Baby und Familie

Tröpfchen und Aerosole – kleinste Partikel in der Atemluft – übertragen das Coronavirus SARS-CoV-2. Halten sich viele Personen in geschlossenen Räumen auf, steigt die Konzentration dieser Partikel in der Raumluft schnell an. Deshalb ist es so wichtig, viel und richtig zu lüften. Das betrifft unter anderem Klassenzimmer in den Schulen, denn die Bildungseinrichtungen sollen so lange wie möglich geöffnet bleiben, trotz steigender Infektionszahlen. Die Empfehlung des Umweltbundesamtes lautet am besten dreimal pro Stunde (alle 20 Minuten) für drei bis fünf Minuten stoßlüften. Die Frischluft verringert die Viruslast und damit die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus. Allerdings fürchten viele Eltern, dass ihre Kinder nun den ganzen Winter über in frostig kalten Klassenzimmern sitzen müssen und frieren. Vielleicht stecken sie sich dann zwar nicht mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 an, dafür erkälten sie sich andauernd, oder?

Dr. Jakob Maske, Kinder- und Jugendarzt in Berlin und Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte

Dr. Jakob Maske, Kinder- und Jugendarzt in Berlin und Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte

Erkältung kommt nicht von Kälte

"Eher nicht", entwarnt/beruhigt der Berliner Kinder- und Jugendarzt Dr. Jakob Maske. "Nur weil das Klassenzimmer durchs Lüften runterkühlt, wird noch keiner krank", sagt der Pädiater, der auch Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte ist. "Es sind immer Viren, seltener auch Bakterien im Spiel, wenn die Nase läuft oder es im Hals kratzt." Eine Erkältung komme nicht allein von Kälte. Allerdings begünstige Kälte, dass Krankheitserreger sich leichter im Körper ausbreiten können.

Prof. Dr. Markus Knuf, Klinikdirektor der Klinik für Kinder und Jugendliche in den Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden und Vorstands-Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

Prof. Dr. Markus Knuf, Klinikdirektor der Klinik für Kinder und Jugendliche in den Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden und Vorstands-Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

"Kühlt die Winterluft die Schleimhäute runter, werden sie nicht mehr so gut durchblutet und es gelangen weniger Abwehrzellen dorthin, wo sie vielleicht gebraucht werden", erklärt Prof. Dr. Markus Knuf, Leiter der Klinik für Kinder und Jugendliche an den Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden. Die Mediziner empfehlen, sich etwas überzuziehen, solange die Fenster offen sind und darauf zu achten, nicht direkt im Luftzug zu sitzen. "Wichtig ist, dass die Kinder und Lehrer weder zu sehr frieren noch schwitzen. "Wer vor dem Lüften schon dick eingemummelt ist, schwitzt schnell. Sitzt er dann im eisigen Luftzug, haben Krankheitserreger leichteres Spiel", sagt Knuf.

Wahrscheinlich gibt es jetzt sogar seltener Erkältungen

Statt mit mehr Erkältungen rechnen Mediziner sogar mit weniger. Denn mit dem Lüften verringere sich die Viruslast allgemein im Klassenzimmer, es betreffe ja nicht nur Coronaviren. Zusätzlich gelten die AHA-Regeln – Abstand, Händewaschen und Alltagsmaske tragen. "Diese Maßnahmen zusammen sorgen dafür, dass sich Kinder, Jugendliche und Lehrer in diesem Winter auch seltener einen Schnupfen in der Schule holen", sagt Markus Knuf. Und noch etwas gibt Eltern Hoffnung: So eisig wie befürchtet, wird es den Experten im Umweltbundesamt zufolge gar nicht in den Klassenzimmern der Republik. Sie sagen: Sowohl beim kurzen Stoß- als auch beim Querlüften sinkt die Temperatur im Raum nur um wenige Grad ab. Sind die Fenster zu, steigt die Raumtemperatur rasch wieder an. Richtig ausgestattet, sollte also keiner zu sehr bibbern müssen.

Video: Wie steckt man sich bei Erkältungen an?

Erkältung: Wie steckt man sich an?

Gut ausgerüstet im kalten Klassenzimmer

Im Zwiebellook kleiden: "Eine zusätzliche Jacke, ein Pulli über dem T-Shirt – kleiden Sie Ihr Kind in mehrere Schichten. So kann es eine ausziehen, bevor es schwitzt und eine anziehen, sobald es ihm kalt wird", rät Kinderarzt Jakob Maske. Was genau ein Kind tragen sollte, lasse sich nicht pauschal sagen: "Jeder Mensch hat ein anderes Temperaturempfinden. Es gibt Kinder, denen ist immer warm, andere frösteln schnell." Während einem Kind ein dicker Kapuzenpullover reicht, friert der andere sogar mit Jacke plus Schal und fühlt sich erst mit Stulpen für die Hand- und Fußgelenke oder dicken Socken wohler. Bekommt ein Kind schnell eiskalte Hände, sind dünne Fingerhandschuhe mit Kappe eine Option. Eine Mütze hält die Ohren warm. "Wer friert, zieht automatisch die Schultern hoch und krampft die Muskeln zusammen. Dadurch tut schnell der Nacken weh", weiß Kinderarzt Dr. Maske. "Ein Schal oder ein Rollkragenpulli beugt vor."

Auf Qualität achten: "Direkt auf der Haut sollten Kinder Kleidung aus reiner Baumwolle statt aus Kunstfasern tragen. Grundsätzlich sollten die Kleidungsstücke atmungsaktiv sein und sich leicht an- und ausziehen lassen."

Das Klassenzimmer ausstatten: Unter den derzeit geltenden Bedingungen wären auch Decken im Klassenzimmer eine Option. Fragen Sie doch bei der Lehrkraft oder Schulleitung nach, ob es möglich wäre, dem Kind eine Decke mitzugeben.

Für Ersatzkleidung sorgen: Für Regen- oder Schneetage sollte Wechselkleidung in der Schule bereitliegen, sodass die Kinder nicht in feuchten Hosen oder Pullis im Unterricht sitzen müssen.

Gut essen und viel trinken: "Mit einer ausgewogenen Ernährung stärken wir zusätzlich unser Immunsystem", sagt Kinder- und Jugendarzt Markus Knuf. Deshalb sollten Kinder nicht ohne Frühstück aus dem Haus gehen. In die Brotbox können Eltern Vollkornbrot, Gemüse-Sticks und Obst packen. Der Tagesbedarf an Vitamin C ist bereits mit einer halben Paprika gedeckt. "Ebenso wichtig ist es, ausreichend zu trinken. Flüssigkeit hält die Schleimhäute feucht", erklärt Knuf. Optimal sind Wasser oder lauwarmer Tee in der Iso-Flasche.