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Der eine liegt stundenlang wach vor dem Schlafen, die andere wacht nachts mehrmals auf, für den Dritten ist die Erholung schon im Morgengrauen vorbei. Gemeinsam ist ihnen allen: Am Tag darauf geht es den Geplagten nicht gut. Wer schlecht schläft, fühlt sich tagsüber müde, niedergeschlagen und gereizt, kann sich nicht gut konzentrieren und leidet vielleicht auch unter Kopfschmerzen oder Unwohlsein.

Kommt das mindestens dreimal pro Woche über mehr als einen Monat vor, sprechen Experten von einer Schlafstörung. An der ist manchmal auch der Diabetes mit schuld.

Erster Schritt: „Sprechen Sie die Probleme beim Arzt an“, sagt Prof. Igor Harsch, Endokrinologe und Diabetologe an der Uniklinik Jena. Das ist auch wichtig, wenn Sie sich tagsüber ständig müde fühlen, sich aber keiner Schlafstörungen bewusst sind.

Schlafräuber Blutzucker

Bei hohen Zuckerwerten, ab etwa 180mg/dl (10 mmol/l) scheidet die Niere vermehrt Zucker über den Urin aus. Der daraus resultierende Harndrang funktioniert als Weckruf und zwingt einen auf die Toilette. Auch Unterzuckerungen verhindern eine erholsame Nachtruhe. Manche Tiefs reißen einen unsanft aus dem Schlaf. Andere verlaufen unbemerkt, stören aber den Ablauf der Schlafphasen.

Fragen Sie den Arzt oder die Diabetologin, wie Sie Ihre Werte verbessern können. Gelingt das, schlafen Sie wahrscheinlich wieder besser. Umgekehrt kann ein guter Schlummer die Werte verbessern. Schon allein deshalb, weil Sie mehr Energie haben, sich um den Diabetes zu kümmern. Nächtlicher Harndrang kann auch auf eine Herzschwäche hinweisen. Dies sollte der Arzt abklären.

Schlafräuber Medikamente

Präparate gegen Herzschwäche wirken entwässernd und können den Harndrang verstärken. Dazu gehören auch die blutzuckersenkenden SGLT-2-Hemmer. Auch weitere Medikamente, etwa manche Blutdruck- und Cholesterinsenker erweisen sich manchmal als Schlafstörer. Helfen kann es, das Präparat zu einer anderen Zeit einzunehmen oder den Wirkstoff zu wechseln. Bitte dies unbedingt mit dem Arzt klären.

Schlafräuber Nervenschmerzen

Hat der Diabetes die Nerven geschädigt, kann das Missempfindungen bis hin heftigen Schmerzen in den Beinen verursachen. Diese treten vor allem Nachts auf. An Schlaf ist dann kaum mehr zu denken.

Gegen Nervenschmerzen kann der Arzt Medikamente verordnen, die auch bei Depressionen oder Epilepsie helfen. Dadurch lässt sich die Pein oft lindern. Neben Medikamenten können auch physikalische Verfahren wie TENS-Anwendungen und psychologische Methoden helfen, zum Beispiel ein Schmerzbewältigungstraining.

Schlafräuber Depression

Sie kommen nachts aus dem Grübeln nicht mehr heraus, haben andauernd negative Gedanken, fühlen sich innerlich leer und hoffnungslos? Das kann bedeuten, dass Sie an einer Depression leiden. Diese ist bei Diabetes häufiger und hält nicht nur wach, sie verschlechtert auch die Schlafqualität. Wenn Sie Anzeichen einer Depression an sich erkennen, vertrauen Sie dies bitte dem Arzt an. Helfen können Medikamente und eine Psychotherapie.

Schlafräuber Schlafapnoe

„Fühlen Sie sich tagsüber ständig schläfrig, obwohl Sie glauben durchgeschlafen zu haben, kann dahinter eine obstruktive Schlafapnoe stecken“, sagt Harsch. Dabei erschlafft im Schlaf die Muskulatur der oberen Atemwege immer wieder so stark, dass es den Luftstrom blockiert. Für andere bemerkbar durch lautes Schnarchen oder sekunden- bis minutenlange Atempausen. Der Körper registriert den fehlenden Sauerstoff und löst Alarm aus, die Atmung setzt wieder ein. Das zerstört die zyklisch wechselnden Schlafphasen und verhindert einen erholsamen Schlaf.

Menschen mit Typ-2-Diabetes entwickeln besonders häufig eine Schlafapnoe. Was damit zu tun hat, dass vor allem Übergewicht die Erkrankung fördert. „Das ist ein Teufelskreis“, sagt Diabetologe und Schlafmediziner Dr. Ralf Klask aus Soltau. „Die Stresshormone, die der Körper jede Nacht zig Mal ausschüttet, treiben den Blutzucker hoch. Und auch Blutdruck und Puls. Das erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall deutlich. Und Abnehmen funktioniert dann nicht.“

Therapie mit Atemmaske

Therapiert wird die Schlafapnoe mit einer Atemmaske. Diese sorgt für einen leichten Überdruck, der die Atemwege frei hält. „Die meisten Patienten kommen damit gut zurecht“, sagt Klask. Jeder Fünfte bekomme nur in Rückenlage Atemprobleme, dann genüge oft eine Weste mit Schaumstoffblock im Rücken, die diese Schlafposition verhindert. Wer – auch dank besserem Schlaf – Gewicht reduziert, wird vielleicht diese Hilfsmittel wieder los: „Zehn Kilo weniger senken das Schlafapnoe-Risiko um ein Drittel“, betont der Diabetologe.

Sein Kollege Harsch rät, bei Schlafstörungen jenseits vom Diabetes auch auf die allgemeine Schlafhygiene zu achten. Heißt vor allem: Erst ins Bett gehen, wenn man sich müde fühlt, ab Mittags auf Kaffee verzichten, abendlichen Alkoholgenuss vermeiden, regelmäßige Schlafenszeiten einhalten sowie das Schlafzimmer dunkel, kühl und ruhig gestalten.