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Angst vor Sucht

Manch einer hat Angst, von starken Schmerzmitteln süchtig zu werden. Wenn eine Ärztin oder ein Arzt ein Opiat oder ein Opioid wie Tilidin oder Fentanyl verordnet, wurde genau abgewogen, ob es das passende Mittel gegen die Schmerzen sein kann. Davon süchtig zu werden, ist bei richtiger Anwendung unwahrscheinlich.

Stephanie Funk erklärt Patientinnen und Patienten: „Sie nehmen das Mittel gegen Ihre starken Schmerzen. Mit rezeptfreien Arzneien könnte man die nicht ausreichend lindern.“ In der Regel wird die Dosis des Mittels nach und nach erhöht, bis eine ausreichende Schmerzlinderung erzielt wird. Es sollte nicht abrupt abgesetzt werden. Dann könnten Entzugserscheinungen entstehen. Prof. Dr. Shahnaz Christina Azad, Leiterin der Schmerzambulanz in Großhadern, erklärt: „Das hat aber nichts mit Abhängigkeit zu tun. Der Körper hatte sich darauf eingestellt und muss sich jetzt wieder umstellen.

Rezeptfreie Schmerzmittel und ihre Grenzen

Rezeptfreie Schmerzmittel aus der Apotheke gelten häufig als harmlos. Oft nehmen Schmerzleidende zu lange zu hohe Dosen davon ein. Der Schmerz wird ab einem bestimmten Zeitpunkt aber nicht mehr besser gelindert. „Auch schmerzmittelinduzierter Kopfschmerz ist ein Problem: Wer zu häufig Mittel gegen Kopfschmerzen einnimmt, riskiert, von den Tabletten Kopfschmerzen zu bekommen“, erklärt Apothekerin Stephanie Funk aus Göppingen.

Eine ärztliche Beratung ist nötig, sobald man an mehr als zehn Tagen pro Monat rezeptfreie Schmerzmittel einnimmt. Schäden an Organen wie Nieren, Leber, Magen oder Herz können eine Nebenwirkung sein. Übrigens: Wer Ibuprofen, Paracetamol oder ähnliche Schmerzmittel in der Apotheke kauft, um beim Sport länger durchzuhalten, schadet dem Körper eher. Funk ergänzt: „Wir raten davon ganz klar ab. Durch Überlastung können Verletzungen entstehen, die ein Schmerzsignal vielleicht verhindert hätte.“

Welcher Wirkstoff für welchen Schmerz?

Es ist ein Irrglaube, dass starke Schmerzen immer mit rezeptpflichtigen Schmerzmitteln behandelt werden müssen. Azad erklärt: „Es gibt Schmerzen, die auf Opioide nicht ansprechen: die meisten Kopfschmerzen, auch Muskelschmerzen.“ Denn Schmerzmedikamente funktionieren unterschiedlich: Mittel, die zentral im Kopf wirken, lindern Gelenk- oder Muskelschmerzen in der Regel nicht ausreichend. Dann braucht es zum Beispiel eher Diclofenac.

„Wenn es damit nicht besser wird oder es aus einem anderen Grund nötig ist, schicken wir weiter zum Arzt oder der Ärztin“, erklärt Funk. „Dort muss die Ursache abgeklärt werden.“ Übrigens: Manchmal werden Medikamente verordnet, die auf den ersten Blick nicht nach Schmerzmitteln klingen – etwa Antiepileptika oder Antidepressiva. Sie können aber Schmerz lindern, etwa bei neuropathischen Schmerzen oder Migräne.

Schmerzpflaster mit Betäubungsmittel

Enthält ein Schmerzpflaster Betäubungsmittel wie Fentanyl, gibt es beim Aufkleben einiges zu beachten.

Wichtig: Das Pflaster nicht zerschneiden! „In vielen Pflastern ist der Wirkstoff so verteilt, dass er langsam an den Körper abgegeben wird. Beim Zerschneiden kann zu schnell zu viel Wirkstoff austreten“, so Funk.

Eine Hautstelle am Oberkörper oder Rücken auswählen und mit Wasser waschen. Keine Seife verwenden. Das könnte die Haut reizen und die Wirkstoffmenge verändern, die in den Körper gelangt.

Erst die halbe Pflasterschutzfolie entfernen. Dann die offene Fläche auf die Körperstelle kleben. Dabei die Klebefläche nicht mit den Fingern berühren.

Am Körper die zweite Hälfte der Schutzfolie entfernen und Pflaster ausreichend lange (etwa 30 Sekunden) andrücken. Anschließend die Hände ohne Seife waschen.

Als Erinnerungshilfe das Aufklebe-Datum und die Uhrzeit notieren. Für das nächste Pflaster eine andere Hautstelle am Oberkörper wählen.

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Multimodale Therapie: Gegen Schmerzen können Medikamente ein Segen sein. Heutzutage gibt es aber auch Therapien mit interdisziplinärem Ansatz - Voraussetzung ist nur: Der Patient lässt sich darauf ein zum Artikel


Quellen:

  • Kriegisch V., Kuhn B.,Dierks M.-L., et al. : Bewertung der ambulanten ärztlichen Schmerztherapie in Deutschland, Ergebnisse einer internetbasierten Querschnittsbefragung unter ambulant tätigen Schmerzmedizinern. Online: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/... (Abgerufen am 20.09.2023)
  • Dr. Isabelle Viktoria Maucher (Apothekerin): Gelbe Liste. : Ibuprofen. Online: https://www.gelbe-liste.de/... (Abgerufen am 20.09.2023)
  • Hillienhof, Arne / Deutsches Ärzteblatt: Sucht: Bundesregierung sieht keine Anzeichen für Opioidkrise wie in den USA. Online: https://www.aerzteblatt.de/... (Abgerufen am 20.09.2023)
  • Tagesspiegel: Palliativmedizin: , Mythos Morphium. Online: https://www.tagesspiegel.de/... (Abgerufen am 19.09.2023)
  • Patienten-Information.de/ Bundesärztekammer und Kassenörztliche Bundesvereinigung: Opioide bei starken dauerhaften Schmerzen. Online: https://www.patienten-information.de/... (Abgerufen am 20.09.2023)
  • Wittwer A., Folkers G.: Schmerz, Innenasichten eines Patienten und was die Wissenschaft dazu sagt. In: S.Hirzel Verlag 01.01.2017, 1: 39-70