Hart oder weich, für einen Tag oder für länger, mit Sehschärfe oder mit neuer Augenfarbe: Bei Kontaktlinsen gibt es zahlreiche Unterschiede. Und während sich einige die Linsen nur an Halloween auf die Augen pappen, um andere zu erschrecken, tragen 3,5 Millionen Menschen in Deutschland laut Allensbach-Umfrage täglich Kontaktlinsen - im Job, beim Sport, auf Reisen und im Bett. Das ist nicht ganz ungefährlich.

Was in diesen typischen Alltagssituationen zu bedenken ist und wie man am besten mit den Linsen umgeht, erklären drei Augen-Experten.

Im Büro

Eine Deadline im Nacken und keine Zeit, mal den Rechner auszuschalten und an die frische Luft zu gehen: Nach einigen Stunden Computerarbeit sind die Augen von Kontaktlinsenträgern besonders oft trocken und gerötet.

Das liegt zum einen daran, dass die Linsen ihrer Umgebung Wasser entziehen. "Ein weiterer Grund ist, dass viele die Augen beim Blinzeln nicht richtigtig schließen", erklärt Professor Berthold Seitz, Direktor der Klinik für Augenheilkunde und Hochschulambulanz am Universitätsklinikum des Saarlandes.

Das führe dazu, dass die Linsen nicht ausreichend unterspült werden. Stoffwechselprodukte können dann nicht richtig abtransportiert werden.

Gegen das problem der Trockenheit helfen Tränenersatzmittel, die regelmäßig ins AUge getröpftelt werden. Der richtige Lidschlag lässt sich trainieren: "Ein paar Mal am Tag die Augen schließen und bis zehn zählen kann schon helfen", sagt Seitz.

Hart schlägt weich

Bei sogenannten harten - also formstabilen - Linsen ist die Sauerstoffversorgung des Auges besser als bei weichen Kontaktlinsen. Zudem sind sie im Vergleich deutlich kleiner, bewegen sich auf dem Auge und sind gleichzeitig weniger porös.

Berthold Seitz: "Dadurch ist das Infektionsrisiko bei harten Kontaktlinsen zehnmal geringer als bei weichen."

Tipps zum Umgang mit Kontaktlinsen

Unterwegs

Sauberkeit hat höchste Priorität, wenn man mit Kontaktlinsen hantiert. Doch was, wenn kein Waschbecken da ist?

"Normalerweise genügt es, die Hände mit Wasser zu waschen. Gibt es keine Möglichkeit dazu, ist ein Desinfektionsmittel eine gute Alternative", sagt Augenoptikermeisterin Ulrike Klühspies, zuständig für die Kontaktlinsenanpassung an der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum des Saarlandes.

Frische Kontaktlinsenflüssigkeit und ein Aufberwahrungsdöschen gehören aber auf jeden Fall in den Rucksack, andernfalls drohen nicht nur bakterielle Infektionen, sondern auch Pilzerkrankungen.

Besonders schwer sind die Folgen einer Hornhautinfektion, die durch Akanthamöben ausgelöst wird: Sie kann zu einem vollständigen Verlust der Sehkraft führen. "Akanthamöben leben im Leitungswasser und können über Mikroverletzungen ins Auge gelangen, wenn Kontaktlinsen mit Leitungswasser gereingt wurden", warnt die Expertin.

Absoluter Notfallplan

"Hat man gar keine Möglichkeit, die Linsen hygienisch aus dem Auge zu entfernen, kann man eine Linse auch im Auge belassen." Dafür sollte sie allerdings unter das Oberlid geschoben werden, um auf der Hornhaut keinen Schaden anzurichten.

"Das gilt aber wirklich nur für den Notfall, weil sich trotzdem Keime sammeln und Beläge nicht entfernt werden können." Befürchtungen, dass die Linse hinter das AUge rutscht, müsse man nicht haben: "Das Lid ist mit dem Augapfel verwachsen. Dadurch entsteht eien Tasche, in die die Linse rutschen kann, aber nicht weiter."

Nach der Party

Einige Hersteller werden damit, dass ihre weichen Kontaktlinsen auch über Nacht getragen werden dürfen. Ein Freifahrtschein, um nach der Party betrunken ins Bett zu fallen und die Linse bis zum nächsten Tag im Auge zu lassen?

"Das Auge geht nicht gleich kaputt, wenn man mal mit Linsen einschläft", sagt Klühspies. "Aber wenn es irgendwie möglich ist, würde ich sie trotzdem immer entfernen." Denn: Bei geschlossenen Augen ist die Sauerstoffversorgung schlechter, eine Linse unter dem Lid verstärkt den Effekt. Die Hornhaut quillt auf, dadurch ist der Blick morgens getrübt. "Das geht vorbei, trotzdem sollte man es auf gar keinen Fall jede Nacht machen.

So oder so: Günstige Varianten aus dem Internet oder der Drogerie dürfen maximal acht Stunden am Stück getragen werden. Harte Linsen können schon mal bis zu 18 Stunden im Auge belassen werden.

Beim Sport

Viele menschen tragen beim Sport Kontaktlinsen, weil eine Brille unangenehm ist. Dabei kommt es auf die richtige Variante an: Bei sehr intensivem Training braucht auch die Hornhaut der Augen mehr Sauerstoff. Experten empfehlen harte Linsen mit einer hohen Sauerstoffdurchlässigkeit.

Anders bei Sportarten mit heftigen Bewegungen: Wenn die Gefahr groß ist, dass die Linse aus dem Auge fällt, eigene sich für diesen begrenzten Zeitraum weiche Kontaktlinsen mit größerem Durchmesser besser.

Und beim Schwimmen, wenn die Brille beschlägt und nass wird? "Gerade beim Schwimmen sollte man auf Kontaktlinsen verzichten", sagt Oliver Hoppe, Facharzt für Augenheilkunde und Sprecher des Ressorts Kontaktlinsen im Berufsverband der Augenärzte Deutschlands. "Denn auch dann droht eine Infektion oder ein Verlust der Linsen."