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Abszess - kurz erklärt

Ein Abszess ist eine Eiteransammlung in einem vorher nicht vorhandenen Hohlraum, meist aufgrund einer bakteriellen Infektion. Es gibt auch Abszesse durch andere Infektionserreger wie Pilze oder Parasiten und sterile Abszesse (beispielsweise durch Fremdkörper). Ein infizierter Abszess äußert sich durch eine Rötung, Schwellung und Schmerzen und kann von Allgemeinsymptomen wie Fieber begleitet sein. Therapie der Wahl ist eine Entleerung des Abszesses (chirurgische Drainage oder Sanierung). Der Abszess wird eingeschnitten (inzidiert), der Eiter entleert, untergegangenes (nekrotisches) Gewebe entfernt und eine Drainage eingelegt, damit der Eiter abfließen kann. In bestimmten Fällen erfolgt begleitend eine Antibiotikatherapie.

Was ist ein Abszess?

Unter einem Abszess versteht man eine Eiteransammlung in einem Hohlraum. Der Hohlraum ist durch einen Entzündungsprozess entstanden, in dessen Verlauf er von Bindegewebe begrenzt wird und kann überall im Körper auftreten.

Bildet sich ein Abszess in der Haut, macht sich dies durch eine gerötete und schmerzhafte überwärmte Schwellung bemerkbar. Auch Infektionen im Bereich der Haarwurzeln (Furunkel) können abszedieren.

Abzess an der Haut

Abzess an der Haut

Abszesse sind an der Haut gut sicht- oder tastbar, treten indes auch in anderen Organen, wie beispielsweise der Leber oder der Lunge auf.

Ursache: Wie kommt es zu einem Abszess?

Ursächlich für die Entstehung ist eine Infektion. An der Haut meist durch ein Bakterium (Staphylococcus aureus) an der betroffenen Stelle. Staphylococcus aureus gehört zur normalen oder vorübergehenden Hautflora und dringt über kleinste Hautverletzungen in die Unterhaut ein. Durch die bakterielle Infektion kommt es zu einer Entzündung, bei welcher es einerseits durch Granulozyten und bakterielle Enzyme anderseits auch durch bakterielle Enzyme (wie Koagulase und Hyaluronidase) zu einer Gewebezerstörung kommt. Es kommt zur Entwicklung eines Hohlraums und dessen Abkapselung. In diesem abgekapselten Hohlraum sammeln sich Granulozyten (weisse Blutkörperchen) an, die zerfallen und dadurch den Hauptbestandteil des Eiters bilden, welcher aufgrund der Abkapselung nicht abfließen kann.

Bei Abszessen anderer Organe, wie der Leber, der Lunge oder des Gehirns werden meist über den Blutweg bakterielle Erreger in das Organ eingeschleppt und können so einen Abszess auslösen.

Symptome: Welche Beschwerden bereitet ein Abszess?

Ein Abszess fällt am leichtesten an der Haut auf. Hier zeigen sich typische Zeichen einer Entzündung als Rötung, Schwellung, Schmerzen und Überwärmung. Sind innere Organe betroffen, ist dies hingegen nicht so leicht möglich. In diesem Fall finden sich eher Allgemeinsymptome einer Entzüdungsreaktion wie Fieber, Abgeschlagenheit oder Schüttelfrost.

Abszess an der Haut mit deutlicher Rötung und Schwellung.

Abszess an der Haut mit deutlicher Rötung und Schwellung.

Diagnose: Wie wird ein Abszess diagnostiziert?

Der Abszess der Haut ist eine klassische Blickdiagnose. Bereits durch die klinische Untersuchung stellt der Arzt oder die Ärztin die Diagnose.

Sind die Abszesse in inneren Organen lokalisiert, wie dem Darm, der Leber, der Nieren oder des Gehirns sind zusätzliche Untersuchungen nötig. Zum Einsatz kommen bildgebende Verfahren wie die Sonographie oder auch CT- oder MRT-Untersuchungen. Laborwerte können wichtige Hinweise geben durch erhöhte Entzündungswerte (CRP-Wert, Leukozyten). Einige Abszesse werden aber erst im Rahmen einer „Ursachenforschung“ gefunden, wenn beispielsweise ein Patient mit Fieber, Abgeschlagenheit, stark vermindertem Allgemeinbefinden und erhöhten Entzündungswerten vorstellig wird.

Therapie: Wie wird ein Abszess behandelt?

Aufgrund ihrer Abkapselung sind Abszesse für Antibiotika schwer zugänglich. Daher ist das erste Gebot (Therapie der Wahl) die chirurgische Entleerung. Ziel ist es den Herd zu sanieren, den restlichen Eiter abfließen zu lassen und eine Streuung der Bakterien im Körper zu vermeiden. Hierfür wird die betroffene Stelle (je nach Lage unter örtlicher Betäubung) eingeschnitten (inzidiert), damit der Eiter abfließen kann. Anschließend wird der Hohlraum gespült, damit die Erreger aus der Region entfernt werden. Ebenfalls erfolgt meist die Einlage einer Drainage (Schlauch oder Gummilasche), so dass weiterhin ein Abfluss nach außen möglich ist. Handelt es sich um einen Abszess unter der Haut, kann je nach Größe auch das Einbringen von speziellen Fasern (silberhaltige Hydrofaser oder Iodophorm-Gaze) erwogen werden. Eine allgemeine Empfehlung hierzu ist aber aufgrund fehlender Studienlage nicht abschließend möglich.

Ob eine systemische antibiotische Therapie begonnen wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Sie sollte bei folgenden Voraussetzungen erfolgen:

  • Stadium der Infektion (bereits stattgehabte Abkapselung)
  • Lokalisation im Gesicht, an den Händen oder im Intimbereich und After, da hier das Risiko einer Ausbreitung oder einer Schädigung wichtiger Strukturen bereits bei nicht ganz ausreichender Drainage hoch ist
  • Immer wieder auftretende Abszesse (rezidivierende Abszesse)
  • Eine Erkrankung mit vermindertem Immunsystem oder immunsupprimierende Therapie besteht
  • Bei systemischen Symptome (Fieber, Abgeschlagenheit, Schüttelforst, Schwäche) auftrete und eine Ausbreitung über den Hohlraum hinaus klinisch nicht ausgeschlossen werden kann

Es empfiehlt sich bei den meisten Abszessen ein sogenanntes Beta-Laktam Antibiotikum welches gegen den häufigsten Keim (Staphylococcus aureus) wirksam ist.

Unser beratender Experte

Prof. Sunderkötter

Prof. Sunderkötter

Zuvor war Prof. Sunderkötter Direktor der Abteilung für translationale Dermatoinfektiologie an der Medizinischen Fakultät in Münster und davor leitender Oberarzt und Professor für Dermatoonkologie an den Universitätshautkliniken in Münster und Ulm. In der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft ist er zur Zeit Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Dermatologische Infektiologie und Tropendermatologie. Er ist der Schriftleiter der aktuellem Leitlinie für die parenterale Therapie der Haut- und Weichgewebeinfektionen

Für die wissenschaftliche Untersuchung von Haut- und Weichgewebeinfektionen hatte er in Münster einen nationalen Forschungsverbund initiiert ("SkIn Staph"), der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert wurde. Darin hat er untersucht, welche der vielen Bakterien auf der Haut und in Wunden wirklich in die Haut eindringen und ausbreitende Infektionen verursachen (und daher gezielt behandelt werden sollten), und welche Faktoren manche Patienten anfälliger für Hautinfektionen machen als andere Menschen.

Quellen

S2k Leitlinie: Kalkulierte parenterale Initialtherapie bakterieller Erkrankungen bei Erwachsenen. AWMF-Registernummer 082-006, S 176 f. Online: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/082-006l_S2k_Parenterale_Antibiotika_2019-08-verlaengert.pdf (abgerufen am 08.06.2022)

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