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Müdigkeit: Um dieses eine Symptom dreht sich jedes fünfte bis zehnte Gespräch in hausärztlichen Praxen. Der Grund kann seelischer Natur sein, etwa mit Schlafstörungen, Depressionen, übersteigerten Ängsten oder Stress zusammenhängen. Aber auch körperliche Erkrankungen machen schlapp. Dazu zählen Blutarmut, ein schlecht eingestellter Diabetes oder eine schwächelnde Schilddrüse. Mit der Pandemie ist noch eine Ursache hinzugekommen: Sars-CoV-2.

Müdigkeitsgefühl nicht nur nach Corona-Infektion

Laut einer Studie aus Deutschland leiden Menschen, die Covid-19 durchgemacht haben, vier bis elf Monate nach der Erkrankung doppelt so häufig unter Müdigkeit wie Gesunde. „Wir wissen schon seit Langem, dass bestimmte Virus-Infek­tionen einen Teil der Betroffenen über längere Zeit hinweg müde machen“, sagt Professorin Erika Baum. Das gilt auch für Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus, dem Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers. Das Phänomen an sich sei also nicht neu, sagt die Expertin.

Wichtig ist zu prüfen, ob eine sogenannte Belastungsintoleranz vorliegt. Sie ist nach Infektionen mit Epstein-Barr-Viren und dem pandemischen Coronavirus häufig. Betroffene strengen sich – oft nur leicht – an. Bald darauf fühlen sie sich richtig elend. Manche beschreiben es so, als hätten sie die Grippe, einen Kater und einen Jetlag zugleich. Ein Zustand, der Wochen anhalten oder sogar dauer­haft werden kann. Dies gilt es – wenn möglich – zu verhindern. „Personen, die unter Belastungsintoleranz leiden, sollten wir Ärztinnen und Ärzte mit viel Fingerspitzen­gefühl begegnen“, sagt Erika Baum.

Energiereserven gut einteilen

Entscheidend für Betroffene ist, die eigenen Energiereserven realistisch einzuschätzen und mit ihnen hauszuhalten. „Junge und sportliche Menschen tun sich damit oft besonders schwer“, sagt Professor Volker Köllner, Leiter der Abteilung für Verhaltenstherapie und Psychosomatik am Reha-­Zentrum Seehof in Teltow bei Berlin. „Die kommen mit der körperlichen Einschränkung ganz schlecht zurecht und überfordern sich.“ Danach fühlen sie sich kaputt, machen tagelang nichts und absolvieren dann wieder ein Pensum, das ihnen schadet. „Ein ständiger Wechsel von Über- und Unterforderung trägt dazu bei, dass Belastungsintoleranz chronisch wird“, erklärt Köllner.

Überlastung am Arbeitsplatz

Müdigkeit

Müdigkeit hat viele Ursachen – allen voran: zu wenig Schlaf. Ständiges Müdesein zeigt manchmal auch bestimmte Krankheiten oder ein chronisches Erschöpfungssyndrom an zum Artikel

Viele Patienten erholen sich wieder

Ein Teil der Patientinnen und Patienten entwickelt das sogenannte chronische Fatigue-Syndrom, kurz CFS. Es zeichnet sich aus durch schwere Müdigkeit (Fatigue), Belastungsintoleranz und wei­tere Beschwerden wie Schmerzen, Störungen von Schlaf und Kreislauf. Die Diagnose wird gestellt, wenn die Beschwerden sechs Monate andauern und den Alltag beeinträchtigen. Wie viele Menschen nach einer Covid-Erkrankung ein CFS entwickeln, ist noch unklar. Wer davon betroffen ist, braucht eine langfristige ärztliche Betreuung.

Immerhin: Die meisten Menschen erholen sich von der Müdigkeit nach einer Corona-Infektion. Das bestätigt Expertin Baum: „Der Eindruck aus den Hausarztpraxen ist: Ganz viele Menschen haben drei bis sechs Monate damit Probleme. Doch dann geht es den meisten wieder gut.“ Der Mehrheit hilft es, maßvoll körperlich aktiv zu sein. Für den Einzelnen kommt es darauf an, das richtige Pensum zu finden. Generell ist es wichtig, sich auch ausreichend auszuruhen und zu entspannen. Geeignete Methoden sind die Progressive Muskelrelaxation und autogenes Training. Expertin Baum rät: „Geduld haben und schauen, was einem guttut.“


Quellen:

  • Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V.: S3-Leitlinie Müdigkeit. https://register.awmf.org/... (Abgerufen am 18.02.2023)