Wadenkrämpfe: Wie es dazu kommt und was hilft
Wie äußern sich Wadenkrämpfe?
Ein Wadenkrampf kommt meist ohne Vorwarnung – in der Gymnastikstunde, beim Joggen, beim Schwimmen oder abends im Bett: Der Muskel zieht sich dann äußerst schmerzhaft zusammen und verhärtet sich. Diese Verhärtung lässt sich mit den Händen ertasten.
Mitunter passiert es, dass sich der Fuß und die Zehen des betroffenen Beines nach unten krümmen. Medizinerinnen und Mediziner bezeichnen das als Plantarflexion.
Am häufigsten treten Muskelkrämpfe nachts auf. Während junge Erwachsene gelegentlich mit diesem Problem kämpfen, haben ältere Menschen häufiger damit zu tun.
Typischerweise dauert ein Krampf in der Wade einige Sekunden bis mehrere Minuten. Kräftiges Dehnen sorgt dafür, dass der Krampf nachlässt. Die Schmerzen können danach noch für einige Stunden anhalten.
Was fehlt dem Körper bei Wadenkrämpfen?
Ohne eine ärztliche Untersuchung lässt sich nicht sagen, ob dem Körper etwas fehlt und was genau. Denn Wadenkrämpfe können sehr verschiedene Ursachen haben. Ein Mangel an Mineralstoffen ist nur ein möglicher Grund.
Mineralstoffe wie Natrium, Kalium, Kalzium und Magnesium spielen für die Muskelaktivitäten eine entscheidende Rolle. Sie sind zum großen Teil im Körperwasser als Elektrolyte gelöst, das heißt, als elektrisch geladene Teilchen.
In dieser Form sind sie daran beteiligt, die Nervensignale an die Muskelzellen weiterzuleiten. Zudem sind Elektrolyte wichtig, damit sich die Muskeln anspannen oder entspannen können.
Hat der Körper zum Beispiel zu wenig Magnesium, können sich die Muskeln nicht wie gewohnt entspannen und neigen dazu zu verkrampfen.
Ob es dem Körper an einem wichtigen Mineralstoff mangelt, stellt der Arzt oder die Ärztin durch eine Blutuntersuchung fest.
Warum bekommt man Wadenkrämpfe?
Wadenkrämpfe sind im Alltag weit verbreitet. Nicht immer lässt sich für solche „gewöhnlichen“ Krämpfe eine Ursache finden. Ärztinnen und Ärzte sprechen dann auch von idiopathischen Wadenkrämpfen.
Treten Wadenkrämpfe nur selten auf und legen sich gleich wieder – zum Beispiel nach Dehnübungen – gibt es meist keinen Grund, sich Sorgen zu machen.
Verkrampfen die Muskeln hingegen immer wieder, eventuell auch in anderen Körperpartien wie dem oberen Rücken oder dem Bauch, kann eine ernsthafte Erkrankung dahinterstecken. Dann ist es wichtig, die Ursache ärztlich abklären zu lassen.
Weitere Begleitsymptome, die häufig auf eine Erkrankung als Ursache für Krämpfe hindeuten, sind zum Beispiel:
- Muskelschmerzen ohne Krämpfe und Muskelschwäche
- Schwellungen in den Beinen
- Probleme beim Gehen in den Zeiten zwischen den Krämpfen, Empfindungsstörungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle
Was sind typische Auslöser für Wadenkrämpfe?
Wadenkrämpfe entstehen oft, wenn man die Muskeln:
- entweder zu stark fordert: zum Beispiel beim Sport, wenn man sich zu viel zumutet oder die Muskeln einseitig belastet
- oder zu wenig fordert: etwa durch lange Trainingspausen, viel Schreibtischarbeit oder unbequemes Sitzen vor dem Fernseher
Zu den typischen Risikofaktoren und Auslösern gehören unter anderem:
- Flüssigkeitsmangel
- Unterversorgung mit Mineralen wie Magnesium, Kalzium und Natrium, etwa bei vermehrtem Schwitzen, starkem Durchfall oder Erbrechen
- Schwangerschaft
- Stoffwechsel-Erkrankungen wie Diabetes oder eine Unterfunktion der Schilddrüse
- chronische Nierenerkrankungen, insbesondere bei Dialyse
- neurologische Erkrankungen, zum Beispiel die Parkinson-Krankheit, die Amyothrophe Lateralsklerose oder eine Polyneuropathie
- bestimmte Muskelerkrankungen
- Leberzirrhose
- Einnahme von Medikamenten: zum Beispiel bestimmte Medikamente gegen Asthma, Blutdrucksenker, entwässernde Medikamente (Diuretika), Blutfettsenker vom Typ der Statine
- erhöhter Alkoholkonsum
Welche Auslöser gibt es noch?
Weitere Faktoren, die bei Wadenkrämpfen eine Rolle spielen können, sind zum Beispiel:
- Fehlbelastungen bestimmter Muskeln durch Gelenkprobleme oder einseitige Körperhaltungen
- Fußfehlstellungen wie Senk- oder Spreizfüße
- ungünstige Schlafposition: zum Beispiel mit überstrecktem Fuß schlafen, weil die Bettdecke am Fußende fest eingeschlagen ist oder unbequem liegen, weil die Matratze nicht passt
- schlechtsitzende Schuhe tragen
- Schwimmen in kaltem Wasser
- Lebensalter: Mit zunehmendem Alter verkürzen sich die Muskeln und der Körper baut Muskelmasse ab, wenn man sich nicht regelmäßig bewegt. Viele ältere Menschen trinken außerdem zu wenig oder ernähren sich einseitig.
- familiäre Veranlagung: Sehr selten neigen Menschen erblich bedingt zu Wadenkrämpfen.
Was hilft gegen Wadenkrämpfe?
Stretching hilft gegen Wadenkrämpfe. Um eine Wirkung zu erzielen, ist es wichtig, die Unterschenkelmuskulatur zu dehnen.
Haben die Beschwerden eine krankhafte Ursache, muss die jeweilige Erkrankung behandelt werden.
Was hilft sofort gegen Wadenkrampf?
Menschen, die einen Krampf bekommen, reagieren instinktiv meist genau richtig:
- Sie dehnen die Wadenmuskulatur, ziehen die Fußspitze in Richtung Körper und treten mit der Ferse nach vorne. Hier kann auch eine andere Person unterstützen.
- Oder sie stellen das betroffene Bein durchgestreckt nach hinten, drücken dabei die Ferse fest auf den Boden und stützen sich mit den Armen an einer Wand ab.
Wer sein Bein auf die eine oder andere Art dehnt, löst damit häufig den Krampf und die Schmerzen vergehen.
Bei „gewöhnlichen“, nicht krankhaften Wadenkrämpfen, genügt es in der Regel, die Muskeln zu dehnen. Je nachdem, ob ein Krampf beim Sport oder in der Nacht auftritt, helfen bestimmte Dehnübungen (Stretching), die Beschwerden zu lindern und erneute Wadenkrämpfe zu vermeiden.
Ist es sinnvoll, Magnesium zu nehmen?
Dass Magnesium-Präparate gegen Muskelkrämpfe helfen, ist bisher nicht ausreichend wissenschaftlich belegt.
Vermutlich helfen sie nur, wenn ein Magnesiummangel vorliegt. Wer sich ausgewogen ernährt, beugt einem solchen Mangel in der Regel vor.
Ob die Einnahme von Magnesium hilfreich ist, bespricht man am besten mit seiner Ärztin oder seinem Arzt.
Gibt es weitere Medikamente?
Bei häufigen sehr schmerzhaften nächtlichen Wadenkrämpfen kann eventuell eine zeitlich begrenzte und ärztlich kontrollierte Einnahme von Chinin-Präparaten infrage kommen. Voraussetzung dafür ist, dass sich die Beschwerden durch andere Maßnahmen wie Physiotherapie nicht verbessert haben.
Die Ärztin oder der Arzt muss außerdem mögliche Erkrankungen und eine bestehende Schwangerschaft ausschließen. Denn wer schwanger ist oder stillt oder zum Beispiel bestimmte Herzrhythmusstörungen hat, darf keine Chinin-Präparate einnehmen.
Bringt es was, Gurkenwasser zu trinken?
Es gibt einzelne Studien, die einen Effekt von Gurkenwasser bei Wadenkrämpfen bei Menschen mit Leberzirrhose zeigen. Forscherinnen und Forscher vermuten, dass sich das Trinken der salzigen und essighaltigen Flüssigkeit positiv auf die Nerven auswirkt und dazu führt, dass sich die Muskeln entkrampfen. Einen wissenschaftlich gesicherten Beleg dafür gibt es bisher aber nicht.
Wie lassen sich Wadenkrämpfe vermeiden?
Wer regelmäßig die Wadenmuskulatur dehnt und sich gesund ernährt, tut bereits einiges gegen Muskelkrämpfe.
Genauso wichtig ist es, ausreichend zu trinken. Am besten eignen sich stilles Wasser oder Saftschorlen mit etwa einem Drittel Saftanteil. Nicht ideal sind Getränke, die Alkohol, viel Zucker und Kohlensäure enthalten.
Beobachten Sie auch, ob Sie viel schwitzen, und kontrollieren Sie Ihre Trinkgewohnheiten. Die Flüssigkeit und damit die Mineralstoffe, die Sie während Ihrer Aktivitäten verlieren, gilt es auszugleichen.
Weitere Alltags-Tipps, um Wadenkrämpfen vorzubeugen
- Tragen Sie bequeme Schuhe, die Ihren Füßen guten Halt geben und nicht drücken.
- Bewegen Sie sich regelmäßig. Gezieltes Stretching mehrmals in der Woche, hält die Muskeln fit und beugt Verkürzungen vor.
- Vermeiden Sie abrupte Wechsel von Warm zu Kalt. Vor allem im Sommer ist es nicht ratsam, sich überhitzt ins kalte Wasser zu stürzen.
- Setzen Sie magnesiumreiche Lebensmittel auf den täglichen Speiseplan. Reich an Magnesium sind grünes Blattgemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Nüsse und Samen sowie Fisch und Meeresfrüchte. Geringere Mengen an Magnesium stecken in Bananen, Kartoffeln, Milch- und Milchprodukten und in Fleisch.
Wie vermeidet man Wadenkrämpfe beim Sport?
Treibt man viel Sport und wird vermehrt von Krämpfen in den Waden gebremst, empfiehlt es sich, das Trainingsverhalten unter die Lupe zu nehmen.
Es kann dann sinnvoll sein:
- einen Gang runterzuschalten und Pausen einzulegen
- die Trainingsintensität nur langsam zu steigern
- Ausgleichsübungen einzubauen
- die Waden gezielt zu dehnen
- die Trink- und Essgewohnheiten anzupassen: Neben einer ausgewogenen Ernährung ist es wichtig, genügend zu trinken – vor allem, wenn man Durst verspürt.
Vorsicht ist zudem geboten, wenn man in kaltem Wasser schwimmt. Wadenkrämpfe können dann gefährlich werden. Es empfiehlt sich daher, den Körper vorher sanft abzukühlen, zum Beispiel mit einer Dusche oder im seichten Wasser.
Was tun, wenn man lange nicht sportlich aktiv war?
Wenn Sie längere Zeit körperlich nicht aktiv waren, beginnen Sie langsam, Ihre Muskelkraft wiederaufzubauen. Lassen Sie sich vorab von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt beraten, um mögliche gesundheitliche Risiken auszuschließen.
Menschen ab 35 haben alle drei Jahre Anspruch auf einen Gesundheitsuntersuchung bei der Hausärztin oder dem Hausarzt. Menschen ab 18 Jahren können das Angebot einmalig nutzen. Die Kosten dafür übernehmen die Krankenkassen. Sportmedizinische Untersuchungen muss man hingegen meist selbst zahlen.
Wadenkrämpfe: Wann ist ärztlicher Rat gefragt?
Wadenkrämpfe sind meist harmlos und man kann selbst schnell Abhilfe schaffen.
Manchmal stecken jedoch ersthafte Ursachen hinter den Krämpfen, die nur ein Arzt oder eine Ärztin feststellen kann.
Holen Sie sich ärztlichen Rat, wenn:
- Sie häufig Muskelkrämpfe im Bein haben
- Sie feststellen, dass die Krämpfe sich nicht lösen, wenn Sie die Wadenmuskulatur dehnen und andere Tipps zur Selbsthilfe anwenden
- die Krämpfe sehr schmerzhaft sind und oft minutenlang anhalten
- Sie wegen der Krämpfe nicht gut schlafen können und am Tage müde und unkonzentriert sind
- die Krämpfe immer wieder bei bestimmten Bewegungen einsetzen
Sie sollten zudem mit einem Arzt oder einer Ärztin sprechen, wenn Symptome und Auffälligkeiten dazukommen wie:
- Schwellungen an Bein oder Fuß
- Rückenschmerzen, Nachtschweiß
- Muskelkrämpfe in anderen Körperteilen
- ein Schwächegefühl in den Muskeln
- Gang- oder Bewegungsunsicherheiten
- Müdigkeit und Abgeschlagenheit
- Hautveränderungen und Fieber
Die Ärztin oder der Arzt sollte Muskelkrämpfe zudem immer abklären, wenn Sie schon Vorerkrankungen haben, wie:
- einen zu hohen Blutdruck
- Diabetes
- eine Nierenkrankheit
An welchen Arzt oder welche Ärztin kann ich mich wenden?
Erste Anlaufstelle bei häufigen Wadenkrämpfen ist die hausärztliche Praxis.
Je nach Befund wird die Ärztin oder der Arzt Sie selbst behandeln oder in eine fachärztliche Praxis überweisen. Das können zum Beispiel Spezialistinnen und Spezialisten für Nervenerkrankungen (Neurologie), Innere Medizin oder für Erkrankungen der Bewegungsorgane (Orthopädie) sein.
Gegebenenfalls kommt eine Überweisung an eine Fachärztin oder einen Facharzt für Humangenetik infrage, etwa beim Verdacht auf eine erbliche Muskelerkrankung.
Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.
Quellen:
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