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Das Baby ist da! Und bekommt als erste Nahrung Muttermilch. Und damit auch viele der Nährstoffe, die die Mutter zu sich nimmt. Deshalb wollen viele Mamas jetzt in ihrer Ernährung auch alles richtig machen. Nur: In der Praxis ist das gar nicht so einfach. „Ich komme zu nichts mehr“ – keinen Satz hört Hebamme und Ökotrophologin Alexandra Lesmann so oft wie diesen. Deshalb rät sie schon vor der Geburt, das Wochenbett vorzubereiten: „Hühner- oder Gemüsebrühe, Suppen und Eintöpfe lassen sich prima auf Vorrat kochen und einfrieren – am besten portionsweise. Dann geht das Auftauen schnell, und Sie müssen nicht an zwei Tagen das Gleiche essen.“ Hilfreich auch: Vorrats- und Kühlschrank schon kurz vor der Geburt auffüllen. Trockenware wie Pasta, Reis und Hülsenfrüchte wie Linsen halten sich etwa ein Jahr – ideal zum Lagern. Ebenso Nüsse und Frühstücksflocken. Auch mit Quark, Joghurt und der länger haltbaren Milch und Butter können Sie ­sich für zwei Wochen eindecken. Käse und Wurst ausnahmsweise abgepackt kaufen. Fleisch und Fisch lassen sich tiefgekühlt gut bevorraten.

„Der Anspruch, täglich frisch einzukaufen, stresst viele Stillende“, sagt Birgit Henrich, Ökotrophologin vom Netzwerk Gesund ins Leben in Bonn. Dabei muss das nicht sein. „Tiefkühlgemüse ist eine super Alternative, wenn der Kühlschrank leer ist, denn ­Vitamine werden durchs Einfrieren konserviert“, so Henrich. Vollkornbrot geschnitten einfrieren – es lässt sich scheibenweise entnehmen und taut ­zügig auf.

Auch im Wochenbett Aufgaben teilen

Ist das Baby da, ist Eltern-Teamwork gefragt. Mama stillt das Baby, Papa bereitet das Frühstück. So fängt der Tag entspannter an. „Für den ersten Appetit morgens kann auch ein Schälchen mit Studentenfutter auf dem Nachttisch bereitstehen“, rät Alexandra Lesmann.

Regelmäßige Mahlzeiten sind wichtig. Aber bitte keinen Stress mit aufwendigem Kochen: Ein Rühr­ei geht schnell, ist unkompliziert und lässt sich mit Gemüsestreifen aufwerten. Was „Vernünftiges“ zu essen, erfordert auch nicht unbedingt etwas Warmes. Es dürfen auch gern mal Salate sein.

Früher gab es übrigens den schönen Brauch, den frisch gebackenen Eltern fertig gekochte Speisen vor die Tür zu stellen. „Bitten Sie ruhig Freunde und Verwandte, die das Baby kennenlernen wollen, ­etwas zu essen mitzubringen“, ermuntert Henrich daher. Selbst Gekochtes zum Aufwärmen etwa. Oder Schätze aus der kalten Küche wie Cous­cous-, Nudelsalat oder Käsebrote mit Gemüsesticks. Wer sich scheut, um Hilfe zu bitten: Heute gibt es auch Lieferdienste, die Wochenbettboxen verschicken.

Trotzdem gibt es diese Tage, an denen nicht wirklich Zeit zum Essen bleibt. Kommt der Heißhunger, ist Joghurt mit Banane gesünder als Schokolade. Noch besser ist eine Handvoll Nüsse. Sie halten länger satt. „Obst lässt zwar den Blutzucker in die Höhe schnellen, er fällt danach aber rasant wieder ab, man hat sofort wieder Hunger“, sagt Henrich.

Kaum pauschale Verbote im Wochenbett

Für Verunsicherung sorgen auch Aussagen wie: „Tomaten und Zitrusfrüchte machen einen wunden Po. Zwiebeln und Lauch sorgen für Blähungen beim Baby.“ Früher wurde Stillenden davon abgeraten. Heute verzichten Hebammen, Ärztinnen und Ärzte auf pauschale Verbote. „Spaghetti Arrabiata sind zwar nicht das erste Gericht, zu dem ich rate, aber wenn man Appetit darauf hat, spricht nichts dagegen“, sagt Lesmann. „Dass Blähungen, Aller­gien oder ein wunder Po des Babys mit der Ernährung der Mutter zusammenhängen, ist nicht nachgewiesen“, sagt die Hebamme, „aber ich habe das schon erlebt.“ Sie rät daher zum Ausprobieren. „Auch Spargel und Knoblauch können auf dem Speiseplan bleiben, sofern es Mama und Baby bekommt“, ergänzt Henrich. Nur von Salbei und Pfefferminze rät Lesmann ab, weil sie die Milchbildung hemmen.

Auch Vegetarierinnen können ihre Ernährung beibehalten. Auf sämtliche tierische Produkte zu verzichten und vegan zu essen ist dagegen in der Stillzeit nicht ratsam. Dennoch hat Alexandra Lesmann die Erfahrung gemacht: „Veganerinnen sind informiert und gut aufgestellt, was die Nährstoffversorgung angeht.“ Gleichzeitig betont sie aber: „Lassen Sie sich medizinisch beraten und nehmen Sie Vitamin B12 als Supplement ein.“ Das Netzwerk Gesund ins Leben warnt: „Sonst besteht durch die Vitamin-B12-Unterversorgung das Risiko schwerer und irreversibler Schädigungen beim Kind.“

Auch Trinken ist wichtig: zu jeder Stillmahlzeit ein Glas Wasser. „Säfte enthalten Zucker, aber besser zwischendurch eine Schorle als gar nichts trinken“, rät Henrich. Nur Alkohol ist tabu. Und Kaffee? „Bis zu zwei Tassen am Tag sind okay“, sagt sie. „Am besten direkt nach dem Stillen, dann baut sich das Koffein bis zur nächsten Still-Mahlzeit ab.“