Zu wenig Muttermilch: Was hilft?
Direkt nach der Geburt stillen etwa 90 Prozent aller Mütter ihr Kind. Zwei Monate später allerdings geben bereits 70 von 100 Müttern ihrem Säugling die Flasche. Oft stecken Stillprobleme dahinter. "Die meisten davon könnten aber gelöst werden", ist Dr. Gudrun von der Ohe, Ärztin in Hamburg und Stillexpertin beim Berufsverband Deutscher Laktationsberaterinnen (IBCLC) überzeugt.
Malzbier für den Milchfluss?
Ein Klassiker der Stillprobleme: zu wenig Milch, gerade in der Anfangszeit und wenn der Appetit des Kindes wächst. Dann, so heißt es, sollen Stilltee, Malzbier, Energiekugeln oder warme Brustwickel den Milchfluss anregen und die Milchmenge steigern können. Aber stimmt das? "Nein, das sind Ammenmärchen", klärt Gudrun von der Ohe auf. "Die Milch fließt, wenn die Mutter ausgeruht und fit ist und wenn der Säugling richtig angelegt wird." Die Milchmenge passe sich dem Trinkbedürfnis des Kindes an. Wird das Baby also häufig angelegt, wird auch entsprechend Milch produziert. Die Empfehlung der Stillexpertin: das Kind mindestens acht Mal in 24 Stunden, besser zehn bis zwölf Mal anlegen.
Entscheidend sei, dass Müttern zwei Punkte bewusst sind, um sich nicht unter Druck zu setzen, rät von der Ohe: "Stillen ist keine angeborene, intuitive Fähigkeit, sondern muss erlernt werden. Und Stillen ist Arbeit. Das zu wissen, hilft, Stillprobleme nicht als persönliche Niederlage zu sehen und nicht gleich aufzugeben."
Richtig anlegen
Unter anderem auf die korrekte Anlegetechnik kommt es an. "Das Anlegen darf kurz unangenehm sein, aber dann sollte Stillen nicht wehtun. Schmerzen weisen auf ein falsches Andocken des Babys hin", so die Hamburger Stillberaterin. In der Folge könnten Stress und Schmerzen die Produktion von Oxytocin blockieren. "Dieses Bindungshormon erleichtert aber das Stillen."
Die ideale Stillposition
Die ideale Position für den Anfang: Die Stillende lehnt sich bequem zurück und legt das Baby, das im Idealfall nur eine Windel trägt, dicht an die Brust auf ihren nackten Bauch. "Viel Hautkontakt fördert die Oxytocin-Ausschüttung", sagt Gudrun von der Ohe. Nimmt das Baby schließlich viel Brustwarze in den Mund und schluckt geräuschvoll – dann läuft’s buchstäblich.