Mandelentzündung erkennen und behandeln
Woran erkennt man eine Mandelentzündung?
Eine Mandelentzündung kann unterschiedliche Beschwerden hervorrufen – je nachdem, ob Bakterien oder Viren die Erkrankung verursacht haben. Mitunter tritt sie bei anderen Erkrankungen auf, beispielsweise bei Scharlach oder dem Pfeifferschen Drüsenfieber.
Häufige Symptome einer akuten Mandelentzündung sind:
- Schluckbeschwerden und Halsschmerzen
- gerötete, geschwollene Gaumenmandeln mit eitrigem Belag („Stippchen“): Sie sind typisch bei einer bakteriellen Infektion.
- Mundgeruch
- Fieber
- Müdigkeit und Abgeschlagenheit
- Kopfschmerzen
- Appetitlosigkeit
- geschwollene Lymphknoten am Hals
- Schnupfen und Husten: Sie treten häufig bei einer viralen Infektion auf.
- Bauchschmerzen und Erbrechen: vor allem bei Kindern
Wichtig: Bei hohem Fieber, starken Schmerzen, vereiterten Gaumenmandeln oder anhaltenden Begleitsymptomen wie Erbrechen bei Kindern ist ein Besuch in der hausärztlichen oder kinderärztlichen Praxis ratsam.
Wie lange dauert eine Mandelentzündung?
Bis eine akute Mandelentzündung vollständig ausgeheilt ist, dauert es in der Regel ein bis zwei Wochen. Das Fieber lässt häufig früher nach als die Halsschmerzen. Am längsten dauert es, bis die Mandeln wieder abgeschwollen sind. Ist eine bakterielle Infektion Grund für die Entzündung, können Antibiotika die Genesung beschleunigen.
Achtung: Wer eine Mandelentzündung überstanden hat, ist nicht immun dagegen. Man kann also immer wieder eine Mandelentzündung bekommen. Das liegt vor allem daran, dass es verschiedene Erreger gibt. Zudem können sich in den Mandelfurchen (Krypten) Bakterien ansammeln und vermehren und so erneute Entzündungen auslösen.
Ist eine Mandelentzündung ansteckend?
Vor allem in den ersten Tagen ist eine Mandelentzündung meistens sehr ansteckend. Deshalb sollten beispielsweise Kinder erst einmal zu Hause bleiben und nicht in den Kindergarten oder zur Schule gehen. Wird die Mandelentzündung mit einem Antibiotikum behandelt, sinkt die Ansteckungsgefahr innerhalb eines Tages nach Therapiebeginn deutlich.
Sind Viren der Auslöser, verschreibt der Arzt oder die Ärztin kein Antibiotikum. Dann lässt die Ansteckungsgefahr häufig erst nach, wenn die Symptome verschwinden – also circa nach sieben bis 14 Tagen.
Wie steckt man sich mit den Erregern an?
Wer eine akute Mandelentzündung hat, kann beim Sprechen, Niesen, Husten oder Küssen Erreger über Speichel-Tröpfchen weitergeben (Tröpfchen-Infektion). Es ist zudem möglich, sich über gemeinsam genutzte Utensilien wie Trinkgefäße anzustecken oder über Oberflächen wie Türgriffe, die mit Erregern verunreinigt sind (Schmierinfektion).
Was sind die häufigsten Erreger?
Eine Mandelentzündung wird oft durch Erkältungs- oder Grippeviren verursacht. Bakterien wie Streptokokken können ebenfalls Auslöser sein. Besteht ein entsprechender Verdacht, kann die Ärztin oder der Arzt einen Wangenabstrich nehmen und diesen mit einem Streptokokken-Schnelltest analysieren.
Wie schützt man andere Menschen vor einer Ansteckung?
Um die Ansteckungsgefahr für andere zu senken, ist es wichtig, enge Kontakte zu vermeiden. Ist das nicht möglich, helfen Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen, in ein Taschentuch oder die Ellenbeuge husten und niesen oder eine medizinische Maske tragen.
Was hilft bei einer Mandelentzündung?
Eine Mandelentzündung lässt sich mit Hausmitteln, rezeptfreien Arzneimitteln und Antibiotika behandeln. Welche Maßnahmen konkret helfen, hängt von den Beschwerden ab und davon, ob Viren oder Bakterien die Entzündung ausgelöst haben.
Wichtig: Lassen Sie sich bei rezeptfreien Arzneimitteln von Ihrem Arzt, Ihrer Ärztin oder in der Apotheke beraten, welche Präparate in welcher Form und Dosierung geeignet sind und beachten Sie die Angaben in der Packungsbeilage.
Mittel gegen Fieber
Bei Fieber ist es wichtig, ausreichend zu trinken, um den Flüssigkeitsverlust durchs Schwitzen auszugleichen. Am besten eignet sich stilles Wasser oder ungesüßter Tee. Fruchtsäfte oder Getränke mit Kohlensäure sind weniger geeignet, da die enthaltene Säure die entzündeten Mandeln reizt. Um das Fieber zu senken, können Mittel wie Paracetamol oder Ibuprofen helfen.
Mittel gegen Halsschmerzen
Entzündungshemmende und abschwellende Mittel aus der Apotheke – etwa Rachensprays, Lutschtabletten oder Lösungen zum Gurgeln – können Halsschmerzen möglicherweise lindern.
Manche Menschen empfinden Hausmittel wie warme oder kühle Halswickel als wohltuend. Kalter Tee, zum Beispiel mit Salbei oder Kamille, helfen mitunter ebenfalls. Das befeuchtet die Schleimhäute und lindert die Entzündung. Inhalieren hat eine vergleichbare Wirkung und eignet sich vor allem, wenn das Schlucken sehr schmerzhaft ist.
Antibiotika bei bakteriellen Entzündungen
Eitrig belegte Mandeln, Fieber, aber kein Husten – diese Kombination deutet auf eine bakterielle Infektion der Mandeln hin. Der Arzt oder die Ärztin wird dann eventuell ein Antibiotikum verschreiben, um das Risiko für Komplikationen wie Mittelohrentzündung, Mandel-Abszess oder rheumatisches Fieber zu senken. Letzteres beschreibt eine Entzündung von Nieren, Herz und Gelenken, die als Folge einer unbehandelten Streptokokken-Infektion auftreten kann.
Entzünden sich die Mandeln bei einer Erkältung, sind in der Regel Viren der Auslöser. Ein Antibiotikum hilft in solchen Fällen nicht.
Wichtig: Falls ein Antibiotikum nötig ist, sollte man dieses immer wie verordnet einnehmen. Treten Nebenwirkungen wie Durchfall auf, ist es sinnvoll, sich direkt an den Arzt oder die Ärztin zu wenden.
Weitere hilfreiche Maßnahmen
Um die entzündeten Mandeln nicht zusätzlich zu reizen, ist es ratsam:
- sich Ruhe zu gönnen und zu schonen – das unterstützt den Heilungsprozess
- nur weiche Nahrung zu sich zu nehmen
- starke Gewürze und säurehaltige Lebensmittel zu meiden, da sie im Rachen brennen
- nicht zu Rauchen, da es Beschwerden verschlimmert
Wann werden entzündete Mandeln entfernt?
Tritt eine eitrige Mandelentzündung innerhalb eines Jahres gehäuft auf, kann eine Entfernung der Gaumenmandeln (Tonsillen) infrage kommen. Es ist dann möglich, die Tonsillen komplett zu entfernen (Tonsillektomie) oder nur teilweise (Tonsolotomie).
Heutzutage werden entzündete Mandeln bei Kindern und Jugendlichen deutlich seltener entfernt als früher. Denn eine Mandel-OP schützt nicht automatisch vor weiteren Halsentzündungen.
So sind Menschen, die keine Gaumenmandeln mehr haben, etwa anfälliger für eine Entzündung im hinteren Rachen (Seitenstrang-Angina). Zudem ist ein Eingriff mit Schmerzen und gewissen Risiken für Komplikationen wie Nachblutungen verbunden. Daher ist es wichtig, gemeinsam mit dem Arzt oder der Ärztin die Vor- und Nachteile einer Mandelentfernung abzuwägen.
Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.
Quellen:
- Berufsverband der Kinder- und Jugendärztinnen e. V. (BVKJ): Halsschmerzen – Mandelentzündung (Angina). kinderaerzte-im-netz.de: https://www.kinderaerzte-im-netz.de/... (Abgerufen am 01.08.2024)
- Patienteninformation zur S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. (DGHNO-KC): Therapie von Mandelentzündungen (Tonsillo-Pharyngitis). Leitlinie: 2024. https://register.awmf.org/... (Abgerufen am 31.07.2024)
- Pichichero ME: Treatment and prevention of streptococcal pharyngitis in adults and children. Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc: https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 31.07.2024)
- S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. (DGHNO-KHC): Therapie der Tonsillo-Pharyngitis. Leitlinie: 2024. https://register.awmf.org/... (Abgerufen am 31.07.2024)
- Wald ER: Group A streptococcal tonsillopharyngitis in children and adolescents: Clinical features and diagnosis. Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc: https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 31.07.2024)