Sherlock hat schon viele Geheimnisse gelüftet. Dabei verbringt er seine Tage häufig im Bett, bequem eingepackt unter immer neuen Decken. Sherlock ist eine 1,75 Meter große Gliederpuppe, die einem erwachsenen Mann mit Normalgewicht nachempfundenen ist. Mit ihr testen Wissenschaftler des Prüfinstituts Hohenstein im schwäbischen Bönnigheim Bett­decken und Kissen auf ihr Wärme- und Feuchtverhalten.

"Schlafkomfort von Bettdecken bedeu­tet, dass sie eine angenehme Temperatur am Körper gewährleisten und den beim Schlafen abgegebenen Schweiß schnell und effektiv wegleiten", sagt Dr. Bianca Wölfling, Textilforscherin bei Hohenstein. Beides könne man mit Sherlock messen. Er wurde ebenso mit Sensoren gespickt wie Charlene, seine Puppenschwester in Kindergröße. Die Nachfrage für solche Tests ist groß, der Markt für Schlaftextilien riesig.

Schlafstörungen weit verbreitet

Wir alle verbringen ein Drittel unseres Lebens im Bett – in engem Kontakt mit Decken, Kissen, Matratzen. Je besser wir schlummern, desto erholter sind wir und desto gesünder. Schlafstörungen stehen im Verdacht, das Herz zu schädigen, den Blutdruck zu erhöhen und Diabetes zu begüns­tigen. Und sie sind weit verbreitet: Laut DAK-Gesundheitsreport 2017 ­haben in Deutschland vier von fünf Arbeitnehmern Ein- oder Durch­schlaf­stö­rungen – bei jedem zehnten Erwerbstätigen sind es sogar schwere.

Was davon auf ungünstige Textilien zurückgeht, ist umstritten. Fest steht, dass eine beruhigende Umgebung und ­ein bequemes Bett guten Schlaf fördern. "Schwere Schlaferkrankungen werden allerdings nicht durch die falsche Wahl von Matratze, Bett­decke oder Kissen verursacht", sagt Dr. Michael Feld, Allgemein- und Schlafmediziner in Köln.

Bei Allergien auf bestimmte Kriterien achten

Eine Ausnahme seien Schadstoffe, die in Textilien enthalten sein können – und auf die etwa Allergiker stark reagieren. Wer hier auf Nummer sicher gehen will, sollte auf Siegel wie "Standard 100 by Oeko-Tex" achten. Dieses gibt an, dass ein Produkt schadstoffgeprüft ist. Institute wie Hohenstein vergeben ­zudem Prüfzeichen, die anzeigen, wie allergikerfreundlich Bett-Textilien sind. "Menschen, die auf Hausstaubmilben reagieren, sollten auf das Kriterium Milbendichtigkeit achten", empfiehlt Expertin Wölfling.

Warum brauchen wir überhaupt eine Decke?

Doch warum decken wir uns beim Schlafen überhaupt zu? Laut Mediziner Feld gibt es dafür drei Gründe. "Der erste ist die Wärmeregulation: Die Temperatur unseres Körpers sinkt nachts um bis zu anderthalb Grad." Damit er nicht auskühlt, brauchen wir eine passende Decke, deren Dicke sich nach Jahreszeit, Körperbau, persönlichen Vorlieben und Kälteempfinden richtet, so Feld. Wichtig sei, dass keine Stauwärme entsteht, der Körper aber auch nicht friert.

Zudem vermittelt eine Decke Schutz. "Während des Schlafens nehmen wir unsere Umgebung nicht wahr, das macht uns verwundbar", erklärt Feld. Ein dritter Grund für die Decke ist der Schweiß: "Der Mensch verliert pro Nacht rund 500 Milliliter Flüssigkeit. Die eine Hälfte wird über die Bett­decke, die andere über die Matratze abgeleitet", sagt Feld. Die richtigen Materialien bewirken im Idealfall, dass es im Bett trotzdem angenehm warm und trocken bleibt.

