Nikotinabhängigkeit – körperliche Folgen und Symptome beim Entzug
Abhängige Raucher fiebern geradezu der nächsten Zigarette entgegen. Abhängig macht das im Tabak enthaltene Nikotin.
Etwa jeder dritte Mann und jede vierte Frau raucht täglich oder gelegentlich. Dabei konsumieren Raucher durchschnittlich gut 14 Zigaretten pro Tag. Mehr als 13 Prozent der Raucher benötigen mehr als 20 Zigaretten pro Tag und müssen als schwer abhängig betrachtet werden. Am häufigsten rauchen Erwachsene von 25 bis 39 Jahren. Das durchschnittliche Einstiegsalter liegt bei etwa 15 Jahren.
Tabakkonsum hat erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit der Raucher. Tabak beziehungsweise Tabakrauch enthält rund 5.000 chemische Substanzen, von denen etwa 90 als potenziell krebserregend gelten. Hauptinhaltsstoffe sind Nikotin und Teer. Die Mehrzahl aller Raucher in Deutschland ist tabakabhängig.
Wie wirkt Nikotin im Körper?
Nikotin bindet an Teerpartikel im Rauch und gelangt mit diesen beim Einatmen in die Lunge. Über die Schleimhäute der Atemwege wird das Nikotin ins Blut weitergeleitet und erreicht darüber in wenigen Sekunden das Gehirn. Dort beeinflusst Nikotin die Tätigkeit bestimmter Nervenzellen. Als Folge werden bestimmte Botenstoffe freigesetzt, die
- anregend wirken
- die Aufmerksamkeit steigern
- Wohlbefinden auslösen
- den Blutdruck erhöhen
- den Puls beschleunigen
Wie zeigen sich Entzugssymptome?
Beim Versuch mit dem Rauchen aufzuhören, können innerhalb weniger Stunden nach der letzten Zigarette Entzugssymptome auftreten. Während der ersten drei Tage erreichen sie meist ihren Höhepunkt. Die meisten Symptome können einige Wochen andauern, sind aber oft nach wenigen Tagen deutlich abgeschwächt.
Die Entzugserscheinungen fallen individuell höchst unterschiedlich aus. Zu den möglichen Symptomen gehören:
• Depressive Stimmung
• Reizbarkeit, Nervosität oder Aggressivität
• Unruhe oder Besorgnis
• Verminderte Konzentrationsfähigkeit
• Verlangsamter Puls
• Gesteigerter Appetit
• Mögliche Gewichtszunahme
Was sind die Folgen einer Tabakabhängigkeit?
Neben dem süchtig machenden Nikotin enthält Tabakrauch auch viele andere giftige und krebserregende Stoffe. Für die Gesundheitsschäden ist überwiegend nicht das Nikotin verantwortlich, sondern die anderen Inhaltsstoffe des Zigarettenrauches sind hier führend. Rauchen stellt den Hauptrisikofaktor für Lungen- und Blasenkrebs dar und schadet auch sonst auf verschiedenste Art der Gesundheit, so dass die Liste der Krankheiten, die durch Rauchen begünstigt oder hervorgerufen werden, lang ist. Allein in Deutschland sterben jährlich mehr als 120.000 Menschen an den durch Tabakkonsum verursachten Folgekrankheiten.
Bei regelmäßigem Tabakkonsum können schon frühzeitig erste körperliche Symptome auftreten, zum Beispiel:
• Leistungsschwäche
• Erhöhte Infektanfälligkeit
• Kurzatmigkeit
• Raucherhusten, der durch schleimigen Auswurf gekennzeichnet ist
• Brustenge (Angina pectoris)
• Kalte Hände und Füße wegen mangelnder Durchblutung
Folgen für das Herz-Kreislaufsystem
Nikotin verengt als ein starkes Gefäßgift die Blutgefäße und es erhöht das Risiko für eine Arteriosklerose ("Arterienverkalkung"). Die Folge können erhebliche Durchblutungsstörungen im Körper sein. Diese äußeren sich zum Beispiel in Form einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit oder als sogenanntes Raucherbein. Daneben steigt das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall (Apoplex) an.
Folgen für die Lunge
Die Teerstoffe, die beim Rauchen in die Lunge gelangen, schädigen die Bronchialschleim. Die Flimmerhärchen der Schleimhaut befördern normalerweise Fremdkörper wie Staub, aber auch die Teerpartikel im Rauch, wieder aus der Lunge heraus. Funktionieren die Flimmerhärchen nicht mehr richtig, versucht der Körper durch Husten die reizenden Teerstoffe loszuwerden. Zudem verschleimen die Atemwege zunehmend. Dieser "Raucherhusten" führt häufig zu einer chronisch obstruktiven Bronchitis (COPD). Langjährige Raucher können eine sogenannte Blählunge (Lungenemphysem) entwickeln. Kleinste Anstrengungen lösen dann oft Atemnot aus.
