38 Grad Celsius oder mehr auf dem Fieberthermometer zeigt Fieber an. Meist, aber nicht immer, sind Infektionen schuld. Manchmal bleibt der Auslöser unklar. Mehr über Ursachen, Diagnose, Therapie
von Dr. med. Claudia Osthoff, aktualisiert am 23.04.2019
Fieber hat zahlreiche Ursachen. Als typisches Symptom einer Infektion signalisiert es oft, dass das Immunsystem sich gerade verstärkt mit einem Krankheitserreger oder Entzündungsfaktor beschäftigt. Dabei bildet der Körper eine ganze Menge Abwehrstoffe.
Einige davon, sogenannte Pyrogene, erzeugen Fieber. Wichtige Abwehrreaktionen verlaufen bei höheren Temperaturen beschleunigt ab. Insofern ist Fieber im Prinzip eine sinnvolle Reaktion des Körpers.
Eine normale Körpertemperatur – etwa 37 °C im Körperinneren – ist das einfach klingende Ergebnis eines komplizierten Regelwerks. Dabei spielen die Wärmeproduktion und Wärmeabgabe des Körpers eine entscheidende Rolle.
Innerhalb bestimmter Grenzen kann er so nämlich seine Kerntemperatur unabhängig von der Umgebungstemperatur konstant halten. Das ist wichtig für die ständig ablaufenden Stoffwechselprozesse.
Dazu muss man wissen: Das Wärmeregulationszentrum im Gehirn funktioniert ähnlich wie ein Thermostat. Es kontrolliert die Körpertemperatur rund um die Uhr. Verstellen bestimmte Faktoren den Sollwert des Thermostaten, passt der Körper die Temperatur an.
Die normale Körpertemperatur unterliegt einer gewissen Bandbreite. Zum einen schwankt sie im Tagesverlauf. Zum anderen gibt es individuelle Unterschiede.
In der zweiten Nachthälfte und morgens ist sie am niedrigsten, zum Abend hin am höchsten. Körperliches Arbeiten heizt auf, aber auch ein üppiges Essen oder Stress. So oder so kommen wir kräftig ins Schwitzen, das Schweißbad kühlt uns aber nach einiger Zeit aber wieder ab.
Bei Frauen im fruchtbaren Alter steigt die Körpertemperatur nach dem Eisprung in der Zyklusmitte um etwa 0,5 °C an und bleibt bis zur nächsten Monatsblutung auf dem erhöhten Niveau.
Krankheitserreger und Entzündungsstoffe im Körper können bewirken, dass unser innerer Themostat im Gehirn den Sollwert der Körpertemperatur anhebt. Um dies umzusetzen, hat der Körper mehrere Möglichkeiten: Er drosselt die Wärmeabgabe über die Haut. Daher ist sie anfangs trocken, blass und kalt.
Zugleich vermittelt er uns das Gefühl, zu frieren, und lässt die Muskeln zittern. Der Schüttelfrost erhöht die Wärmeproduktion. Wir helfen gerne mit und packen uns gleich dick in wärmespendende Textilien ein.
Sogar die Leber wird aktiv, indem sie den Stoffwechsel ankurbelt, sodass mehr innere Wärme aufkommt. Allmählich glüht die Haut, die Wangen sind rot, Puls und Atmung ziehen an.
Wenn Entfiebern angesagt ist, gibt die Haut wieder vermehrt Wärme ab, sie ist gerötet, feucht oder schweißgebadet. Dazu kommt großer Durst, besonders wenn man vorher zu wenig Flüssigkeit aufgenommen hat. Auch wenn das Fieber wieder vorbei ist, fühlen sich manche noch eine Weile schlapp oder haben wenig Appetit.
Fieber über 40 °C ist ein Notfall (Rufen Sie den Arzt oder einen Notarzt, Notruf: 112). Eine der Gefahren bei hohem oder anhaltendem Fieber ist Austrocknung durch Flüssigkeitsmangel – vor allem die ganz Kleinen und ältere Menschen sind vermehrt dafür gefährdet. Herz- und Kreislaufprobleme sowie das Risiko einer Thrombose (Bildung eines Blutgerinnsels, das zum Beispiel eine Beinvene verstopft) können zunehmen.
Zudem drohen Schwindel und andere Störungen des zentralen Nervensystems, körperliche Schwäche, Kollaps- und Sturzgefahr. Umgekehrt gibt es auch das Austrocknungsfieber.
! Wichtig: Bei Fieber ausreichend Flüssigkeit trinken, einen halben bis einen Liter mehr als sonst. Gesunde Menschen sollten normalerweise täglich 1,5 bis zwei Liter Flüssigkeit aufnehmen.
Lebensbedrohlich sind unter anderem Infektionskrankheiten, die unter dem Begriff virales hämorrhagisches Fieber, das heißt Fieber mit Blutungen, laufen. Verantwortlich sind verschiedene, bei uns nicht heimische Virusarten, darunter die gefürchteten Ebola- und Marburg-Viren. Auch ein Hitzschlag ist gefährlich.
Wie gesagt: Die Temperaturregelung ist kompliziert, bei Babys muss sie sich erst noch einspielen. Sie reagieren einerseits stärker auf hohe Umgebungstemperaturen. Andererseits entwickeln sehr kleine Babys – Früh- und Neugeborene – bei einem Infekt oft noch gar kein Fieber. Klein- und Schulkinder fiebern dagegen rasch.
Für die Kleinsten gilt: Bei einer Körpertemperatur ab 38 °C sicherheitshalber kurzfristig den Kinderarzt hinzuziehen. Aber auch wenn ein Säugling zum Beispiel "nur" auffallend schläfrig oder schlapp ist und schlecht trinkt, muss der Arzt nachschauen, was los ist.
Gefragt ist der Kinderarzt beziehungsweise Notarzt zum Beispiel auch, wenn ein fieberndes Kind jeden Alters wiederholt erbricht, Durchfall, deutliches Bauchweh, Kopfschmerzen, Anzeichen von Atemnot oder einen Fieberkrampf hat.
Fieberkrämpfe kommen hauptsächlich im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren vor. Mehr dazu im Kapitel "Fieber bei Kindern" in diesem Beitrag.
Ältere Kinder und Erwachsene sollten bei Fieber ab 39 °C oder wenn Fieber länger als zwei Tage (ältere Kinder, Erwachsene) anhält, von einem Arzt untersucht werden. Ist der Arzt nicht erreichbar, rufen Sie bei hohem Fieber den Notarzt.
Auch begleitende Krankheitszeichen, ihre Art und Stärke und wie man sich insgesamt fühlt, sind ausschlaggebend dafür, ob und wie dringlich der Arzt gefragt ist.
Eilig ist das zum Beispiel bei einem das Fieber begleitenden Hautausschlag, unverzüglich geboten ist es bei neurologischen Störungen wie Benommenheit, Bewusstseinstrübung oder Bewusslosigkeit mit (und ohne!) Fieber oder Krämpfen (siehe auch weiter unten: Notfall, Erste Hilfe, Fieberkrämpfe bei Kindern).
Tritt Fieber nach einem Auslandsaufenthalt auf, dann sollten Sie ebenfalls sofort zum Arzt gehen.
Neben Erkältungskrankheiten kommen weitere Infektionskrankheiten als Auslöser von Fieber infrage. Hier eine Auswahl:
Fieber (zunächst häufig) unklarer Ursache*
(*Die hier angegebenen Links führen zu den entsprechenden Kapiteln in diesem Beitrag)
Die ausführliche Krankengeschichte, der Fieberverlauf, eine gründliche körperliche Untersuchung, dazu je nach Verdachtsdiagnose bildgebende Untersuchungen innerer Organe, des Hals-Nasen-Ohrenbereiches oder des Bewegungs- und Nervensystems, dazu Bluttests: So lassen sich die möglichen Ursachen einengen.
Häufig helfen spezielle Antikörpertests auf die Spur. Auch kann es gelingen, verdächtigte Erreger unter dem Mikroskop festzustellen, aus dem Blut anzuzüchten (Blutkulturen, siehe Kapitel "Diagnose bei Fieber") oder ihr Erbmaterial zu identifizieren. Manchmal hilft ein Test auf Tuberkulose weiter (zum Beispiel Hauttest, auch Tuberkulintest).
Leider findet sich mitunter trotz aller Bemühungen keine Ursache. Bleibt sie unbekannt und das Fieber länger als drei Wochen mit Werten von über 38 °C bestehen, handelt es sich um Fieber unklarer Herkunft.
Zeigt das Fieberthermometer 39 °C oder mehr (bis 40 °C) an, kann Paracetamol helfen. Das Schmerzmittel wird auch gegen Fieber eingesetzt. Halten Sie sich aber an die Informationen in der Packungsbeilage oder fragen Sie Ihren Arzt. Auch die Apotheke berät zur Anwendung des Medikaments. Sinkt das Fieber nach zwei Tagen nicht, rufen Sie den Arzt.
Als Hausmittel sehr beliebt, sofern der Betroffene nicht gerade fröstelt oder vor "Kälte" zittert: leicht kühlende, handwarme Wadenwickel (siehe auch oben, Abschnitt: "Fieber kurz zusammengefasst"). Bei bestehenden Grunderkrankungen vorher den Arzt fragen, ob Wadenwickel geeignet sind.
Eine Infektion wird der Arzt je nach Erreger möglichst gezielt behandeln. Dies insbesondere dann, wenn es an weißen Blutkörperchen, den maßgeblichen Abwehrkämpfern gegen Krankheitserreger, mangelt.
Zum Einsatz kommen bei vielen bakteriellen Infektionen Antibiotika. Bei einer durch Bakterien ausgelösten Mandelentzündung beispielsweise sind Antibiotika nicht von vornherein ein Muss.
In anderen Fällen muss eine Antibiotika-Therapie rasch beginnen. Bei dieser kalkulierten Therapie unterstützt ein bestimmter Labortest den Arzt bei der Entscheidung. Gegebenenfalls passt er das Antibiotikum im weiteren Verlauf an den ausgetesteten Erreger an.
Gegen bestimmte Viren (nicht aber etwa Erkältungsviren!) können entsprechende virushemmende Arzneimittel helfen. Auch gegen Parasiten- und Pilzerkrankungen gibt es Medikamente.
! Info: Mehr zu den hier genannten und weiteren Erkrankungen als mögliche Ursachen von Fieber sowie zu den Diagnose- und Therapiemöglichkeiten finden Sie in den anderen Kapiteln dieses Beitrags.
Bei einem Hitzschlag ist das Temperaturzentrum außer Gefecht gesetzt. Die Temperatur steigt infolge einer Überhitzung unkontrolliert auf über 40 °C an (Hyperthermie). Ausbleibendes Schwitzen oder unkontrollierte Wärmeproduktion im Körper löst einen womöglich lebensbedrohlichen Wärmestau aus.
