Seit Anfang 2022 dominiert die Omikron-Variante das Infektionsgeschehen in Deutschland. Die Virusvariante hat verschiedene Subtypen – von BA.1 bis BA.5. Aktuell ist in Deutschland die Untervariante BA.5 vorherrschend, sie hat andere Untervarianten fast vollständig verdrängt.

Was macht Omikron so besonders?

Die Variante hat auffällig viele Erbgutveränderungen an Schlüsselstellen. Mehr als 30 Mutationen betreffen das sogenannte Spike-Protein, mit dem das Virus menschliche Zellen entert. Von Omikron wiederum gibt es verschiedene Unterlinien, die sich ebenfalls noch einmal teils erheblich unterscheiden.

Das Problem gerade bei den Abweichungen im Spike-Protein: Die bisherigen Impfstoffe waren auf das Spike-Protein des Coronavirus vom Pandemiebeginn, den sogenannten Wildtyp, ausgerichtet. Verändert sich ein Virus so, dass Antikörper von Genesenen und Geimpften weniger gut ansprechen, nennen Fachleute dies Immunflucht. Genau das ist bei Omikron der Fall.

Erklärvideo: Wie entstehen Mutationen bei Viren?

Wie ansteckend ist Omikron?

Die Omikron-Variante des Virus konnte sich vermutlich so gut durchsetzen, weil sie ansteckender war als die übrigen. Außerdem schützt die Impfung nicht mehr so gut vor Ansteckung und Übertragung wie bei den vorhergegangenen Varianten. Omikron scheint sich auch hinsichtlich der Symptome leicht von Varianten wie Delta zu unterscheiden. So kommt es offenbar eher zu Halsschmerzen und seltener zu einem Geschmacks- und Geruchsverlust als bei Delta.

Die Inkubationszeit – also die Zeit von der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Symptome, so es denn welche gibt – scheint bei Omikron möglicherweise im Mittel etwas kürzer zu sein als bei der Deltavariante. Bei Ausbruchsuntersuchungen in Norwegen und Amerika fand sich eine mittlere Inkubationszeit von drei Tagen.

Die obenstehende Tabelle zeigt die verschiedenen Varianten des Coronavirus, die seit März 2020 laut dem Robert Koch-Institut in Deutschland vorherrschend waren:

  • SARS-CoV-2 Wildtyp: dominant seit Beginn der Pandemie bis 28.02.2021
  • Alpha: dominant vom 01.03.2021 bis 20.06.2021
  • Delta: dominant vom 21.06.21 bis 26.12.21
  • Omikron BA.1: dominant vom 27.12.21 bis 27.02.22
  • Omikron BA.2: dominant vom 28.02.22 bis 05.06.22
  • Omikron BA.5: dominant seit 06.06.22

Ist eine Omikron-Infektion weniger gefährlich?

Insgesamt sieht es nach Daten aus mehreren Ländern so aus, als riefe die Omikron-Variante zumindest in den Versionen BA.1 und 2 im Vergleich zur Delta-Variante bei Erwachsenen weniger schwere Infektionen hervor. Dazu trägt aber teilweise sicher auch der Impfschutz bei. Eine dreimalige Impfung kann das Risiko für eine Krankenhauseinweisung aufgrund von Covid-19 weiter senken. Bei Kindern ließen sich bisher keine signifikanten Unterschiede erkennen. In welchem Maß eine Infektion mit der Omikron-Variante zu Langzeitfolgen führt, ist bislang nicht abschließend geklärt.

Wie gut schützen ältere Impfstoffe gegen Omikron?

Die ursprünglich zugelassenen Impfstoffe zielen gegen den SARS-CoV-2-Wildtyp, also die Virusvariante zu Pandemiebeginn. Bei der Frage nach der Impfwirkung müsse man zwischen dem Schutz vor einer Infektion und dem Schutz vor einer schweren Erkrankung unterscheiden, sagt Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Der reine Schutz vor Ansteckung mit Omikron sei mit den bisherigen Impfstoffen suboptimal. Aber: „Die Impfstoffe tun trotzdem, was sie sollen: Sie schützen vor schweren Verläufen und das sehen wir aktuell bei Omikron.“

Nach der Grundimmunisierung – also nach zwei Impfungen oder beim Vakzin von Johnson&Johnson nach einer Impfung – lasse der Schutz vor Ansteckung bei Omikron recht schnell nach, sagt Sebastian Ulbert, Impfstoffexperte vom Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie. Vor schwerer Erkrankung schütze hingegen wohl schon die Grundimmunisierung weiterhin recht gut, so Ulbert.

