Herzinnenhautentzündung (Endokarditis)

Das Herz ist ein lebenswichtiges Organ. Erkrankt es, kann es gefährlich werden
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Was ist eine Herzinnenhautentzündung?
Grundsätzlich unterscheiden Ärzte zwischen einer infektiösen (bakteriellen) Entzündung der Herzinnenhaut und einer nicht-infektiösen (abakteriellen) Endokarditis (siehe Kasten). Letztere spielt in den westlichen Industrienationen jedoch keine große Rolle mehr, weshalb sich dieser Ratgeber der bakteriellen Form widmet. Mediziner sprechen zudem häufig von einer akuten Endokarditis und einer subakuten. Bei dieser Form entwickeln sich die Symptome langsamer als bei der akuten Entzündung.
Die infektiöse Endokarditis ist eine meist durch Bakterien verursachte Entzündung der Herzinnenhaut. Die Herzinnenhaut – das Endokard – ist ein Gewebe, das die Herzhöhlen auskleidet und auch die Herzklappen und deren muskulären Halteapparat (die Papillarmuskel) überzieht. Die Entzündung betrifft hauptsächlich die Herzklappen, zunehmend aber auch implantierte Fremdmaterialien wie Herzklappenprothesen und Schrittmacherelektroden.

Unser Experte: Professor Wolfram Delius, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie
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Die infektiöse Endokarditis ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die jedoch nur selten vorkommt. Genaue Zahlen über die Häufigkeit in Deutschland sind nicht bekannt. Man rechnet jedoch mit drei bis neun Fällen pro 100.000 Einwohner pro Jahr. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 58 Jahren. Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen.
Die Gefahren einer Herzinnenhautentzündung
Charakteristisch für die bakterielle Herzinnenhautentzündung sind sogenannte Vegetationen, die auf der Oberfläche der Herzklappen oder auf implantierten Fremdmaterialien haften. Vegetationen sind Gebilde, die sich aus Blutplättchen, dem Gerinnungsstoff Fibrin, Entzündungszellen und Bakterien zusammensetzen. Die bakterielle Entzündung kann die Herzklappensegel zerstören, zu Abszessen führen und bewirken, dass Haltefäden künstlicher Herzklappen einreißen. Auch kann es zu schweren Funktionsstörungen (Undichtigkeiten) der betroffenen natürlichen und künstlichen Herzklappen kommen.
Verlauf und Prognose der infektiösen Endokarditis hängen entscheidend davon ab, wie schnell nach den ersten – meist unspezifischen – Symptomen an die Erkrankung gedacht und die Diagnose gestellt wird. Zu den Krankheitszeichen zählen zum Beispiel Schwitzen und Appetitlosigkeit, aber auch hohes Fieber – je nach Art der Entzündung. Für den therapeutischen Erfolg sind der Erregernachweis in der Blutkultur und die Wahl des wirksamsten Antibiotikums eine wichtige Voraussetzung. Beginnt die Entzündung der Herzinnenhaut eher schleichend und ruft wenige Beschwerden hervor, wird diese Form der Endokarditis (die subakute Form) im Frühstadium oft erst spät diagnostiziert.
Um einer bakteriellen Herzinnenhautentzündung vorzubeugen, wird für besonders gefährdete Patienten die prophylaktische Gabe eines Antibiotikums empfohlen, wenn bei ihnen bestimmte chirurgische Eingriffe stattfinden. Zu diesen Patienten gehören zum Beispiel solche, die eine künstliche Herzklappe tragen oder schon früher eine infektiöse Endokarditis durchgemacht haben.
Wichtig: Eine Herzinnenhautentzündung sollte immer in Erwägung gezogen werden, wenn ein Patient mit bekannter Herzklappenerkrankung oder angeborenem Herzfehler unter Fieber, unklarem Gewichtsverlust, Blutarmut, allgemeinem Krankheitsgefühl, Appetitlosigkeit und/oder Schwitzen leidet.
Dies gilt insbesondere dann, wenn unmittelbar davor eine zahnärztliche Behandlung stattgefunden hat oder der Patient an einer entzündlich-eitrigen Infektion (zum Beispiel eine Mandelentzündung) gelitten hat. Wegen der oft unspezifischen Beschwerden sind von Arzt und Patient besondere Aufmerksamkeit gefordert!
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.