So kann große körperliche Belastung bei starker Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit die Temperaturregelung des Körpers außer Gefecht setzen, etwa beim Sport oder bei anstrengenden Arbeiten in nicht klimatisierten Räumen. In der Folge kann ein Hitzschlag drohen, die bekannteste Form einer sogenannten Hyperthermie.
Weitere Ursachen: eine "innere Fehlsteuerung" durch Arzneimittel, etwa Neuroleptika (neuroleptisches Syndrom; zu Neuroleptika gehören verschiedene, zum Beispiel dämpfende Psychopharmaka). Auch Herzkreislaufmittel wie Betablocker und andere Medikamente können die Temperaturregulation beeinflussen.
Mitunter sind Alkohol, Drogen, Hormone, Verletzungen und Erkrankungen des zentralen Nervensystems im Spiel. Sehr selten tritt eine schwere (maligne) Hyperthermie unter Narkose aufgrund eines erblichen Stoffwechseldefektes der Muskeln auf.
Symptome: Anzeichen für einen Hitzschlag sind eine warme, gerötete, trockene Haut, Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, Verwirrheit, ein schneller Puls, schnelles Atmen, Muskelkrämpfe, eventuell auch Bewusstseinsstörungen.
Erstmaßnahmen bei Hitzschlag: Den Betroffenen umgehend in eine kühlere Umgebung bringen. Kleidung weitgehend lockern. Feuchtkalte Tücher leiten über Verdunstungskälte Wärme von der Haut ab (Luft darüber hin- und herfächeln). Rufen Sie auf jeden Fall umgehend den Notarzt (Notruf: 112).
Geben Sie dem Betroffenen, wenn er bei ansprechbar ist, gekühlte, aber nicht eiskalte Flüssigkeit, zum Beispiel Mineralwasser, zu trinken.
Atmet der Betroffene, ist aber bewusstlos, sollten Sie ihn in die stabile Seitenlage bringen. Atmet er nicht, sofort mit Erste-Hilfe-Maßnahmen beginnen, insbesondere Herzmassage (Lagerung auf dem Rücken; siehe Bild). Ein zweiter Helfer alarmiert unterdessen den Notarzt.
Eine Hyperthermie spricht in der Regel nicht auf fiebersenkende Mittel an. Die Behandlung sollte nach der Notfallversorgung in der Klinik fortgeführt werden und richtet sich nach der Ursache, dem Zustand des Betroffenen und möglichen Grunderkrankungen.
Bei einem Kreislaufkollaps – die Betroffenen sind eher blass, eventuell kaltschweißig, sie können kurzzeitig bewusstlos sein – kann es helfen, die Beine hochzulagern. Sobald sich der Zustand stabilisiert, sollten auch sie Flüssigkeit zu sich nehmen.
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Informationen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.
Leichtes Fieber, Halsweh, Schnupfen – da wird jeder zunächst mal auf einen sogenannten grippalen Infekt tippen und sich entsprechend wappnen. Meistens gibt die Natur ihm recht, und das Ganze vergeht bald wieder. Andernfalls ist der Arzt gefragt.
Das heißt: Immer wenn es Hinweise gibt, dass mehr als ein "einfacher" Atemwegs- oder Harnwegsinfekt (Hauptbeschwerden hier: Brennen beim Wasserlassen) zur Debatte steht, wird der Arzt eine gezielte Diagnostik einleiten.
Zunächst wird er sich ein genaues Bild von der Krankengeschichte des Patienten machen und überpüfen, welche Art des Fiebers vorliegt. Dazu wird er die Körpertemperatur nochmals messen lassen, bei Bedarf auch wiederholt über mehrere Tage.
Mit den heute verwendeten elektronischen Geräten geht es einfach und schnell. Halten Sie sich stets an die Gebrauchsanleitung Ihres Thermometers, dann sind Sie beim Fiebermessen auf der sicheren Seite.
Bewährt, aber unbeliebt: die klassische Temperaturkontrolle rektal. In Körperhöhlen wie dem After ist das Thermometer der "Kerntemperatur" am nächsten. Daher ist zum Beispiel bei rektaler Messung die Gefahr gering, Fieber zu unterschätzen – es ist einfach in jedem Lebensalter die genaueste Methode und kann manchmal als Zweitkontrolle sinnvoll sein.
Im Vergleich zu den anderen Methoden liegen die Messwerte um etwa 0,5 °C höher. Bei Mangel an weißen Blutkörperchen wird wegen der erhöhten Infektionsgefahr geraten, auf eine andere Messmethode auszuweichen.
Auch die Infrarotthermometer fürs Ohr (tympanal) eignen sich für Jung und Alt, eigentlich sogar schon ab dem Säuglingsalter. Sie sind aber nur zur Anwendung am Ohr bestimmt. Seitenunterschiede beim Messen können durchaus vorkommen. Ohrenschmalz kann das Ergebnis beeinflussen.
! Tipp: Bei einer Ohrerkrankung die andere Seite nehmen. Wichtig: Den Gehörgang durch sanftes Ziehen am Ohr etwas begradigen und die Sondenspitze vollständig einführen. Gemessen wird hier die vom Trommelfell (Tympanon) abgestrahlte Wärme, daher die Bezeichnung tympanal.
Oral unter der Zuge (sublingual) messen – das funktioniert bei Kindern erst im Alter ab vier bis fünf Jahren. Unmittelbar vorher keine heißen oder kalten Flüssigkeiten und Speisen zu sich nehmen.
Bei Schnupfen, Asthma und Atemwegsinfekten ist die Methode nicht empfehlenswert, da man unter Umständen nicht genügend Luft über die Nase bekommt (der Mund muss während des Messens geschlossen bleiben).
Mess-Streifen für Stirn oder Schläfe, Messungen unter der Achsel (axillar) oder in der Leiste, und Schnullerthermometer in Babys Mund geben zwar eine Orientierung, liefern aber eher ungenaue Ergebnisse.
Bei vielen Krankheiten gibt es Fragen ohne Ende. Der Arzt wird das Gespräch und mit dem Patienten zunächst auf die mutmaßlich auslösende Situation fokussieren. Sollte die Ursache für das Fieber im Laufe der ersten Untersuchungen unklar bleiben, wird er die Suche ausweiten und die Diagnostik entsprechend fortführen.
Aufschlussreich könnten zum Beispiel folgende Fragen an einen Patienten mit Fieber sein:
Auch die Art und der Verlauf des Fiebers, der Fiebertyp, kann aufschlussreich sein. Ärzte teilen Fieber zunächst einmal in subfebril und febril ein, sodann in Unterformen. Hier nur ein paar Beispiele, da das Ganze recht kompliziert ist und teilweise unterschiedliche Angaben existieren.
Subfebrile Temperaturerhöhung
Meist werden subfebrile Werte als Körpertemperaturen unter 38,0 °C definiert, können aber, abhängig vom Alter und Konstitutionstyp, manchmal knapp 38,5 °C erreichen (jeweils rektal gemessen).
Erhöhte Temperaturen sind zum Beispiel recht typisch für bakterielle Infektionen wie eine Nierenbeckenentzündung, eine bestimmte Form der Herzinnenhautentzündung (sogenannte subakute Endokarditis lenta; subakut bedeutet hier weniger stark ausgeprägt, eher schleichend verlaufend) oder eine Tuberkulose.
Manchmal steckt auch ein Arzneimittel, eine hormonelle Störung, etwa eine Funktionsstörung der Schilddrüse, oder eine rheumatische Erkrankung dahinter. Seltener stellt sich eine Tumorerkrankung, zum Beispiel der Lymphknoten oder des Magen-Darm-Traktes, als Ursache heraus.
Febrile Temperaturen
Febrile Temperaturen liegen je nach Literaturangabe bei über 38 °C beziehungsweise über 38,5 °C (jeweils rektal gemessen). Aspekte wie Verlauf und Rhythmus der Fieberkurve können hier mitunter weiteren Aufschluss geben.
Kontinuierliches Fieber: Es weist höchstens Schwankungen von bis zu 1 °C tagsüber auf und besteht tagelang oder länger. Typisch ist das zum Beispiel für akute Infektionen durch Viren oder Bakterien, etwa Lungenentzündungen. Wobei die Behandlung mit Antibiotika im Erfolgsfall das Fieber bei einer bakteriellen Infektion verkürzt.
Schwankende Fieberkurven, zum Beispiel intermittierend: Es bestehen starke Schwankungen, um mehr 2 °C, tagsüber. Abends steigt die Temperatur deutlich an. Morgens kann sie normal sein. Manche Betroffenen neigen auch zu Schüttelfrost (sogenannter septischer Verlauf).
Das kann zum Beispiel bei einer Knochenmarkentzündung (Osteomyelitis) vorkommen, außerdem bei Infektionskrankheiten wie Brucellose (siehe unten: periodisches Fieber) oder Malaria, sodann bei Salmonellenerkrankungen und bestimmten Formen der Herzinnenhautentzündung (Endokarditis).
Doppelgipfliges Fieber: Nach dem ersten Temperaturabfall steigt das Fieber erneut an. Typisch ist das zum Beispiel für Viruserkrankungen wie Grippe oder Masern. Ein solcher Verlauf kann außerdem auf einen "Rückfall" oder eine Organbeteiligung im Rahmen einer Infektion hinweisen.
Dann kann das Fieber auch noch höher sein als zuvor. Auch bei der seltenen Leptospirose (siehe unten), die zunächst mit hohem Fieber und Schüttelfrost beginnt, kann ein zweiter Fiebergipfel vorkommen.
Wechselfieber: Fieber mit einer regelmäßigen oder unregelmäßigen Folge fieberfreier Tage dazwischen: Das ist zum Beispiel charakteristisch für verschiedene Malaria-Formen.
Periodisches Fieber: Das Fieber wiederholt sich in gewissen zeitlichen Abständen, dabei steigt es langsam an und fällt dann wieder ab. Dazwischen sind die Temperaturen normal (sogenannter Pel-Ebstein-Typ). Einen solchen Verlauf gibt es zum Beispiel bei der Hodgkin-Krankheit, eine Form von Lymphknotenkrebs.
Gelegentlich kennzeichnet dieser Fiebertyp Infektionskrankheiten wie die Brucellose, wobei das Fieber dabei innerhalb eines Tages stark schwanken kann (siehe oben: intermittierender Fiebertyp). Auch erbliche Fiebererkrankungen können solche Fieberkurven aufweisen. Mehr zu den Fiebertypen im Kapitel "Fieber – Was das Symptom bedeutet (Überblick)".
Manchmal gibt die Dauer eines Fiebers Anhaltspunkte für mögliche Ursachen. Wichtig sind aber auch weitere Krankheitszeichen, obwohl sie nicht immer zur Diagnose verhelfen. Jeder kennt das wohl bei Fieber: die leidigen Begleitbeschwerden wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskel- und Gliederschmerzen. Meist werden auch sie durch die am Fieber beteiligten Entzündungsstoffe ausgelöst.