Die richtige Decke: Welche Füllung ist die beste?

Bei der Decke bestimmt darüber in erster Linie die Füllung. Stoffe, die gut isolieren und dabei durchlässig für Flüssigkeit bleiben, kommen vor allem im Tier- und Pflanzenreich vor: Daunenfedern etwa, Kamelhaar oder Hanf. Weil für Daunen Gänse häufig lebend gerupft werden, greifen viele Verbraucher inzwischen lieber zu ­Alternativen.

Einige davon hat die Stiftung Warentest im vergangenen Jahr untersucht. Auch dabei wurde eine Gliederpuppe eingesetzt, die bei 15 Grad Celsius und 50 Prozent Luftfeuchtigkeit einige Stunden unter der Decke verbrachte. In puncto Atmungsaktivität siegten Kamelhaar und Hanf, synthetische Materialien isolierten besser.

Individuelle Schlafsituation beachten

Schlafmediziner Feld rät, über objektiven Kriterien nicht die persön­lichen Vorlieben und die individuelle Schlaf­situation zu vergessen. Teilen sich ­etwa ein 110-Kilo-Mann und seine 50 Kilo leichte Frau eine Decke, schlafen beide schlecht. Sie strahlt 62 Watt ab, während er mit 101 Watt einheizt.

Da alle Menschen eine ähnliche Bett-Temperatur bevorzugen, benötigt sie eine wärmere Decke als er. "Klären Sie also: Wie ist mein Körperbau? Schwitze ich viel oder wenig in der Nacht?", sagt Feld.

Lesen Sie auch:

Kissen: Ist es wirklich nötig?

Dieselben Fragen stellen sich auch bei der Wahl des Kissens. Es sollte einerseits das ­Gewicht des Kopfes halten und andererseits so atmungsaktiv sein, dass der Schläfer keine feuchten Haare bekommt. Ganz am Anfang steht allerdings die Entscheidung: Ist ein Kissen überhaupt nötig?

"Babys etwa sollten wegen der Erstickungsgefahr und des Risikos eines plötzlichen Kindstodes ohne Kissen gebettet werden", rät Feld. Bei Erwachsenen könne es dagegen helfen, die Achse zwischen Hals- und Lendenwirbelsäule gerade zu halten. "Weil wir uns in der Nacht aber mehrfach drehen, handelt es sich dabei eher um eine Komfortmaßnahme", berichtet Feld.

Schlaflabor-Studien zeigen, dass nur wenige Menschen in der Nacht ausschließlich auf einer Seite liegen, erläutert Professor Peter Young, ärztlicher Direktor der Medical Park/Neurologische Klinik Reithofpark in Bad Feilnbach und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin: "Zwar bevorzugen die meisten eine Einschlafhaltung. Aber die Schlafposition wechselt pro Nacht mindestens drei- bis achtmal. Selbst Seitenschläfer verbringen bis zu 40 Prozent ihrer Schlafzeit auf dem Rücken."

Das nächtliche Wälzen ist sinnvoll, sagt Feld: "Auf diese Weise werden die paarigen Organe gleichmäßig durchblutet, und wir liegen uns nicht wund." Spezielle Kissen für Rücken-, Seiten- oder Bauchschläfer hält der Experte aus medizinischer Sicht für unnötig.

Matratze: Wie hart sollte sie sein?

Größere Unterschiede gibt es bei Matratzen. Federkern, Boxspring, Latex oder Kaltschaum? Wir haben die Qual der Wahl. Dass ein ­hoher Preis allein noch nicht eine gute Qualität garantiert, zeigen unter anderem Analysen der Stiftung Warentest. Entscheidend ist, dass ein ­Produkt zur Statur passt. "Menschen mit einem höheren Körpergewicht sollten lieber ein härteres Modell wählen", rät Feld. Dabei kommt es darauf an, dass sich das Gewicht gleichmäßig auf der Unterlage verteilt.

