Diphtherie: Symptome und Behandlung
Was ist die Diphterie?
Die Diphterie ist eine Infektionskrankheit und wird verursacht durch ein Bakterium des Stammes Corynebacterium, welche ein Diphterie-Gift bilden kann. Am häufigsten handelt es sich um das Bakterium Corynebacterium diphtheriae, daneben kann auch das Corynebacterium ulcerans (Vorkommen bei vielen Tierarten) und Corynebacterium pseudotuberculosis (Vorkommen bei Schafen und Ziegen, sehr selten) die Infektion beim Menschen auslösen.
Vorkommen: Wo kann man sich mit Diphtherie anstecken?
Die Diphtherie (verursacht durch das C. diphteriae) tritt weltweit auf. In Teilen Osteuropas, in vielen Ländern Afrikas, Asiens und des Südpazifiks ist die Erkrankung auch heute noch häufig. Seit Ende der 1980er Jahre kommt es durch eingeschleppte Fälle auch in den westlichen Industrieländern wieder zu einer deutlichen Zunahme der Infektionen. Ein Großteil der Infektionen (verursacht durch C. ulcerans) in Deutschland wurde im Inland meist über den Kontakt zu Haus- und Nutztieren erworben.
Ursachen: Was führt zu einer Diphtherie?
Das Diphtherie-Bakterium (Corynebacterium diphtheriae) wird vorwiegend durch Tröpfcheninfektion mit der Atemluft übertragen. Dies kann zum Beispiel durch Husten, Niesen und Küssen geschehen. Der Mensch ist das einzige Reservoir für das Corynebacterium diphtheriae. Die Haut-/ Wunddiphtherie wird durch direkten Kontakt übertragen. Auch gesunde Menschen ohne Impfschutz können den Diphtherie-Erreger unerkannt im Nasen-Rachen-Raum tragen und ihn so weiterverbreiten.
Daher kann jede Person ohne Impfschutz nicht nur selbst erkranken, sondern auch andere Personen anstecken. Besonders für alte Menschen und Personen mit chronischen Erkrankungen ist das mit besonderen Gefahren verbunden.
Zu Übertragungen des Corynebacterium ulcerose kommt es durch den Kontakt zu infizierten Haus- und Nutztieren sowie durch den Verzehr von unpasteurisierten Milchprodukten.
Symptome: Welche Beschwerden verursacht eine Diphtherie?
- Respiratorische (Rachen-) Diphterie:
Etwa zwei bis fünf Tage nach der Ansteckung beginnt die Krankheit meist allmählich mit allgemeinem Krankheitsgefühl, Halsschmerzen, leichtem Fieber bis 39°C und Schluckbeschwerden. Es kommt zu Heiserkeit, Atembeschwerden und Lymphknotenschwellungen.
Schließlich entsteht eine Mandel- und Rachenentzündung mit festen grau-weißlichen Belägen, den sogenannten Pseudomembranen. Diese Beläge entstehen durch das Bakteriengift, das die oberen Schleimhautschichten zerstört. Bei dem Versuch, sie zu entfernen, kommt es zu Blutungen. Als schwerwiegende Komplikation kann der Hals im Verlauf der Erkrankung so stark anschwellen, dass es zur Verlegung der Atemwege und zum Ersticken kommen kann.
Charakteristisch ist ein süßlicher Mundgeruch, der vom erfahrenen Arzt bereits in einigem Abstand wahrgenommen und zugeordnet werden kann.
- Hautdiphterie
Bei der Hautdiphterie kommt es häufig nach sogennanten Bagatelltraumen (also kleine Verletzungen der Haut oder nach Insektenstichen) zu einem schmierigen Belag der Wunde. Meist kommt es zur Besiedelung durch mehere Bakterienarten (Mischinfektionen). Da es sich überwiegend um eine sehr geringe Wundfläche handelt, kommt es hier selten zu schweren Erscheinungen, da bei einer geringen Wundfläche auch wenig Gift (Toxin) abgegeben wird. Vor allem unter schlechten hygienischen Bedingungen kann eine Wunddiphterie Ausgangspunkt einer Rachendiphterie bei dem Betroffenen oder engen Kontaktpersonen darstellen.
Komplikationen der Diphterie - Ausbreitung über den Blutweg
Neben einer akuten Atemnot ist die Ausbreitung über den Blutweg eine gefürchtete Komplikation der Diphterie. Mit dem Blutstrom gelangt das Bakteriengift unter Umständen auch zu entfernt von der Entzündungsstelle liegenden Organen und Geweben, wie beispielsweise Herz, Leber und Niere. Dies kann zu Herzmuskel-, Nieren- und Nervenentzündungen führen, da das in die Zelle aufgenommene Gift (Toxin) diese stark schädigen kann.
Diagnose: Wie wird eine Diphterie festgestellt?
Eine Verdachts-Diagnose auf Diphterie kann der Arzt meist schon aufgrund der Symptome stellen. Zur Diagnosesicherung wird ein Abstrich der Schleimhautbeläge genommen und im Labor auf Diphtheriebakterien und deren Gifte (Toxine) untersucht. Da dieser Nachweis einige Tage dauern kann, beginnt der Arzt aber schon im Verdachtsfall mit der Therapie.
Therapie: Wie wird eine Diphterie behandelt?
Für eine gute Prognose der Erkrankung ist ein rascher Therapiebeginn entscheidend um die Ausbreitung des Diphtherietoxins zu verhindern. Zur Behandlung gibt man daher bereits bei Verdacht das Diphtherie-Antitoxin, ein Gegengift. Das Gegengift bindet die Bakterientoxine und macht sie dadurch unschädlich. Dies funktioniert allerdings nur solange das Erregertoxin noch nicht an die Zellen gebunden ist. Daher ist eine frühe Behandlung wichtig. Zusätzlich werden Antibiotika verabreicht, die den Erreger abtöten und dadurch helfen, die Toxinbildung zu verringern.
Bei Verschluss der Atemwege muss ein Luftröhrenschnitt erfolgen. Strenge Bettruhe für fünf bis sechs Wochen ist notwendig, um die Gefahr einer Herzschädigung zu minimieren. An Diphterie erkrankte Personen werden in der Klinik behandelt und isoliert, um weitere Personen vor einer Ansteckung zu schützen.
Da es bei der Hautdiphterie selten zu einer toxischen Streuung kommt, ist hier meist keine Gabe von Antitoxin (Gegengift) nötig.
Vorbeugen: Die Impfung - Schutz vor der gefährlichen Infektionskrankheit
Dank der Impfung, der Therapie mit Antibiotika und der Entwicklung des Gegengifts ist die Diphtherie heutzutage weniger bedrohlich als früher. "Aber gerade weil die Schrecken von Infektionserkrankungen – wie auch der Diphtherie – durch die Impfungen und die guten medizinischen Versorgung in Mitteleuropa fast vergessen sind, ist es besonders notwendig immer wieder daran zu erinnern und auf den Nutzen von Impfungen hinzuweisen", erklärt Jochum. "Impfungen nach dem Plan der Ständigen Impfkommission (STIKO) schützen den Einzelnen und die Gemeinschaft", sagt der Experte für Kinderkrankheiten. Trozt einer Impfung kann eine Diphterie-Erkrankung auftreten, diese verläuft aber milde und verhindert meist schwerwiegende Verläufe.
Die Diphtherie-Impfung von Kindern sollte mit dem zweiten Lebensmonat beginnen. Die Kinder bekommen hierfür zwei Injektionen im Alter von zwei und vier Monaten. Zur vollständigen Grundimmunisierung ist eine weitere Impfung im Alter von 11 bis 14 Monaten nötig. Danach werden Auffrischimpfungen mit fünf bis sechs Jahren und neun bis 17 Jahren empfohlen. Erwachsene mit vollständiger Grundimmunisierung benötigen eine Auffrischungsimpfung alle 10 Jahre.
Eine überstandene Diphtherie-Erkrankung schützt nicht davor, sich erneut anzustecken. Auch ehemalige Diphtherie-Patienten sollten sich daher impfen lassen. Zur Impfung berät der Arzt.
Unser beratender Experte:
Priv.-Doz. Dr. med. Frank Jochum, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Evangelischen Waldkrankenhaus Spandau in Berlin
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.