Die wichtigsten Fakten zur Corona-Impfung
Das Coronavirus SARS-CoV-2 ist für die Menschheit vergleichsweise neu. Erst vor gut einem Jahr gab es erste Fälle beim Menschen. Unser Immunsystem muss sich erst dagegen wappnen. Und Impfstoffe benötigen in ihrer Entwicklung viel Zeit. Inzwischen haben verschiedene Länder Impfstoffe gegen Covid-19 entwickelt, wie die durch das Virus ausgelöste Erkrankung heißt. Wir stellen die wichtigsten vor.
Welche Impfstoffe gegen Corona sind schon zugelassen?
Am 21.12.2020 wurde von der Europäischen Kommision für den erste Impfstoff eine bedingte Zulassung erteilt. Es ist der mRNA-Impfstoff BNT162b2 von BioNTech/Pfizer, der in Deutschland entwickelt wurde.In der EU wird er unter dem Namen "Comirnaty" vermarktet.
Am 07.01.2021 erfolgte eine weitere bedingte Zulassung eines Impfstoffes in der EU. Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen mRNA-Impfstoff des US-Unternehmens Moderna. Mit 94 Prozent hat das Mittel von Moderna eine ähnlich hohe Wirksamkeit wie das von Biontech.
Der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca erhielt Ende Januar die Zulassung. Er war damit der dritte in der EU zugelassene Impfstoff gegen COVID-19. Bis Anfang März stapelten sich in Deutschland größere Mengen AstraZeneca in den Kühlschränken der Bundesländer, nachdem zunächst nur eine Empfehlung für Personen unter 65 Jahen ausgesprochen wurde.
Was ist eine mRNA-Impfung?
Bei einer mRNA-Impfung verabreicht man einem Menschen gezielt bestimmte Teile des Coronavirus-Genoms in Form einer Boten-RNA. Dadurch bilden sich in dessen Körper bestimmte, für das Coronavirus typische Eiweiße, die zwar harmlos sind, gegen die der Körper aber sofort Antikörper bildet. Man leitet damit den menschlichen Körper quasi an, seinen eigenen Impfstoff zu produzieren. Auf diese Weise ahmt man also die natürliche Virusinfektion nach und aktiviert den körpereigenen Abwehrmechanismus, ohne eine Ansteckung zu riskieren. Was genau im Körper bei der mRNA-Impfung passiert, erklärt unser Video:
Wie wirksam sind die mRNA-Impfstoffe?
Nach derzeitigem Kenntnisstand sind etwa 95 von 100 geimpften Menschen sieben bis vierzehn Tage (je nach Impfstoff) nach der zweiten Impfung vor Covid-19 geschützt. Wie lange der Impfschutz anhält, ist momentan noch nicht bekannt. Ebenso ist noch unsicher, ob Geimpfte das Virus nicht trotzdem auf Nicht-Geimpfte übertragen können. Deshalb sollten auch Menschen mit Impfschutz weiterhin auf die Hygieneregeln achten.
Welche Nebenwirkungen sind derzeit bekannt?
Bekommt man eine Impfung, setzt sich das Immunsystem danach mit dem Impfstoff auseinander. Das kann zu sogenannten Impfreaktionen an der Einstichstelle führen, wie Schmerzen und Rötung. Es kann auch zu weiteren Nachwirkungen im Körper kommen, zum Beispiel zu einem leichten Grippegefühl und zu Erschöpfung. Das ist Ausdruck der Immunantwort des Körpers. Die mRNA-Impfstoffe können laut Paul-Ehrlich-Institut nach derzeitigen Erkenntnissen unter anderem zu Schmerzen an der Einstichstelle, zu Erschöpfung, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen, Fieber, Schüttelfrost und Magen-Darm-Problemen führen. Diese Beschwerden sollten nach wenigen Tagen wieder verschwinden. In einzelnen Fällen ist es zu schweren allergischen Reaktionen gekommen.
Wer wird mit dem mRNA-Impfstoff in Deutschland geimpft?
Die ersten Impfungen gegen das Coronavirus erfolgten in Deutschland kurz nach Weihnachten 2020. Zunächst mit dem mRNA-Impfstoff von BioNTech/Pfizer, nun kommt ein weiterer mRNA-Impfstoff von Moderna hinzu.
Als erste sollen Personengruppen mit besonders hohem Risiko für schwere oder tödliche Krankheitsverläufe die Impfung erhalten - sowie Gruppen, die beruflich besonders exponiert sind oder engen Kontakt zu Risikogruppen haben. Konkret sind das:
- Bewohner von Senioren- und Altenpflegeheimen
- Menschen über 80 Jahre
- medizinisches Personal, das die Hochrisikogruppen betreut oder selbst ein hohes Risiko hat, sich mit dem Coronavirus anzustecken
Aktuell werden zwei Impfdosen in einem Abstand von drei (BioNTech/Pfizer) beziehungsweise vier Wochen (Moderna) empfohlen.