Folgen des Rauchens in der Schwangerschaft
Rauchen werdende Mütter während der Schwangerschaft, können sie ihr ungeborenes Kind schädigen. Die Frühgeburtsrate liegt bei rauchenden Müttern um 30 Prozent höher als bei Nichtraucherinnen. Die Neugeborenen haben ein geringeres Geburtsgewicht, sind oft kleiner und etwa ein Drittel von ihnen behält dauerhaft körperliche oder geistige Schäden.
Wie stellt der Arzt die Diagnose?
Der Arzt stellt die Diagnose Nikotinabhängigkeit anhand eines ausführlichen Gesprächs und einer körperlichen Untersuchung. Spezielle Fragebögen wie der Fagerström-Test spielen bei der Beurteilung eine wichtige Rolle. Sie erfassen zum Beispiel, wann nach dem Aufwachen der Betroffene die erste Zigarette des Tages raucht und wie stark sein Wunsch nach einer Zigarette ist. Zusätzlich berücksichtigt der Arzt körperliche sowie psychische Symptome des Patienten und klärt über mögliche Entzugssymtome auf.
Wie therapiert man Tabakabhängigkeit?
Raucher hören oft von einem auf den anderen Tag mit dem Rauchen auf. Sie versuchen einen Schlussstrich zu ziehen. Eine klare Entscheidung für den Ausstieg, Entspannung, Bewegung und soziale Unterstützung aus dem privaten Umfeld können die Motivation stärken und dabei helfen, vom Rauchen loszukommen. Wenn Raucher jedoch unter Entzugserscheinungen leiden, steigt die Gefahr eines Rückfalls.
Aufgrund ihrer Wirksamkeit sind Raucherentwöhnungsprogramme in Gruppen besonders empfehlenswert, wenn diese von speziell ausgebildeten Kursleitern durchgeführt werden. Auch Telefonberatung oder verhaltenstherapeutische Einzelmaßnahmen können beim Ausstieg helfen. Bei hohem Zigarettenkosum oder Angst vor Entzugsproblemen kommt eine Nikotinersatztherapie infrage.
Der Einsatz von verschreibungspflichtigen Medikamenten, die den Rauchstopp unterstützen können, ist eine weitere Möglichkeit. Der verschreibende Arzt klärt ab, dass keine Gegenanzeigen für eine solche Behandlung bestehen und weist die Patienten auf mögliche Nebenwirkungen hin.
Raucherentwöhnungsprogramme
Raucherentwöhnungsprogramme steigern die Wahrscheinlichkeit, langfristig mit dem Rauchen aufzuhören. Nach dem Motto "Gemeinsam geht´s leichter" unterstützen sich die Teilnehmer gegenseitig und erleichtern sich so den Ausstieg.
Nikotinersatz
Nikotinersatz-Präparate führen dem Körper reines Nikotin zu, also ohne die im Zigarettenrauch enthaltenen zahlreichen anderen Stoffe. Sie können die Entzugssymptome abmildern und Rauchern so das Aufhören erleichtern. Es gibt zum Beispiel Nikotin-Kaugummis, -Pflaster, -Spray und -Lutschtabletten. Die Präparate sollten über einen ausreichend langen Zeitraum (mehrere Wochen) angewendet und gegen Ende ausgeschlichen werden.
Spezielle Wirkstoffe
Weitere zur Behandlung der Tabakabhängigkeit zugelassene Wirkstoffe sind Bupropion und Varenicline. Diese Wirkstoffe sind verschreibungspflichtig, so dass die Behandlung mit Bupropion oder Varenicline nur in Zusammenarbeit mit einem Arzt möglich ist. Notwendig ist eine sorgfältige körperliche Untersuchung sowie die Feststellung, ob diese Medikamente für den jeweiligen Patienten geeignet sind.
Hypnose und Akupunktur
Viele Raucherinnen und Raucher zeigen Interesse an einer hypnotherapeutischen Behandlung. Wer sich dafür interessiert, sollte darauf achten, dass es sich um eine fachgerecht ausgeführte klinische Hypnose durch einen ärztlichen oder psychologischen Hypnotherapeuten handelt und nicht um eine Behandlung durch Laienhypnotiseure. Akupunktur hat keinen nachweisbaren Effekt auf die langfristige Abstinenz.
Was sind die Vorteile eines Rauchstopps?
Raucherinnen und Raucher egal welchen Alters erleben eine rasche und umfassende Verbesserung ihres Gesundheitszustandes, wenn sie sich für einen Rauchstopp entscheiden und diesen erfolgreich umsetzen. Sowohl Personen mit als auch ohne durch das Rauchen bedingte Krankheiten profitieren davon. Nur einige Beispiele:
- Ehemalige Raucher leben länger als diejenigen, die weiterrauchen.
- Das Risiko für einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall, für chronische Lungenkrankheiten, für Lungenkrebs und für andere Krebsarten sinkt.
- Der Rauchstopp kann sich günstig auf die Fortpflanzungsfähigkeit auswirken.
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.