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Ungesunde Gewohnheiten abzulegen, ist oft alles andere als einfach. Das gilt besonders für das Rauchen. Denn viele Raucherinnen und Raucher sind nicht nur psychisch, sondern auch körperlich vom Glimmstängel abhängig. Lassen sie die Zigaretten plötzlich weg, können Entzugssymptome wie Reizbarkeit, Schlafstörungen oder depressive Verstimmungen auftreten.

Entsprechend hoch ist das Risiko, wieder rückfällig zu werden: Von denjenigen, die zunächst allein versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören, sind nach einem Jahr nur noch drei bis sieben Prozent abstinent.[1]

Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten, einen Rauchstopp effektiv zu unterstützen. Dazu gehören zum Beispiel Telefonberatungen, Raucherentwöhnungsprogramme oder Verhaltenstherapien. Die Erfolgsaussichten sind am größten, wenn sie mit Nikotinersatzpräparaten oder bestimmten Arzneimitteln kombiniert werden.[2]

„Eine Reihe von Medikamenten erhöht nachweislich die Wahrscheinlichkeit, nach dem Rauchstopp abstinent zu bleiben“, sagt Dr. Andreas Jähne, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Ärztlicher Direktor der Oberberg Fachklinik Rhein-Jura. Dass eine medikamentöse Therapie Entzugssymptome reduzieren und die Abstinenz stabilisieren kann, bestätigt auch Claudia Bauer-Kemény. Sie ist zertifizierte Rauchfrei-Trainerin und Leiterin der Abteilung für Prävention und Tabakentwöhnung am Universitätsklinikum Heidelberg.

Was ist eine Nikotinersatztherapie?

Bei einer Nikotinersatztherapie werden Nikotinersatzpräparate genutzt. Die gibt es als Pflaster, Kaugummis, Lutschtabletten, Inhalatoren oder Mundsprays. Sie lindern körperliche Entzugssymptome. Die Ersatzpräparate enthalten reines Nikotin und keine Schadstoffe aus dem Tabakrauch wie Teer oder Kohlenmonoxid. Die Dosis wird schrittweise reduziert. So kann sich der Körper langsam daran gewöhnen, mit immer weniger Nikotin auszukommen.

Wie werden Nikotinersatzmittel angewendet?

Die Nikotinersatztherapie beginnt mit dem Rauchstopp oder sogar schon ein bis zwei Wochen davor. Die Dauer beträgt zwischen sechs Wochen und sechs Monaten und hängt davon ab, wie stark man raucht und welches Präparat man wählt.

„Ab etwa einer Schachtel pro Tag werden Pflaster empfohlen“, sagt Andreas Jähne. Die Nikotinpflaster sorgen für einen gleichmäßigen Nikotinspiegel im Blut. Schneller, aber deutlich kürzer wirken Kaugummis, Mundsprays, Lutschtabletten und Inhaler. Sie eigenen sich daher eher für Gelegenheitsraucherinnen und -raucher.

Bei besonders starkem Tabakkonsum können Pflaster auch mit kurzwirksamen Präparaten kombiniert werden. Lassen Sie sich in der Apotheke beraten! Die Mittel sind dort rezeptfrei erhältlich, müssen aber selbst bezahlt werden. Je nach Mittel und Anwendungsdauer liegen die Kosten ungefähr zwischen 150 und 250 Euro.[3]

Nikotinpflaster richtig anwenden

Während das Nikotin aus der Zigarette innerhalb von Sekunden das Gehirn erreicht, dauert es beim Kaugummi oder Mundspray ungefähr 20 bis 30 Minuten, bis ein entsprechender Wirkspiegel erreicht ist. Beim Pflaster sind es sogar eineinhalb bis zwei Stunden. „Als Raucher sollte man daher mit der Anwendung der Präparate nicht so lange warten, bis das Verlangen nach der Zigarette übermächtig wird“, rät Andreas Jähne. Denn die Ersatztherapie soll verhindern, dass der Nikotinspiegel so weit absinkt, dass Entzugssymptome auftreten.

Wie gut helfen Nikotinersatzmittel?

Eine Auswertung von mehr als 130 Studien ergab, dass die Nikotinersatztherapie den Rauchstopp wirksam unterstützen kann.[4] Allerdings ist der Effekt eher gering. So schafften es ohne Nikotinersatz 11 von 100 Personen, nach sechs bis zwölf Monaten rauchfrei zu bleiben, mit Nikotinersatz waren es 17 von 100 Personen, also sechs mehr.[3]

Welche Nebenwirkungen sind bei Nikotinersatzmitteln möglich?

Insgesamt gelten Nikotinersatzmittel als relativ nebenwirkungsarm. Dennoch ist Nikotin ist ein Gefäßgift, daher gilt es Gegenanzeigen zu beachten. Kaugummis, Lutschtabletten, Sprays und Inhalatoren können zum Beispiel Reizungen der Mundschleimhaut oder Magenverstimmungen auslösen. Nikotinpflaster können zudem zu Hautreizungen führen. Schwere Nebenwirkungen sind jedoch nicht zu befürchten.

Welche Medikamente gibt es für einen Rauchstopp?

Bei einer schweren Nikotinabhängigkeit kann ein Arzt oder eine Ärztin auch ein Medikament verschreiben. Bekannte Wirkstoffe sind Vareniclin, Bupropion oder Cytisin. Da die Tabletten teilweise gefährliche Nebenwirkungen haben können, bedürfen sie einer konsequenten ärztlichen Kontrolle.

Wie wirkt Bupropion bei der Rauchentwöhnung?

Bupropion ist ein Arzneistoff, der zur Behandlung von Depressionen eingesetzt wird. Unter dem Handelsnamen Zyban ist er auch zur Raucherentwöhnung zugelassen. Die Tabletten greifen in das Botenstoffsystem des Gehirns ein, vermindern so das Verlangen nach Nikotin und lindern Entzugserscheinungen.

Wie wird Bupropion angewendet?

Das Mittel wird ein- bis zweimal täglich als Tablette eingenommen. Die Einnahme sollte etwa ein bis zwei Wochen vor dem Rauchstopp beginnen. Die gesamte Therapie erstreckt sich dann über weitere sieben Wochen. Bupropion gibt es nur auf Rezept und muss selbst bezahlt werden. Die Kosten für 100 Tabletten liegen bei rund 140 Euro.

Wie gut hilft Bupropion?

„Bupropion ist ähnlich wirksam wie Nikotinersatzpräparate“, sagt Claudia Bauer-Kemény. Studien haben gezeigt, dass Bupropion die Erfolgschancen, für mindestens sechs Monate rauchfrei zu bleiben, leicht erhöht[5]: Von 100 Personen schafften elf den Rauchstopp ohne Bupropion und 18 mit Bupropion, also sieben Personen mehr.[6] Ob der Erfolg von Dauer war, lässt sich daraus nicht ableiten.

Welche Nebenwirkungen sind bei Bupropion möglich?

Bupropion kann zahlreiche Nebenwirkungen hervorrufen. Dazu zählen zum Beispiel Schwindel, Schlafstörungen und Mundtrockenheit – in seltenen Fällen sogar Krampfanfälle. Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten wie zum Beispiel bestimmten Antidepressiva sind möglich. Bupropion darf unter anderem nicht eingenommen werden bei einer Neigung zu epileptischen Anfällen oder bei Bulimie oder Anorexie.

Wie wirkt Vareniclin bei der Rauchentwöhnung?

Vareniclin, Handelsname Champix, dockt an Rezeptoren im Gehirn an, die normalerweise von Nikotin besetzt werden. Auf diese Weise vermindert Vareniclin das Verlangen nach Nikotin und lindert gleichzeitig Entzugserscheinungen.

Wie wird Vareniclin angewendet?

Vareniclin wird in den ersten Tagen einmal täglich, danach zweimal täglich als Tablette eingenommen. Die Behandlung beginnt ein bis zwei Wochen vor dem Rauchstopp. Die gesamte Therapie erstreckt sich über zwölf Wochen.

Vareniclin wird von einem Arzt oder einer Ärztin verschrieben. Das Medikament muss selbst bezahlt werden, die Kosten für etwas mehr als 110 Tabletten liegen bei rund 150 Euro.

Hinweis

Derzeit ist Vareniclin nicht verfügbar. Der Hersteller Pfizer arbeitet nach eigenen Angaben an einer neuen Rezeptur. Eine Prognose zur Verfügbarkeit in Deutschland sei derzeit jedoch nicht möglich.

Wie gut hilft Vareniclin?

Vareniclin kann die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Rauchstopps im Vergleich zu Placebos mehr als verdoppeln. Damit ist es wirksamer als Nikotinersatzpräparate oder Bupropion. In konkreten Zahlen: Von 100 Personen, die Vareniclin zur Rauchentwöhnung verwendeten, schafften es 21 bis 25, mindestens sechs Monate mit dem Rauchen aufzuhören, bei Bupropion waren es 18 von 100.[7]

Welche Nebenwirkungen sind bei Vareniclin möglich?

Wer Vareniclin nimmt, muss mit einer Reihe von Nebenwirkungen rechnen. Häufig treten etwa Übelkeit, seltsame Träume, Schlafstörungen oder Kopfschmerzen auf. Aber auch das Risiko für schwerwiegendere Nebenwirkungen wie zum Beispiel Herzprobleme ist wahrscheinlich erhöht. Diese treten jedoch nur selten auf, zudem ist nicht immer gesichert, dass die Vareniclin-Einnahme der Auslöser ist.

Wie wirkt Cytisin bei der Rauchentwöhnung?

Cytisin, Handelsname Asmoken, ist eine chemische Verbindung, die in mehreren Pflanzenarten vorkommt. Die Wirkung ist ähnlich wie bei Vareniclin: Es bindet an die Nikotinrezeptoren im Gehirn und dämpft so das Verlangen nach Nikotin und vermindert Entzugserscheinungen.

Wie wird Cytisin angewendet?

Cytisin wird in Tablettenform eingenommen. Spätestens am fünften Behandlungstag sollte das Rauchen vollständig eingestellt werden. Die Therapie dauert insgesamt 25 Tage.

Cytisin wird von einem Arzt oder einer Ärztin verschrieben. Die Kosten werden nicht erstattet. Das Medikament ist vergleichsweise teuer: 100 Tabletten kosten mehr als 300 Euro.

Hinweis

Nach Angaben des Herstellers ist Cytisin derzeit nur eingeschränkt verfügbar.

Wie gut hilft Cytisin beim Rauchstopp?

Die Angaben zur Wirksamkeit von Cytisin schwanken je nach Studie. Es hat nicht so einen starken Effekt wie Vareniclin.[7] Im Vergleich zu Bupropion und Nikotinersatzpräparaten sei Cytisin aber wirksamer, sagt Claudia Bauer-Kemény. Allerdings gibt es bislang noch nicht genügend Studien, um die Wirksamkeit abschließend beurteilen zu können.

Welche Nebenwirkungen sind möglich?

Häufige unerwünschte Wirkungen sind zum Beispiel Veränderungen des Appetits, Gewichtszunahme, Schwindel oder Stimmungsschwankungen. Zudem scheint auch das Risiko für schwerwiegendere Nebenwirkungen geringfügig erhöht zu sein – im Vergleich zu Vareniclin jedoch weniger wahrscheinlich. Auch darf Cytisin in bestimmten Fällen gar nicht eingenommen werden, zum Beispiel kurz nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Welches Mittel ist das richtige für den Rauchstopp?

Laut Psychiater Andreas Jähne wird die größte Wirkung erzielt, wenn man eine Verhaltenstherapie mit Nikotinersatzmitteln oder Medikamenten kombiniert. Empfehlungen für ein bestimmtes Medikament könnten immer nur individuell erfolgen. Es müssten dabei Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und Begleiterkrankungen des Patienten berücksichtigt werden.

„Nach meiner Erfahrung und der vieler Kolleginnen und Kollegen ist zudem die Vorliebe des Patienten für das Medikament eine gute Entscheidungshilfe“, sagt Andreas Jähne. „Für viele Raucher sei es einfacher, eine Tablette zu nehmen, während Nikotin den Vorteil biete, die Dosis individuell anpassen zu können.“


Quellen:

  • [1] Lenzen-Schulte, M: Tabakentwöhnung: Raucher schaffen es nicht allein. Ärzteblatt: https://www.aerzteblatt.de/... (Abgerufen am 18.04.2024)
  • [2] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Wo finde ich Unterstützung für den Rauchstopp?. Online: https://www.gesundheitsinformation.de/... (Abgerufen am 18.04.2024)
  • [3] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Wie gut hilft eine Nikotinersatztherapie bei der Raucherentwöhnung?. Online: https://www.gesundheitsinformation.de/... (Abgerufen am 18.04.2024)
  • [4] Hartmann-Boyce J, Chepkin S, Ye W et al.: Nicotine replacement therapy versus control for smoking cessation . Cochrane Library: https://www.cochranelibrary.com/... (Abgerufen am 31.05.2018)
  • [5] Howes S, Harmann-Boyce J, Livingstone-Banks J et al.: Antidepressiva zur Raucherentwöhnung. Online: https://www.cochranelibrary.com/... (Abgerufen am 18.04.2024)
  • [6] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Medikamente zur Raucherentwöhnung. Online: https://www.gesundheitsinformation.de/... (Abgerufen am 18.04.2024)
  • [7] Livingstone-Banks J, Fanshawe T, Thomas K et al.: Partialagonisten am Nikotinrezeptor zur Raucherentwöhnung. Online: https://www.cochranelibrary.com/... (Abgerufen am 18.04.2024)
  • Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): S3-Leitlinie “ Rauchen und Tabakabhängigkeit: Screening, Diagnostik und Behandlung”. Online: https://register.awmf.org/... (Abgerufen am 18.04.2024)