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Hinter dem Symptom Nachtschweiß können harmlose und – seltener – auch ernste Ursachen stecken. Ein Überblick.

Nächtliches Schwitzen: Was ist normal, was nicht?

Schwitzen hilft unserem Körper, die Körpertemperatur zu regulieren. Jeder schwitzt nachts im Schlaf ein bisschen. Üblicherweise merken wir davon nichts. Erst bei ungünstigen Schlafbedingungen schwitzen wir spürbar – zum Beispiel, wenn die Luft im Schlafzimmer in warmen Nächten nicht abkühlt oder wenn wir eine zu warme Bettdecke wählen. Auch harmlose Auslöser wie fettes, stark gewürztes Essen kurz vor dem Schlafengehen lassen uns manchmal nachts stärker schwitzen.

Wann leidet man an Nachtschweiß im medizinischen Sinn?

Die medizinische Definition von Nachtschweiß ist nicht ganz einheitlich. Folgende Punkte werden oft genannt:

  • Betroffene schwitzen im Schlaf übermäßig, obwohl die äußeren Schlafbedingungen passen, und meist über längere Zeit.
  • Manche schwitzen nur leicht, andere so stark, dass Wäsche und Bettzeug durchnässt sind. Sie wachen nassgeschwitzt auf, müssen sich umziehen.
  • Betroffene fühlen sich durch die Schlafstörung morgens oft unausgeschlafen und erschöpft.
  • Untertags im Wachzustand schwitzen sie meist nicht übermäßig.

Nachtschweiß heißt in der Fachsprache "nächtliche Hyperhidrose". Hyperhidrose bezeichnet übermäßiges Schwitzen. Es gibt dabei zwei Formen:

  • Primäre Hyperhidrose: Es ist keine Ursache feststellbar.
  • Sekundäre Hyperhidrose: Eine Ursache ist feststellbar, zum Beispiel eine Krankheit.

Wie häufig kommt Nachtschweiß vor?

Absolut verlässliche, aktuelle Zahlen zur Häufigkeit von Nachtschweiß in der Bevölkerung gibt es nicht. In Auswertungen berichteten rund 10 bis 40 Prozent der Patientinnen und Patienten in Einrichtungen der medizinischen Grundversorgung von Nachtschweiß – vor allem Menschen zwischen 40 und 55 Jahren.[1]

Schwitzen im Schlaf: Wann in die ärztliche Praxis?

Nachtschweiß kann harmlose Ursachen haben, oder es ist letztlich keine Ursache feststellbar. Es können jedoch auch viele Krankheiten hinter nächtlichem Schwitzen stecken – darunter auch gefährliche. Dann ist eine rasche Behandlung besonders wichtig.

Ungewohnte, häufige oder heftige nächtliche Schweißausbrüche sind deshalb ein guter Grund, zeitnah eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen.

Achtung: Kalter Schweiß, also Schwitzen bei kalter Haut ohne Hitzegefühl, kann ein Alarmzeichen sein. Beispielsweise kann Kaltschweißigkeit Anzeichen eines Unterzuckers bei Diabetes sein. Auch auf einen Herzinfarkt deutet kalter Schweiß manchmal hin – vor allem, wenn zusätzliche Beschwerden auftreten wie Schmerzen, Druck- oder Engegefühl in Brust, Rücken, Hals oder Armen, Atemnot, Übelkeit, Schwindel oder Angst. Im Zweifel sofort den Rettungsdienst unter 112 rufen!

Hier ist umgehend medizinischer Rat gefragt:

Auch übermäßiges Schwitzen am Tag kann auf Krankheiten hindeuten und sollte ärztlich abgeklärt werden.

Nächtliche Schwitzattacken: Zu welchem Arzt, zu welcher Ärztin?

Anlaufstelle ist üblicherweise die hausärztliche Praxis. Nach einem eingehenden Gespräch wird die Ärztin oder der Arzt notwendige Untersuchungen vornehmen. Das können neben der körperlichen Untersuchung zum Beispiel Blutuntersuchungen sein, etwa um die Schilddrüsenfunktion zu prüfen. Je nach vermuteter Ursache ist eventuell eine Überweisung an eine fachärztliche Praxis sinnvoll.

Nachtschweiß bei Frauen: Sind es "bloß" die Wechseljahre?

Zu Schweißausbrüchen in der Nacht kann es auch durch Hitzewallungen kommen: Viele Frauen in den Wechseljahren sind davon betroffen. Ursache sind wahrscheinlich die Hormonveränderungen in diesem Lebensabschnitt.

Hitzewallungen dauern meistens nur wenige Minuten. Sie können tagsüber oder nachts auftreten. Oft laufen sie nach einem bestimmten Muster ab: Zunächst entsteht ein Hitzegefühl am Oberkörper und im Gesicht. Die Hitzewelle breitet sich dann auf den restlichen Körper aus. Das Gesicht kann sich röten. Es kommt zu Schwitzen, manchmal Herzklopfen, gefolgt von Frösteln.