Wie viele Menschen wurden in Deutschland schon geimpft?
Eine Karte des Robert-Koch-Instituts gibt an, wieviele Prozent der Menschen in den Bundesländern schon eine Erstimpfung und Zweitimpfung gegen Corona erhalten haben.
Weitere Zahlen und Statistiken rund um den Fortlauf der Massen-Impfung finden Sie auch unter dem Impfdashboard des Gesundheitsministeriums, unter anderem zu den täglich verabreichten Impfdosen und Impfstoff-Lieferungen.
Das Paul-Ehrlich-Institut hat die Smartphone-App SafeVac 2.0 entwickelt, damit Geimpfte digital Auskunft darüber geben können, wie sie die Impfung vertragen haben. Somit können Teilnehmerinnen und Teilnehmer aktiv dazu beitragen, weitere Erkenntnisse über COVID-19-Impfstoffe zu gewinnen.
Weitere Impfstoff-Kandidaten
Aktuell gibt es drei Linien von Impfstoffkandidaten. Sie alle folgen einem ähnliche Ansatz: Unserem Immunsystem werden einzelne, nicht ansteckende Teile von Sars-CoV-2 präsentiert (sogenannte Antigene). Die Hoffnung ist, dass der Körper eigene Abwehrstoffe (Antikörper) gegen die Bestandteile des Virus bildet und damit das eigene Immunsystem wappnet. Die unterschiedlichen Impfstoff-Kandidaten nutzen dabei sehr verschiedene Antigenanteile und Ansätze:
- mRNA/DNA-Impfstoffe
- Lebendimpfstoffe mit Vektorviren
- Totimpfstoffe
mRNA-Impfstoffe
Neben den beiden zugelassenen mRNA-Impfstoff von BioNTech und mRNA-1273 von Moderna gibt es noch ein weiteres deutsches Biotechnologieunternehmen aus Tübingen (CureVac), welches denselben Ansatz verfolgt.
Diese Grafik erklärt die Funktionsweise von mRNA-Impfstoffen in Einzelschritten genauer:
Verändertes Virus als Impfbasis (Vektorviren)
Die Forschenden des DZIF (Deutsches Zentrum für Infektionsforschung) haben ein harmloses Virus, das nicht krank macht, mit Bruchstücken des Corona-Virus gekoppelt. Dieses Prinzip nennt sich Vektor-Impfstoff. An einem Vektor-Impfstoff gegen Corona wird an der Ludwig Maximillian Universität in München (LMU) geforscht. Der Plan: Wenn man das veränderte ungefährliche Virus einem Menschen als Impfung verabreicht, kann dieser zwar nicht erkranken - das Immunsystem bildet aber dennoch Abwehrstoffe (Antikörper) gegen die Corona-Teile des "Impfvirus". So lernen die Immunzellen das neue Virus kennen und merken es sich als Ziel. Antikörper könnten die Betroffenen künftig vor einer Infektion mit dem "echten" Coronavirus schützen. Dieses Impfvirus wurde bereits vor mehr als 30 Jahren an der LMU als Impfstoff gegen Pocken entwickelt und ist inzwischen an über 12.000 Personen getestet worden. "Es ist ein bewährtes Vektorsystem, für das eine großtechnische Produktion bereits etabliert ist. Wir kennen das Nebenwirkungsprofil und die Immunogenität des Basis-Impfstoffs schon sehr gut", betont Professor Gerd Sutter, unter dessen Leitung an der LMU geforscht wurde. Auch künstlich hergestellte Masernviren oder Adenoviren werden als Impfstoff-Basis getestet.
Das Biotchnologieunternehmen IDT Biologica aus Dessau arbeitet mit dem DZIF zusammen und erlangte Ende September vom Paul-Ehrlich-Institut die Zulassung für seinen Vector-Impfstoff. Mitte Februar wurde bekannt, dass das britisch-schwedische Unternehmen AstraZeneca mit IDT Biologica eng zusammenarbeiten will. Neue Produktionsanlagen für die Herstellung von Impfdosen sind am Standort Dessau geplant. Ende 2022 sollen die neuen Anlagen betriebsbereit sein.
Für den Impfstoff des US-Herstellers Johnson & Johnson hat die Europäische Arzneimittelagentur EMA das schnelle Prüfverfahren gestartet. Mitte März könnte die Zulassung erfolgen.
Auch der Impfstoffkandidat des Tübinger Herstellers CureVac ist in der Prüfung. Mit einer Zulassung wird bis Anfang Juni gerechnet.
Totimpfstoffe (inaktivierte Viren)
Mehrere Unternehmen arbeiten weltweit am klassischen Impfverfahren gegen Corona mit Totimpfstoffen. Hierfür werden inaktive, "tote" Sars-CoV-2 Viren verwendet. Sie wurden zuvor so verändert, dass sie sich nicht mehr vermehren können. Diese inaktivierten Viren werden vom Körper als "fremd" erkannt wodurch die eigene Immunreaktion in Gang gesetzt wird, lösen aber keine Erkrankung mehr aus.
Zulassung von Impfstoffen: Phasen der klinischen Prüfungen
Damit Impfungen zuverlässig und sicher sind, gibt es ein ausgeklügeltes Zulassungsverfahren. Dies ist ein streng kontrollierter Prozess mit klaren gesetzlichen und regulatorisch-wissenschaftlichen Vorgaben. Er läuft in mehreren Phasen ab:
Präklinische Phase
Ist ein Impfstoff-Kandidat gefunden, prüfen Forscher im Tiermodell, ob tatsächlich Antikörper gebildet werden und ob diese das Virus inaktivieren. Dies erfolgt alle unter Laborbedingungen, es kommen noch keine Menschen mit dem Impfstoff in Kontakt.
Klinische Prüfung
Vor der Zulassung des Impfstoffes sind noch mehrere klinischen Studien nötig. Diese finden an Menschen statt. Daher muss in Deutschland zuvor eine Ethik-Komission darüber entscheiden, ob die geplanten Untersuchungen ethisch und rechtlich vertretbar sind.
Die klinische Prfüung gliedert sich in drei Phasen:
- In Phase I der klinischen Prüfung wird einer kleinen Gruppe von gesunden Freiwilligen (weniger als 100 Teilnehmer) der Impfstoff verabreicht. Es wird vor allem geprüft, ob der Impfstoff verträglich ist.
- In Phase II wird an mehreren Hundert Teilnehmern versucht, mehr über die nötige Dosierung und mögliche Nebenwirkungen herauszufinden.
- Die Phase III dient neben der Bestätigung der Konsistenz der industriellen Herstellung einer Bestätigung der Wirksamkeit und Sicherheit an einer Gruppe von mehreren Tausend bis Zehntausend Teilnehmern
Diese Forschungs-Phasen wurden während der Pandemie stark beschleunigt. "Die Entwicklung eines Impfstoffs ist ein langwieriger, mühsamer Prozess, vor allem die klinische Prüfung für die Zulassung eines Kandidaten. Das geht nicht in ein paar Wochen", erklärt Becker.
Dennoch wurden alle Phasen bei den zugelassenen Impfstoffen durchlaufen. In diesen zeigte sich, dass die Impfungen bei gesunden Menschen allgemein gut vertragen werden. Allerdings lassen sich noch keine Aussagen zu Langzeit-Nebenwirkungen oder Risiken bei besonderen Gruppen machen. Solche Erkenntnisse lassen sich erst mit der Zeit gewinnen.
Weitere Impfstoff-Forschung
Tests von weiteren Impfstoffkandidaten am Menschen laufen weltweit. Mehrere Studien hierzu finden sich auch in Deutschland. Laut WHO befinden sich aktuell 81 Impfstoffkandidaten in klinischer und 182 Kandidaten in prä-klinischer Erprobungsphase (Stand 16.03.2021).
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Empfohlene Impfungen für Risikopatienten
Experten raten für Risikogruppen zusätzlich zur Grippe- und Pneumokokken-Impfung. Diese Krankheiten können ähnlich bedrohliche Symptome auslösen, wie Covid-19:
- Fieber
- Husten
- Atemnot
Damit eine Influenza oder eine Lungenentzündung durch Pneumokokken vermieden wird, ist die Impfung für gefährdete Personen besonders wichtig. Außerdem kann zu einer Influenza theoretisch eine Infektion mit SARS-CoV-2 hinzukommen, was vor allem für Risikopatienten gefährlich werden kann.
Zur Risikogruppe bei Pneumokokken gehören:
- Personen ab 60 Jahren
- mit einer Immunschwäche
- oder chronischen Atemwegskrankheiten
Wer zu einer Risikogruppe gehört und sich impfen lassen will, sollte aber vorher unbedingt in der Arztpraxis anrufen. Nicht immer ist genügend Impfstoff vorhanden und muss vorher bestellt werden. Man sollte beim Besuch in der Praxis außerdem darauf achten, Kontakt mit anderen Personen mit einem Atemwegsinfekt oder Verdacht auf Covid-19 zu vermeiden.