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Es ist mir etwas peinlich. Aber dürfte ich Sie um Ihre Unterstützung bitten?

Gerne. Wie kann ich helfen?

Ich habe meine Brille zu Hause liegen lassen. Jetzt kann ich nicht mal die vorbereiteten Interviewfragen lesen. Ich kann mich noch immer nicht daran gewöhnen, dass ich jetzt zu den Brillenschlangen gehöre.

Brillenschlange? Also, das kränkt mich jetzt ein wenig. Genauso, wie wenn man uns „Nasenfahrrad“ oder „Gesichtsbrezel“ nennt. Sie sollten dankbar sein, dass es uns gibt.

Entschuldigen Sie, das bin ich ja. Ohne Sie könnte ich nicht mal mehr ein Buch lesen. Denken Sie, ich bin selbst schuld, weil ich als Journalistin zu viel gelesen habe?

Nur wenn Sie kurzsichtig wären. Forschungen zeigen, dass Kinder, die zu wenig draußen spielen und stattdessen ständig auf Bildschirme oder in Bücher gucken, in der Tat eher kurzsichtig werden. Das merkte man auch beim Corona-Lockdown. Mehr Kinder brauchen jetzt eine Brille als davor, ­allerdings keine Lesebrille. In Ihrem Fall handelt es sich aber wohl eher um Altersweitsichtigkeit.

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Jetzt bin ich aber ein wenig gekränkt.

Das bedeutet nicht, dass Sie alt aussehen. Altersweitsichtig kann man schon ab etwa 40 werden. Damit Sie scharf sehen, muss sich Ihr Auge auf verschiedene Entfernungen scharf stellen können. Mit den Jahren klappt das in der Nähe nicht mehr so gut. Das passiert bei fast jedem irgendwann. Man hält sich ein Buch vor die Nase – und die Buchstaben sehen verschwommen aus. Dann komme ich zum Einsatz: die Lesebrille.

Ohne Sie könnte ich später nicht mal dieses Interview abtippen.

Sehen Sie: Brillenschlange zu sein ist gar nicht so schlecht. Doch auch bevor man uns erfunden hat, wussten die Menschen sich zu helfen. Sie nutzten durchsichtige Steine und schliffen diese so, dass sie die Schrift ver­größerten, wenn man sie darüberhielt. Daher kommt auch mein Name. Brille stammt vom Halbedelstein Beryll, den man dazu benutzt hat.

Ein Lesestein? Den würde ich bestimmt noch leichter irgendwo liegen lassen als meine Brille. Wem habe ich denn Ihre Erfindung zu verdanken?

Das weiß man leider nicht genau. Bekannt ist, dass meine Ahnen Ende des 13. Jahrhunderts in Italien entwickelt wurden. Das Prinzip ist eigentlich nicht schwierig: Man muss Glas zu Linsen schleifen, also Scheiben mit krummer Oberfläche. Diese brechen das Licht und können so kleine Dinge größer erscheinen lassen – oder umgekehrt. Meine Ahnen hatten allerdings noch keine Bügel wie ich. Sie wurden auf die Nase gesteckt.

Wenn ich meine Brille nur nicht immer vergessen würde. Haben Sie einen Tipp?

Ich würde zu einem Klassiker raten: einem Brillenband. So haben Sie mich quasi immer am Hals (lacht). Auch habe ich spezialisierte Kollegen, deren Bügel am Hals hängen bleiben, wenn man sie absetzt. Und es gibt faltbare Brillen fürs Handgelenk. Könnte auch bei ­Ihnen chic aussehen!

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Quellen:

  • DOG Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft: Spielen im Freien schützt vor Kurzsichtigkeit, Schon 40 Minuten täglich können helfen. https://www.dog.org/... (Abgerufen am 10.06.2022)
  • Imram Jawaid, Jan D. Wacogne, Joseph Abbott: Kurzsichtigkeit während der Corona-Pandemie gestiegen, Untersuchung bei Kindern während der Zeit des Homeschoolings. BMJ: https://ep.bmj.com/... (Abgerufen am 10.06.2022)