- Nur kurz anhaltendes Fieber lässt meist keine Rückschlüsse auf die Ursache zu. Umso wichtiger sind der Fieberverlauf und mögliche Begleitsymptome. Steigt die Fieberkurve steil an und geht mit Schüttelfrost einher, kann das zusammen mit Husten durchaus für eine Lungenentzündung sprechen. Hier sind häufig Viren im Spiel, etwa Grippeviren.
Ein ebenso plötzlicher Fieberabfall kommt nach hohem Fieber durchaus vor, wenn die Temperaturregelung des Körpers noch etwas Zeit braucht, um sich wieder einzupendeln, und daher zunächst etwas "sprunghaft" verläuft. Eine Untertemperatur kann je nach Umstand und Ausmaß aber auch kritisch sein. Der Arzt wird das im Blick behalten.
- Kurze Fieberattacken kommen auch bei der Malaria, bei einer "Blutvergiftung" mit Erregern (Sepsis) oder beim familiären Mittelmeerfieber vor.
- Verläuft Fieber über mehrere Tage, lässt sich die Kurve meist besser deuten. Auch kann das zeitliche Auftreten von Begleitsymptomen hier aufschlussreich sein: etwa ein typischer Hautausschlag bei Masern am vierten bis fünften Fiebertag, bei Röteln oft schon am ersten Fiebertag, bei Scharlach am Tag eins bis drei mit Fieber.
- Husten, Auswurf und andere Atemwegssymptome, etwa auffällige Atemgeräusche, zeigen zusammen mit Fieber eine Atemwegs- oder Lungeninfektion an. Mitunter liegt aber auch eine Lungenembolie oder eine andere Form der Lungenerkrankung vor.
- Fieber mit geschwollenen Lymphknoten und Halsschmerzen aufgrund einer Mandelentzündung können für ein Pfeiffersches Drüsenfieber (infektiöse Mononukleose durch das Epstein-Barr-Virus) sprechen. An der eher seltenen Infektion erkranken in erster Linie jugendliche und junge Menschen. Es gibt hier die verschiedensten Verlaufsformen, darunter auch mit hartnäckigem Fieber (siehe unten, Abschnitt "Fieber über zwei Wochen").
- Daneben können verschiedene andere Infektionskrankheiten die Lymphknoten anschwellen lassen. Die entsprechenden Erreger dringen mitunter über Hautverletzungen ein, so etwa bei der Katzenkratzkrankheit (mehr dazu im Kapitel "Lymphknoten", Abschnitt: "Infektionen", im Beitrag "Leistenschmerzen").
- Zusammen mit Nachtschweiß, Gewichtsverlust und Fieberschüben sind geschwollene Lymphknoten mitunter auch Warnzeichen für eine bösartige Lymphknotenerkrankung.
- Schmerzhafte Nackensteifigkeit bei Fieber deutet zum Beispiel auf eine Hirnhautreizung hin.
- Fieber plus Herzbeschwerden wie Brustschmerz und Pulsunregelmäßigkeiten lassen an eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) denken. Häufig sind Viren auslösend.
- Bei einer akuten bakteriellen Herzinnenhaut- beziehungsweise Herzklappenentzündung (Endokarditis) ist der Puls beschleunigt, es kommt zu Schüttelfrost, Gelenkschmerzen, und ohne Therapie droht ein akutes Versagen lebenswichtiger Organe. Ein Indiz bei der ärztlichen Untersuchung sind Herzgeräusche.
- Muskelschmerzen (Myalgien) können verschiedene Infektionen begleiten. Manchmal sind sie aber auch Ausdruck einer rheumatischen Erkrankung, etwa einer Polymyalgia rheumatica. Bauchschmerzen mit Fieber eröffnen ein Krankheiten-Panorama von der Gallenblase bis zum Genitaltrakt.
- Schlägt man sich länger als zwei Wochen mit Fieber herum, kann bei gleichzeitig vorhandenen Magen-Darm-Beschwerden zum Beispiel eine Salmonellenerkrankung dahinterstecken (siehe oben: intermittierender Fiebertyp).
- Auch chronische Entzündungen der Leber, der Gallenwege (Cholangitis) oder ein Abszess im Bauchraum sind hier mögliche Ursachen.
- Bei zusätzlichen Atemwegsbeschwerden kommen besondere Formen von Lungenentzündungen infrage, darunter ein Q-Fieber. Der Erreger, ein Bakterium namens Coxiella burnetii (gehört zu den sogenannten Rikettsien), kann von Tieren – etwa Rindern, Schafen, Ziegen und anderen Vierbeinern – auf den Menschen übergehen, meist über infizierte Staubpartikel.
Risikogruppen sind zum Beispiel Landwirte, Tierfelllverarbeiter oder Tierärzte. Die Erkrankung kann plötzlich mit hohem Fieber und Schüttelfrost beginnen und Tage andauern. Auch Kopf- und Gelenkschmerzen fehlen selten.
Ein Teil der Erkrankten entwickelt eine Lungenentzündung mit trockenem Husten und Brustschmerzen. So oder ähnlich zeigen sich übrigens sogenannte untypische (atypische) Lungenentzündungen, die sich eher langsam und hauptsächlich im Bindegewebe der Lungen entwickeln.
- Beim Pfeifferschen Drüsenfieber (EBV-Infektion, siehe oben, Abschnitt "Fieber über fünf bis sieben Tage") kann das Fieber mitunter ebenfalls länger dauern.
- Das gilt auch für eine bestimmte Form einer bakteriellen Herzinnenhaut- beziehungsweise Herzklappenentzündung (Endokarditis lenta), die meist schleichend verläuft. Eventuell tritt gelegentlich Schüttelfrost auf. Unbehandelt kann sich eine Herzschwäche entwickeln.
- Infrage kommen bei anhaltendem oder wiederkehrendem Fieber außerdem Infektionen wie Brucellose, Malaria oder Leptospirose, die jeweils ihre eigenen Merkmale haben. Letztere fällt mitunter anfangs – neben plötzlichem hohem Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen und Bindehautentzündung der Augen – durch sehr unangenehme Wadenschmerzen und Kopfschmerzen auf (diese schwerwiegende Verlaufsform heißt Morbus Weil).
- Auf eine Gehirnentzündung durch Zecken (Zeckenenzephalitis) können nach Aufenthalten in einem entsprechenden Risikogebiet unter anderem Lähmungen bei wiederholten Fieberschüben hindeuten. Krankheitszeichen, die generell auf eine Gehirnentzündung und damit auf einen Notfall hinweisen können, sind eine veränderte Bewusstseinslage, Krämpfe, Verwirrtheit, Delir.
- Der Arzt wird ansonsten unter anderem an eine rheumatische Bindegewebserkrankung (Kollagenose) oder eine Gefäßentzündung denken, die mitunter auch zu neurologischen Störungen führen können. Bei Gefäßentzündungen sind krankhafte Immunreaktionen aulösend. Mehr dazu im Kapitel "Fieber durch Gefäßentzündungen".
- Ausschließen wird er bei entsprechenden Anhaltspunkten außerdem ein Tumorleiden beziehungsweise eine Leukämie.
- Dauert Fieber über Monate, kommen im Prinzip dieselben Ursachen in Betracht wie zuvor unter "länger als zwei Wochen" beschrieben.
- Bei jungen Patienten werden Ärzte auch an ein familiäres Mittelmeerfieber oder andere erbliche Fiebersyndrome, bei Männern außerdem an eine Entzündung der Prostata oder Nebenhoden denken.
- Nicht völlig abwegig ist manchmal auch ein psychisches Fieber (siehe Kapitel "Fieber– psychische Ursachen")
Nach Bestätigung durch Nachmessen und erster Einordnung des Fiebers untersucht der Arzt den Betroffenen in aller Regel sorgfältig "auf Herz und Nieren" (körperliche Untersuchung).
Daran schließen sich verschiedene Standarduntersuchungen des Blutes an. Dazu gehören ein großes Blutbild sowie verschiedene chemische Blutwerte. Eine klassische Suchmethode ist neben einem ersten Malaria-Schnelltest der sogenannte "dicke Tropfen", um Parasiten wie Malaria-Erreger oder bestimmte Bakterien in eingetrocknetem und angefärbtem Blut unter dem Mikroskop zu erkennen. Häufig wird auch der Urin untersucht.
Röntgenaufnahmen des Brustkorbs sowie Ultraschallaufnahmen (Sonografie) der Bauchorgane und Nieren gehören praktisch immer zum Basisprogramm. Die Doppler-Ultraschalluntersuchung der Beinvenen und eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) sind wichtig, um Thrombosen in den Venen oder Veränderungen an den Herzklappen als mögliche Quelle kleinerer Lungenembolien zu erkennen. Die sind manchmal der Grund für anhaltendes oder wiederkehrendes Fieber und können ansonsten wenig Symptome verursachen.
Bei hartnäckigem Fieber können zudem spezielle Antikörpertests hinsichtlich bestimmter Erreger, Analysen des Blutes auf Rheumafaktoren und andere Immunphänomene oder ein Tuberkulinhauttest auf Tuberkulose richtungweisend sein. Ein weiterer Tuberkulose-Suchtest heißt IGRA (interferon-gamma-release-assay).
Infrage kommen manchmal auch mikrobiologische Analysen des Blutes (unter anderem Blutkulturen), des Urins oder des Auswurfs. Eventuell wird der Arzt eine Spiegelung mit Entnahme von Gewebeproben (Biopsien) empfehlen. Solche Spiegelungen heißen auch Endoskopien, im Bereich der Atemwege zum Beispiel Bronchoskopien.
Bei entsprechenden Anhaltspunkten kann die Punktion eines Gelenkes, die Entnahme von Hirnwasser zur näheren Untersuchung (Liquorpunktion) oder die Punktion eines Abszesses notwendig sein. Bildgebende Verfahren wie Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT), eine Szintigrafie mit radioaktiven Markern oder die Kombination aus MRT oder CT und Szintigrafie sind ebenfalls spezielle Diagnoseverfahren.
Kinder machen bis ins Jugendalter mit zahlreichen Krankheitserregern Bekanntschaft. Die empfohlenen Schutzimpfungen können sie vor dem Schlimmsten bewahren. Trotzdem ist die Immunabwehr ständig auf Trab: allein schon durchschnittlich sechs Erkältungen im Jahr sind bei Kindern ganz normal. Sie fiebern häufig, schnell und deutlich.
Allerdings wird Fieber unterschiedlich definiert. Dabei spielen sowohl das Alter eines Menschen, die Tageszeit als auch die Messmethode eine Rolle (siehe auch Kapitel "Fieber: Überblick".
Aber Fieber oder erhöhte Temperatur ist nur ein mögliches Hinweiszeichen für eine eventuelle Erkrankung, insbesondere im Säuglingsalter. So können sehr junge Säuglinge auch ohne Fieber zum Beispiel eine Infektion haben. Aber sie zeigen dann häufig andere Auffälligkeiten, etwa ungewöhnliche Trinkunlust, Trägheit, vielleicht eine veränderte Hautfarbe oder andere Hautveränderungen.
Bei einem Säugling, der jünger als drei Monate ist, empfehlen Kinderärzte im Allgemeinen, auch ab einer Körpertemperatur von 38 °C (rektal gemessen) sicherheitshalber den Kinderarzt hinzuzuziehen.
Aber das sind alles nur Faustregeln, da die Messungen tagsüber und von Tag zu Tag schwanken können und auch altersbezogene Angaben zu Messwerten von Körpervorgängen Durchschnitts- und Erfahrungswerte sind.
Wenn Eltern sich also unsicher fühlen, weil sie wiederholt bei ihrem Kind eine nicht normale Temperatur messen oder etwas anderes für eine mögliche Krankheit spricht, sollten sie mit ihm auf jeden Fall zum Kinderarzt gehen.
Etwa drei Prozent aller Kinder im Alter von etwa sechs Monaten bis fünf Jahren erleiden mindestens einmal einen Fieberkrampf. Dazu genügen schon mäßige Temperaturanstiege, ab etwa 38 °C, meist bei einem Virusinfekt wie Grippe oder Dreitagefieber. Es kommt zu Entladungen bestimmter Nervenverbände im Gehirn. Manchmal steigt die Temperatur auch erst nach dem Ereignis an.
Symptome: Das Kind verdreht dabei die Augen, atmet für kurze Zeit nicht, bekommt blaue Lippen und ist nicht mehr ansprechbar. Arme, Beine und Gesichtsmuskeln können zucken (in der Fachsprache: generalisierter Krampf) und erschlaffen anschließend. Kurz danach kommt das Kind langsam wieder zu Bewusstsein.
Der Krampf dauert normalerweise höchstens Sekunden bis fünf Minuten. Das erscheint den Eltern, besonders wenn sie es das erste Mal erleben, wie eine Ewigkeit, in der sie sich sehr hilflos fühlen. Dennoch: Fieberkrämpfe, die so verlaufen, stufen Ärzte im Allgemeinen als unkompliziert ein.
Wichtig zu wissen:
So helfen Sie Ihrem Kind:
Über die seltenen erblichen Fiebererkrankungen informiert Sie das Kapitel "Erbliche Fiebererkrankungen" in diesem Beitrag.
Fieber tritt bei vielen Infektionskrankheiten auf. Sie alle aufzulisten, da käme am Ende ein Buch heraus. Bei einem unkomplizierten Krankheitsverlauf wertet der Arzt Fieber als notwendiges Übel – schießlich arbeitet das Immunsystem an der Erregerabwehr – das entweder von alleine oder im Zuge der Behandlung wieder vergeht.
Etwas anderes ist es, wenn das Fieber erstmal nicht weicht und die Ursache trotz eingehender Diagnostik unklar bleibt. Meistens entpuppt sie sich schließlich doch – etwa als eine seltene Infektion. Bei 25 Prozent der Betroffenen bleibt die Ursache indes unbekannt. Trotzdem klingt das Fieber auch dann öfter von alleine ab.
Um der Sache auf den Grund zu gehen, ist rechtzeitig eine enge Zusammenarbeit von Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen gefragt, die sich speziell der einzelnen Organe, Organsysteme oder Körperregionen als mutmaßliche Fieberquelle annehmen:
Brustraum (Atemwege: Pneumologe; Herz: Kardiologe), Bauch (Gastrooenterologe), Gefäße (Angiologe), Gelenke, Knochen und Weichteile (Orthopäde / Rheumatologe), Blut und Lymphsystem (Hämatologe / Onkologe), Hormone (Endokrinolge), Hals-Nase-Ohren (Oto-Rhinologe), Kieferbereich (Zahn-, Mund, -Kieferchirurg), Nieren (Nephrologe), Harnwege (Urologe), Fortpflanzungsorgane (Mann: Urologe, Androloge / Frau: Gynäkologe), Gehirn (Neurologe). Koordiniert wird das Ganze vom Hausarzt, der im Vorfeld meist schon die ersten Untersuchungen eingeleitet hat.
Der Ursprung eines Fiebers wird gerne "Focus", also Brennpunkt oder Herd, genannt. Hier ein paar Beispiele.
Im Brustraum kommen unter anderem seltenere infektiöse Lungenerkrankungen in Betracht. Auslöser können verschiedene Viren sein, sodann zahlreiche Bakterien, darunter auch Legionellen und der Tuberkuloseerreger oder mit ihm verwandte Mykobakterien, schließlich Pilze.
Legionellen finden sich in Wasserreservoirs, Kühlsystemen, Klimaanlagen (auch von Krankenhäusern) und Whirlpools. Entsprechende Erkrankungen laufen auch unter dem Namen Pontiac-Fieber und Legionärskrankheit.
Während das Pontiac-Fieber einer mäßig fieberhaften Grippe ähnelt, die nach einigen Tagen wieder abklingt, ist die Legionärskrankheit mit ihrer untypischen, hochfieberhaften Lungenentzündung und anderen Problemen die weitaus gefährlichere Variante.
Auch im Rahmen einer Lungenembolie kann Fieber auftreten. Es weist hier auf eine mögliche Lungenentzündung, eine sogenannte Infarktpneumonie, hin.
Zum anderen ist manchmal ist eine schleichend verlaufende Herzinnenhautentzündung (Endokarditis lenta) Ausgangspunkt von Fieber. Auslösend sind meist Bakterien, seltener Pilze. In wiederholt angelegten Blutkulturen lässt sich unter Umständen der Erreger anzüchten. Außerdem macht sich der Kardiologe mittels Ultraschall ein Bild von den Herzklappen.
Am genauesten geht das mit der sogenannten transösophagealen Technik. Dabei bildet der Schallkopf das Endstück eines dünnen Schlauches. Das Gerät wird in die Speiseröhre eingeführt. Sie liegt gleich neben dem Herzen, sodass der Blick ins Herz per Schall durch die Wand der Speiseröhre hindurch gelingt (Schluckecho, auch transösophageale Echokardiografie).
Meist gibt der Arzt dem Patienten vorher eine Beruhigungsspritze.
! Je nach Fieberursache im Brustraum sind verschiedene Begleitsymptome zu erwarten, etwa Husten, Auswurf, Atemnot, Herzbeschwerden.
Akute Entzündungen: Gallenwege, Leber, Bauchspeicheldrüse, Darm
Ein Abszess kann in die Umgebung vordringen, etwa von einem vereiterten Lendenwirbel aus in die Lendenmuskulatur. Das verursacht dann neben Fieber örtliche Beschwerden – im genannten Fall etwa Hüft- oder Leistenschmerzen.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass natürlich die Grunderkrankung selbst oder weitere Begleitsymptome auf die Spur führen können.
Zu den selteneren Infektionen mit Bakterien gehören auch Erkrankungen mit exotisch klingenden Namen wie Brucellose und Morbus Whipple.
Eine gewisse Rolle spielen ferner Parasiten, etwa Amöben oder ein Bandwurm (Fuchs- oder Hundebandwurm, Echinokokkus) (siehe auch im Beitrag "Durchfall", Kapitel "chronisch 1", Abschnitte "Whipple-Krankheit" und "Chronische Darminfektionen").
Im Hals- und Kopfbereich gibt es vielfältige Arten von Entzündungen, die mit Fieber und mehr oder weniger charakteristischen Begleitsymptomen einhergehen können: Halsschmerzen, Ohrenschmerzen, Schnupfen, auch chronisch, Kopfschmerzen, Schluckbeschwerden.
Sie reichen von Mandelentzündungen, Mittelohrentzündungen und Nasennebenhöhlen-Entzündungen über Infektionen der Weichteile am Hals oder eines bestimmten Knochens hinter dem Ohr, dem sogenannten Warzenfortsatz (Mastoiditis) bis hin zu Entzündungen der Gehirnhaut oder des Gehirns. Dabei sind jeweils weitere charaktersistische Symptome diagnoseleitend.
Dass man sich im Krankenhaus Fieber einfängt, ist keineswegs ungewöhnlich. Nicht so selten sind Katheter, Sonden und Prothesen die Quelle einer Infektion. Oder aber Druckgeschwüre der Haut, die sich in die Tiefe hinein infizieren.
Nach Operationen kann es im Wundgebiet zu Infektionen mit bestimmten Hautkeimen namens MRSA kommen (die Abkürzung bedeutet: Staphylokkus aureus mit Resistenz gegen Methicillin und andere Antibiotika).
Diese sehr virulenten Erreger dringen leicht über Lücken in der Haut- und Schleimhautbarriere in die Tiefe ein und setzen sich im Gewebe fest. Ein weiteres Problem sind Darmentzündungen nach Antibiotika-Therapie (Clostridien-Colitis, siehe auch im Beitrag "Durchfall", Kapitel "akut 2", Abschnitt "Medikamente") mit Fieber und Durchfällen, wobei Letztere mitunter zunächst auch fehlen können.
Dafür gibt es im Wesentlichen drei Gründe: Bei manchen Patienten, etwa nach einer Organverpflanzung oder bei bestimmten entzündlichen Erkrankungen, wird das Immunsystem aus therapeutischen Gründen unterdrückt (siehe auch Kapitel "Fieber bei Kollagenosen" und "Fieber durch Gefäßentzündungen").
Andere Patienten haben krankheitsbedingt a priori ein geschwächtes Immunsystem. Das betrifft häufiger Patienten mit Erkrankungen des Blutes oder Lymphsystems, sodann mit HIV / Aids oder mit Antikörpermangel. Dieser kann zum Beispiel bei mangelnder Nährstoffaufnahme im Darm (Mangelernährung) und damit verbundenen Eiweißverlusten oder auch bei Nierenerkrankungen entstehen. Antikörpermangel kann auch als angeborener Immundefekt auftreten.
Teilweise neigen Betroffene zu Infektionen, die sonst beim Menschen selten vorkommen. Hier sind Fachärzte für Infektionserkrankungen (Infektiologen), auch in Zusammenarbeit mit Immunologen (Immunspezialisten) gefordert, die richtige Diagnose und Therapie zu finden.
Nicht jeder Infekt verursacht Fieber. Wenn aber die Zahl weißer Blutkörperchen (neutrophile Granulozyten) im Blut unter 500 pro Mikroliter sinkt, ist das Risiko hoch. Ärzte sprechen bei diesem Blutwert von einer schweren Neutropenie. Es gibt verschiedene Schweregrade der Neutropenie.
Mögliche Ursachen sind vor allem Blutkrankheiten, Knochenmarkschädigungen, seltene Erbkrankheiten, bestimmte Medikamente und Tumortherapien. Kommt es bei den Betroffenen zu Fieber, müssen sie sofort mit Antibiotika behandelt werden.
Denn meistens sind Bakterien die Ursache, wobei deren Ausgangspunkt häufig nicht erkennbar ist. Bei Neutropenie können außerdem Erreger wie Viren und Pilze zum Problem werden.
Was weit weg scheint, kann schnell ganz nah sein: Importierte Erreger stellen uns teilweise auf eine ernste Probe. Manche Erreger besitzen eine hohe Anpassungsfähigkeit, profitieren erst vom Tier und dann vom Menschen, schießen sich geradezu auf ihn ein.
Weitere, keineswegs nur tropische Fieberkrankheiten, womit die Liste noch nicht zu Ende ist, sind zum Beispiel das "Westnil-Fieber", das "Denguefieber", und, tatsächlich tropisch (Afrika, Südamerika), das "Gelbfieber".
Erbliche Fiebersyndrome, wie diese Krankheiten auch genannt werden, umfassen verschiedene Krankheitsbilder. Einige machen sich schon in der frühen Kindheit bemerkbar, andere bis etwa zum 20. Lebensjahr. Vererbt werden bestimmte Genveränderungen (Mutationen), die unkontrollierte Abwehrreaktionen in Gang setzen.
Ärzte sprechen auch von sogenannten autoinflammatorischen Erkrankungen oder Syndromen. Spezielle Immunveränderungen im Blut lassen sich hier nicht nachweisen. Dennoch kommt es zu Entzündungen im Körper mit Fieber, teilweise auch Lymphknotenschwellungen und vielfältigen anderen Symptomen.
Sie rühren daher, dass sich ganz verschiedene Organe entzünden können – von der Haut über die Schleimhäute und Auskleidungen ("Felle") der Brust- oder Bauchhöhle, sodann Hirnhaut, Augen, Muskeln, Gelenke bis hin zu inneren Organen wie Milz und Leber. Tatsächlich setzt ein Syndrom sich stets aus verschiedenen Krankheitskomponenten zusammen.
Zudem sind Komplikationen möglich, die unter dem Begriff Amyloidose zusammengefasst werden. Darunter versteht man Eiweißablagerungen, die die erkrankten Organe zusätzlich schädigen.
Ärzte zählen inzwischen auch eine bestimmte Rheumaform (Still-Syndrom beziehungsweise juvenile idiopathische Arthritis, siehe entsprechendes Kapitel in diesem Beitrag: "Fieber bei Kollagenose, Rheuma"), sodann Knochenmarkentzündungen im Kindesalter, die nicht durch Bakterien ausgelöst werden (siehe Kapitel "Fieber bei Kindern") und die Gicht zu den autoinflammatorischen Syndromen.
Übrigens: Akute Gichtanfälle verursachen neben heftigsten Gelenkschmerzen häufig auch Fieber.
Eine weitere, sehr seltene, mitunter lebensbedrohlich verlaufende Fiebererkrankung ist das sogenannte Makrophagenaktivierungssyndrom, auch Hämophagozytische Lymphohistiozytose genannt. Aufgrund eines Fehlers an einer Stelle in der Abwehrkette des Immunsystems kommt es hier kompensatorisch zu einer überschießenden Reaktion, wenn das Immunsystem auf einen Fremdstoff oder infizierte Zellen trifft.
In der Folge tritt eine massive Entzündung auf. Dabei werden viele Makrophagen aktiviert. Das sind spezielle weiße Blutkörperchen. Die im Blut zirkulierende Fraktion entspricht den "Riesenfresszellen", die in den Geweben operierende den Histiozyten. Die Makrophagen, die eigentlich "feindliches Material" wegräumen sollen, bauen plötzlich vermehrt Blutzellen ab.
Dabei setzen sie einen Stoff namens Ferritin frei, der ein wichtiger Diagnosemarker ist. Außerdem lösen sie in verscheidnen Organen wie Leber, Milz, Darm und Gehirn Entzündungen aus.
Das Syndrom kann erblich sein und schon bei Kindern ab dem ersten Lebensjahr auftreten. Es können aber auch ältere Kinder oder Erwachsene erkranken. Dabei kommen teilweise verschiedene Ursachen infrage wie Infektionen mit Viren oder Bakterien, Bluterkrankungen, Autoimmunerkrankungen, aber auch Medikamente. Daneben gibt es Formen ohne fassbaren Auslöser.
Zu den Symptomen gehören hohes Fieber, eine Leber- und Milzschwellung, Kopf- und Muskelschmerzen, Bauchschmerzen, Durchfall, Gewichtsverlust, Gelbsucht, neurologische Störungen.
Die Therapie erfolgt notfalls auf der Intensivstation. Unter anderem wird Kortison eingesetzt.
Diese häufigste Form der insgesamt seltenen angeborenen Fiebererkrankungen – mittlerweile werden allerdings immer mehr genetische Varianten entdeckt – betrifft in erster Linie Menschen, die im östlichen Mittelmeerraum leben. Es gibt verschiedene Verlaufsformen:
Symptome (Verlauf mit Fieberschüben): Es kommt zu kurzen Fieberepisoden von ein bis drei Tagen, die sich in regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen wiederholen. Mitunter werden sie durch körperliche Anstrengung oder Stress, Infektionen oder bei Frauen durch die Menstruation ausgelöst. Dazu können während des Krankheitsschubes Hautausschläge an den Unterschenkeln und am Fußrücken auftreten.
Vielfach plagen sich die Betroffenen zudem mit Schmerzen an einem (oder mehr als einem) großen Gelenk herum, das sich akut entzündet (Knieschmerzen, Ellbogenschmerzen). Entzündungen treten auch am Rippen- und Bauchfell auf, was zu merklichen oder auch starken Brust- und Bauchschmerzen führen kann. Letztere sind mitunter sogar so heftig, dass der Arzt einen "akuten Bauch" feststellt und den Betroffenen in eine Klinik einweist.
Diagnose: Der Arzt stellt die Verdachtsdiagnose anhand der Familiengeschichte und der klinischen Befunde. In Speziallabors lassen sich im Blut einzelne Gendefekte, teilweise auch andere richtungweisende entzündliche Eiweißstoffe, feststellen.
Therapie: Gegen das familiäre Mittelmeerfieber wenden Ärzte Colchicin an, ein pflanzlicher Wirkstoff aus der Herbstzeitlosen, außerdem Wirkstoffe gegen Entzündungseiweiße wie Etanercept, Anakinra oder Canakinumab. Anakinra und Canakinumab sind Gegenspieler (Antagonist) des sogenannten Interleukin-1-(IL-1beta)Rezeptors und wirken auch bei anderen erblichen Fiebersyndromen. Etanercept ist ein gentechnisch hergestellter Eiweißstoff, der bestimmte Signalstoffe, die im Körper Entzündungsabläufe vermitteln, bindet.
Bei einem weiteren Krankheitsbild aus dieser Gruppe, der sogenannten zyklischen Neutropenie, ist das Infektrisiko deutlich erhöht. Zu den möglichen Komplikationen zählöt eine Blutvergiftung. Zur Behandlung ziehen Ärzte einen Arzneistoff heran, der die Bildung weißer Blutkörperchen anregt (G-CSF, etwa der Stoff Filgrastim). Selten kann dieser neben anderen unerwünschten Wirkungen selbst Fieber auslösen (siehe Kapitel "Arzneimittelfieber" in diesem Beitrag).
Aufgabe des Immunsystems ist es, Krankheitserreger und andere krankmachende Fremdstoffe zu erkennen und unschädlich zu machen. Manchmal reagiert das Immunsystem aus unbekannten Gründen überzogen, und es kommt zu einer Entzündungskrankheit.
Greift das Immunsystem sogar gezielt körpereigenes Gewebe an, liegt eine Autoimmunerkrankung vor.
Ärzte sprechen in diesen Fällen auch von Systemerkrankungen. Auch hier sind die Ursachen meist unbekannt. Unter anderem spielen genetische Faktoren eine Rolle. Bei einigen Krankheitsbildern tritt neben weiteren Beschwerden Fieber auf. Das betrifft einmal Krankheiten aus der Gruppe der Kollagenosen (sogenanntes Bindegewebsrheuma), zum anderen bestimmte Rheumaformen mit schwerem Krankheitsverlauf.
Diese immunbedingten Erkrankungen spielen sich im Bindegewebe ab. Es ist körperweit vorhanden. Daher können sich bei diesen Krankheiten viele Organe einschließlich der Gefäße entzünden.
Vereinfacht gesagt werden bestimmte Zellen des Immunsystems (Lymphozyten) gegen bestimmte körpereigene Strukturen aktiv. Das bedeutet, dass das Immunsystem teilweise seine natürliche Toleranz gegenüber dem eigenen Körper aufgibt.
In der Folge treten bestimmte Stoffe – Antikörper, teilweise auch sogenannte Immunkomplexe – auf, die sich gegen körpereigene Strukturen richten. Daher heißen sie Autoantikörper (auto-, gr. selbst). Es kommt zu Entzündungsreaktionen, häufig in Gelenken, Gefäßen, Nieren, Nerven, Augen, Schleimhäuten, am Rippenfell, Herz und in der Haut.
Und der Name Kollagenose? Ein Grundbaustein von Bindegewebe ist das Kollagen. Ursprünglich nahmen Mediziner an, dass diese Kernsubstanz des Bindegewebes Kollagenosen auslöst.
Zu den Kollagenosen, bei denen unter anderem regelhaft Fieber auftreten, gehören der systemische Lupus erythematodes (SLE) und die Polymyositis / Dermatomyositis.
Überwiegend erkranken an SLE Frauen im fruchtbaren Alter, manchmal auch nach dem 55. Lebensjahr. UV-Strahlen und starke hormonelle Veränderungen (Schwangerschaft) können das Krankheitsbild begünstigen.
Eine meist milde verlaufende "Lupus"-Form entsteht manchmal unter dem Einfluss bestimmter Medikamente wie Schilddrüsenblocker, einige Antiepileptika und Antiarrhythmika (etwa Chinidin). Werden sie abgesetzt, verschwindet das Phänomen wieder.
Symptome: Die Betroffenen haben Fieber, verlieren an Gewicht und fühlen sich abgeschlagen. Auffällig und störend sind die Hautveränderungen: eine schmetterlingsförmige Rötung im Gesicht, rote, schuppige Papeln in anderen Körperbereichen, zum Beispiel am Rücken und an den Armen, sodann die äußerst lichtempfindliche Haut.
Möglich sind auch Beschwerden seitens des Herzens, zum Beispiel Angina pectoris, der Lungen oder des Rippen- und Lungenfells (etwa deutliche Schmerzen beim Atmen, Reizhusten ohne Auswurf, eventuell Übergang in Atemnot). Außerdem kann es zu Nierenschädigungen ("Lupus-Nephritis") mit Schwellungen am Körper und neurologischen Störungen kommen: Gedächtnisprobleme, Kopfschmerzen, psychische Veränderungen. Insgesamt sind vielfältige Beschwerden und Krankheitszeichen möglich.
Diagnose: Die Diagnose ergibt sich aus der Kombination von Befunden, die das amerikanische Rheuma-College zu diagnostischen Kriterien erhoben hat. Dazu gehören zum Beispiel ein schmetterlingsförmiger Ausschlag im Gesicht (Erythem) ebenso wie Beschwerden an zwei oder mehr Gelenken, eine äußerst lichtempfindliche Haut (Photosensibilität) und vieles mehr.
Richtungweisend sind zudem Immunphänomene im Blut: Blutwerte wie Anti-DNS-Antikörper und sogenannte antinukleäre Faktoren (kurz: ANA) gegen Zellkernbestandteile.
Therapie: Wichtig ist guter Lichtschutz. Je nachdem, wie aktiv die Krankheit ist, behandelt der Arzt den Patienten mit Arzneimitteln wie Antirheumatika, Hydroxychloroquin, Kortison oder speziellen Substanzen, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva) wie Azathioprin oder Cyclosporin A.
Auch sogenannte Biologicals, etwa ein biotechnisch erzeugte Antikörper wie Belimumab, haben ihren Platz. Inzwischen sind mehrere Biologicals zur Behandlung des SLE in der klinischen Entwicklung.
Die Arzneistoffe Methotrexat und Mycophenolat-Mofetil sind in Deutschland bislang nur für die Behandlung der Nierenentzündung bei SLE zugelassen. Bei miterkrankten Nieren helfen außerdem sogenannte ACE-Hemmer, den Eiweißverlust über Ausscheidung zu begrenzen und den Blutdruck unter Kontrolle zu halten. Der Arzt empfiehlt außerdem, nicht zu rauchen.
Falls ein Medikament der Auslöser ist, wird der Arzt eine Alternative suchen und es absetzen.
Polymyositis bedeutet Entzündung vieler Muskeln. Dermatomyositis heißt, dass sich Muskeln und die Haut entzünden. Wegen charaktristischer Hautveränderungen (siehe unten) wird sie auch Lilakrankheit genannt. Es gibt verschiedene Ausprägungen dieser Krankheiten. Auch Kinder können daran erkranken. Gelegentlich sind sie Begleiterscheinung einer Tumorerkrankung, zum Beispiel bei Eierstockkrebs.
Symptome: Sehr typisch sind Muskelschmerzen, teilweise wie bei Muskelkater. Sie lassen sich aber nicht durch einen entsprechenden "Einsatz" erklären. Außerdem kommt es zu Muskelschwäche. Die Beschwerden betreffen vor allem die Schultern und das Becken. Teilweise tritt auch Fieber auf.
Auffallend sind bei Dermatomyositis zudem Hautveränderungen wie violett-rote Ringe an den Lidern, hellrosafarbene Knötchen an den Streckseiten der Fingergelenke, Nagelveränderungen, rissige Haut an den Handflächen und Fingerkuppen.
Erkranken innere Organe mit, führt dies jeweils zu richtungweisenden Beschwerden: Versteift die Speiseröhre, kommt es zu Schluckstörungen. Veränderungen am Herzen können Rhythmusstörungen auslösen. Eine Verhärtung (Fibrose) der Lunge verursacht Atemnot (vgl. Ratgeber "Atemnot", Kapitel "Ursachen – Lungenerkrankungen").
Diagnose: Die Leitsymptome – Muskelschmerzen, Muskelschwäche und Fieber – können den Arzt auf die Spur führen, stehen aber auch für viele andere Erkrankungen. Richtungweisend sind erhöhte Muskelenzyme, vor allem die Kreatinkinase (CK) im Blut. Die der elektrophysiologische Untersuchung der Muskulatur (Elektromyogramm) und eine Gewebeprobe von einem schmerzenden Skelettmuskel (Muskelbiopsie) liefern weitere Anhaltspunkte. Im Rahmen der Diagnostik wird der Arzt auch eine Tumorerkrankung ausschließen.
Therapie: Mit Medikamenten wie Kortison oder speziellen Stoffen, die in das Immunsystem dämpfen, etwa des Typs Azathioprin, Methotrexat oder Chloroquin (beziehungsweise Hydroxycholoroquin) lässt sich die Krankheit häufig gut beherrschen. Mit den letztgenannten Stoffen lässt sich Kortison niedriger dosieren, also einsparen.
Unter einer Kortisontherapie ist eine ausreichende Zufuhr von Kalzium mit der Nahrung, eventuell auch eine Nahrungsergänzung mit Kalziumtabletten, sowie die Einnahme von Vitamin D wichtig, um einem Knochenschwund vorzubeugen.
Manchmal schreitet die Erkrankung jedoch voran. Dann setzen Ärzte zum Beispiel kurzfristig Immunglobuline ein – über die Blutbahn, also intravenös. Der genaue Wirkmechanismus ist hier unbekannt, er könnte in einer Art Immunregulation bestehen.
Sodann kommen Medikamente, die stärker ins Immunsystem eingreifen, infrage wie Ciclospoprin A, über einen begrenzten Zeitraum auch Cyclophosphamid infrage. Auch bestimmte Antikörper (Biologicals), Mycophenolat-Mofetil oder Tacrolimus sind hier Therapieoptionen. Nicht alle Medikamente sind jedoch für die Behandlung bei Polymyositis/Dermatomyositis zugelassen und werden damit nicht automatisch von den Krankenkassen bezahlt. Lassen Sie sich genau vom behandelnden Arzt und der Krankenkasse informieren.
Wichtig ist außerdem ein guter Impfschutz gemäß der aktuellen Empfehlungen (siehe Impfseiten des Robert Koch Instituts: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/impfen_node.html).
Hat ein Tumor die Krankheit ausgelöst, so bessert sie sich oft, nachdem er entfernt wurde.
Bei beiden Krankheitsbildern kommt es auch zu Gefäßentzündungen. Mehr dazu im entsprechenden Kapitel in diesem Beitrag.
Zu den Autoimmunerkrankungen gehören auch die verschiedenen rheumatischen Gelenkentzündungen. Hier stehen Gelenkschmerzen und -schwellungen sowie mögliche Gelenkverformungen im Vordergrund. Allerdings können neben Gelenken manchmal auch andere Organe erkranken und dann Beschwerden bereiten.
Fieber tritt bei den typischen rheumatischen Gelenkerkrankungen nicht regelhaft auf. Daher werden sie hier nicht weiter thematisiert. Eine Ausnahme machen seltene schwere Krankheitsformen, die unter anderem mit Fieber einhergehen.
Dazu gehören das sehr seltene Felty-Syndrom (Erwachsene; hier nicht weiter thematisiert) und das seltene Still-Syndrom (Morbus Still; morbus, lat. Krankheit) mit deutlichen Fieberschüben (Kinder, Erwachsene). Dazu nachfolgend mehr.
Das Wort "Syndrom" steht für ein Krankheitsbild, das sich aus verschiedenen Krankheitsmerkmalen zusammensetzt, denn es erkranken hier mehrere Organe sind. Syndrome tragen oft den Namen des Erstbeschreibers.
Die Ursachen sind unbekannt. Einerseits gehört das Still-Syndrom zu den rheumatischen Gelenkentzündungen, also zu "Rheuma". Andererseits ordnen Ärzte es bei der Gruppe der "selbstentzündlichen Erkrankungen" (autoinflammatorische Krankheiten, siehe auch Kapitel "Erbliche Fiebererkrankungen") ein.
Die Krankheit kann schon Kleinkinder oder ältere KInder betreffen (dann meist juvenile idiopathische Arthritis genannt). Manche Krankheitszeichen dauern bis ins Erwachsenenalter an, sodass die Kinder in ihrer Entwicklung häufig beeinträchtigt sind und eine gute medizinische Betreuung brauchen. Mitunter tritt ein Still-Syndrom erst in der Jugendzeit oder im jungen Erwachsenenalter auf.
Symptome: Oft beginnt die Erkrankung mit Fieber, meist in Form größerer Temperaturausschläge (siehe Kapitel: "Fieber – Was das Symptom bedeutet (Überblick)", Bildergalerie, Bild 2: intermittierendes Fieber) oder sogar mit zwei Fieberschüben am Tag.
Ein wichtiger, aber leicht zu übersehender Anhaltspunkt ist ein flüchtiger kleinfleckiger Hautausschlag am Rumpf, an Oberarmen und Oberschenkeln auf dem Höhepunkt des Fiebers. Bei Kindern kann außerdem eine Augenentzündung (Uveitis) auftreten (siehe Ratgeber "Rotes (trockenes) Auge").
Erwachsene wiederum klagen phasenweise über deutliche Halsschmerzen. Bauchschmerzen in Verbindung mit einer vergrößerten Leber und Milz sowie geschwollene Lymphknoten sind weitere Krankheitszeichen.
Hinzu kommen Gelenkschmerzen (aber keine deutlichen Gelenkschwellungen) für mindestens zwei Wochen, häufig an den Händen, manchmal auch an Knien, Ellbogen und Spunggelenken. Ein Rippenfellerguss oder Erguss im Herzbeutel weist auf den Ernst des Krankheitsbildes hin.
Diagnose: Eine vergrößert tastbare Leber und Milz überpüft der Arzt anhand einer Ultraschalluntersuchung. Weitere Diagnoseschritte richten sich nach den klinischen Erstbefunden. Der Arzt, insbesondere der Rheumatologe/Kinderrheumatologe, kann die Diagnose meist anhand verschiedener Blutwerte in Verbindung mit den anderen Untersuchungsergebnissen stellen.
Therapie: Medikamente, die das Immunsystem beziehungsweise die entzündliche Aktivität im Körper dämpfen, helfen mehrheitlich. Andernfalls stehen noch speziellere Arzneimittel in dieser Richtung zur Verfügung.
Ein bekannter Mediziner sagte einmal: "Der Mensch ist so gesund wie seine Gefäße." Damit meinte er vor allem das Herz. Aber nicht nur dieses, sondern eigentlich alle Körperorgane wollen gut durchblutet werden. Ihr Wohlergehen hängt davon ab, ob die Gefäße gesund sind und genug Sauerstoff und Nährstoffe anliefern.
Bei Gefäßerkrankungen kann diese Versorgung auf dem Spiel stehen. Als Folge sind Organschäden möglich. Am bekannten sind Engpässe aufgrund einer Gefäßverkalkung (Arteriosklerose). Sie können sogar zu einem Infarkt führen, also zum Untergang von Gewebe.
Aber auch Gefäßentzündungen wie etwa die sogenannten Vaskulitis-Erkrankungen können die Blutversorgung empfindlich stören und so die Organe schädigen.
Im Einzelnen hängen die Krankheitsbilder bei Gefäßentzündungen davon ab, welche Gefäßbereiche betroffen sind. Im Prinzip können es alle Abschnitte sein, von der großen Körperschlagader (Aorta) bis zur kleinsten Kapillare oder Vene. Natürlich spielt auch eine Rolle, wie ausgeprägt die Veränderungen sind.
Ärzte unterscheiden eine primäre Form der Vaskulitis von einer sekundären Form. Letzterer liegen entweder andere Erkrankungen zugrunde, etwa eine Kollagenose (Bindegewebsrheuma, siehe Kapitel "Fieber bei Kollagenosen, Rheuma"). Oder es sind Medikamente im Spiel.
Bei der primären, eigentlichen Vaskulitis entzünden sich große, mittelgroße oder kleine Gefäße – in der Regel ohne bekannte Ursache.