Hitzewallungen in den Wechseljahren sind an sich ungefährlich, können aber belastend sein. Auch ist die Abgrenzung zu anderen, möglicherweise ernsten Nachtschweiß-Ursachen nicht immer einfach. Im Zweifel sind neben der hausärztlichen Praxis auch die Frauenärztin oder der Frauenarzt mögliche Ansprechpersonen.

Hauptursachen für Nachtschweiß

Nachtschweiß kann viele Ursachen haben. Eher offensichtliche Gründe sind zum Beispiel ungünstige Schlafbedingungen wie eine zu hohe Schlafzimmertemperatur, hohe Luftfeuchtigkeit, zu warmes Bettzeug, zu warme Wäsche.

Auch Alkohol, Nikotin, Koffein, scharf gewürztes Essen, Übergewicht oder wechseljahrsbedingte Hitzewallungen fördern nächtliches Schwitzen.

Manche Medikamente verursachen als Nebenwirkung Nachtschweiß.

Außerdem können Stress, seelische Belastungen, Albträume zu nächtlichen Schwitzattacken führen. Oft rufen akute Infekte, die mit Fieber einhergehen, Schwitzattacken hervor.

Welche Krankheiten verursachen Nachtschweiß?

Hinter Nachtschweiß können zahlreiche Erkrankungen stecken – hier eine Auswahl:

Therapie, Tipps, Selbsthilfe: Was hilft bei Nachtschweiß?

Ist eine Erkrankung Grund für das nächtliche Schwitzen, wird diese zunächst behandelt. Dadurch bessern sich häufig die Beschwerden.

Ist die Einnahme eines Arzneimittels für die Schweißausbrüche verantwortlich, kann die Ärztin oder der Arzt eventuell die Dosis anpassen oder eine Alternative empfehlen. Betroffene sollten Medikamente aber nicht in Eigenregie absetzen oder ändern.

Es gibt auch nächtliche Schwitzattacken, für die sich keine eindeutigen Ursachen finden. Hier sind die Schweißdrüsen aus ungeklärten Gründen überaktiv.

Manchen schwer Betroffenen kann dann zum Beispiel eine Verhaltenstherapie helfen. Auch Lebensstiländerungen wie Alkoholverzicht, ausreichend Bewegung, Abbau von Übergewicht und Stress können hilfreich sein.

Hintergrund: Warum wir schwitzen

Schwitzen ist eine natürliche Reaktion des Körpers. Hauptzweck ist, uns vor Überhitzung zu schützen.

Schon durch den Stoffwechsel entsteht im Körper ständig Wärme. Wenn wir uns bewegen oder die Außentemperatur steigt, heizt sich der Körper zusätzlich auf. Schweiß sorgt dann für Abkühlung.

In der Haut verteilt liegen Millionen Schweißdrüsen. Sie sondern je nach Bedarf mehr oder weniger Flüssigkeit ab. Diese verdunstet auf der Hautoberfläche. Dadurch entsteht Verdunstungskälte. Der Körper kühlt auf das gewünschte Maß herunter.

Oft bemerken wir gar nichts von dieser natürlichen Temperaturregulation. Erst wenn sich die Schweißproduktion deutlich erhöht, spüren wir das Schwitzen. Haut und Kleidung fühlen sich feucht an, oder der Schweiß rinnt sogar herunter.

Fazit: Kommt es zu Nachtschweiß, sollte ärztlich geklärt werden, ob eine Krankheit die Ursache ist. Die Therapie bessert oft das nächtliche Schwitzen. Nicht immer ist eine Ursache feststellbar. Dann kann man zum Beispiel Entspannungsmethoden oder Lebensstiländerungen ausprobieren.

Wichtiger Hinweis:

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.

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Quellen:

  • [1] Bryce C: Persistent Night Sweats: Diagnostic Evaluation. Am Fam Physician. 2020 Oct 1;102(7):427-433. PMID: 32996756.: https://www.aafp.org/... (Abgerufen am 18.07.2023)
  • Smetana G W, MD: Evaluation of the patient with night sweats or generalized hyperhidrosis. Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc. https://www.uptodate.com : https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 18.07.2023)
  • Hollstein G: Nachtschweiß. Pschyrembel online: https://www.pschyrembel.de/... (Abgerufen am 18.07.2023)
  • National Institute on Aging: Hot Flashes: What Can I Do? . https://www.nia.nih.gov/... (Abgerufen am 18.07.2023)
  • Gilbert R, MD, Ph.D.: The Reasons Behind Your Unexplained Temperature Changes. American Parkinson Disease Association: https://www.apdaparkinson.org/... (Abgerufen am 31.07.2023)

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