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Erektile Dysfunktion – Kurz erklärt

  • Erektile Dysfunktion (ED) bedeutet, dass ein Mann in mehr als zwei Dritteln der Versuche keine Erektion bekommen oder aufrecht erhalten kann, die für einen Geschlechtsverkehr ausreicht. Der Penis wird nicht hart genug oder erschlafft vorzeitig.
  • Die Erektionsstörung besteht über mindestens sechs Monate. Wenn es also ab und zu "nicht klappt", handelt es sich nicht sofort um eine behandlungsbedürftige Störung.
  • Eine erektile Dysfunktion hat häufig körperliche Ursachen, etwa Durchblutungsstörungen. Auch ein Testosteronmangel kann Auslöser sein. Rein psychische Auslöser kommen vor allem bei jüngeren Männern vor.
  • Die Therapie erfolgt oft mit Medikamenten, sogenannten Phosphodiesterase-5-Hemmern (PDE-5-Hemmer). Doch es gibt weitere Behandlungsmöglichkeiten.

Die erektile Dysfunktion wird umgangssprachlich Potenzstörung, Potenzproblem, Erektionsstörung oder Impotenz genannt. Das ist eigentlich unpräzise. Denn diese Begriffe beschreiben teils andere Störungen beziehungsweise fassen mehrere Störungen zusammen, die nicht zwangsläufig zusammengehören – zum einen Erektionsstörungen wie erektile Dysfunktion oder vorzeitiger Samenerguss, zum anderen die Unfruchtbarkeit, also die Unfähigkeit, Kinder zu zeugen.

Wie häufig ist die erektile Dysfunktion?

Mit dem Alter werden Erektionsstörungen häufiger. Unter den 40- bis 49-Jährigen ist knapp jeder zehnte Mann von einer erektilen Dysfunktion betroffen, unter den 60- bis 69-Jährigen bereits jeder dritte. Das zeigte eine Untersuchung der Universität Köln im Jahr 2000. Viele weitere Untersuchungen in zahlreichen Ländern kamen zu vergleichbaren Ergebnissen. Experten vermuten, dass es eine große Dunkelziffer gibt. Die tatsächlichen Zahlen könnten also höher liegen.

Vor allem bei Männern über 50 Jahren kann eine erektile Dysfunktion das erste Warnzeichen einer Gefäßerkrankung (Arteriosklerose) sein – und damit ein möglicher Vorbote von Herzinfarkt oder Schlaganfall. Eine frühe Therapie kann schlimme Folgen verhindern. Schon deshalb ist es ratsam, Potenzprobleme ärztlich abklären zu lassen.

Ursachen: Wie kommt es zur erektilen Dysfunktion?

Körperliche und psychische Auslöser können sich bei einer erektilen Dysfunktion vermischen. Leiden Männer unter körperlich bedingten Potenzproblemen, entstehen daraus leicht zusätzliche psychische Probleme.

Rein psychisch bedingte Ursachen sind vor allem bei jüngeren Männern anzutreffen. Neben Konflikten in der Partnerschaft, Stress, Problemen oder Angsterkrankungen sind Depressionen sehr oft mit einer erektilen Dysfunktion verbunden.

Bei Männern ab 50 Jahren sind es in erster Linie körperliche Ursachen, die Erektionsstörungen auslösen.

Durchblutungsstörungen

Am häufigsten ist die Penisdurchblutung gestört und / oder die Penismuskulatur selbst, die der Gefäßwandmuskulatur sehr ähnlich ist, erkrankt. Entweder kommt zu wenig Blut im Penis an, weil die versorgenden Arterien "verkalkt" sind (Arteriosklerose). Oder das Blut fließt zu schnell über die Venen wieder ab. Oder beides. In jedem Fall reicht die Blutmenge in den Schwellkörpern des Penis nicht mehr für eine befriedigende Erektion aus.

Verschiedene Krankheiten, die Durchblutungsstörungen fördern, steigern auch das Risiko für eine erektile Dysfunktion:

Der Lebensstil hat ebenfalls einen entscheidenden Einfluss: Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel sowie eine einseitige und ungesunde Ernährung setzen den Blutgefäßen zu und erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Potenzprobleme.

Testosteronmangel

Ein ausreichend hoher Spiegel des männlichen Geschlechtshormons Testosteron ist eine wichtige Voraussetzung für eine befriedigende Erektion. Mit den Lebensjahren sinkt beim Mann der Testosteronspiegel im Blut meist ab. Ein Testosteronmangel (Hypogonadismus) muss nicht, kann aber zu Erektionsproblemen führen. Daher sollten niedrige Testosteronwerte als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden (siehe Abschnitt Therapie).

Medikamenten-Nebenwirkung

Medikamente können als Nebenwirkung Potenzstörungen verursachen, darunter Betablocker gegen zu hohen Blutdruck, entwässernde Medikamente, Lipidsenker oder Arzneien gegen Depressionen. Wenn sich im Beipackzettel ein entsprechender Hinweis findet, und der Verdacht besteht, die Arznei könnte ein Auslöser der erektilen Dysfunktion sein, sollten Patienten mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin Rücksprache halten. Eventuell kann ein anderes Präparat verschrieben werden. Vorsicht: Medikamente nicht in Eigenregie absetzen oder wechseln!

Weitere Ursachen

Damit eine Erektion zustande kommt, muss nicht nur die Penisdurchblutung stimmen. Auch alle beteiligten Nervenbahnen – vom Penis über das Rückenmark bis ins Gehirn – müssen intakt sein.

Bandscheibenvorfälle, Verletzungen, Bestrahlungen oder Operationen im Beckenraum oder am Rückenmark können Erektionsstörungen zur Folge haben. Ebenso Krankheiten, die Schäden an peripheren Nerven (eine Neuropathie) auslösen können – wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder ein chronischer Alkoholmissbrauch.

Weitere mögliche Ursachen der erektilen Dysfunktion sind Krankheiten, die das zentrale Nervensystem betreffen: zum Beispiel Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, Alzheimer-Demenz oder ein Schlaganfall.

Eine obstruktive Schlafapnoe kann ebenfalls mit einer erektilen Dysfunktion verbunden sein. Schwere Krankheiten – wie Krebs, schwere Nieren- oder Leberleiden – können immer auch die Potenz mit beeinträchtigen.

Erektile Dysfunktion: Symptome

Bei der erektilen Dysfunktion kann der Mann keine Erektion bekommen oder halten, die für einen Geschlechtsverkehr ausreicht. Der Penis wird nicht hart genug und / oder erschafft schnell wieder. Die Probleme ziehen sich über mindestens sechs Monate hin und treten in mehr als zwei Dritteln der Fälle auf.

Anzeichen, die auf körperliche Ursachen hindeuten:

  • die erektile Dysfunktion entwickelt sich allmählich
  • sie tritt sowohl beim Verkehr mit dem Partner als auch bei der Selbstbefriedigung auf
  • normale Erektionen im Schlaf, die bei jedem gesunden Mann auftreten, bleiben aus

Anzeichen, die auf psychische Ursachen hindeuten:

  • die erektile Dysfunktion tritt plötzlich ein, eventuell nach belastenden Lebensereignissen
  • Erektionsstörungen kommen überwiegend nur in bestimmten Situationen vor
  • der Mann ist jünger als 50 Jahre

Diagnose: Wie stellt man Potenzstörungen fest?

Erster Ansprechpartner ist in der Regel die hausärztliche Praxis. Sie kann gegebenenfalls an die passende Facharztpraxis – meist eine Praxis für Urologie – überweisen. Je nach Ursache sind Spezialisten aus weiteren Disziplinen gefragt, zum Beispiel aus der Neurologie, Psychotherapie, Psychologie, Andrologie (Männerheilkunde) oder Sexualtherapie.

Gespräch: Zu Beginn wird sich der Arzt oder die Ärztin mit konkreten Fragen ein genaues Bild von der Störung machen. Standard-Fragebögen helfen, Symptome präzise zu erfassen. Von Interesse ist außerdem, ob Operationen stattfanden oder Krankheiten vorliegen, die eventuell Auslöser der erektilen Dysfunktion sein könnten wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Bluthochdruck, Bandscheibenprobleme. Manchmal sind die Potenzprobleme auch Nebenwirkung eines Arzneimittels. Deshalb wird erhoben, welche Medikamente der Patient einnimmt. Der Mediziner erkundigt sich zudem, ob nachts oder am Morgen Spontanerektionen bemerkt werden. Bei jedem gesunden Mann treten in bestimmten Schlafphasen Erektionen auf. Bleiben sie aus, macht das eine organische Ursache wahrscheinlicher. Es kann hilfreich sein, wenn der Partner in das ärztliche Gespräch einbezogen wird.