Bekannteste Vaskulitis überhaupt ist die sogenannte Arteriitis cranialis (beziehungsweise Arteriitis temporalis Horton). Sie ist auch der Prototyp einer Vaskulitis der großen Gefäße. Zur Hälfte geht sie mit sogenannten Riesenzellen einher und wird dann als Riesenzellarteriitis bezeichnet. Zu Komplikationen kann es wegen Durchblutungsstörungen im Herz, Gehirn und in den Armen kommen.
Zudem gibt es ein Krankheitsbild namens Polymyalgia rheumatica. Etwa ein Fünftel der davon Betroffenen hat zusätzlich eine Arteriitis cranialis. Die Polymyalgia rheumatica gilt sozusagen als unvollständige Riesenzellarteriitis. Im Vordergrund stehen Schmerzen im Bereich des Schultergürtels (siehe Abschnitt weiter unten).
Bei beiden Haupt-Krankheitsbildern treten neben den jeweils vorherrschenden Beschwerden auch Allgemeinsymptome wie Fieber, Gewichtsverlust, Nachtschweiß und psychische Veränderungen bis hin zu Depressionen auf. Es erkranken überwiegend Frauen im Alter ab 50 Jahren.
Riesenzellarteriitis / Arteriitis cranialis: Diese Vaskulitis-Form betrifft überwiegend ältere Frauen.
Leitsymptome sind Fieber, Kopfschmerzen im Schläfenbereich, Augenschmerzen und Sehstörungen. Das hängt damit zusammen, dass die Entzündung sich schwerpunktmäßig im Bereich derjenigen Gefäße abspielt, die die Augen versorgen. Es sind Gefäßäste, die von der Schläfenarterie abzweigen. Das Stammgefäß ist die äußere Halsschlagader. Sie zieht zum Kopf, was den Zusammenhang mit der Bezeichnung Arteriitis cranialis erklärt.Zwei Krankheitsbilder mit Fieber kennen Ärzte hier: die Polyarteriitis nodosa und das Kawasaki-Syndrom, das überwiegend Kleinkinder betrifft. Beide führen unter anderem zu Fieber.
Ärzte unterscheiden hier Krankheitsbilder mit und ohne bestimmte Antikörper (ANCA, steht für antineutrophile cytoplasmatische Antikörper). Mit ANCA verläuft zum Beispiel die Granulomatose mit Polyangiitis, früher Wegener-Granulomatose genannt. Daneben gibt es in beiden Gruppen noch weitere Formen. Alle haben ihre besonderen Merkmale. Hier beispielhaft einige Informationen zur Granulomatose mit Polyangiitis (GPA).
Ein Arzneimittelfieber kommt bei etwa drei bis fünf Prozent der Arzneibehandlungen vor. Es gibt verschiedene Auslöser. Sie reichen von Allergien über eine angeborene Überempfindlichkeit bis zu Wirkungen des Arzneistoffs selbst.
So können manche Medikamente zum Beispiel die Temperaturregelung im Gehirn beeinflussen. Andere vermindern die Wärmeabgabe oder steigern die Wärmebildung im Körper. Die Dosis eines Arzneimittels spielt ebenfalls eine Rolle. Das Risiko eines Arzneimittelfiebers steigt zudem mit der Anzahl der eingenommenen Medikamente. Teilweise ist die Entstehung noch unklar.
Ein Fieber als Arzneimittelfieber zu erkennen, ist nicht immer leicht. Der zeitliche Zusammenhang zwischen der Einnahme des verantwortlichen Medikamentes und der Fieberreaktion ist oft nicht klar.
Erfahrungsgemäß beträgt er etwa zehn Tage bis drei Wochen ab Behandlungsbeginn. Manchmal kann eine Reaktion auch erst nach mehreren Wochen auftreten. Mitunter zeigt sich ein Hautausschlag als weiteres Indiz. Drei bis vier Tage nach Absetzen des auslösenden Medikaments klingt das Fieber meist ab.
Es sind unterschiedliche Schweregrade möglich, von leicht erhöhter Temperatur mit nur geringer Beeinträchtigung bis zu hohem Fieber, Schüttelfrost und möglichen Komplikationen, etwa ernsthaften Kreislaufstörungen.
Einige Mittel gegen Epilepsie (Antiepileptika) können Fieber und einen Ausschlag am gesamten Körper auslösen. Selten kommt es zu sehr schweren Verläufen mit Blasenbildung und Schälung der Haut sowie einer Leber- und Nierenschädigung.
Auch die folgenden Arzneimittel beziehungsweise Arzneimittelgruppen sind als mögliche Auslöser von Fieberreaktionen bekannt:
Besondere Formen eines Arzneimittelfiebers treten mitunter bei der Behandlung von Depressionen und neurologsichen Erkrankungen auf. Dabei kann es auch zu Störungen im Zentralnervensystem kommen.
Der Botenstoff Serotonin beeinflusst viele Abläufe im Körper, etwa das Kreislaufsystem und die Darmtätigkeit. Im Gehirn ist er unentbehrlich für die Kommunikation von Nervenzellen (Neurotransmitter).
In dieser Funktion ist Serotonin auch an der Regulation von Schlaf, Appetit und Körpertemperatur beteiligt. Es beeinflusst außerdem die Schmerzwahrnehmung und die Psyche. Schon seit einiger Zeit wird Serotoninmangel sogar mit Depressionen in Verbindung gebracht. Der Titel "Glückshormon" kommt da nicht ganz von ungefähr.
Bestimmte Medikamente können die Verfügbarkeit von Serotonin im Gehirn erhöhen. Dieser Effekt heißt serotoninerg. Zum Beispiel haben die sogenannten Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) eine solche Wirkung. Sie werden zur Behandlung von Depressionen eingesetzt.
Manchmal ist Serotonin unter der Therapie im Übermaß im Gehirn vorhanden. Das kann passieren, wenn
Es gibt verschiedene Schweregrade. Im Prinzip gilt ein Serotoninsyndrom, das sofort gezielt behandelt wird (Notfall, Notruf 112), als beherrschbar. Dennoch: Fälle mit tödlichem Verlauf sind beschrieben worden.
Die erhöhte Serotoninwirkung im Körper kann recht rasch, innerhalb von 24 Stunden auftreten. Ebenso schnell, innerhalb von 24 Stunden nach Absetzen aller Medikamente, die den Serotoninspiegel erhöhen, kann sie wieder abklingen. Die Prognose hängt auch von eventuell noch weiteren eingenommenen Medikamenten und vom allgemeinen Gesundheitszustand des Betroffenen ab.
Symptome, die auf ein Serotonin-Syndrom hinweisen können: Warnzeichen sind Ruhelosigkeit, Verwirrung und große Unruhe, ebenso Übelkeit, Durchfall, schneller Puls, Zittern, Veränderungen des Blutdrucks und starkes Schwitzen. Eine hohe Körpertemperatur (über 40° C), Krämpfe, unregelmäßiger Herzschlag und Bewusstseinsverlust zeigen einen lebensgefährlichen Verlauf an.
Auch folgende Medikamente und Drogen können ein Serotoninsyndrom begünstigen (Beispiele):
Auch Neuroleptika wirken auf die Psyche ein. So zum Beispiel Dopaminantagonisten. Das sind Arzneistoffe, die Dopamin entgegenwirken. Dopamin ist ein Botenstoff im Gehirn (Neurotransmitter), der vorwiegend aktivierend, antriebssteigernd oder erregend wirkt. Dopaminantagonisten wirken dämpfend.
Teilweise haben sie antipsychotische Effekte, sodass sie auch zur Behandlung einer Schizophrenie eingesetzt werden können. Außerdem können sie bei Erkrankungen helfen, die mit unkontrollierten Lautäußerungen und Bewegungen einhergehen (sogenannte Tics, zum Beispiel ein schweres Tourette-Syndrom).
Ein malignes (lebensbedrohliches) neuroleptisches Syndrom kann auftreten, wenn zuviel Dopaminantagonisten-Wirkungen im Körper vorhanden sind. Zum Beispiel kann eine Kombination mit einem Medikament wie Lithium (siehe oben) das begünstigen. Womöglich könnten auch Austrocknung und begleitende neurologische Erkrankungen eine gewisse Rolle zu spielen. Teilweise ist die Entstehung des Syndroms noch unklar.
Symptome: Die Beschwerden entwickeln sich, anders als beim zuvor beschriebenen Serotonin-Syndrom, eher langsam, über mehrere Tage. Veränderungen wie starke Unruhe, Verwirrtheit oder ein Delir sind meist erste Warnzeichen. Die Körpertemperatur steigt auf über 38 °C, manchmal über 40 °C. Dazu kommt meist ausgeprägte Muskelsteife (Notfall!). Schluckstörungen, Atemnot und Bewusstlosigkeit zeigen einen bedrohlichen Verlauf an.
Der Betroffene muss auf einer Intensivstation behandelt werden. Meist dauert es auch wieder einige Tage, bis der akute Zustand nach Absetzen des auslösenden Medikamentes überwunden ist. Aber auch bei dieser Form des Arzneimittelfiebers sind tödliche Verläufe bekannt geworden.
Diese Medikamente und Therapien können ein malignes neuroleptisches Syndrom auslösen (Beispiele):
Bei entsprechendem Verdacht wird der Arzt das mutmaßlich auslösende Medikament in der Regel absetzen, falls vertretbar. Auch sollte, wenn möglich, nicht sofort ein "alternatives" Medikament gegeben werden, um die Übersicht zu behalten.
Nimmt der Patient mehrere Medikamente ein, wird der Arzt sie schrittweise absetzen, beginnend mit dem wahrscheinlichsten Auslöser.
Falls der Betroffene das Medikament dringend weiter benötigt, wird der Arzt den Zusammenhang noch eingehender prüfen. Das Medikament kann gegebenenfalls erneut unter engmaschiger Kontrolle gegeben werden, wenn der Patient nicht sehr stark darauf reagiert hat. Bei einem "Treffer" wird der Patient höchstwahrscheinlich wieder die gleiche Reaktion wie beim ersten Mal zeigen. Dann ist die Diagnose beziehungsweise der Auslöser bestätigt.
Was auf jeden Fall geht, ist aufzupassen. Wenn zum Beispiel in der eigenen Familie Fälle mit unerwünschten Arzneimittelreaktionen bekannt geworden sind, sollte man den behandelnden Arzt darüber informieren. Die Möglichkeit, dass eine Veranlagung besteht, ist theoretisch immer gegegeben.
Wichtig ist auch, ein Arzneimittel so einzunehmen, wie der Arzt es angeordnet hat, und diesen bei mutmaßlichen Nebenwirkungen umgehend zu informieren. Man sollte einen Überblick haben über alle Medikamente, die man einnimmt, und ihre Dosis. Außerdem kann man sich in der Apotheke beraten lassen.
