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Kurz zusammengefasst: Kopfschmerz vom Spannungstyp

Spannungskopfschmerzen sind drückende, beengende Schmerzen, die beide Kopfseiten betreffen. Alltägliche Tätigkeiten wie Kochen oder Lesen sind mit ihnen noch möglich. Leichte körperliche Aktivität wie Spazierengehen verschlechtert die Beschwerden normalerweise nicht. Behandeln lassen sich Spannungskopfschmerzen mit verschiedenen Schmerzmitteln. Auch Bewegung an der frischen Luft oder auf die Schläfen aufgetragenes Pfefferminzöl können helfen. Wichtig ist: Tritt der Spannungskopfschmerz häufiger auf, ist es keine gute Lösung, ständig Schmerzmittel einzunehmen. Stattdessen sollte man sich vom behandelnden Arzt oder der Ärztin beraten lassen, was man tun kann, um Attacken vorzubeugen.

Spannungskopfschmerz ist die häufigste Art von Kopfschmerz. Je nach Studie leiden im Lauf des Lebens zwischen 30 und 78 Prozent der Menschen darunter. „Diese Erkrankung ist eine Volkserkrankung, eine Alltagsproblematik“, sagt Prof. Dr. Hartmut Göbel, Chefarzt am Migräne- und Kopfschmerzzentrum der Schmerzklinik Kiel.

Diagnosekriterien für Spannungskopfschmerz

Auch wenn die Diagnose nur ein Arzt stellen kann: Laut Internationaler Kopfschmerzgesellschaft müssen beim Kopfschmerz vom Spannungstyp, wie das Krankheitsbild korrekt heißt, jedenfalls mindestens zwei der folgenden Merkmale erfüllt sein:

  • beide Seiten des Kopfes sind betroffen
  • die Kopfschmerzen sind drückend oder beengend und nicht pulsierend
  • die Schmerzen sind von leichter bis mittlerer Stärke. Das bedeutet: alltägliche Tätigkeiten wie Zeitung lesen, kochen, spazieren gehen sind noch möglich oder nur leicht durch die Schmerzen eingeschränkt.
  • Körperliche Aktivität wie Treppensteigen verstärkt die Schmerzen nicht.

Übelkeit und Erbrechen sollten hingegen nicht mit den Schmerzen zusammen auftreten, auch nicht Lichtscheu und Lärmempfindlichkeit[1] – oder jedenfalls nicht beide Symptome zugleich. Dennoch gibt es Ausnahmefälle, bei denen auch Menschen mit Spannungskopfschmerzen etwa unter Übelkeit leiden. Die Kopfschmerzen können nur eine halbe Stunde dauern, aber auch tagelang.

Damit der Arzt oder die Ärztin die Diagnose „Kopfschmerz vom Spannungstyp“ tatsächlich stellen kann, müssen außerdem bereits mindestens zehn solche Kopfschmerzepisoden im Laufe des Lebens aufgetreten sein.

Was sind die Unterschiede zwischen Migräne und Spannungskopfschmerzen?

Migräne

  • häufig pulsierend, pochend
  • typischerweise halbseitig
  • oft Licht-, Geräuschempfindlichkeit
  • häufig Übelkeit, teils mit Erbrechen
  • körperliche Aktivität verstärkt Schmerzen
  • teils mit vorausgehenden Symptomen wie Lichtblitzen, Sehstörungen, Schwindel

Spannungskopfschmerzen

  • eher dumpf drückend, ziehend
  • größter Teil oder ganzer Schädel betroffen
  • selten Übelkeit
  • Bewegung wirkt sich meist positiv aus

Drei verschiedene Verlaufsformen beim Spannungskopfschmerz

Beim Spannungskopfschmerz unterscheidet man drei verschiedene Verlaufsformen:

  1. Seltener und vorübergehender (= episodischer) Kopfschmerz vom Spannungstyp: Dabei treten die Spannungskopfschmerzen an weniger als einem Tag pro Monat und also weniger als zwölf Tagen pro Jahr auf.
  2. Häufiger und vorübergehender (episodischer) Spannungskopfschmerz: Die Kopfschmerzen bestehen entweder an mehr als einem aber weniger als 15 Tagen pro Monat und mindestens über drei aufeinanderfolgende Monate hinweg. Oder sie treten übers Jahr verteilt an mindestens zwölf, aber weniger als 180 Tagen auf.
  3. Chronischer Kopfschmerz vom Spannungstyp: Die Kopfschmerzen treten entweder an mindestens 15 Tagen pro Monat über mindestens drei Monate hinweg auf. Oder Betroffene leiden übers Jahr an mehr als 180 Tagen Kopfschmerz.

