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Kurz zusammengefasst

Vergrößerte Hämorrhoiden sind krankhaft erweiterte Blutgefäße, ähnlich den Krampfadern. Sie befinden sich im Bereich des Anus und unteren Rektums und können Symptome wie Juckreiz, Schmerzen und Blutungen verursachen. Hämorrhoidenschwellungen entstehen häufig durch erhöhten Druck, etwa durch starkes Pressen beim Stuhlgang, Schwangerschaft oder langes Sitzen. In Deutschland gibt es jedes Jahr etwa 3,3 Millionen Fälle, die behandelt werden, man kann also von einer Volkskrankheit sprechen.

Was sind vergrößerte Hämorrhoiden?

Jeder Mensch hat Hämorrhoiden (alternative Schreibweise: Hämorriden). Dabei handelt es sich um meist drei kleine Blutpolster, die direkt vor dem After sitzen. Im Normalzustand sind sie mit Blut gefüllt und helfen zusammen mit den Schließmuskeln, den After dichtzuhalten. Beim Stuhlgang zieht sich das Blut aus diesen Polstern zurück und der After öffnet sich. Wenn Hämorrhoiden jedoch dauerhaft vergrößert sind, können sie unangenehme Symptome wie Schmerzen, Juckreiz oder Blutungen verursachen. Fachleute nennen das Hämorrhoidal-Leiden. Das kann jeden treffen, unabhängig vom Alter.

Vergrößerte Hämorrhoiden bilden sich in einem Adergeflecht (hier blau dargestellt) am äußeren Ende des Mastdarms.

Vergrößerte Hämorrhoiden bilden sich in einem Adergeflecht (hier blau dargestellt) am äußeren Ende des Mastdarms.

Wie entstehen vergrößerte Hämorrhoiden?

Vergrößerte Hämorrhoiden entstehen durch erhöhten Druck im Bereich des Anus und unteren Rektums (auch Mastdarm genannt, der letzte Abschnitt des Darms). Dieser Druck kann verschiedene Ursachen haben:

  • Verstopfung: Häufiges und intensives Pressen aufgrund einer Verstopfung kann die Blutgefäße belasten und zur Vergrößerung der Hämorrhoiden führen.
  • Langes Sitzen: Besonders langes Sitzen zum Beispiel auf der Toilette kann den Druck auf die Blutgefäße im Anus erhöhen.
  • Schwangerschaft: Der erhöhte Druck im Bauchraum während der Schwangerschaft kann die Hämorrhoiden anschwellen lassen.
  • Übergewicht: Zusätzliche Pfunde üben mehr Druck auf den Beckenbereich aus, was Hämorrhoiden vergrößern kann.
  • Schwere körperliche Arbeit: Häufiges Heben von schweren Gegenständen kann den Druck auf den unteren Bereich des Rektums erhöhen.
  • Genetische Veranlagung: Manche Menschen haben eine genetische Veranlagung für schwächere Venen, was die Schwellung von Hämorrhoiden begünstigen kann.
  • Alter: Mit zunehmendem Alter verlieren die Gewebe, die die Venen im Rektum stützen, an Festigkeit, was zur Vergrößerung der Hämorrhoiden beitragen kann.
  • chronischer Husten: Auch starkes Husten führt zu einer Druckerhöhung im Bauchraum.
  • Herzschwäche oder Leberzirrhose: Selten können auch diese beiden Krankheiten Hämorrhoidenschwellungen auslösen, wenn sich dadurch Blut in die Blutgefäße des Bauchraums und des Darms zurückstaut.

Wie verläuft eine Erkrankung mit vergrößerten Hämorrhoiden?

Geschwollene Hämorrhoiden werden je nach Schweregrad in vier Stadien eingeteilt:

Stadium I

Bild
  • Beschreibung: Die Hämorrhoiden sind vergrößert, aber noch innerhalb des Analkanals und von außen nicht sichtbar.
  • Symptome: Meist zeigen sich keine oder nur leichte Beschwerden wie gelegentliches Jucken oder leichte Blutungen beim Stuhlgang.

Stadium II

Hämorriden, Stadium 2

Hämorriden, Stadium 2

  • Beschreibung: Die Hämorrhoiden treten während des Stuhlgangs aus dem Anus hervor (Prolaps), ziehen sich aber anschließend von selbst wieder zurück.
  • Symptome: Blutungen, Juckreiz und Beschwerden beim Stuhlgang kommen verstärkt vor. Der Prolaps kann schmerzhaft sein.

Stadium III

Hämorriden, Stadium 3

Hämorriden, Stadium 3

  • Beschreibung: Die Hämorrhoiden treten beim Stuhlgang aus und müssen dann manuell zurückgeschoben werden.
  • Symptome: Häufigere und intensivere Blutungen, Schmerzen, Juckreiz und Schleimabsonderung sind die Regel. Der Prolaps tritt häufiger auf und kann zu stärkerem Unbehagen führen.

Stadium IV

Hämorriden, Stadium 4

Hämorriden, Stadium 4

  • Beschreibung: Hämorrhoiden sind dauerhaft außerhalb des Anus und lassen sich nicht mehr manuell zurückschieben.
  • Symptome: Starke Schmerzen, kontinuierliche Blutungen, Juckreiz, Schleimabsonderung und mögliche Entzündungen. Es besteht ein erhöhtes Risiko für Komplikationen wie Thrombosen und Infektionen.

Wann sollte man sich ärztliche Hilfe suchen?

Vergrößerte Hämorrhoiden sind ein weitverbreitetes Leiden, für das sich niemand schämen muss. Hausärztin oder der Hausarzt können weiterhelfen und bei Bedarf an eine Spezialpraxis überweisen, beispielsweise an eine Proktologiepraxis. Hämorrhoidal-Leiden gehören dort zu den häufigsten Anliegen. Besonders in den frühen Stadien ist die Behandlung meist unkompliziert und effektiv.

Ein weiterer wichtiger Grund für einen frühzeitigen Arztbesuch ist die Tatsache, dass Symptome wie Juckreiz oder Nässen zwar durch vergrößerte Hämorrhoiden verursacht werden, sie aber auch auf andere Erkrankungen hinweisen können. Dazu gehören Analfissuren, Analekzeme aufgrund von Kontaktallergien, Pilzinfektionen oder andere Hauterkrankungen. In seltenen Fällen können Blutauflagerungen auf dem Stuhl sogar auf Darmkrebs hinweisen, bei dem eine frühzeitige Diagnose und Behandlung lebensrettend sein kann.

Wie untersucht der Arzt oder die Ärztin ein Hämorrhoidal-Leiden?

Es gibt zwei Methoden zur optischen Untersuchung des Enddarms: die Rektoskopie und die Proktoskopie. Die Proktoskopie untersucht den Analkanal bis etwa 10-15 cm Tiefe, während die Rektoskopie, auch Mastdarmspiegelung genannt, die letzten 20-30 Zentimeter des Enddarms untersucht. Verwendet werden starre Endoskope, also Stabkameras. Diese leiten zusätzlich Luft ein, um den Darm zu entfalten und die Schleimhaut besser darzustellen. Vor der Untersuchung wird der Enddarm mit einem Einlauf gereinigt. Die Prozeduren sind meist schmerzfrei und erfordern selten eine Betäubung.

Bringen die Enddarmuntersuchngen keinen klaren Befund, wird oft zur Sicherheit eine Koloskopie (Dickdarmspiegelung) empfohlen. Diese Untersuchung ermöglicht es, den gesamten Dickdarm zu inspizieren und schwere Erkrankungen wie Darmkrebs auszuschließen. Dafür ist eine aufwändigere Vorbereitung nötig. Unter anderem muss man schon Tage davor das Essen bestimmter Lebensmittel einschränken und am Vortag Abführmittel einnehmen. Dafür stellt dieses Vorgehen aber sicher, dass alle möglichen Ursachen für die Beschwerden gründlich untersucht und entsprechend behandelt werden können.

Wie wird ein Hämorrhoidal-Leiden ärztlich behandelt?

Bei leichten Symptomen wie Juckreiz oder Schwellungen kann man Salben, Cremes, Zäpfchen, Analtampons (Zäpfchen mit Mulleinlage) oder Sitzbäder aus der Apotheke einsetzen. Diese Produkte enthalten oft entzündungshemmende, örtlich betäubende oder gefäßverengende Wirkstoffe. Bei der Auswahl geeigneter Produkte berät die Apotheke. Diese Maßnahmen können kurzfristig die Symptome lindern, eignen sich jedoch nicht als Dauertherapie, da sie die eigentliche Ursache nicht beseitigen.

Ist die Erkrankung hartnäckig, bleibt nur der Gang in die Arztpraxis. Dort wird je nach Stadium der Hämorrhoiden und je nach den Vorerkrankungen der oder des Betroffenen eine geeignete Therapie ausgewählt. Eine umfassende Beratung essenziell, um die beste Option zu bestimmen und über die Vorteile sowie möglichen Risiken aufzuklären.

Hämorrhoiden im 1. und 2. Stadium

  • Verödung

Bei der sogenannten Sklerosierung wird ein Wirkstoff in die vergrößerten Gefäßpolster gespritzt. Dieser verödet das Gewebe und lässt es schrumpfen. Oft sind hierfür mehrere Sitzungen notwendig. Die üblicherweise schmerzlose Behandlung kann bei Bedarf mehrfach wiederholt werden. Geeignet ist sie aber nur bei einer leichten Vergrößerung des Hämorridalgewebes.

Sklerosierung bei Hämorrhoiden

Sklerosierung bei Hämorrhoiden

  • Gummibandligatur

Hierbei wird ein Gummiring über das vergrößerte Gewebe gestreift, das abgebundene Gewebe stirbt ab und fällt nach einigen Tagen ab. Das Verfahren ist überwiegend schmerzlos aber nicht geeignet für Betroffene, die blutverdünnende Medikamente einnehmen.

Gummibandligatur

Gummibandligatur

  • Raffen
    Das Hämorrhoidalpolster kann umstochen und gerafft werden, was zu einem Lifting-Effekt führt. Dieses Verfahren nennt sich Rekto-Anal-Repair oder kurz RAR. Es wird operativ mit Rückenmarks- oder Vollnarkose durchgeführt. Da nur kleine Einschnitte erfolgen, verursacht es relativ geringe Schmerzen.
Bei der Rekto-Anal-Repair wird das Gewebe gerafft

Bei der Rekto-Anal-Repair wird das Gewebe gerafft

  • Doppler-gesteuerte Hämorrhoidalarterien-Ligatur (HAL)
    Man kann die zuführenden Arterien per Naht verschließen, um die Blutzufuhr zu verringern. Dadurch schwellen die Gefäßpolster ab. Auch hier wird eine Operation mit kleinen Einschnitten unter Rückenmarks- oder Vollnarkose durchgeführt.
  • Seltene Verfahren

Außerdem gibt es die Möglichkeiten der Vereisung und Infrarot-Behandlung der Gefäßpolster. Beide nehmen bei der Hämorrhoiden-Behandlung jedoch einen geringen Stellenwert ein.

Hämorrhoiden im 3. und 4. Stadium

Ist die Erkrankung fortgeschritten, hilft oft nur ein größerer operativer Eingriff. Dabei stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Die vergrößerten Hämorrhoiden werden unter lokaler Betäubung oder Vollnarkose entfernt. Oft ist dafür ein kurzer Krankenhausaufenthalt erforderlich. In schwerwiegenden Fällen kann es notwendig sein, die normale Anatomie des Analkanals wiederherzustellen.

  • Stapler-Methode
    Ein Klammernahtgerät entfernt einen Ring überschüssigen Gewebes und fügt die Schnittränder mit Klammern zusammen. Vorteile sind die kurze Operationsdauer, die oft nur geringen Schmerzen und die schnelle Heilung. Das Verfahren eignet sich insbesondere bei fortgeschrittenen Hämorrhoiden an mehreren Stellen.
Operation mit Stapler-Methode bei Hämorrhoiden: Das Klammernahtgerät entfernt überschüssige Schleimhaut...

Operation mit Stapler-Methode bei Hämorrhoiden: Das Klammernahtgerät entfernt überschüssige Schleimhaut...

...und klammert die Wundränder direkt zusammen.

...und klammert die Wundränder direkt zusammen.

  • Rekonstruktionsoperationen
    Bei diesen konventionellen Operationen werden die vergrößerten Hämorriden herausgeschnitten und der Analkanal rekonstruiert. Diese Eingriffe eignen sich bei stark vergrößerten Hämorrhoiden in einem einzelnen Segment.

Wie kann man geschwollenen Hämorrhoiden vorbeugen?

Richtiger Toilettengang

  • erst zur Toilette gehen, wenn man wirklich muss
  • vermeiden, beim Stuhlgang zu pressen (Hierbei kann ein Toilettenhocker helfen, auf den man während des Stuhlgangs die Füße stellt, sodass sie stärker angewinkelt sind. Durch diese Position wird weniger Druck auf den Bauch und die Analregion ausgeübt.)
  • für einen geregelten Stuhlgang sorgen.

Ernährung und Flüssigkeitszufuhr

  • eine ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung befolgen (zum Beispiel mit Flohsamen)
  • viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte essen
  • ausreichend Flüssigkeit trinken.

Diese Maßnahmen helfen, einen harten Stuhl und damit unnötiges Pressen bei der Darmentleerung zu vermeiden.

Körperliche Bewegung

  • regelmäßig körperlich aktiv sein, um die Darmfunktion zu unterstützen

Analhygiene

  • nach dem Stuhlgang die Analregion mit weichem Toilettenpapier und warmem, klarem Wasser reinigen

Experten stufen den Einsatz von Feuchttüchern und Seifen wegen der häufigen Entwicklung von Allergien als ungünstig ein.

Wichtiger Hinweis:

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.


Quellen:

  • Andreas K. Joos, Johannes Jongen : S3-Leitlinie Hämorrhoidalleiden. Leitlinie: 2022. Online: https://doi.org/... (Abgerufen am 17.06.2024)

  • AOK: Tabuthema Hämorrhoiden – gar nichts so Ungewöhnliches. Online: https://www.aok.de/... (Abgerufen am 17.06.2024)
  • Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) : Vergrößerte Hämorrhoiden (Hämorrhoidalleiden). Online: https://www.gesundheitsinformation.de/... (Abgerufen am 17.06.2024)
  • Pschyrembel: Hämorrhoiden . Online: https://www.pschyrembel.de/... (Abgerufen am 17.06.2024)