Welche Liegeeigenschaften eine Matratze hat, lässt sich zwar in Tests nachlesen. Erfahren könne man das aber nur durch Probeliegen, sagt Feld: "Viele Hersteller bieten an, die Matratze zu Hause zu testen. Das sollte man nutzen."

„One fits all“-Modelle häufig ungeeignet

Und was ist von den sogenannten "One fits all"-Modellen zu halten? Viele Anbieter werben damit, dass auf ihrer Matratze jeder gleich gut liege. Die Prüfer der Stiftung Warentest ließen sich nur von zwei Modellen überzeugen. Die übrigen Matratzen hatten mit einem Dilemma zu kämpfen, das vor allem Schwergewichtige betrifft: In der Seitenlage gaben sie auf Hüft- und Schulter­­höhe zu wenig nach, in Rücken­lage zu stark (siehe auch Grafik oben).

Wie oft soll man sich eine neue Matratze kaufen?

Experten raten, spätestens alle sieben Jahre ­eine neue Matratze zu kaufen. Wenden sollte man sie regelmäßig, weil die Oberseite Nacht für Nacht Schweiß und Milbenrückstände aufnimmt. Regelmäßiges Abbürsten hilft, grobe Verschmutzungen zu entfernen. Experten empfehlen außerdem, alle paar Jahre eine professionelle Grundreinigung in der Wäscherei vornehmen zu lassen.

Decke & Co. mit dem Partner teilen: Eine gute Idee?

Partnern, die ihre Nächte zusammen in einem Bett verbringen, rät Michael Feld nicht nur wegen des unterschiedlichen Wärmebedürfnisses von gemeinsamen Bett-Textilien ab: "Nächtliche Bewegungen und das Tauziehen um die Decke stören die Nachtruhe. Ist einer von beiden ­außerdem deutlich schwerer, sinkt die Matratze einseitig ab und kann den leichteren Partner nicht mehr optimal unterstützen.“ Für einen erholsamen Schlaf sollte daher jeder eine eigene Matratze mitsamt Lattenrost, ein eigenes Kissen und die eigene Decke nutzen.

Hygiene: Wie oft sollte man Bettwäsche & Co. wechseln?

Der Mensch verliert pro Nacht etwa 500 Milliliter Schweiß sowie zahllose Hautschuppen. In dem feuchtwarmen Milieu unter der Bettdecke fühlen sich zudem Milben wohl. Unzählige dieser Spinnentierchen, die nur unter dem Mikroskop sichtbar sind, leben in ungewaschenen Betten. Hinzu kommen die Absonderungen der Tiere.

Wie oft soll man die Bettwäsche wechseln?

Die Bettwäsche sollte mindestens alle sieben bis 14 Tage gewaschen werden, zweimal im Jahr auch bei 60 Grad. Lüften empfiehlt sich täglich: im Winter zum Beispiel auf dem Balkon oder im Garten, denn Milben sterben bei Temperaturen unter null Grad ab. Am besten hängt man die ­Decke über einen Wäscheständer, damit die Luft beide Seiten erreicht.

Kann man Kissen und Decke waschen?

Dem Deutschen Textilreinigungsverband zufolge sollten Kissen und Decke ein- bis zweimal im Jahr gewaschen werden – ohne Feinwaschmittel und Weichspüler. Die genaue Anleitung findet sich auf dem Etikett. Optimal für Allergiker ist ein ­Waschgang bei 60 Grad, einige Decken ­vertragen aber nur 30 oder 40 Grad.

Beim ­Schleudern sollte man eine niedrige Drehzahl einstellen, die Daunenfedern könnten sonst brechen. Bei Naturhaardecken ist oft keine ­Maschinenwäsche möglich. Man sollte sie regelmäßig lüften – und gegebenenfalls professionell reinigen lassen.

Schlafmythen: Welche stimmen?

Lesen Sie auch: