Stillen: Basiswissen für Mütter
Was ist an Muttermilch so gesund?
„Stillen ist gut für Mutter und Kind“ - was viele vielleicht schon einmal gehört haben, stimmt tatsächlich. Können Frauen ihr Kind stillen, ist das tatsächlich optimal für beide. Denn: Muttermilch enthält fast alle Stoffe, die ein Baby in den ersten Lebensmonaten benötigt. Nur die beiden Vitamine K und D sind ergänzend notwendig. Vitamin K erhält das Baby bei der U1 bis U3 als Tropfen vom Arzt oder der Ärztin, um Blutungen vorzubeugen[1]. Vitamin D kommt als tägliche Tabletten oder Tropfen ab dem Ende der ersten Lebenswoche dazu[2], um für einen gesunden Knochenaufbau zu sorgen. Wie lange es benötigt wird, bespricht man am besten mit dem Kinderarzt oder der Kinderärztin.
Neben lebensnotwendigen Inhaltsstoffen wie Vitaminen, Eiweiß und Kohlenhydraten sind aber auch noch nützliche Abwehrstoffe (zum Beispiel Antikörper) in der Muttermilch enthalten, die dem gestillten Baby einen gewissen Schutz gegen Krankheiten verleihen.
Stillen kann auch bestimmten Erkrankungen bei Mutter oder Kind vorbeugen. So haben gestillte Kinder ein geringeres Risiko für Übergewicht oder Diabetes Typ 2. Mütter, die ihre Babys stillen, verlieren nach der Geburt schneller an Gewicht und haben etwa ein niedrigeres Risiko für Brust- und Eierstockkrebs. Dass Stillen tatsächlich Allergien beim Kind vorbeugen kann, gilt aktuell als nicht ausreichend gut belegt. Doch es gibt genügend eindeutige positive gesundheitlichen Aspekte des Stillens und darüber hinaus stärkt das Stillen auch die liebevolle Bindung zwischen Mutter und Kind.
Wie lege ich den Säugling richtig an?
Das richtige Anlegen des Babys zeigt Ihnen Ihre Hebamme zum Beispiel im Geburtsvorbereitungskurs. Auch der Kinderarzt oder die Kinderärztin beziehungsweise der Frauenarzt oder die Frauenärztin können weiterhelfen. Ebenso können Sie sich über unser Video oder den unten verlinkten Artikel informieren.
Wie oft soll ich das Baby stillen?
Wenn Sie das Gefühl haben, dass das Baby Hunger hat, können Sie es jederzeit stillen. Für gesunde und zum Termin geborene Babys gilt: Neugeborere sollten Sie in der ersten Woche etwa alle vier Stunden anlegen[3]. Das unterstützt unter anderem die Milchbildung. Ist Ihr Kind krank, sehr leicht oder ein Frühgeborenes, trinkt es schlecht oder leidet es an Gelbsucht, sprechen Sie mit der Hebamme, dem Kinderarzt oder der Kinderärztin darüber, wie oft Sie das Baby stillen sollen.
Üblicherweise benötigt ein Säugling in den ersten Lebenswochen etwa acht bis zwölf Stillmahlzeiten pro Tag. Dass Ihr Kind genügend trinkt, merken Sie, wenn es sechs bis acht gefüllte Windeln pro Tag produziert.
Wie lange dauert stillen und wie läuft es ab?
Wie lange eine Stillmahlzeit dauert, kann sehr unterschiedlich sein. Manche Babys sind nach fünf bis zehn Minuten bereits satt, andere trinken 20 Minuten und wieder andere nuckeln genüsslich fast eine dreiviertel Stunde. Suchen Sie sich daher einen ruhigen Platz zum Stillen und setzen oder legen Sie sich bequem hin. Kissen können dabei helfen. Stellen Sie etwas zu trinken und vielleicht auch etwas zu essen oder das Telefon in Reichweite. Je nach persönlichem Bedarf und Notwendigkeit. Legen Sie das Baby an und lassen Sie es trinken, bis es sich von selbst von der Brust löst. Falls Sie das Gefühl haben, dass die Brust leer ist oder aus einem anderen Grund das Stillen unterbrechen müssen, trennen Sie das Baby von der Brust, in dem sie einen Finger in seinen Mundwinkel schieben. Bieten Sie dem Baby erst die eine und dann die andere Brust an. Beginnen Sie dabei das Stillen immer mit der Brust, die Sie beim letzten Stillvorgang als letztes gereicht hatten. Da das Baby beim Stillen Luft schluckt, am Ende am besten aufstoßen lassen. Ein Spucktuch ist hier hilfreich, um Milchreste aufzufangen.
Wie lange sollte ich stillen?
