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Vermehrter Durst: Überblick

Damit die Körperzellen ihre Aufgaben erfüllen können, brauchen sie die richtige Menge an Wasser und darin gelösten Stoffen. Sensoren melden daher unentwegt den aktuellen Salz- und Wasserstand ans Durstzentrum im Gehirn. Sind bestimmte Stoffe im Blut zu konzentriert, das Blut also gewissermaßen zu "dick", sorgt das Gehirn möglichst dafür, dass die Nieren Wasser zurückhalten, Durst aufkommt und der Mensch genügend trinkt. So lässt sich die Balance im Blut meist wiederherstellen, etwa bei starkem Schwitzen. Das bedeutet übrigens auch: Der Wasser- und Salzhaushalt des Körpers sind eng miteinander verknüpft.

Starkes Trinkbedürfnis mit Aufnahme von viel Flüssigkeit (Polydipsie) kann Ursache oder Folge einer gesteigerten Harnausscheidung (Polyurie) sein. Wer viel trinkt, geht normalerweise auch häufiger auf die Toilette. Bei einer bestimmten Gruppe von Krankheiten verhält es sich umgekehrt: Eine drastisch vermehrte Harnausscheidung führt zu ausgeprägtem Durst. Oberbegriff hier: Diabetes insipidus (sogenannte Wasserharnruhr). Im Mittelpunkt hier: Probleme mit dem antidiuretischen Hormon, kurz: ADH.

Für die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) sind Harnflut und Durst zwar ebenfalls kennzeichnend, aber es handelt sich um eine völlig andere Störung.

Weitere Ursachen für Durst und / oder viel Trinken – denn dieses kommt auch ohne vermehrten Durst vor – umfassen: andere hormonelle Störungen, Gehirnerkrankungen, Gerhinverletzungen und -operationen, Arzneimittelnebenwirkungen, Nachwirkungen einer Alkoholvergiftung, psychische Veränderungen, absichtlich vermehrte Flüssigkeitszufuhr, etwa beim Hochleistungssport.


Was tun? Flüssigkeits- und Salzverluste, etwa bei Durchfall, Erbrechen und starkem Schwitzen, gilt es selbstverständlich auszugleichen. Folgen Sie den ärztlichen Ratschlägen. Für gesunde Erwachsene empfiehlt sich normalerweise eine Trinkmenge von rund eineinhalb Litern pro Tag. Genauer: Die Wasserzufuhr insgesamt – etwa ein Drittel aus festen Nahrungsmitteln – sollte bei ihnen durchschnittlich 35 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht betragen. Bei Kindern hängt die empfohlene Trinkmenge vom Alter ab, bei Zehnjährigen beispielsweise sollte es durchschnittlich ein Liter täglich sein. Nimmt jemand darüber hinaus ständig sehr viel Flüssigkeit zu sich, stimmt etwas nicht. Dies und / oder eine stark vermehrte wie auch verminderte Urinausscheidung sind immer Gründe, zum Arzt zu gehen. Wer eine Herz-Kreislauf- oder Nierenkrankheit hat, sollte sich an die vom Arzt individuelle empfohlene Trinkmenge halten.

Die Behandlung von krankhaften Störungen mit starkem Durst und / oder übermäßigen Trinkmengen, gegebenenfalls auch Veränderungen des Wasser- und Salzhaushaltes, richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad.

Blutkreislauf: Das Herz besteht aus zwei Hälften. Sie arbeiten eng aufeinander abgestimmt und sind hier schematisch dem Venensystem (blau) und Arteriensystem (rot) zugeordnet

Blutkreislauf: Das Herz besteht aus zwei Hälften. Sie arbeiten eng aufeinander abgestimmt und sind hier schematisch dem Venensystem (blau) und Arteriensystem (rot) zugeordnet

Lebenselixier Wasser

Die schweißtreibende Sportrunde ist zu Ende, zum Schluss noch die Muskeln dehnen, und dann nichts wie Wasser für die dürstende Kehle. Das sprudelnde Nass tut gleich doppelt gut: als erfrischender Genuss und Nachschub für den Körper.

Wir sind "Aquatiere": Gut 60 Prozent des Normalgewichts eines Erwachsenen mittleren Alters geht aufs Konto des Körperwassers. Da Frauen mehr Körperfett besitzen als Männer, ist ihr Körperwasseranteil etwas niedriger. Bei Kindern beträgt er sogar 70 Prozent. Das heißt: Im Laufe des Lebens sinkt er. Dennoch bestehen wir dann immer noch zu über der Hälfte aus Wasser.

Da das Durstempfinden im Laufe des Lebens ebenfalls nachlässt, sollten gerade ältere Menschen, die keine gesundheitlichen Einschränkungen an Herz, Nieren oder Leber haben, regelmäßig Flüssiges trinken – mindestens eineinhalb Liter täglich, an heißen Tagen oder wenn sie viel schwitzen, auch deutlich mehr (siehe oben, Abschnitt "Überblick"). Empfehlenswert: Mineral- und Trinkwasser, ungesüßte Kräuter und Früchtetees, Fruchtsaftschorlen.

Wo befinden sich unsere zig Liter Körperwasser eigentlich genau?
Das Körperwasser ist ein Funktions- und Nährmedium, in dem alle wichtigen Stoffe gelöst sind – von den Blutsalzen bis zu den vielfältigen Eiweißteilchen. Allein über 60 Prozent des Körperwassers kommt den Körperzellen, dem  Intrazellulärraum, zugute. Die Zellen benötigen die Flüssigkeit, um zu  arbeiten.

Ein weiterer "Arm" des Körperwassers gehört dem Blutkreislauf. Größer noch ist das Volumen, welches die Körperzellen umspült. Der entsprechende Raum heißt Interstitium. Interstitium und Blutkreislauf bilden zusammen den wichtigen Extrazellulärraum. Gerade auch den reguliert der Körper akribisch genau, denn hier findet der lebenswichtige Austausch mit den Zellen statt. Nur wenn die Zusammensetzung der Flüssigkeit im Blut und zwischen den Zellen stimmt, sind auch die Zellen selbst im Gleichgewicht. Vor allem diesen Zwecken dient der Durst.

Im Schnitt konsumieren wir zu viel Salz

Im Schnitt konsumieren wir zu viel Salz

Durst: ein gefühltes Signal

Schon ein leichter Anstieg der Teilchenkonzentration im Blut – vor allem der Natrium-Ionen – löst im Gehirn ein Durstgefühl aus. Kochsalz ist unsere Hauptquelle für Natrium. Üblicherweise nehmen wir davon eher zu viel als zu wenig auf. Nach einer gehörigen Portion Salz in der Mahlzeit verlangt der Körper gerne nach mehr Flüssigkeit.

Flüssigkeitsmangel als solcher kann zwar Durst auslösen, aber dieser "Hilferuf des Extrazellulärraums" dringt nicht so schnell und auch nicht immer durch, wenn die Zellen selbst noch nicht gelitten haben. Es müssen schon mindestens zehn Prozent Körperflüssigkeit fehlen, etwa bei starkem Durchfall und Fieber, damit der Durst richtig in Fahrt kommt – dann ist die Lage aber schon sehr ernst. Und bei älteren Menschen, die wie Säuglinge ein erhöhtes Risiko für Austrocknung haben, ist es ohnehin nicht ratsam, auf den Durst als Warnzeichen zu setzen. Wenig und eher dunkler Harn, eine trockene Zunge und nach dem Anheben als Falten stehenbleibende Haut, dazu eventuell Kollapsneigung und Schwindel sind deutlichere Hinweise.