Weil es so wenig Abgrenzungsmöglichkeiten gegenüber durch andere Krankheiten hervorgerufene Kopfschmerzen gibt, ist teilweise eine bildgebende Diagnostik wie zum Beispiel ein MRT des Schädels notwendig. So gehen die behandelnden Ärztinnen und Ärzte sicher, dass es keine anderen Ursachen gibt und es sich tatsächlich um einen Spannungskopfschmerz handelt.

Ursachen von Spannungskopfschmerz

Die Ursachen des Krankheitsbildes sind noch nicht endgültig geklärt. Stress scheint teilweise die Kopfschmerzen zu begünstigen, erbliche Faktoren könnten ebenfalls eine Rolle spielen. Häufig sind Muskeln im Schädel- und Nackenbereich verspannt. Wissenschaftler vermuten: Gerade bei der chronischen Form könnten diese häufigen schmerzhaften Wahrnehmungen diejenigen Gehirnregionen in Form und Funktion verändern, die an der Schmerzverarbeitung beteiligt sind. So würde dann die Schwelle sinken, ab der Reiz als Schmerz wahrgenommen wird.

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Wie werden Spannungskopfschmerzen behandelt?

Bei akuten Spannungskopfschmerzen können die Schmerzmittel Acetylsalicylsäure (Vorsicht: Bei Kindern bis zum 12. Lebensjahr nicht empfohlen), Paracetamol, Ibuprofen, Naproxen oder Metamizol helfen. Auch Mischpräparate, die Schmerzmittel und Koffein zur Verstärkung der Wirkung enthalten, können beim akuten Spannungskopfschmerz eingesetzt werden.[2]

Manchen Betroffenen hilft es, großflächig Pfefferminzöl auf Schläfen und Nacken aufzutragen. Doch Vorsicht: Bringen Sie das Öl nicht an oder in die Augen. Bei Babys und Kleinkindern sowie Menschen mit empfindlichen Atemwegen, zum Beispiel bei Asthma, sollte man das Öl nicht anwenden.

Akupunktur

Ob Akupunktur bei Kopfschmerzen des Spannungstyps hilft, ist bislang nicht eindeutig geklärt. Verschiedene Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Die Leitlinie der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft meint dazu: „Sie kann insbesondere dann versucht werden, wenn medikamentöse Therapieverfahren nicht gewünscht werden oder nicht wirksam sind.“

Frische Luft

„Die Schmerzempfindlichkeit eines Menschen ist keine fixe Konstante. Sie wird vom Körper reguliert – so wie der Blutdruck unter anderem über die Gefäßweite oder der Lichteinfall über die Pupille“, sagt Hartmut Göbel. „Sie hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem vom Stresslevel. Stress erhöht und Entspannung reduziert die Schmerzempfindlichkeit.“ Daher empfiehlt der Experte seinen Patientinnen und Patienten als Erste-Hilfe-Maßnahme Pausen, Entspannung und Ausgleich – wie zum Beispiel einen Spaziergang an der frischen Luft. Auch Atemübungen können helfen: Zehnmal langsam und bewusst ganz tief ein- und ausatmen fördert die Entspannung zusätzlich.

Massage

Das Wort „Spannungskopfschmerz“ kommt von der Vorstellung, dass die Schmerzen durch erhöhte Muskelverspannungen ausgelöst werden. „Die Verspannung ist aber die Folge, nicht die Ursache des Kopfschmerzes“, erklärt Hartmut Göbel. Massagen können für Entspannung sorgen, die Muskulatur lockern und die Durchblutung verbessern. Das kann möglicherweise dazu beitragen, die Schmerzempfindlichkeit und damit Kopfschmerzen zu lindern.

Wärme

„Die Migräne ist ein Entzündungsproblem, da ist Kälte gut. Bei Spannungskopfschmerzen empfinden Patienten häufig eher Wärme als angenehm“, sagt Hartmut Göbel. Das kann ein warmes Bad sein oder ein Kirschkernkissen auf dem Kopf. Betroffene sollten am besten selbst ausprobieren, was ihnen guttut.

Wie lässt sich Spannungskopfschmerzen vorbeugen?

Je häufiger der Spannungskopfschmerz auftritt, desto sinnvoller ist meist eine vorbeugende Behandlung (Prophylaxe). Medikamente können hier zum Einsatz kommen. Bei chronischen Spannungskopfschmerzen können auch Entspannungsübungen, Ausdauertraining sowie Maßnahmen zur Stressbewältigung dazu beitragen, die Anzahl der Kopfschmerzepisoden zu reduzieren. Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer Ärztin, was in ihrem individuellen Fall geeignet ist. Gerade bei Kindern ist es wichtig, die nicht-medikamentösen Maßnahmen auszuschöpfen.