Manche Tumoren erzeugen verschiedene Stoffe, auch "Pyrogene" genannt, die den Sollwert der Körpertemperatur im Wärmeregulationszentrum des Gehirns verstellen (siehe auch Kapitel "Fieber – Was das Symptom bedeutet Überblick"). Dann kommt es zu Fieber. Dieses kann zudem anzeigen, dass der Körper sich gegen den Tumor wehrt.
Am häufigsten verursachen Tumoren des Lymphsystems Fieber, insbesondere sogenannte Hodgkin-Lymphome, Non-Hodgkin-Lymphome und akute Leukämien. Oft wird das Fieber hier von Nachtschweiß, Gewichtsverlust und Schwächegefühl begleitet. Mitunter bringen Ärzte ein unklares Fieber mit Nierenkrebs, Krebs der Bauchspeicheldrüse, Leber, Gallenblase oder auch mit Darmkrebs in Verbindung.
Allerdings lässt ein Fieber sich nicht immer zweifelsfrei der Tumorerkrankung selbst zuordnen, besonders während einer Chemotherapie. Mitunter kommt es als Nebenwirkung beispielsweise zu einem Mangel an weißen Blutkörperchen (Neutropenie).
Die Blutzellen sind für die Abwehr von Krankheitserregern zuständig. Ist die Neutropenie ausgeprägt, entwickelt sich leicht ein "neutropenisches Fieber" (mehr dazu im Kapitel "Fieber bei Infektionen" in diesem Beitrag).
Andererseits kann es auch ein Arzneimittelfieber sein (siehe entsprechendes Kapitel). Daneben gibt es auch noch andere mögliche Ursachen, denen der Arzt nachgehen wird.
Auch weitere mögliche Ursachen – von der Kollagenose bis zur Vaskulitis (darüber informieren die jeweiligen Kapitel), die auch in Verbindung mit einem Tumorleiden auftreten können – sind als Fieberursachen auszuschließen. Dabei stützt sich der Arzt meist auf die Krankengeschichte, die körperlichen Befunde, Laboruntersuchungen und bildgebende Verfahren.
Über sogenannte neuroendokrine Tumoren (NET) lesen Sie mehr im Kapitel "Fieber: Hormone & Co. als Auslöser".
Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose)
Verschiedenste Ursachen, darunter Entzündungen können die Schilddrüse aus dem Lot bringen und in eine Überfunktion treiben. Dabei schüttet die Drüse zu viel Hormone – die zentralen Schilddrüsenhormone Tetrajodthyronin (T4) und Trijodthyronin (T3) – aus.
Das zieht vielfältige Beschwerden nach sich, unter anderem eine Störung der Temperaturregelung, da die Schilddrüsenhormone unter anderem den Energieumsatz steuern.
Energieverbrauch erzeugt Wärme, bei Schilddrüsenüberfunktion ist der Verbrauch erhöht. Die Körpertemperatur kann auf 38 °C ansteigen. Die Betroffenen haben eine warme, feuchte Haut, schwitzen vermehrt, sind sehr empfindlich gegenüber Wärme oder vertragen sie schlecht (Wärmeintoleranz). Weitere Informationen zu Diagnose und Therapie im Ratgeber "Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)".
Entzündungen der Schilddrüse
Akute eitrige Schilddrüsenentzündung, akut-subakute Thyreoiditis de Quervain: Diese Bezeichnungen stehen für zwei völlig unterschiedliche und seltene Entzündungen der Schilddrüse.
Hitzewallungen in der Zeit des hormonellen Umbruchs: Die haben natürlich nichts mit Fieber zu tun, auch wenn die "fliegende Hitze" betroffenen Frauen ganz schön ins Schwitzen bringen kann.
Ursache ist wiederum eine veränderte Temperaturregulation im entsprechenden Zentrum im Gehirn – dieses Mal sind die sinkenden Blutspiegel der weiblichen Geschlechtshormone am Beginn des Klimakteriums schuld, vor allem der Östrogenentzug. Dabei wird der Sollwert der Körpertemperatur kurzfristig verstellt.
Der Körper folgt den Kommandos gezwungenermaßen und gibt zunächst vermehrt Wärme ab. Dazu erweitern sich die Blutgefäße der Haut der Arme, am Brustkorb, Hals und im Gesicht.
Der gesamte Bereich entspricht dem Ausbreitungsgebiet des Sympathikus-Nervensystems, das hier den Ausschlag gibt. Es kommt zu einem sogenannten Flush. Anschließend verengen sich die Gefäße, da der Sollwert wieder steigt, die Betroffenen frieren oder haben leichten Schüttelfrost.
Symptome: Typisch sind eine minutenlang, selten bis zu einer Stunde anhaltende anfallsartige Rötung der Haut im Bereich der oberen Körperhälfte. Die Wallungen werden als eine am Kopf oder Hals beginnende Woge der Wärme empfunden.
Es folgen heftige Schweißausbrüche, die entweder nur an einzelnen Stellen (Achselhöhlen) oder großflächig auftreten können. Die Anfälle geschehen zu jeder beliebigen Tages- und Nachtzeit. In der Nacht stören sie den Schlaf meist empfindlich.
Möglich sind im Zuge der Wallungen auch Schwindelgefühle und ein beschleunigter Herzschlag. Nach dem Flush setzt, wie schon erwähnt, ein vermehrtes Kältegefühl ein. Es kann zu Beginn der Wechseljahre manchmal auch ohne Hitzewallungen auftreten.
! Achtung: Auch Stress, Kaffee und Alkohol können das Blut in Wallung bringen. Im Anschluss die besten Tipps, wie Sie Wechseljahrbeschwerden in den Griff bekommen.
Hitzewallungen (Flush), also die plötzliche Erweiterung von Blutgefäßen der Haut im Bereich der oberen Körperhälfte, verbunden mit dem Gefühl der Hitzeüberflutung, Herzrasen und starkem Schwitzen und Rötung der Haut – gibt es das etwa auch außerhalb der Wechseljahre und / oder auch bei Männern?
Durchaus. Zuvor war ja schon vom Phäochromozytom, das gewisse Ähnlichkeiten aufweist, die Rede. Ein weiterer, seltener Ursprung von Flush-Symptomen sind bestimmte Geschwulsterkrankungen im Verdauungstrakt oder in den Bronchien, sogenannte neuroendokrine Tumoren.
Früher hießen sie Karzinoide, was für tumorähnliche Geschwülste steht. Der Begriff neuroendokrin verweist darauf, dass diese Tumoren sich biologisch von Nervengewebe ableiten lassen und zusätzlich Hormone bilden können. Da Nervengewebe praktisch überall im Körper vorkommt, treten sie an vielen Stellen auf.
Bilden sie Hormone, kann das zu unterschiedlichen, aber typischen Beschwerden führen, darunter die oben genannten Flush-Erscheinungen. Dazu kommt es vor allem in einem fortgeschrittenen Stadium, wenn der Abbau des verantwortlichen Hormons, hier vor allem Serotonin, in der Leber gestört ist. Zu weiteren möglichen Symptomen gehören unter anderem Asthmaanfälle, Durchfälle, Gewichtsverlust, schwere Hautveränderungen.
Zur Diagnostik dienen neben Laboranalysen (Serotonin im Blut, 5-Hydroxyindolessigsäure, ein Abbauprodukt von Serotonin im Urin) und bildgebenden Verfahren vor allem spezielle szintigrafische Techniken, darunter eine Somatostatin-Rezeptor-Szintigrafie (sogenannter Octreotid-Scan).
Zur Behandlung gehören unter anderem operative Verfahren. Außerdem werden bestimmte Medikamente eingesetzt, darunter Somatostatinanaloga. Somatostatine sind körpereigene "Gegenhormone", die im Regelsystem der Hormone eine wichtige Rolle spielen. Sie hemmen zum Beispiel die Ausschüttung verschiedener Verdauungsenzyme. Somatostatinanaloga sind künstliche Somatostatin-Kopien, die arzneilich wirken.
Um Fieber bei anderen Tumoren geht es im Kapitel "Fieber bei Tumoren"in diesem Ratgeber.
Psychisches "Fieber" – und zwar nicht der Partyrausch, sondern ein krankhafter Zustand – das gibt es tatsächlich. Meistens leiden die Betroffenen noch unter weiteren Störungen des Befindens. Sie fühlen sich vor allem ständig müde und erschöpft.
Das verwundert im Zusammenhang mit einer erhöhten Körpertemperatur eigentlich auch nicht. Aber: Dieses "Fieber" reagiert weder auf fiebersenkende Mittel noch auf behutsame Kühlung, etwa durch Wadenwickel.
Dahinter können psychische Belastungen stehen, die nicht adäquat verarbeitet werden. Manchmal zeichnet sich schon in der Kindheit eine entsprechende Reaktionsbereitschaft auf seelischen Ballast ab. Bei Erwachsenen stellen sich häufiger Konflikte in der Partnerschaft oder am Arbeitsplatz heraus.
Es ist wichtig, dass der Arzt einerseits körperliche Ursachen der erhöhten Temperaturen und Begleitbeschwerden sorgfältig ausschließt. Dazu gehört zum Beispiel auch, einen Anstieg weißer Blutkörperchen im Blutbild richtig einzuordnen. Dazu kann es nämlich auch bei starkem emotionalem Stress kommen, wobei weitere Auffälligkeiten im Blut allerdings fehlen.
Zugleich muss er die Möglichkeit haben, intensiver auf die persönliche Lebenssituation des Patienten eingehen zu können. Das hängt natürlich davon ab, inwieweit der Patient sich hier zugänglich zeigt. Nur so ist es möglich, einen psychischen Hintergrund nicht zu übersehen und adäquate Therapievorschläge zu machen. Dabei kann auch ein Psychotherapeut oder psychiatrisch geschulter Arzt helfen, falls der Betroffene damit einverstanden ist.
Ältere Bezeichnungen für diese Fieberart sind "habituelles (vegetatives) Fieber" oder "Status subfebrilis bei vegetativer Dystonie". Teilweise sind auch Verbindungen zwischen einem zierlichen Körperbau (asthenisch) und Neigung zu vegetativem Fieber angenommen worden. Heutzutage wird es eher dem Problemkreis "chronische Körperbeschwerden ohne Organbefund und ohne andere psychische Störungen", kurz: den somatoformen Störungen zugerechnet.
Die im Zuge der damit verbundenen Krankheitsängstlichkeit empfundenen Beschwerden umfassen neben Fieber auch Hitzewallungen, Herzklopfen, Bauchschmerzen und vieles mehr. Sie werden nicht etwa absichtlich "erzeugt". Vielmehr sind es Leidensinhalte, die die Betroffenen fest im Klammergriff haben und ihren Alltag erheblich beeinträchtigen können.
Bei der psychologischen Aufarbeitung und Therapie kommt es darauf an, nicht nur mögliche psychische Ursachen zu identifizieren. Auch das persönliche Krankheitsverhalten sowie die Erwartungen an den Arzt und das soziale Umfeld sind Themen. Hier liegen auch Ansatzpunkte für Lösungen.
Fachliteratur zu diesem Ratgeber
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