Körperliche Untersuchung: Es folgt die körperliche Untersuchung mit Schwerpunkt Geschlechtsorgane und Prostata. Da viele Erektionsprobleme auf Durchblutungsstörungen zurückzuführen sind, werden auch die Gefäßpulse an Armen und Beinen sowie der Blutdruck überprüft.

Blutuntersuchung: Eine Blutuntersuchung liefert Hinweise zu möglichen Risikofaktoren wie erhöhten Blutzucker oder ungünstige Blutfettwerte. Außerdem lässt sich ermitteln, ob ein Mangel an männlichem Geschlechtshormon Testosteron besteht. Um festzustellen, in welchem Bereich sich der Testosteron-Spiegel bewegt, eignet sich eine Blutprobe in den Morgenstunden, denn die Hormonkonzentration schwankt im Verlauf des Tages. Am Morgen sind im die höchsten Werte zu erwarten.

Weitere Untersuchungen

Nur in sehr wenigen Fällen benötigt der Arzt weitere Untersuchungen: Der Blutfluss in den Gefäßen des Penis kann mit einer speziellen Ultraschalluntersuchung überprüft werden (Dopplersonografie). Eventuell wird dazu ein Medikament in den Penis gespritzt, das eine Erektion auslöst (Schwellkörperinjektionstest). Ob und wie gut sich in diesem Test eine Erektion einstellt, liefert zusätzliche Hinweise.

Werden arterielle Durchblutungsstörungen festgestellt, ist es ratsam, auch das Herz zu untersuchen. Eine erektile Dysfunktion kann frühes Zeichen einer Arteriosklerose und damit einer (noch symptomlosen) koronaren Herzkrankheit sein.

Nervenuntersuchungen zeigen, ob möglicherweise Nervenstörungen Ursache der Probleme sind. Dazu setzt der Arzt oder die Ärztin zum Beispiel schwache elektrische Impulse und überprüft, ob diese Signale von den Nerven wie erwartet weitergeleitet werden.

Mit einem Messgerät können spontane Erektionen im Schlaf zum Beispiel in einem Schlaflabor registriert werden (nächtliche penile Tumeszenzmessung). Sind die Werte normal, ist das ein Hinweis, dass die Erektion an sich problemlos möglich ist. Psychische Ursachen sind dann wahrscheinlicher, körperliche unwahrscheinlicher, aber nicht ausgeschlossen.

Therapie: Was hilft bei erektiler Dysfunktion?

Wenn machbar, wird der Arzt die konkrete Ursache der erektilen Dysfunktion beheben – zum Beispiel eine andere Arznei verschreiben, falls die Potenzstörung durch eine Medikamenten-Nebenwirkung entstanden ist. (Vorsicht: Medikamente keinesfalls eigenmächtig absetzen oder wechseln!)

Meistens können nur die Symptome der Erektionsstörung behandelt werden. Hier gibt es verschiedene Optionen. Was im Einzelfall am besten hilft, ist eine individuelle Entscheidung, die nach ausführlicher ärztlicher Beratung zu möglichen Nebenwirkungen und Risiken getroffen werden sollte.

Testosteronmangel ausgleichen

Mit zunehmendem Lebensalter sinkt bei fast allen Männern der Testosteronspiegel im Blut etwas ab. Das ist nichts Ungewöhnliches und auch kein Grund für eine Therapie. Leidet ein Mann jedoch an Erektionsproblemen, könnte ein Testosteronmangel (Hypogonadismus) dabei eine entscheidende Rolle spielen. In diesem Fall werden Arzt oder Ärztin eventuell dazu raten, den Hormonmangel auszugleichen. Eventuell bessern sich dadurch bereits die Potenzprobleme. Häufig wirken Medikamente gegen die erektile Dysfunktion (PDE-5-Hemmer, siehe weiter unten) zusammen mit einer Hormontherapie besser oder erstmals.

Ab wann die Hormongabe Sinn macht, sollte am besten individuell im ärztlichen Gespräch entschieden werden. Das Testosteron wird in Form eines Gels auf die Haut aufgetragen oder in größeren Abständen in den Muskel gespritzt.

Zunächst schienen Untersuchungen darauf hinzudeuten, dass eine Testosterontherapie womöglich das Risiko für Prostatakrebs oder einen Herzinfarkt erhöhen könnte. Jüngere Studien haben aber gezeigt, dass eine ärztlich angezeigte und überwachte Testosteron-Ersatztherapie weder das Prostatakrebsrisiko erhöht noch einen Herzinfarkt begünstigt. Betroffene sollten sich im ärztlichen Gespräch dennoch ausführlich über mögliche Vor- und Nachteile der Behandlung informieren.

Medikamente: Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE-5-Hemmer)

In Deutschland sind verschiedene Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE-5-Hemmer) zur Therapie der erektilen Dysfunktion zugelassen. Der erste war Sildenafil, der 1998 auf den Markt kam. Es folgten Tadalafil, Vardenafil und Avanafil. Alle sind verschreibungspflichtig. Wirkung und Nebenwirkungen sind in etwa vergleichbar. Die Tabletten helfen rund 70 bis 80 Prozent Betroffenen und unterscheiden sich vor allem in Dosierung und Wirkdauer. Sildenafil, Vardenafil und Avanafil wirken je nach Präparat nach etwa 15 bis 60 Minuten. Ihr Effekt hält rund vier (bis zwölf) Stunden an. Tadalafil wirkt nach etwa 30 Minuten für rund 24 bis 36 Stunden. Dieses Medikament kann auch als Dauermedikation verschrieben werden mit einer Tablette pro Tag.

Hintergrund: Wie wirken Phosphodiesterase-5-Hemmer?

Wie der Name sagt, hemmen die Medikamente die Phosphodiesterase-5 (PDE-5), das ist ein körpereigenes Enzym. Dieses Enzym baut normalerweise einen bestimmten Botenstoff ab, der bei sexueller Erregung verstärkt entsteht und die Durchblutung im Penis steigert. Wird das Enzym Phosphodiesterase-5 nun bei seiner Arbeit durch die Medikamente behindert, bleibt mehr Botenstoff übrig. Folglich nimmt die Penisdurchblutung zu, eine Erektion entsteht oder bleibt länger bestehen. Ein zweiter Effekt ist, dass der Blutdruck im Lungenkreislauf sinkt. Phosphodiesterase-5-Hemmer dienen daher auch zur Therapie von Lungenhochdruck.

PDE-5-Hemmer wirken nur dann, wenn der Mann sexuell erregt ist. Sie steigern also nicht die Lust. Die Erektion endet – wie ohne Medikament auch – mit dem Orgasmus beziehungsweise dem Samenerguss. Innerhalb der Wirkungsdauer sind jedoch weitere Erektionen möglich.

Mögliche Nebenwirkungen sind unter anderem Kopfschmerzen, Gesichtsrötung, Magen-Darm-Beschwerden, verstopfte Nase, bei Sildenafil und Vardenafil vorübergehende Veränderungen im Farbensehen, bei Tadalafil auch Muskel- und Rückenschmerzen. Genaue Informationen finden sich im Beipackzettel.

Nicht geeignet sind PDE-5-Hemmer für Patienten, denen der Arzt Nitrate oder Molsidomin verschrieben hat, weil es hier zu einem gefährlichen Blutdruckabfall kommen kann. Nitrate oder Molsidomin kommen zum Beispiel bei der Therapie von Angina pectoris bei koronarer Herzkrankheit zum Einsatz. Vorsicht ist außerdem angebracht bei einer Kombination mit α1-Rezeptorblockern, die oft bei einer gutartigen Prostatavergrößerung verordnet werden. Manche Erkrankungen (beispielsweise schwere Leberkrankheiten, Herzleiden oder ein Schlaganfall in der Vergangenheit) können ebenfalls gegen die Einnahme von PDE-5-Hemmern sprechen.

PDE-5-Hemmer sind aus gutem Grund verschreibungspflichtig. Vor der ersten Anwendung sollten sich Patienten im ärztlichen Gespräch ausführlich zu Nebenwirkungen und möglichen individuellen Risiken informieren. Gesetzliche Kassen zahlen üblicherweise nicht für die Medikamente.

Mediziner warnen ausdrücklich davor, Produkte in Eigenregie von dubiosen (Internet-) Anbietern zu beziehen. Stichproben haben wiederholt gezeigt, dass international viele Medikamente gefälscht werden, dass sie womöglich andere Inhaltsstoffe enthalten als beschrieben oder die Dosisangaben nicht stimmen. Wer sich darauf einlässt, riskiert seine Gesundheit, im schlimmsten Fall sogar sein Leben.