Schlaf und Sport

Patienten und Patientinnen, die unter Spannungskopfschmerzen leiden, sollten ihren Alltag so organisieren, dass sie genügend Schlaf bekommen und einen regelmäßigen Tagesablauf mit ausreichend Pausen haben. Wenn gesundheitlich nichts dagegenspricht und es sich in den Wochenplan einfügen lässt, ist dreimal in der Woche Ausdauertraining (wie [3]Joggen, Schwimmen oder Radfahren) von mindestens 30 Minuten sinnvoll.[3]

Bewegung

Bewegung ist eine gute Prophylaxe-Maßnahme. Regelmäßiges Ausdauer- und/oder Krafttraining kann helfen, die Intensität, Dauer und Häufigkeit von Kopfschmerzen zu mindern. „Viele Patientinnen und Patienten mit Spannungskopfschmerzen klagen über eine empfindliche Muskulatur direkt um den Schädel“, berichtet Dr. Wiebke Kohl-Heckl, Oberärztin an der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin der Evangelischen Kliniken Essen-Mitte. „Es wäre vorstellbar, dass Bewegung dafür sorgt, dass diese Muskulatur sich lockert und besser durchblutet wird“, vermutet sie. Menschen mit Übergewicht litten häufiger an Kopfschmerzen und Bewegung helfe auch gegen überschüssige Pfunde, ergänzt Prof. Dr. Hartmut Göbel, Chefarzt der Schmerzklinik Kiel.

Entspannungstechniken

Es kann auch helfen, regelmäßig Entspannungsübungen einzuplanen. Wer psychische Anspannung und Stress reduziert, bekommt seltener Kopfweh und empfindet auch weniger Schmerzen. „Entspannungstechniken können helfen, dass der Stress als weniger belastend wahrgenommen wird – selbst wenn die Welt um uns herum verrücktspielt. Weil wir dann anders damit umgehen und widerstandsfähiger sind“, sagt Kohl-Heckl. Ob Yoga oder Meditieren, die Vorlieben sind unterschiedlich. Besonders leicht zu erlernen ist die sogenannte Progressive Muskelentspannung nach Jacobson.

Ernährung

„Eine Ernährung mit viel Fleisch, Fett und Zucker bedeutet Stress für den Körper und kann dadurch die Entstehung von Spannungskopfschmerz begünstigen“, vermutet Hartmut Göbel. Eine gesündere Ernährung könne dem Gehirn helfen, die Schmerzempfindlichkeit zu senken. Die Studienlage dazu ist allerdings nicht eindeutig, Ernährungsempfehlungen sind schwierig abzuleiten. Am ehesten hilft wohl Abnehmen bei Übergewicht und entspannt, langsam und in Ruhe zu essen.

Genügend trinken

Viele lernen es schon früh: Wer zu wenig trinkt, bekommt Kopfschmerzen. Genügend Flüssigkeit ist zum Beispiel auch für den Mineralstoffhaushalt des Körpers wichtig. Mineralstoffe sind an der Reizweiterleitung beteiligt, ein Flüssigkeitsmangel begünstigt womöglich Kopfschmerzen. „Wir empfehlen unseren Patientinnen und Patienten Trinkprotokolle, damit sie sehen, ob sie genug trinken“, sagt Kohl-Heckl.

Medikamente

Bei zu häufiger Anwendung von Akutschmerzmitteln kann es zu Kopfschmerzen kommen, die durch die unkontrollierte Schmerzmitteleinnahme verursacht sind. Daher sollten Patientinnen und Patienten mit häufigen oder chronischen Spannungskopfschmerzen diese Arzneimittel maximal an zehn Tagen pro Monat einnehmen. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin berät Sie, welche Schmerztherapie für Sie die geeignete ist und wie Sie den Kopfschmerzen eventuell vorbeugen können.

Medikamente der Wahl zur Vorbeugung von häufigen Spannungskopfschmerzen sind Antidepressiva wie Amitriptylin. Diese werden nicht eingesetzt, weil vermutet wird, dass die Betroffenen depressiv sind, sondern weil sie – auch wenn der genaue Wirkmechanismus noch unklar ist – chronische Schmerzerkrankungen günstig beeinflussen können. Bis die Wirkung dieser Medikamente einsetzt, dauert es jedoch einige Wochen.


Quellen: