nicht normal und eine ärztliche Einschätzung ist daher wichtig. Je nach Ausprägung, etwa Stärke und Aussehen, Krankengeschichte und Alter, sind unterschiedliche Ursachen wahrscheinlicher. Oft haben gering ausgeprägte helle Blutungen harmlose Ursachen, andere – insbesondere starke Blutungen – müssen jedoch schnell abgeklärt und behandelt werden.
Wie schnell muss man bei Blut im Stuhl zu Ärztin oder Arzt?
Hat man keine weiteren Beschwerden, sollte man für die Ersteinschätzung so bald wie möglich einen Termin in der Hausarztpraxis vereinbaren. Dort kennen Ärztinnen und Ärzte in der Regel die Krankengeschichte, können sich die Afterregion ansehen und eine Tastuntersuchung am Enddarm durchführen. Zudem können sie zu Fachärztinnen und -ärzten überweisen, die auf den Enddarm (Proktologie) oder Magen-Darm-Bereich (Gastroenterologie) spezialisiert sind.
Teil anschließender Untersuchungen kann zum Beispiel eine Spiegelung des Analkanals und des untersten Mastdarmabschnitts sein, um Veränderungen wie vergrößerte Hämorrhoiden und einen Riss am After zu erkennen. Dafür muss der Darm in der Regel nicht vorbereitet werden. Veränderungen, die weiter entfernt liegen, lassen sich so aber nicht feststellen. In der Regel ist dann eine Darmspiegelung sinnvoll.
Was kann auf einen Notfall hinweisen?
Akute Blutungen können jedoch auch ein Notfall sein. Suchen Sie in folgenden Situationen umgehend ärztliche Hilfe und rufen Sie, falls nötig, den Rettungsdienst unter der Telefonnummer 112:
- starke oder anhaltende Blutungen
- Kreislaufschwäche: Sie kann zum Beispiel auf einen starken Blutverlust hindeuten. Möglich ist dann auch eine Blutung im oberen Verdauungstrakt, etwa in Magen oder Speiseröhre. Typisch für solch eine Blutung ist blutiges oder kaffeesatzartiges Erbrechen und schwarzer Stuhl.
- starke Schmerzen
Welche Ursachen gibt es im Bereich des Afters?
Am Darmausgang können mehrere Veränderungen die Ursache für Blut im Stuhl sein, zum Beispiel ein Riss in der Haut des Analkanals, vergrößerte Hämorrhoidalpolster oder ein Gerinnsel in Analvenen.
Hämorrhoiden: Blut ohne Schmerzen
Spricht man umgangssprachlich von Hämorrhoiden, ist damit eine Vergrößerung des schwammartigen Gefäßpolsters gemeint, das dazu beträgt, den Darm nach außen hin abzudichten. Eine Vergrößerung kommt häufig vor und muss nicht unbedingt Beschwerden verursachen. Kann es aber. Typisch ist eine hellrote Blutung ohne Schmerzen im Zusammenhang mit dem Stuhlgang, etwa als frisches Blut am Toilettenpapier, Blutauflagerungen auf dem Stuhlgang oder als Bluttropfen in der Toilettenschüssel.
Häufige Beschwerden sind zudem Nässen, Brennen und Juckreiz im Analbereich. Vergrößerte Polster können aus dem After hervorragen und ein Fremdkörpergefühl verursachen, zudem kann es zu Stuhlschmieren kommen – man bemerkt also später eine Verschmutzung in der Unterwäsche. Bildet sich ein Blutgerinnsel in den Hämorrhoiden (Thrombose), kann das zu Schmerzen führen.
Analthrombose: schmerzhafter Knoten
Bei einer Anal- oder auch Analvenenthrombose bildet sich innerhalb von Minuten bis Stunden ein meist schmerzhafter bläulich-roter Knoten am After. Grund ist ein Blutgerinnsel in den Venen (nicht in den Hämorrhoiden). Öffnet sich der Knoten, kann das bluten, oft lassen Schmerzen dann nach. Der Knoten kann zudem ein Spannungs- oder Fremdkörpergefühl hervorrufen.
Analfissur: schmerzhafter Riss
Auch Analfissuren kommen häufig vor. Dabei handelt es sich um einen länglichen Riss in der Haut des Analkanals. Typisch dafür ist ein stechender, schneidender Schmerz am After, der während oder nach dem Stuhlgang schlimmer wird, sowie frisches Blut am Toilettenpapier oder auf dem Stuhl. Ohne Behandlung können Analfissuren chronisch verlaufen, wobei sich möglicherweise zusätzlich Hautlappen (Marisken) am äußeren Analrand bilden. Eine Analfissur kann auch im Rahmen anderer Erkrankungen entstehen, etwa Morbus Crohn, HIV oder anderer sexuell übertragbarer Infektionen.
Welche Ursachen gibt es im Darm?
Blut im Stuhl kann auch aus anderen Abschnitten des Verdauungstrakts stammen. Hellrotest Blut deutet eher auf Ursachen im unteren Verdauungstrakt hin. Eine Divertikelblutung liegt zum Beispiel im Dickdarm.
Proktitis: Entzündung im Mastdarm
Bei einer Proktitis ist die Schleimhaut des Mastdarms, also des letzten Darmabschnitts, entzündet. Oft ist auch der Analkanal betroffen. Eine Proktitis kann mehrere Beschwerden verursachen: zum Beispiel Blut im Stuhl, Schleimbeimengungen, häufiger Stuhldrang, Schmerzen im Bereich von Enddarm und After – vor allem bei der Stuhlentleerung – sowie Jucken, Nässen und Stuhlschmieren. Bei schweren Erkrankungen ist auch Fieber möglich. Teilweise sind die Lymphknoten in der Leiste geschwollen.
Eine Proktitis kann sehr unterschiedliche Ursachen haben:
- Chronisch-Entzündliche Darmerkrankung: Ein Colitis ulcerosa kann auch nur den Mastdarm betreffen (Proktitis ulcerosa). Bei einem Teil der Menschen, die an Morbus Crohn erkranken, beginnen die Symptome im Bereich des Enddarms.
- Infektionen: zum Beispiel mit sexuell übertragbaren Erregern, wie Gonokokken, Chlamydien, Herpesviren oder dem Syphilis-Erreger Treponema pallidum. Weitere Erreger, etwa das Zytomegalievirus, kommen bei Menschen mit eingeschränkter Immunabwehr infrage. Mögliche Gründe für eine Abwehrschwäche sind eine HIV-Infektion oder bestimmte Medikamente. Diese bekommen beispielsweise Mensche nach einer Transplantationn verordnet oder bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und rheumatischen Erkrankungen.
- Nach einer Strahlenbehandlung eines Tumors im kleinen Becken
- Wenn sich Darmanteile ineinander oder nach außen stülpen oder wenn Teile der Schleimhaut nicht ausreichend mit Blut versorgt werden
- Maßnahmen wie Einläufe oder die Gabe von Kontrastmitteln oder Medikamenten über den After
Mögliche Folge einer Divertikelerkrankung
Bei einer Divertikulose stülpt sich die Darmschleimhaut durch Schwachstellen in der Muskelschicht der Darmwand. Solche Divertikel entstehen vor allem im Dickdarm. Divertikel kommen gerade mit steigendem Alter häufiger vor, bereiten aber nicht unbedingt Beschwerden. Sie können jedoch starke Blutungen aus dem Darm verusachen, diese werden dann im Krankenhaus behandelt. Dort kann man sie etwa über eine Darmspiegelung diagnostizieren und behandeln.
Mehrere Faktoren erhöhen das Risiko für eine Divertikelblutung: zum Beispiel Medikamente, die die Blutgerinnung beeinflussen wie ASS, höheres Alter, Übergewicht, körperliche Inaktivität und Vorerkrankungen wie Bluthochdruck.
Bei einer Divertikelblutung kann das Blut im Stuhl hellrot sein oder kastanienfarbig und sich mit dem Stuhl vermischen. Üblicherweise passiert das ohne oder mit nur geringen Schmerzen. Ist der Divertikel gleichzeitig entzündet, kann das jedoch zusätzlich Schmerzen auslösen. Entzündung und Blutung fallen aber meist nicht zusammen. In der Mehrzahl der Fälle hört die Blutung von selbst wieder auf, kann aber zu einem späteren Zeitpunkt wieder einsetzen.
Vorsicht: Eine Divertikelblutung ist möglicherweise so stark, dass sie zu einem hohen Blutverlust mit Kreislaufschwäche, Herzrasen und niedrigem Blutdruck führt. Bemerken Sie diese Symptome alarmieren Sie den Rettungsdienst.
Blutung durch Gefäßfehlbildungen
Gefäßfehlbildungen an der Schleimhaut des Magen-Darm-Trakts kommen eher bei älteren Menschen vor und können zu schmerzlosen Blutungen unterschiedlicher Stärke führen. Es können immer wieder geringe Blutungen auftreten, die oft von selbst aufhören aber möglicherweise langfristig zu einem chronischen Blutverlust mit Blutarmut führen. Oft ist das Blut im Stuhl dann gar nicht sichtbar.
Kann hinter Blut im Stuhl auch Krebs stecken?
Blutungen aus dem Darm können viele Ursachen haben, viele davon harmlos. Trotzdem müssen sie immer sorgfältig abgeklärt werden, vor allem um Dickdarmkrebs, der zu den häufigsten Krebsformen überhaupt gehört, auszuschließen oder rechtzeitig behandeln zu können. Zudem können gutartige Wucherungen oder Krebsvorstufen Blut im Stuhl verursachen.
Darmpolypen: Schleimhautwucherungen
Darmpolypen sind Schleimhautwucherungen, die in den Darm ragen. Es gibt unterschiedliche Arten von Polypen und nicht alle sind eine Vorstufe von Krebs. Meist treten sie erst ab einem Alter von 50 Jahren auf. Zudem können der Lebensstil und genetische Faktoren eine Rolle spielen. Erbkrankheiten, bei denen sich Darmpolypen entwickeln, sind selten.
Oft verursachen Polypen keine Beschwerden, können aber gelegentlich bluten und unsichtbares Blut im Stuhl verursachen. Insbesondere Richtung Darmausgang gelegene Polypen sind möglicherweise der Grund für geringe, sichtbare Blutungen und schmerzhaften Stuhldrang. Hat man Polypen, werden sie oft im Rahmen der Darmkrebsfrüherkennung bei der Darmspiegelung festgestellt und beseitigt.
Darmkrebs
Dickdarmkrebs kann abhängig vom Entstehungsort zu unterschiedlich aussehenden Blutungen führen. Das Blut kann hellrot sein, kastanienfarben oder sich als schwarzer Stuhl zeigen. Im Allgemeinen sind die Blutungen eher gering, können aber immer wieder auftreten und zur Blutarmut führen. Weitere mögliche Symptome sind Bauchschmerzen und veränderte Stuhlgewohnheiten – etwa hin zu Verstopfung oder Durchfall.
Symptome können aber auch fehlen. Daher sind Früherkennungsuntersuchungen wichtig. Diese bezahlen die Krankenkassen ab 50 Jahren. Darin können auch Krebsvorstufen und Erkrankungen, die noch keine Beschwerden ausgelöst haben, entdeckt werden.
Analkrebs
Analkrebs ist eher selten. Die Häufigkeit nimmt jedoch zu. Risikofaktoren sind zum Beispiel eine chronische Infektion mit humanen Papillomviren (HPV) und HIV. Der Krebs kann im Analkanal liegen oder am Analrand, vereinfacht gesagt liegt er dann weiter „außen“ und ist dadurch besser sichtbar, wenn man die Pobacken spreizt. Symptome sind zum Beispiel Blutungen am After oder beim Stuhlgang, Schmerzen, Hautveränderungen und eine tastbare Veränderung am Anus.
Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.
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