An Omikron angepasste Impfstoffe: Wie gut schützen sie?

Im September 2022 hat die Europäische Union mehrere an Omikron angepasste Impfstoffe zugelassen: zwei an die Sublinie BA.1 angepasste Präparate von Moderna und BioNTech/Pfizer sowie einen an BA.4/BA.5 angepassten Impfstoff von BioNTech/Pfizer. Alle angepassten Impfstoffe sind für die Booster-Impfung empfohlen. Die angepassten Vakzine wirken bivalent: Das heißt, sie richten sich sowohl gegen die Omikron-Virusvariante als auch gegen den ursprünglichen Wildtyp des Coronavirus.

Laut der Ständigen Impfkommission (Stiko) des Robert Koch-Instituts lösen sowohl die an BA.1 als auch die an BA.4/5 angepassten Impfstoffe im Vergleich zu den bisherigen monovalenten mRNA-Impfstoffen eine verbesserte Antikörperantwort gegenüber verschiedenen Omikron-Varianten aus. Die Impfstoffe seien genauso sicher wie die ursprünglichen Corona-Impfstoffe von Pfizer und Moderna, so die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA).

Wem werden die angepassten Impfstoffe empfohlen?

Die Stiko empfiehlt allen Menschen ab zwölf Jahren, sich vorzugsweise mit einem an Omikron angepassten mRNA-Impfstoff boostern zu lassen. Demnach können sowohl die an BA.1 als auch die an BA.4/5 angepassten Impfstoffe für Auffrischimpfungen eingesetzt werden. Das gilt unabhängig davon, welchen Corona-Impfstoff man bei der Grundimmunisierung bekommen hat. Personen unter 30 Jahren und Schwangere erhalten in Deutschland grundsätzlich Impfstoffe von Biontech/Pfizer. Ist der Impfstoff nicht verfügbar, kann auch mit einem der nicht an Omikron angepassten mRNA-Impfstoff aufgefrischt werden. Die Auffrischimpfung sollte ab sechs Monaten nach der zweiten Impfung verabreicht werden.

Für Kinder unter zwölf Jahren gilt: Falls Sie eine Auffrischungsimpfung erhalten sollen, wird diese mit dem für ihr Alter zugelassenen und nicht an die Omikron-Linie angepassten Vakzin durchgeführt.

Wer braucht einen zweiten Booster?

Manchen Personengruppen empfiehlt die Stiko bereits eine zweite Auffrischungsimpfung, weil sie gesundheitlich besonders gefährdet oder dem Virus vermehrt ausgesetzt sind. Auch hier sollen vorzugsweise die an Omikron angepassten Impfstoffe eingesetzt werden. Empfohlen wird dies unter anderem für:

  • Personen über 60 Jahre
  • Bewohner, Bewohnerinnen und Betreute in Pflegeeinrichtungen
  • Personen mit Immunschwäche ab fünf Jahren
  • Personen ab 12 Jahren mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19 aufgrund einer Immunschwäche oder einer Erkrankung
  • Menschen, die in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen tätig sind

Die zweite Auffrischungsimpfung sollte üblicherweise frühestens sechs Monate nach der ersten erfolgen. Personen mit einer Immunschwäche können sich bereits drei Monate nach der ersten Auffrischungsimpfung erneut immunisieren lassen.

Schlagen Schnelltests auch bei Omikron an?

Der Großteil der in Deutschland angebotenen Corona-Schnelltests sind nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) auch zum Nachweis der Omikron-Variante geeignet. Generell können Schnelltests eine Infektion nur dann entdecken, wenn zum Testzeitpunkt eine hohe Viruslast besteht. Dies gilt für Omikron ebenso wie für andere Varianten.

Das Paul-Ehrlich-Institut hatte bereits Ende des Jahres 2021 Angaben zu den in Deutschland angebotenen Corona-Schnelltests veröffentlicht und diese anschließend aktualisiert. Die große Mehrheit dieser Tests schlage auf ein Protein des Virus an, das von den Omikron-Mutationen vergleichsweise wenig betroffen sei, hieß es. Dabei handelt es sich um das sogenannte Nukleo- oder kurz N-Protein. Zu den neuere Omikron Varianten BA.4 und 5 ist bisher auch nichts anderes bekannt.

Quellen

Robert Koch-Institut: SARS-CoV-2: Virologische Basisdaten sowie Virusvarianten. Online: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Virologische_Basisdaten.html (abgerufen am 27.10.2022)

Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin: STIKO: 22. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung. Online: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2022/Ausgaben/40_22.pdf?__blob=publicationFile (abgerufen am 27.10.2022)

Mehr zum Thema: