Logo der Apotheken Umschau

Erkennen Antigen-Schnelltests auch Varianten von SARS-CoV-2 wie Omikron?

Grundsätzlich sind Schnelltests darauf ausgelegt, auf charakteristische Bestandteile von SARS-CoV-2 anzuspringen, die auch variantenübergreifend vorhanden sind. Man nennt diese Bestandteile auch die Zielantigene. Allerdings kann sich das Virus auch genau in diesen Bestandteilen verändern.

So hat die derzeit kursierenden Omikron-Variante zahlreiche Veränderungen im sogenannten Spike- oder S-Protein, an dessen Vorhandensein viele Schnelltests eine Infektion mit dem Virus erkennen. Daher bestanden Zweifel daran, ob die Tests diese Virusvariante auch erkennen würden. Neben dem S-Protein gibt es aber zum Beispiel auch noch das sogenannte Nukleo-Protein (N-Protein). Dies ist bei Omikron nur wenig verändert. Ähnliche Veränderungen hatten bei anderen bisher aufgetretenen Virusvarianten laut dem Paul-Ehrlich-Insitut keine Auswirkung auf die Zuverlässigkeit der Tests.

Manche der Antigenschnelltests weisen nur eines der beiden Proteine nach, andere beide. Tests, die nur eines davon nachweisen, sind anfälliger dafür, falsch negativ auszufallen, falls das Virus sich in genau diesem Eiweiß so verändert hat, dass es durch den Test nicht mehr erkannt wird.

Das Paul-Ehrlich-Institut geht aber davon aus, dass die meisten der Antigentests, die von ihm untersucht wurden auch Omikron erkennen, da sie eben das Vorhandensein des auch bei Omikron wenig veränderte N-Eiweißes nachweisen.

Da Omikron in Deutschland derzeit die am weitesten verbreitete Variante ist, empfiehlt es sich, nur Schnelltests zu verwenden, die auch das N-Protein nachweisen. Fragen Sie explizit danach in Ihrer Apotheke oder informieren Sie sich in der Liste des Paul-Ehrlich-Institutes.

Woran erkenne ich einen guten Schnelltest?

Ein Schnelltest kann unterschiedlich gut darin sein, wie viele infizierte Personen er tatsächlich als solche erkennt. Die Maßzahl dafür ist die sogenannte Sensitivität des Tests. Ein Test kann auch falsch positiv sein: Das bedeutet, er zeigt ein Ergebnis an, das nahelegt, dass die getestete Person infiziert ist, obwohl das nicht stimmt.

Auf der Internetseite des Paul-Ehrlich-Institutes gibt es eine Liste im Handel erhältlicher Tests, auf der man nachschauen kann, als wie sensitiv der jeweilige Test eingestuft wird. Dabei wird auch unterschieden zwischen der Höhe der Viruslast. Denn die Antigenschnelltests sind in der Regel besonders gut geeignet, wenn eine hohe Viruslast, also viel Virus im Körper, vorliegt. Personen, bei denen das Virus sich noch nicht so sehr vermehrt hat, erkennen sie häufig nicht. Für jeden Test werden unter anderem die Prozentzahlen angegeben, wie viele Infizierte mit hoher Viruslast (niedriger Cq-Wert unter 25) erkannt werden und wie viele Infizierte über alle Viruslasten hinweg erkannt werden.

Die Internetseite schnelltesttest.de nimmt diese Liste des PEI zur Grundlage, um die Suche nach den Tests noch zu vereinfachen: Hier kann man mit dem Smartphone einfach den Barcode des Tests einscannen oder den Namen in ein Suchfeld eingeben, und es erscheint, wenn die Qualität gut ist, ein grüner Haken, außerdem wird angegeben, wie viel Prozent der Infizierten mit hoher Viruslast der Test erkennt, und wie viel Prozent der Infizierten über alle Viruslasten hinweg er herausfischt.

Es empfiehlt sich, beim Kauf des Tests im Geschäft oder im Internet, auf diese Weise kurz die Qualität zu überprüfen, bevor man zugreift. Kaufen Sie den Test in der Apotheke, können Sie sich bei der Auswahl einfach entsprechend beraten lassen.

