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Kurz zusammengefasst: Kopfschmerz vom Spannungstyp

Spannungskopfschmerzen sind drückende, beengende Schmerzen, die beide Kopfseiten betreffen. Alltägliche Tätigkeiten wie Kochen oder Lesen sind mit ihnen noch möglich. Leichte körperliche Aktivität wie Spazierengehen verschlechtert die Beschwerden normalerweise nicht. Behandeln lassen sich Spannungskopfschmerzen mit verschiedenen Schmerzmitteln. Auch Bewegung an der frischen Luft oder auf die Schläfen aufgetragenes Pfefferminzöl können helfen. Wichtig ist: Tritt der Spannungskopfschmerz häufiger auf, ist es keine gute Lösung, ständig Schmerzmittel einzunehmen. Stattdessen sollte man sich vom behandelnden Arzt oder der Ärztin beraten lassen, was man tun kann, um Attacken vorzubeugen.

Spannungskopfschmerz ist weit verbreitet. Eine Telefonbefragung von 2020 unter Erwachsenen in Deutschland ergab, dass etwa zehn Prozent der Frauen und sieben Prozent der Männer unter dieser Kopfschmerzart leiden. Damit gehört der Spannungskopfschmerz mit der Migräne zu den häufigsten Kopfweh-Arten. Sie wollen wissen, ob es sich bei Ihren Kopfschmerzen um Spannungskopfschmerz handeln könnte?

Diagnosekriterien für Spannungskopfschmerz

Auch wenn die Diagnose nur ein Arzt stellen kann: Laut Internationaler Kopfschmerzgesellschaft müssen beim Kopfschmerz vom Spannungstyp, wie das Krankheitsbild korrekt heißt, jedenfalls mindestens zwei der folgenden Merkmale erfüllt sein:

  • beide Seiten des Kopfes sind betroffen
  • die Kopfschmerzen sind drückend oder beengend und nicht pulsierend
  • die Schmerzen sind von leichter bis mittlerer Stärke. Das bedeutet: alltägliche Tätigkeiten wie Zeitung lesen, kochen, spazieren gehen sind noch möglich oder nur leicht durch die Schmerzen eingeschränkt.
  • Körperliche Aktivität wie Treppensteigen verstärkt die Schmerzen nicht.

Übelkeit und Erbrechen sollten hingegen nicht mit den Schmerzen zusammen auftreten, auch nicht Lichtscheu und Lärmempfindlichkeit[1] - oder jedenfalls nicht beide Symptome zugleich. Dennoch gibt es Ausnahmefälle, bei denen auch Menschen mit Spannungskopfschmerzen etwa unter Übelkeit leiden. Die Kopfschmerzen können nur eine halbe Stunde dauern, aber auch tagelang.

Damit der Arzt oder die Ärztin die Diagnose „Kopfschmerz vom Spannungstyp“ tatsächlich stellen kann, müssen außerdem bereits mindestens zehn solche Kopfschmerzepisoden im Laufe des Lebens aufgetreten sein.

Drei verschiedene Verlaufsformen

Beim Spannungskopfschmerz unterscheidet man drei verschiedene Verlaufsformen:

  1. Seltener und vorübergehender (= episodischer) Kopfschmerz vom Spannungstyp: Dabei treten die Spannungskopfschmerzen an weniger als einem Tag pro Monat und also weniger als zwölf Tagen pro Jahr auf.
  2. Häufiger und vorübergehender (episodischer) Spannungskopfschmerz: Die Kopfschmerzen bestehen entweder an mehr als einem aber weniger als 15 Tagen pro Monat und mindestens über drei aufeinanderfolgende Monate hinweg. Oder sie treten übers Jahr verteilt an mindestens zwölf, aber weniger als 180 Tagen auf.
  3. Chronischer Kopfschmerz vom Spannungstyp: Die Kopfschmerzen treten entweder an mindestens 15 Tagen pro Monat über mindestens drei Monate hinweg auf. Oder Betroffene leiden übers Jahr an mehr als 180 Tagen Kopfschmerz.

Weil es so wenig Abgrenzungsmöglichkeiten gegenüber durch andere Krankheiten hervorgerufene Kopfschmerzen gibt, ist teilweise eine bildgebende Diagnostik wie zum Beispiel ein MRT des Schädels notwendig. So gehen die behandelnden Ärztinnen und Ärzte sicher, dass es keine anderen Ursachen gibt und es sich tatsächlich um einen Spannungskopfschmerz handelt.