Yohimbin

Ein weiterer Wirkstoff zur Therapie der erektilen Dysfunktion ist Yohimbin, der im Gehirn wirkt und vor allem bei psychisch bedingten Potenzstörungen zum Einsatz kommt.

SKAT = Schwellkörper-Autoinjektionstherapie

Wenn PDE-5-Hemmer nicht eingenommen werden dürfen oder nicht wirken, weil zum Beispiel Nervenschäden vorliegen, ist die Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (abgekürzt SKAT) eine Option.

Dabei spritzt sich der Mann mit einer sehr dünnen Nadel ein Medikament in den Schwellkörper des Penis. Die Arznei bewirkt, dass mehr Blut in den Penis einströmt. Nach etwa 10 bis 15 Minuten entsteht eine Erektion, die rund eine Stunde anhält. Für die meisten Anwender ist die Injektion unproblematisch und nicht schmerzhaft.

Wichtig ist die korrekte Dosierung. Eine Überdosierung kann eine über Stunden anhaltende Erektion zur Folge haben, die ärztlich behandelt werden muss, da sie sonst den Penis schädigt. Verschiedene Krankheiten (darunter Leukämien oder eine Sichelzellanämie) können gegen die Anwendung sprechen.

Ob die Methode im Einzelfall geeignet ist und wie sie im Detail funktioniert, sollte individuell mit dem Arzt oder der Ärztin besprochen werden.

MUSE = Medikamentöses Urethrales System zur Erektion

Wirkstoffe können auch in Form eines "Mini-Zäpfchens" über die Harnröhre verabreicht werden. Dieses Prinzip wird MUSE genannt (Medikamentöses Urethrales System zur Erektion).

Der Mann bringt ein bestimmtes Prostaglandin mit Hilfe eines Applikators in die Harnröhre ein. Der Wirkstoff gelangt über die Harnröhrenwand in den Schwellkörper des Penis. Der Blutfluss verstärkt sich. Nach etwa 10 bis 15 Minuten entsteht eine Erektion, die für 30 bis 60 Minuten anhält.

Mögliche Nebenwirkungen sind Schmerzen im Penis, Brennen in der Harnröhre, Kopfschmerzen, Schwindel. Verschiedene Krankheiten (darunter Leukämien oder eine Sichelzellanämie) können gegen die Anwendung sprechen. Ist die Partnerin schwanger, sollte vorsichtshalber ein Kondom verwendet werden, um das Risiko vorzeitiger Wehen zu senken.

Ob MUSE im Einzelfall geeignet ist und was es zu beachten gibt, sollte individuell mit dem Arzt oder der Ärztin besprochen beziehungsweise zusätzlich in der Packungsbeilage nachgelesen werden.

Prinzip der Vakuumtherapie

Prinzip der Vakuumtherapie

Vakuumtherapie

Bei dieser Methode wird ein durchsichtiger Plastikzylinder mit Saugpumpe auf den Penis aufgesetzt und ein Unterdruck erzeugt. Blut fließt verstärkt in die Schwellkörper, eine Erektion entsteht. Ein Gummiring an der Peniswurzel verhindert, dass das Blut wieder zurückfließt. Er muss nach 30 Minuten wieder entfernt werden, damit es nicht zu Durchblutungsstörungen und damit zu Schäden am Penis kommt.

Auffüllbares Schwellkörper-Implantat

Auffüllbares Schwellkörper-Implantat

Implantate

In manchen Fällen helfen nur Implantate aus Silikon, die per Operation in die Schwellkörper eingesetzt werden (Schwellkörper-Implantate). Dieser Eingriff ist nicht rückgängig zu machen und sollte deshalb gut überlegt und geplant sein. Es gibt verschiedene Varianten: Die am häufigsten verwendeten Implantate sind auffüllbar. Im Unterbauch wird dafür ein Reservoir eingepflanzt, das Kochsalzlösung enthält. In den Hodensack setzen die Ärzte eine kleine Pumpe ein. Auf "Knopfdruck" kann der Mann das Implantat befüllen, so dass eine Art Erektion entsteht. Andere Implantate sind immer steif, aber biegsam.

Beratung oder Psychotherapie

Meistens lassen sich körperliche und seelische Ursachen der erektilen Dysfunktion nicht im Detail trennen. Das Gespräch mit einem Sexualtherapeuten oder einer Sexualtherapeutin – optimaler Weise zusammen mit dem Partner – kann bei psychisch bedingter Erektionsstörung helfen. Aber auch Männer mit organisch bedingten Potenzproblemen profitieren oft davon.

ESWT

Die European Association of Urology (EAU) nennt die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) als eine weitere Therapieoption bei erektiler Dysfunktion. Allerdings gibt es hierzu erst wenige Studien. Der Nutzen ist noch nicht belegt und überaus fraglich.

„Potenz-App“ auf Rezept

Für Männer mit Erektionsstörungen gibt es eine "Potenz-App" fürs Smartphone, die der Arzt oder die Ärztin auf Rezept verschreiben kann. Die Kosten übernehmen dann die gesetzlichen Krankenkassen. Das Programm soll Betroffene ab 18 bei der Behandlung der erektilen Dysfunktion (ED) unterstützen, etwa durch Beckenbodentraining oder Übungen zur Achtsamkeit. Die App zählt zu den sogenannten DiGA - das steht für Digitale Gesundheitsanwendungen. Solche verschreibungsfähigen digitalen Helfer durchlaufen ein Bewertungsverfahren des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Eine als DiGA zugelassene App muss sich im ersten Jahr allerdings bewähren. Nur dann wird die App dauerhaft ins Verzeichnis aufgenommen. Die "Potenz-App" Kranus Edera wurde im DiGA-Verzeichnis aufgenommen. Mehr zum Thema DiGA lesen Sie hier: „Apps auf Rezept: Was Sie über DiGAs wissen sollten

Kann man Erektionsstörungen vorbeugen?

Eine gesunde Lebensweise senkt das Risiko für Durchblutungsstörungen und damit auch für eine erektile Dysfunktion. Wer seine Lebensweise anpasst, kann zudem eine bestehende Erektionsstörung günstig beeinflussen. Im einzelnen heißt das:

  • nicht rauchen
  • ausgewogen ernähren
  • nur wenig Alkohol trinken
  • viel bewegen
  • Übergewicht abbauen
  • Blutdruck, Blutzucker, Blutfette regelmäßig kontrollieren und Störungen behandeln lassen
Professor Dr. Christian Stief

Professor Dr. Christian Stief

Beratender Experte

Professor Dr. Christian Stief ist Facharzt für Urologie. Er habilitierte sich 1991 an der Medizinischen Hochschule Hannover. Seit 2004 steht er als Direktor der Urologischen Klinik des Klinikums der Universität München vor. Er ist Herausgeber mehrerer deutsch- und englischsprachiger wissenschaftlicher Bücher und war von 2006 bis 2012 Mitherausgeber der Fachzeitschrift European Urology. Seit 2018 ist er Mitglied des Medizinausschusses des Wissenschaftsrates der Bundesregierung und der Bundesländer.

Quellen:


Haensch C.-A. et al., Diagnostik und Therapie der erektilen Dysfunktion, S1-Leitlinie, 2018; in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien (Abgerufen November 2019)

Urologenportal: Erektionsstörungen. Online: https://www.urologenportal.de/patienten/patienteninfo/patientenratgeber/erektionsstoerungen.html (Abruf Januar 2022)

Urologenportal: Wissenschaftliche Stellungnahme der DGA e.V. , DGU e.V und des BvDU e.V. zur Patienteninformation "Testosteron bei älteren Männern: Wechseljahre beim Mann – gibt es das?" im KBV Rundbrief. Online: https://www.urologenportal.de/fachbesucher/aktuell/fach-und-berufsinfo/wissenschaftliche-stellungnahme-der-dga-ev-dgu-ev-und-des-bdu-ev-zur-patienteninformation-testosteron-bei-aelteren-maennern-wechseljahre-beim-mann-gibt-es-das-im-kbv-rundbrief.html (Januar 2022)

EAU Guidelines. Edn. presented at the EAU Annual Congress Barcelona 2019. ISBN 978-94-92671-04-2. Online: https://uroweb.org/guideline/male-sexual-dysfunction/ (Abruf November 2019)

Braun, M. et al: Epidemiology of erectile dysfunction: results of the ‚Cologne Male Survey’.In: Int J Impot Res 12, 305–311 (2000)

Glenn R Cunningham, MD, Raymond C Rosen, PhD, Overview of male sexual dysfunction, d. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc. http://www.uptodate.com (Abgerufen im November 2019)

Mohit Khera, MD, MBA, MPH, Glenn R Cunningham, MD, Treatment of male sexual dysfunction, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc. http://www.uptodate.com (Abgerufen im November 2019)

Wichtiger Hinweis:

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.

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