Außerdem bitte immer daran denken: Da alle Antigenschnelltests sich vor allem bei hohen Viruslasten bewährt haben, sind sie eigentlich nur dazu geeignet, besonders ansteckende Personen herauszufischen. Gerade Menschen ohne Symptome haben eher (noch) eine geringere Viruslast und können daher im Antigenschnelltest negativ sein, obwohl sie bereits das Virus in sich tragen.

Wie wahrscheinlich sind falsch-positive und falsch-negative Ergebnisse?

Es gibt zwei Merkmale jedes Tests, die entscheidend sind für die Genauigkeit der Testergebnisse: Die Sensitivität und die Spezifität.

Grafik: Sensitivität und Spezifität

Angenommen man hat 200 Personen, die man einem Test auf eine bestimmte Krankheit unterzieht. 100 davon haben sich mit der Krankheit angesteckt, 100 sind gesund. Der Test hat eine Sensitivität von Prozent und eine Spezifität von Prozent.

infiziert    Nicht infiziert

Sensitivität:

Spezifität:

Positives Testergebnis

Negatives Testergebnis

Über die Regler können sie ausprobieren, was passiert, wenn der Test eine andere Sensitivität oder Spezifität hätte.

Unter den mit dem Test positiv auf diese Krankheit getesteten Personen befinden sich dann neben den tatsächlich mit der Krankheit infizierten noch , die sich nicht angesteckt haben. Unter den negativ getesteten Personen befinden sich neben tatsächlich gesunden Personen, , die zwar durch den Test als gesund oder negativ eingestuft wurden, aber dennoch infiziert sind.

Die Sensitivität gibt Auskunft darüber, wie viele Kranke auch tatsächlich als solche erkannt werden. Sie wird in Prozent angegeben: Bei einem Test mit einer Sensitivität von 97 % werden also 97 von 100 Infizierten erkannt, drei werden nicht erkannt. Diese drei erhalten ein negatives Testergebnis, obwohl sie den Erreger in sich tragen. Diese falschen Testergebnisse werden als "falsch-negativ" bezeichnet. Die Spezifität sagt aus, wie viele der Gesunden Personen tatsächlich als Gesund identifiziert werden – und nicht fälschlicherweise als krank oder auch „falsch positiv“.

Die Sensitivität ist bei den Schnelltests auf SARS-CoV-2 im Grunde der wichtigere Wert, denn eine Infektion, die vom Test nicht erkannt wurde, hat weitreichendere Folgen als ein falsch-positiver Test. Der Infizierte kann sich etwa im Glauben, nicht infiziert zu sein, etwas sorgloser verhalten und andere anstecken.

Bei den meisten Tests sind in der Packungsbeilage die Sensitivität und die Spezifität aufgeführt. „Bei den Herstellerangaben sollte man aber sehr vorsichtig sein und sie nicht auf die Zahl genau für voll nehmen. Denn es gibt verschiedene Möglichkeiten, diese Daten zu beschönigen“, sagt Matthias Orth, Chefarzt des Instituts für Laboratoriumsmedizin im Marienhospital Stuttgart. So seien zwar viele Tests bei hohen Viruslasten recht zuverlässig. Bei mittleren oder niedrigen Viruslasten seien viele Tests aber weit weniger aussagekräftig.

Doch es gibt zwischen den einzelnen Tests auch in Bezug auf die Sensitivität deutliche Qualitätsunterschiede. Um die Wahrscheinlichkeit für falsch-negative Ergebnisse gering zu halten, ist deshalb eine hohe Gesamtsensitivität in der oben beschriebenen Liste des Paul-Ehrlich-Instituts empfehlenswert.

Weniger gefährlich, aber auch ärgerlich, sind falsch-positive Ergebnisse: Der Test zeigt ein positives Ergebnis an, obwohl keine Infektion vorliegt. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies geschieht, wird für jeden Test indirekt durch die Spezifität erfasst. Sie wird ebenfalls in Prozent angegeben und drückt aus, wie viele gesunde (nicht infizierte) Personen auch als gesund erkannt werden. Bei einem Test mit einer Spezifität von 80 Prozent werden also 80 von 100 Gesunden als gesund erkannt. 20 von 100 gesunden Personen erhalten ein positives Testergebnis, obwohl sie nicht infiziert sind, sind also „falsch positiv“. Ein positives Ergebnis im Antigen-Schnelltest sollte daher mit einem PCR-Test noch einmal überprüft werden. Trotzdem sollte man sich bereits bei einem positiven Schnelltestergebnis erst einmal so verhalten, als sei man mit SARS-CoV-2 infiziert und Kontakte zu anderen Personen möglichst meiden.