Durst ist also keine feste Größe. Auch Stress oder größere Ablenkung können das Durstempfinden manchmal überspielen. Daher benötigt der Körper noch einen zuverlässigeren Regler der Wasserbalance. Hier springt das Neurohormon ADH ein. Neurohormone sind Nervenbotenstoffe, die ins Blut abgegeben werden und an verschiedenen Körperorganen wirken (mehr dazu im Abschnitt "Zentrale Regler: Sensoren, Nieren und Hormone").

Den Flüssigkeitshaushalt regulieren heißt auch, dass der Körper sich von Überschüssen trennt. Höchst praktisch: Wird er dabei doch gleich auch all jene Stoffe los, die er nicht mehr braucht. Dazu reinigen die Nieren das Blut täglich ungefähr 300-mal. Das Endresultat sind etwa ein bis drei Liter Urin. Auch dieses Volumen, das der Körper portionsweise ausscheidet, ist dem Körperwasser zuzurechnen. Dasselbe gilt für die Flüssigkeiten an Gewebeoberflächen wie den Schleimhäuten im Verdauungstrakt oder in den Atemwegen.

Gehirn mit Hirnanhangdrüse und Hypothalamus (zum Vergrößern bitte auf die Lupe klicken)

Gehirn mit Hirnanhangdrüse und Hypothalamus (zum Vergrößern bitte auf die Lupe klicken)

Verschiedene Hormone regeln den Durst

Im Hypothalamus (siehe auch nebenstehendes Bild), einem Teil des Zwischenhirns, befindet sich das Durstzentrum. Hier entstehen auch bestimmte Neurohormone. Eines von ihnen ist das schon genannte ADH; es heißt auch Adiuretin oder Arginin-Vasopressin (AVP). ADH hält sich im hinteren Teil der Hirnanhangdrüse abrufbereit. Gehen Reize im Durstzentrum ein wie Blut "zu dick"– im Sinne steigender Teilchenkonzentration (Osmolalität) – nimmt der ADH-Spiegel im Blut rasch zu.

Unter ADH-Einfluss halten die Nieren vermehrt Wasser zurück, bis wir trinken und der Ausgleich hergestellt ist. Anders gesagt: Ist der ADH-Effekt zur Wasserrückgewinnung aus dem Urin ausgereizt, wird das Durstgefühl aktiviert. Zuerst einmal wird aber die Urinausscheidung gedrosselt.

ADH sorgt also für einen möglichst konstanten Bestand an Körperwasser. Damit das "Wasserhormon" aber nicht unangemessen reagiert und zu einer Überwässerung führt, treten sicherheitshalber noch verschiedene Gegenspieler auf. Einer ist zum Beispiel der atriale natriuretische Faktor (ANF), ein spezieller Eiweißstoff (Peptid). Er wird vor allem im Herzen, genauer im rechten Herzvorhof (rechtes Atrium) gebildet, vermindert die ADH-Freisetzung, hemmt den Durst und vertreibt den Appetit auf Salziges. In den Nieren, wo ANF ebenfalls wirkt, steigert er getreu seines Namens – natriuretisch bedeutet: die Ausscheidung von Natrium fördernd – die Elimination von Salz und Wasser (Natrium, Chlorid) über den Urin.

Auch Alkohol wirkt dem ADH entgegen – diesmal unerwünscht. An einem feucht-fröhlichen Abend verwandelt sich so die Spirituosenflut schon bald in eine Harnschwemme. Am nächsten Morgen stellt womöglich auch der Kater seine Rechnung. Bezahlt wird mit Brummschädel, flauem Magen und sehr sehr viel Durst. Schließlich muss die Flüssigkeit, die der Alkohol dem Körper entzogen hat, ersetzt werden. Die Zeichen der Alkoholvergiftung können derweil noch ein, zwei Tage anhalten.

Ursachen: Was macht vermehrt Durst?

Die Ursachen für großen Durst teilen sich im Wesentlichen in zwei Hauptgruppen auf. Das sind einmal Zustände, bei denen Menschen vermehrt trinken, Fachbegriff: Polydipsie. Hier gibt es allerdings eine Einschränkung: Nicht immer liegt wirklich starker Durst vor.

Zum anderen gibt es ein vielfältiges Störungsbild namens Diabetes insipidus, bei dem tatsächlich krankhaft verstärkter Durst ein Leitsymptom ist. Es kommt hier zum Mangel oder Wirkverlust des "Wasserhormons" ADH. Damit hängt das zweite Leitsymptom  zusammen: die Ausscheidung großer Mengen eines stark verdünnten, sehr hellen Urins.

  • Polydipsie

Gesteigertes Trinkverhalten lässt sich durchaus bewusst, also auch ohne Durst, herbeiführen.

- - Marathonläufer oder Teilnehmer anderer Ausdauerwettkämpfe haben oft Angst, durch starkes Schwitzen zu viel Flüssigkeit zu verlieren. Deshalb nehmen sie vor, während und nach dem Lauf oft viel zu große Flüssigkeitsmengen zu sich. Das ist riskant, weil es durch den raschen Wasserüberschuss zur "Blutverdünnung mit Natriummangel" (Wasservergiftung und Hyponatriämie) kommen kann. Offenbar spielt hier auch eine Rolle, dass der Körper unter der Belastung anfangs noch das ADH aktiviert, um Körperwasser zurückzuhalten. Mögliche gefährliche Komplikation ist eine Hirnschwellung (Hirnödem). Erste Anzeichen sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwellungsgefühl an Hände und Füßen, schließlich Verwirrtheit, im Extremfall drohen Krampfanfälle und Koma.

! Tipps: Ärzte, die Marathonläufer betreuen, raten, durstgemäß zu trinken, bei Hitze etwas mehr. Wenige Stunden vor dem Wettkampf sollte man höchstens einen halben Liter Flüssigkeit zu sich nehmen. Ganz klar gilt es auch, eine Austrocknung zu vermeiden. Während des Marathons sollte man nur leicht an Gewicht verlieren, etwa bis eineinhalb Kilogramm, jedenfalls nicht zunehmen. Geschlechtsunterschiede, Fitnessgrad und individuelle Schnelligkeit sind wichtige Parameter (sie bedingen zum Beispiel eine unterschiedliche Schweißproduktion). Persönliche Beratung ist wichtig.

Auch unbewusste psychische Faktoren kommen mitunter bei gesteigertem Trinkverhalten zum Tragen.

- - Bei psychischen Erkrankungen (Psychosen) wie Schizophrenie, Zwangsstörungen oder einer beginnenden Magersucht (Anorexia nervosa) neigen Betroffene mitunter sehr ausgeprägt dazu, viel Wasser zu trinken. Vermehrter Durst liegt nicht vor. Der Körper kann pro Tag nur eine bestimmte Menge Flüssigkeit gut bewältigen. Empfohlen werden normalerweise Trinkmengen von ungefähr eineinhalb bis drei Liter.

Manchmal ist die Polydipsie aber tatsächlich Ausdruck eines nicht mehr normalen Durstes. Er entsteht durch Störungen im Regelwerk des Durstzentrums. Dabei kann sich ein Diabetes insipidus entwickeln (sogenannter dipsigener Diabetes insipidus; mehr zum Krankheitsbild des Diabetes insipidus weiter unten). Teilweise lösen dieselben Ursachen beide Krankheitsausprägungen – Polydipsie und Diabetes insipidus – aus.

- - Eine Rolle spielen hier unter anderem Gehirnerkrankungen wie eine Hirnhautentzündung, etwa bei Tuberkulose, eine Multiple Sklerose oder auch entzündliche Systemerkrankungen wie Sarkoidose, die auf das Gehirn übergreifen kann (Neurosarkoidose).

- - Außerdem verstärken manche Medikamente den Durst, etwa Psychopharmaka wie Lithium oder Antiepileptika wie Carbamazepin.

  • Diabetes insipidus

Gemeinsames Merkmal der hier verantwortlichen Krankheitsbilder oder Störungen ist der Mangel oder Wirkverlust des "Wasserhormons" ADH. Da dieses sowohl mit dem Gehirn, genauer dem Hypothalamus und der  Hirnanhangdrüse, als auch mit den Nieren zu tun hat, lassen sich die zugrunde liegenden Probleme im Großen und Ganzen diesen beiden Körperbereichen zuordnen.

Somit unterscheiden Ärzte einen zentralen Diabetes insipidus, bezogen auf die Hirnanhangdrüse, von einem Diabetes insipidus durch Störungen der Nieren (renale Form). Letzterer ist seltener.

Noch vorab zur Erklärung: Der Begriff Diabetes insipidus hat nichts mit der Zuckerkrankheit, dem Diabetes mellitus, zu tun. Einzige Gemeinsamkeit sind die Symptome Harnflut (das aus dem Griechischen stammende Wort Diabetes bedeutet so viel wie Harnruhr) und vermehrter Durst. Bei Diabetes mellitus – Diabetes Typ 1 und  Diabetes Typ 2 – beruhen die großen Harnmengen auf dem ausscheidungspflichtigen Zucker. Er muss in ausreichend viel Flüssigkeit gelöst werden. Damit steigt die Urinproduktion auf ein Vielfaches der sonst üblichen durchschnittlichen 1,5 Liter pro Tag. Dies erklärt das häufige Wasserlassen und den starken Durst, weil die verlorene Flüssigkeit ersetzt werden muss.

Symptome bei Diabetes insipidus:

  • Ausscheidung sehr großer Mengen eines verdünnten Urins: über 50 ml Harn/kg Körpergewicht, also leicht über drei Liter pro Tag oder sogar noch viel mehr (Polyurie)
  • Übermäßiger Durst und hohe Trinkmengen (Polydipsie)
  • Damit einher gehen häufiger Harndrang, auch nachts, eventuell Einnässen, Schlafstörungen, vermehrte Tagesmüdigkeit und Schläfrigkeit. Die weiteren Symptome hängen von der Grundkrankheit ab (siehe nachfolgend).

Ursachen der zentralen Form des Diabetes insipidus, auch primärer (neuro-)hypophysärer Diabetes insipidus genannt, sind:

- - Angeborene Fehlbildungen des Gehirns: Sie führen manchmal dazu, dass zum Beispiel die Hirnanhangdrüse nicht richtig angelegt ist oder fehlt. Damit fehlen auch die entsprechenden Hormone.

- - Erbliche Veränderungen des ADH-Gens: Sie können die Bildung des Hormons ADH beeinträchtigen.

- - In der Schwangerschaft ist mitunter vorübergehend ein Diabetes insipidus möglich, weil das Hormon ADH vermehrt abgebaut werden kann. In der Regel normalisiert sich das einige Wochen nach der Entbindung wieder.

Beim seltenen Sheehan-Syndrom kann infolge von Durchblutungsstörungen nach der Entbindung die Hirnanhangdrüse ausfallen. Betroffen sind eventuell mehrere Hormone der Drüse, nicht nur das ADH. Gelegentlich machen sich Störungen kaum oder erst nach Jahren bemerkbar.

- - Verschiedene Gehirnerkrankungen (siehe oben: Polydipsie) können ebenfalls einen zentralen (dipsigenen) Diabetes insipidus auslösen: darunter Infektionen, Tumoren der Hypophyse, eine Multiple Sklerose, außerdem sogenannte Systemerkrankungen, die eine Entzündung des Gehirns verursachen, insbesondere der Anteile von Hypothalamus und Hirnanhangdrüse, die den Wasserhaushalt regeln. Zu nennen sind die schon weiter oben erwähnte Sarkoidose, außerdem der Lupus erythematodes. Infrage kommen außerdem Ablagerungskrankheiten wie die Amyloidose.

Ursachen des durch Störungen der Nieren bedingten, renalen Diabetes insipidus sind folgende Faktoren und Krankheiten:

- - Selten kann eine fehlende ADH-Wirkung an den Nieren erblich (genetisch) bedingt auftreten.

- - Bei einer Therapie mit Medikamenten wie Aminoglykosiden (Antibiotika), Cisplatin, Rifampicin, Lithium und anderen Arzneistoffen wird der Arzt das Risiko von Nierenschäden im Blick haben. Möglich wäre zum Beispiel ein Diabetes insipidus. Ziel ist stets, solche Nebenwirkungen zu vermeiden.

! Tipp: Lassen Sie Ihren Medikamentenplan regelmäßig vom Arzt oder Apotheker kontrollieren und gehen Sie bei körperlichen oder psychischen Auffälligkeiten unter einer Arzneitherapie gleich zum Arzt.

Auch Entwässerungsmittel (Diuretika) bewirken eine verstärkte Harnausscheidung, häufig gepaart mit mehr Durst. Dabei ist es wichtig, die vom Arzt empfohlene Trinkmenge einzuhalten. Ist zum Beispiel ein Therapieziel wie Ausschwemmen von Ödemen erreicht, wird der Arzt die Dosis des Arzneimittels anpassen oder je nach Anlass auch absetzen.

- - Stoffwechselstörungen wie Hyperkalzämie (zu viel Kalzium im Blut) oder Hypokaliämie (zu niedriges Kalium im Blut) können die Nieren, ihre Ansprechbarkeit auf ADH und Konzentrationsfähigkeit des Urins schädigen. Dahinter stehen jeweils verschiedene auslösende Krankheiten, zum Beispiel bei zu hohem Blutkalzium (Hyperkalzämie) eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen (Hyperparathyreoidismus).

- - Nierenkrankheiten aufgrund von Durchblutungsstörungen des Nierengewebes, auch infolge bestimmter Blutkrankheiten, ferner Ablagerungsstörungen, Granulomerkrankungen (zum Beispiel wiederum eine Sarkoidose, hier: der Nieren), entzündiche Systemerkrankungen wie die sogenannte Granulomatose mit Polyangiitis (früher: Wegener-Granulomatose, sie kann auch einen zentralen Diabetes insipidus auslösen) und Nierentumoren ziehen mitunter einen renalen Diabetes insipidus nach sich. Nierenerkrankungen verändern in vieler Hinsicht die Nierenfunktionen und somit das Ausscheidungsvermögen.

Bei einem Teil der Betroffenen bleibt die zugrunde liegende Störung unbekannt. Diese dann idiopathisch genannte Krankheitsform kann alle Varianten des Diabetes insipidus betreffen.

Wichtiger Schritt zur Diagnose: Das vertrauensvolle Gespräch mit dem Arzt

Wichtiger Schritt zur Diagnose: Das vertrauensvolle Gespräch mit dem Arzt

Vermehrter Durst: Diagnose

Das Gespräch mit dem Arzt über die Entwicklung und Art der Beschwerden sowie die körperliche Untersuchung sind für die Erstdiagnose richtungweisend. So lässt sich eine Medikamentenwirkung bei genauer Befragung schnell herausfiltern. Der Hausarzt hat hier normalerweise einen genauen Überblick. Doch kann es sein, dass der oder die Betroffene zwischenzeitlich anderweitig ein neues Medikament verordnet bekam, das es zu berücksichtigen gilt.

Besteht neben starkem Durst eine auffällig vermehrte Urinausscheidung, geht es vorab darum, eine Zuckerkrankheit auszuschließen. Das ist anhand von entsprechenden Messungen im Urin und Blut leicht möglich. Ob eine Polydipsie oder ein Diabetes insipidus vorliegt, lässt sich durch weitere Urin- und Blutuntersuchungen eingrenzen. Wichtig hier: Bestimmungen der sogenannten Osmolalität, ein Maß für die Wasserbilanz des Körpers. Sie wird durch Teilchen in der Blutflüssigkeit und im Urin bestimmt wie Salz, Traubenzucker (Glukose), Eiweiß.

Bei Bedarf kommen spezielle Tests, darunter ein sogenannter Durstversuch, gegebenenfalls mit einer Messung eines Vorläufer-Hormons von ADH, außerdem Bestimmung des ADH selbst, ferner bildgebende Verfahren wie zum Beispiel eine Kernspintomografie (auch Magnetresonanztomografie, MRT) in Betracht. Je nach medizinischer Fragestellung veranlasst ein Internist mit Qualifikation als Nierenspezialist (Nephrologe) oder als Endokrinologe (zuständig für Hormon- und bestimmte Stoffwechselerkrankungen) diese und andere Untersuchungen. Oder ein Neurologe fordert sie an, um den Kopfbereich genauer zu untersuchen.

Für die Diagnose einer psychischen Erkrankung ist ein Psychiater oder Psychotherapeut zuständig (fragen Sie gegebenenfalls bei Ihrer Krankenkasse nach).

Vermehrter Durst: Therapie

Es gilt die übliche Regel, dass die Diagnose die Behandlung bestimmt. Stellt sich eine Zuckerkrankheit heraus, kommt es darauf an, den Blutzucker so optimal wie möglich zu regulieren. Dies ist je nach Diabetes-Typ mit Abnehmen und Gewichtskontrolle bei Übergewicht, mit bestimmten Tabletten und / oder Insulinspitzen und einer darauf abgestimmten Ernährung möglich.

Zentrale Formen des Diabetes insipidus können je nach Ursache im Gehirn auf das Medikament Desmopressin (künstlicher ADH-Ersatz) ansprechen. Manchmal sind andere Therapien notwendig. Sie reichen von Medikamenten, zum Beispiel solchen, die bei einer Systemerkrankung oder Multipler Sklerose in den Entzündungsprozess eingreifen, bis zu einer Operation, etwa bei einem Tumor der Hypophyse oder der Nebenschilddrüse.

Ein Diabetes insipidus, bei dem die Störung in den Nieren liegt, lässt sich teilweise durch Einnahme bestimmter Entwässerungsmittel oder entzündungshemmender Medikamente bessern. Vorrangig behandelt der Arzt auch hier die Ursache.

Patienten mit verschiedenen Formen der psychisch bedingten Polydipsie wird der Psychiater oder Psychotherapeut zur Seite stehen. Mitunter können psychologische Therapieformen wie die kognitive Verhaltenstherapie helfen.

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Diabetes insipidus

Bei dieser seltenen Erkrankung haben Betroffene vermehrt Durst und scheiden viel Urin aus. zum Artikel

Fachliteratur zu diesem Ratgeber

Klinke R, Pape H-C, Kurtz A, Silbernagel S (Hrsg.): Physiologie. 6. Auflage, Stuttgart Georg Thieme Verlag KG, 2010

Longo, Fauci, Kasper, Hauser, Jameson, Loscalzo: Harrisons Innere Medizin, Herausgegeben von Dietel M, Suttorp N, Zeitz M. Deutsche Ausgabe in Zusammenarbeit mit der Charité. 18. Auflage, McGraw-Hill, Berlin ABW Wissenschaftsverlag GmbH, 2012

Herold G und Mitarbeiter: Innere Medizin, 2016, Köln Gerd Herold

Almond S D, Shin A Y, Fortescue E B et al.: Hyponatremia among Runners in the Boston Marathon. NEJM 352(15)2005


The Boston Athletic Association: The Boston Marathon. Participant information. Online: http://www.baa.org/races/boston-marathon/participant-information/hydration-information.aspx (Abgerufen am 15.6.2016)

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