Achtung, Lungenentzündung: So beugen Sie vor

© W&B/Dr. Ulrike Möhle
Drei Dinge spielen bei der Entwicklung einer Lungenentzündung oder Pneumonie eine Rolle: Kontakt mit Keimen, eine geschwächte Abwehr und eine schlechte Lungenbelüftung. An allen drei Stellschrauben lässt sich drehen, um vorzubeugen. Vor allem ältere Menschen sollten das beherzigen, insbesondere wenn sie viel liegen oder gar bettlägerig sind. Ihr Risiko ist höher, da ihre Lungen dadurch schlechter belüftet sind.
Die Lungenentzündung zählt unter den Infektionskrankheiten zu den häufigsten Todesursachen. Immerhin trifft es mehrere Hunderttausend Frauen und Männer jährlich in Deutschland. Aktuell kommt eine Pneumonieform hinzu, die im Rahmen der Corona-Virus-Infektion auftritt und Covid-19 genannt wird.
Ansteckung vermeiden
Bakterien, wie etwa Pneumokokken, lösen am häufigsten eine Pneumonie aus. Sie oder andere mögliche Erreger befallen die Atemwege und bewirken, dass sich die Lungenbläschen entzünden und häufig immer mehr Schleim und Flüssigkeit entsteht. Die Lungenbläschen sind der Ort, an dem der Gasaustausch stattfindet: Hier geht der Sauerstoff ins Blut, und hier nimmt das Kohlendioxid den Weg zurück, um ausgeatmet zu werden. Sind die Bläschen jedoch angefüllt mit Entzündungszellen, Bakterien und Viren, beeinträchtigt das den Gasaustausch. Der Betroffene erkrankt, und das mehr oder weniger schwer – je nach Art der Erreger und abhängig vom Alter und Gesundheitszustand des Patienten. Raucher sind besonders gefährdet.
Gerade in Erkältungs- aber auch Infektionszeiten sollten Ältere deshalb die typischen Infektionsquellen so gut es geht meiden. Dazu gehört, "peinlichst genau auf die Händehygiene zu achten", rät der Internist und Lungenfachmann Dr. Peter Kardos aus Frankfurt. Denn die Erreger sitzen überall: auf Türklinken, Haltegriffen oder Einkaufswägen.
Das gilt erst recht bei einer Erkrankung wie Covid-19, die jedoch nicht nur über eine Schmierinfektion droht. In erster Linie besteht Ansteckungsgefahr, wenn jemand hustet oder niest, selbst beim reinen Ausatmen kann es zur Übertragung des Erregers durch Tröpfcheninfektion kommen. Gegen die Tröpfcheninfektion schützen Sie sich vor allem mit genügend Abstand (1,5 bis 2 Meter) zu Menschen und mit disziplinierter Händehygiene!
- Ob nach einer Bahnfahrt oder einem Einkauf: Waschen Sie sich nach jedem Außenkontakt die Hände gründlich mit Seife, 30 Sekunden lang! Schütteln Sie niemandem die Hand und fassen Sie sich nicht ins Gesicht.
- Unabhängig von Covid- 19-Vorsichtsmaßnahmen, gilt bei anderen Erregern: Sehen Sie besser von einem Besuch der verschnupften Cousine oder des erkälteten Enkels ab. "Meiden Sie insbesondere Menschen, die bereits eine Lungenentzündung haben", rät Kardos. "Die Ansteckungsgefahr ist einfach zu groß."
- Für die neue Corona-Infektion gelten strengere Isolationsregeln.
Die Abwehr stärken
Vor allem sollten Senioren ihr Abwehrsystem auf Vordermann bringen. "Lassen Sie sich, wenn möglich, impfen!", mahnt Kardos. Für den Lungenexperten die erste Pflichtübung zum Winteranfang. Die alljährliche Grippeimpfung können alle ab 60 beim Hausarzt vornehmen lassen, chronisch Kranke übrigens auch vorher. Die Spritze wappnet einen besser gegen Grippeviren, die gerade Ältere häufig schnell schachmatt setzen. Denn wenn die Bronchien erst mal entzündet sind, haben Bakterien ein leichteres Spiel – eine Lungenentzündung kann die Folge sein.
Eine Pneumokokken-Impfung schützt nicht vor Covid-19. Doch ähnlich wie bei der Grippe können sich im Rahmen einer coronabedingten Lungenerkrankung Pneumokokken in der Lunge vermehren und eine Lungenentzündung verursachen. Eine entsprechende Impfung kann das verhindern. Der Hausarzt kann dazu beraten.
Fünf Atemübungen zum Nachmachen
So kräftigen Sie Ihre Atemmuskulatur und mobilisieren die Gelenke des Brustkorbs. Am besten jeden Tag und mehrmals hintereinander üben.
Sport treiben
Und noch eine andere Abwehrstrategie sollten Ältere nicht unterschätzen: Wer sich körperlich betätigt, steigert nicht nur seine Immunkraft. Er atmet schneller und tiefer, "was die Lunge wiederum besser belüftet", ermuntert Kardos. Also immer raus ins Freie, viel spazieren gehen und Sport treiben! In Zeiten von Corona natürlich nur alleine oder nur mit Menschen aus dem eigenen Haushalt. Wer neu mit Sport beginnt, sollte das individuell passende Pensum mit der Ärztin oder dem Arzt absprechen.
Nicht umsonst ist die Gefahr einer Pneumonie bei bettlägerigen Menschen größer. Im Liegen atmet man flacher. Die tieferen Bereiche der Lunge werden weniger belüftet, Schleim sammelt sich an – ein idealer Nährboden für Keime. Deshalb müssen bettlägerige Menschen unbedingt richtig gelagert werden; sie sollten außerdem regelmäßig eine Atemgymnastik ausüben.
Atemwege freiräumen
Wer bereits erkältet ist, sollte alles tun, um die Atemwege wieder frei zu bekommen. Hustenlöser und Inhalationen können dabei helfen. "Halten Sie die Schleimhäute feucht, damit sich Erreger nicht festsetzen", erklärt Apothekerin Annika Schulze aus Goslar. In hartnäckigen Fällen empfiehlt die Apothekerin Inhalationen mit Kochsalzlösung. "Das klappt mit einem Vernebler, den man sich in der Apotheke ausleihen kann. Er befeuchtet die Atemwege und löst gut den Schleim."
Befreien Sie gegebenenfalls Ihre verstopfte Nase für einige Tage mit abschwellenden Sprays, damit Sie nicht ausschließlich durch den Mund atmen. Über diesen Weg fließt im Winter kalte, ansonsten ungefilterte, trockene Luft in die Lungen. Die Nasenschleimhaut dagegen mit ihren Flimmerhärchen erwärmt, befeuchtet und reinigt die Luft und bewahrt so vor Infektionen. "Die Nasenatmung hat eine besondere Schutzfunktion", bestätigt Sabine Weise, Physio- und Atemtherapeutin aus München.
Mit ihren Übungen (s. Bildergalerie) lässt sich dieser Atemweg besonders pflegen. Sie stärken zudem die Atemmuskulatur, damit auch die unteren Bronchien mit genug Luft versorgt werden.