Frau mit Kopfschmerzen

Kopfschmerzen

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Ursachen von Spannungskopfschmerz

Die Ursachen des Krankheitsbildes ist noch nicht endgültig geklärt. Stress scheint teilweise die Kopfschmerzen zu begünstigen, erbliche Faktoren könnten ebenfalls eine Rolle spielen. Häufig sind Muskeln im Schädel- und Nackenbereich verspannt. Wissenschaftler vermuten: Gerade bei der chronischen Form könnten diese häufigen schmerzhaften Wahrnehmungen diejenigen Gehirnregionen in Form und Funktion verändern, die an der Schmerzverarbeitung beteiligt sind. So würde dann die Schwelle sinken, ab der ein Reiz als Schmerz wahrgenommen wird.

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Was hilft gegen Spannungskopfschmerzen?

Bei akuten Spannungskopfschmerzen können die Schmerzmittel Acetylsalicylsäure (Vorsicht: Bei Kindern bis zum 12. Lebensjahr nicht empfohlen), Paracetamol, Ibuprofen, Naproxen oder Metamizol helfen. Auch Mischpräparate, die Schmerzmittel und Koffein zur Verstärkung der Wirkung enthalten, können beim akuten Spannungskopfschmerz eingesetzt werden.[2]

Manchen Betroffenen hilft es, großflächig Pfefferminzöl auf Schläfen und Nacken aufzutragen. Doch Vorsicht: Bringen Sie das Öl nicht an oder in die Augen. Bei Babys und Kleinkindern sowie Menschen mit empfindlichen Atemwegen, zum Beispiel bei Asthma, sollte man das Öl nicht anwenden.

Manchmal genügt auch schon ein Spaziergang oder etwas Bewegung an der frischen Luft, um den Spannungskopfschmerz zu lindern oder verschwinden zu lassen.

Spannungskopfschmerzen vorbeugen

Je häufiger der Spannungskopfschmerz auftritt, desto sinnvoller ist meist eine vorbeugende Behandlung (Prophylaxe). Medikamente können hier zum Einsatz kommen. Bei chronischen Spannungskopfschmerzen können auch Entspannungsübungen (zum Beispiel progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Yoga), Ausdauertraining (wie Joggen, Schwimmen oder Radfahren) sowie Maßnahmen zur Stressbewältigung dazu beitragen, die Anzahl der Kopfschmerzepisoden zu reduzieren. Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer Ärztin, was in ihrem individuellen Fall geeignet ist. Gerade bei Kindern ist es wichtig, diese nicht-medikamentösen Maßnahmen auszuschöpfen.

Patienten und Patientinnen, die unter Spannungskopfschmerzen leiden, sollten ihren Alltag so organisieren, dass sie genügend Schlaf bekommen und einen regelmäßigen Tagesablauf mit ausreichend Pausen haben. Wenn gesundheitlich nichts dagegenspricht und es sich in den Wochenplan einfügen lässt, ist dreimal in der Woche Ausdauertraining von mindestens 30 Minuten sinnvoll.[3] Auch kann es helfen, regelmäßig Entspannungsübungen einzuplanen.

Bei zu häufiger Anwendung von Akutschmerzmitteln kann es zu Kopfschmerzen kommen, die durch die unkontrollierte Schmerzmitteleinnahme verursacht sind. Daher sollten Patientinnen und Patienten mit häufigen oder chronischen Spannungskopfschmerzen diese Arzneimittel maximal an zehn Tagen pro Monat einnehmen. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin berät Sie, welche Schmerztherapie für Sie die geeignete ist und wie Sie den Kopfschmerzen eventuell vorbeugen können.

Medikamente der Wahl zur Vorbeugung von häufigen Spannungskopfschmerzen sind Antidepressiva wie Amitriptylin. Diese werden nicht eingesetzt, weil vermutet wird, dass die Betroffenen depressiv sind, sondern weil sie – auch wenn der genaue Wirkmechanismus noch unklar ist – chronische Schmerzerkrankungen günstig beeinflussen können. Bis die Wirkung dieser Medikamente einsetzt, dauert es jedoch einige Wochen.

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Quellen:

  • [1] International Headache Society: IHS Classification ICHD-3. https://ichd-3.org/... (Abgerufen am 13.11.2023)
  • [2] IQWIG: Welche Medikamente helfen bei Spannungskopfschmerzen?. https://www.gesundheitsinformation.de/... (Abgerufen am 20.11.2023)
  • [3] Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V.: Spannungskopfschmerz. https://www.dmkg.de/... (Abgerufen am 13.11.2023)
  • Porst M, Wengler A, Leddin J et al.: Migräne und Spannungskopfschmerz in Deutschland. Prävalenz und Erkrankungsschwere im Rahmen der Krankheits- last-Studie BURDEN 2020. https://www.rki.de/... (Abgerufen am 13.11.2023)