In den ersten vier bis sechs Lebensmonaten sollte das Baby ausschließlich Muttermilch oder Pre-Nahrung erhalten. Ab dem vierten bis sechsten Monat kann man mit Beikost beginnen. Das ist auch sinnvoll, da die Eisenspeicher des Babys nun aufgefüllt werden müssen und Muttermilch dazu nicht ausreicht. Begleitend zur Beikost können Sie weiter stillen, so lange sie möchten. Alternativ kann das Baby Pre-Nahrung oder abgepumpte Muttermilch aus der Flasche erhalten. Mindestens eine solche „Milchmahlzeit“ pro Tag sollte bis Ende des ersten Lebensjahres erhalten bleiben.
Ernährung: Was muss ich in der Stillzeit beachten?
Auf Rauchen und Alkohol sollten Sie während der Stillzeit möglichst komplett verzichten. Beides ist nicht gut für das Baby. Ansonsten können Sie eigentlich normal essen. Mit koffeinhaltigen Getränken sollten Sie sich allerdings etwas zurückhalten. Bis zu drei Tassen Kaffee pro Tag sind aber in Ordnung[4].
Voll stillende Mütter benötigen etwa 500 Kalorien mehr pro Tag. Zudem benötigt das Baby viele Nährstoffe, weshalb sie besonders darauf achten sollten, vitamin- und mineralstoffreich zu essen. Folsäure und Eiweiß werden etwa vermehrt benötigt. Sprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt oder der Frauenärztin darüber, ob Sie etwa ein Folsäurepräparat auch während der Stillzeit einnehmen sollen.
Zwiebeln, Mineralwasser, Orangen: Dass solche Lebensmittel für stillende Frauen generell tabu sind, stimmt nicht. Ob Babys darauf mit Blähungen oder einem wunden Po reagieren, ist wohl sehr individuell. Wenn Sie tatsächlich feststellen, dass Sie oder Ihr Kind bei einem bestimmten Lebensmittel Probleme haben, lassen Sie es weg oder reduzieren Sie die Menge. Der Nährstoffbedarf sollte aber immer noch gedeckt sein. Lassen Sie sich daher gegebenenfalls beraten!
Medikamente: Was darf ich einnehmen?
Manche Medikamente können in die Muttermilch übergehen. Beachten Sie daher unbedingt die Packungsbeilage oder sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker, bevor Sie ein Arzneimittel einnehmen, ob es auch in der Stillzeit geeignet ist.
Was, wenn das Stillen nicht klappt?
Wunde Brustwarzen, Milchstau, spannende Brüste: Viele stillende Frauen kennen das. Treten Schwierigkeiten oder Fragen beim Stillen auf, wenden Sie sich vertrauensvoll an Ihre Hebamme. Je nach Problem kann auch Ihre Kinderarzt- oder Frauenarztpraxis weiterhelfen. Manchmal ist es eine Lösung Muttermilch abzupumpen und mit der Flasche zu verabreichen.
Was vielen auch nicht bewusst ist: Bis der Milcheinschuss einsetzt, dauert es etwa zwei bis fünf Tage[5]. Das Baby erhält beim Saugen aber bereits das Kolostrum, die sogenannte Neugeborenenmilch. Sie ist etwas dickflüssiger und besonders wertvoll. Gesunden Neugeborenen genügt das bis zum Milcheinschuss.
Falls es wirklich gar nicht mit dem Stillen klappen sollte, machen Sie sich keinen Stress: Säuglingsnahrungen sind sehr gut auf den Bedarf von Babys zugeschnitten. Pre-Milch aus der Flasche kann die Muttermilch im ersten Lebensjahr also gegebenenfalls ersetzen.
Quellen:
- [1] BLE: Warum und in welcher Form brauchen Säuglinge zusätzlich Vitamin K?, Nachgefragt beim Netzwerk Gesund ins Leben. https://www.gesund-ins-leben.de/... (Abgerufen am 19.01.2023)
- [2] Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. : Vitamin-D-Mangel/ Rachitisprohylaxe. https://www.kinderaerzte-im-netz.de/... (Abgerufen am 19.01.2023)
- [3] BLE: Wie oft müssen Säuglinge gestillt werden?, Nachgefragt beim Netzwerk Gesund ins Leben. https://www.gesund-ins-leben.de/... (Abgerufen am 19.01.2023)
- [4] Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Ernährung in der Stillzeit. https://www.kindergesundheit-info.de/... (Abgerufen am 19.01.2023)
- [5] Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Milcheinschuss. https://www.familienplanung.de/... (Abgerufen am 19.01.2023)
- Allergieinformationsdienst: Ernährung im Kindesalter: Stillen, Muttermilchersatznahrung und Beikost. https://www.allergieinformationsdienst.de/... (Abgerufen am 19.01.2023)