Ab wann zeigt ein Schnelltest eine Infektion – und wie lange ist er während einer Infektion positiv?

Ein Antigentest ist dann eher positiv, wenn die Virusmenge, auch Viruslast genannt, im Nasen-Rachen-Raum groß ist. „Die Viruslast ist einen Tag vor Beginn von Krankheitszeichen am höchsten. Wenn die ersten Symptome auftreten, lässt sie bereits nach“, sagt Dr. Andreas Ambrosch, Leitender Arzt des Zentrallabors des Instituts für Labormedizin, Mikrobiologie und Krankenhaushygiene am Krankenhaus Barmherzige Brüder in Regensburg.

Im Laufe der COVID-19-Erkrankung lässt die Viruslast im Nasen-Rachenraum meist rasch nach, spätestens mit dem Abflauen der Symptome wird meist auch der Schnelltest negativ.

Wann sollte man einen Schnelltest machen?

  • Schnelltest als Zutrittsvoraussetzung: Ein selbst durchgeführter Schnelltest zählt in vielen Fällen nicht, wenn es um den Nachweis eines negativen Testergebnisses geht. Wenn man etwa bestimmte Veranstaltungen besuchen möchte, wo ein zeitnahes, negatives Testergebnis im Schnelltest verlangt wird, muss man den Schnelltest üblicherweise in einem Testzentrum durchführen lassen – wenn der Test negativ ist, bekommt man das auf einem offiziellen Dokument bescheinigt. Manchmal darf man den Test auch unter Beobachtung selbst durchführen oder kann ihn vor Ort durch geschultes Personal machen lassen.
  • Schnelltest vor Treffen mit anderen Personen: Empfiehlt sich ein Schnelltest zuhause, bevor man sich mit eher anfälligen Personen trifft, etwa älteren Menschen oder Ungeimpften? „Der Test kann ein Hinweis darauf sein, dass man nicht oder kaum ansteckend ist. Aber er gibt keine absolute Sicherheit – deshalb sollte man ihn auf keinen Fall als Freibrief nehmen, um sich unvorsichtig zu verhalten. Das wäre grundverkehrt – und gefährlich“, sagt Ambrosch.

In jedem Fall sollte man einen qualitativ hochwertigen Test auswählen. „Solche Tests sind wenigstens bei einer hohen Viruslast bei richtiger Durchführung einigermaßen zuverlässig positiv“, sagt Ambrosch. Machen Sie den Test möglichst kurz vor dem Treffen.

Einen Schnelltest selbst durchzuführen, ob zu Hause oder unterwegs, dient letztlich also nur der eigenen Rückversicherung, dass man gerade vermutlich nicht besonders ansteckend ist. Dies kann zu mehr Sicherheit beitragen, wenn man sich mit Freunden trifft oder ältere Verwandte und Bekannte besucht. Es sollte jedoch nicht dazu verleiten, deshalb auf Schutzmaßnahmen wie Abstandhalten und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes zu verzichten oder sich anderweitig unvorsichtig zu verhalten.

Und natürlich kann es einfach dem eigenen Interesse dienen, etwa wenn man Krankheitssymptome hat und erfahren möchte, ob sie womöglich von einer SARS-Cov-2-Infektion stammen. Sicherer als ein Antigen-Schnelltest ist hier natürlich ein PCR-Test. Falls der Schnelltest positiv ist, sollte man sowieso telefonisch Kontakt zum Hausarzt aufnehmen und nach einem PCR-Test fragen.

Nasen- oder Rachenraum – wo lassen sich aussagekräftigere Proben gewinnen? Und wie sollte ich den Abstrich durchführen?

Der Goldstandard ist ein Abstrich, den eine entsprechend versierte, medizinisch qualifizierte Person sowohl in der Nase als auch im Rachenraum abnimmt.

Doch selbst in den meisten Testzentren wird für Schnelltests oft nur ein Abstrich aus der Nase oder aus dem Rachen genommen. Das muss aber kein Problem sein, es hängt auch davon ab, welches Testsystem verwendet und wofür dieses zugelassen ist. „Es gibt auch vergleichende Untersuchungen, dass ein sorgfältig durchgeführter Laienabstrich gleichwertig ist gegenüber einem Abstrich durch medizinisches Personal“, sagt Ambrosch.

Seit die Omikron-Variante kursiert, gibt es Hinweise darauf, dass diese Virusvariante mit Nasenabstrichen etwas weniger entdeckt werden könnte als bei Rachenabstrichen. Außerdem scheint es so, dass die Virenlast Infizierter teilweise einen sehr schnellen Anstieg nimmt und daher gerade nicht so empfindliche Schnelltests sogar auch kurz vor oder bei Auftreten von Symptomen noch negativ sein können. Gerade bei Geimpften kann es möglicherweise sogar sein, dass sie beim Vorliegen der ersten Krankheitszeichen noch nicht anschlagen.

Wer sicherstellen möchte, dass die Omikron-Variante gut erkannt wird, sollte seine Tests vor allem nach der Liste des Paul-Ehrlich-Instituts aussuchen (siehe oben) und die Schnelltests exakt so anwenden, wie es in der Gebrauchsanweisung angegeben wird. Bei einem negativem Ergebnis trotz Symptomen, sich sicherheitshalber trotzdem so weit es geht isolieren und am besten Kontakt zum Hausarzt aufnehmen und versuchen, einen PCR-Test zu bekommen. Den Antigen-Selbsttest gegebenenfalls nach etwa 24 Stunden noch einmal wiederholen. Tests vor Treffen mit anderen Personen oder Besuchen bei Risikogruppen sollten möglichst kurzfristig vorher gemacht werden.

Viele Tests erforden einen Abstrich aus der Nase, für die Durchführung hat der Mediziner Ambrosch noch ein paar Tipps:

  • Das Stäbchen muss meist nicht ganz tief in die Nase hineingeschoben werden, zwei bis drei Zentimeter reichen in der Regel – es sollte aber schon so weit in die Nase geschoben werden, dass nicht nur der untere Rand berührt wird. Beachten Sie aber dazu unbedingt die Gebrauchsanweisung, dort steht welche Tiefe für Ihren Test die richtige ist!
  • Das Stäbchen mehrfach drehen. Und zum Beispiel bis zehn zählen, damit das ganze eine gewisse Dauer hat. Auch hier gilt: Dies nur, falls in Ihrer Gebrauchsanweisung nichts anderes steht!
  • Es ist laut Ambrosch auch empfehlenswert, zum Schluss des Abstrichs noch einmal den Nasenflügel über dem Stäbchen kurz zusammenzudrücken.

Schlagen Schnelltests auch bei geimpften Personen an?

Ja, prinzipiell funktionieren Schnelltests auch bei geimpften Personen. Allerdings ist es so, dass bei Ihnen eine niedrigere Virenlast vorliegen kann, weil sich das Virus nicht so stark verbreitet. Das kann dazu führen, dass gerade weniger empfindliche Schnelltests vielleicht falsch negativ sind. Manchmal zeigen die Antigenschnelltests bei Geimpften, die sich mit der Omikron-Variante infiziert haben wohl sogar beim Vorliegen von ersten Symptomen noch kein positives Ergebnis. Daher gilt: Sich trotzdem soweit es geht isolieren, am besten den Hausarzt wegen eines PCR-Testes kontaktieren. Gegebenenfalls den Schnelltest nach etwa 24 Stunden wiederholen.

Wie genau sind Corona-Schnelltests?

Eine Analyse des Cochrane-Netzwerkes zeigt, dass Schnelltests bei Covid-Patienten mit Symptomen deutlich zuverlässiger anschlagen als bei Menschen ohne Symptome, die mit SARS-Cov-2 infiziert sind zum Artikel