Diabetes Ratgeber

Die schiere Menge verblüfft erst mal. 162 Liter Kaffee werden hierzulan­de pro Kopf und Jahr konsumiert. Damit belegt das Lieblingsgetränk der Bundesbürger Platz eins in der Statistik, noch vor Mineralwasser, Erfrischungsgetränken und Bier. Auf den täglichen Verbrauch umgerechnet, ergeben 162 Liter allerdings gerade mal drei Tassen — für Gewohnheitskaffeetrinker völlig normal. Meist haben sie sich dieses Quantum schon am Vormittag einverleibt: zum Frühstück oder um morgens überhaupt richtig wach zu werden.

Nützlich statt schädlich

Gut so. Denn damit tun sie ganz nebenbei etwas für ihre Gesundheit. Noch vor 15 Jahren hieß es: Kaffee treibt den Blutdruck hoch und ist schlecht fürs Herz. Dieses Urteil hat die Wissenschaft inzwischen gründlich revidiert. Zahlreiche Studien haben die Wirkung des Bohnentrunks auch über längere Zeit untersucht und sind zu einem anderen Ergebnis gekommen.

Der erhöhte Blutdruck ist nämlich nur ein Kurzzeiteffekt und verschwindet oft bei regelmäßigem Kaffeegenuss. "Bei Kaffeefans hat man im Vergleich zu Menschen, die keinen oder nur wenig Kaffee trinken, ein geringeres Risiko für eine ganze Reihe chronischer Erkrankungen festgestellt", sagt Professor Dr. ­Matthias Schulze vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke. "Dazu gehören neben Herz-Kreislauf-Krankheiten auch verschiedene Krebserkrankungen, Parkinson, Alzheimer und Typ-2-Diabetes."

Allerdings handelt es sich um Beobachtungsstudien, räumt Schulze ein. Ob der Kaffee die Ursache war, dass die Teilnehmer seltener erkrankten, oder ob noch andere Faktoren eine Rolle spielten, lässt sich daher nicht sicher sagen. Was aber für den Kaffee spricht: "In den meisten Studien hatten Kaffeetrinker ein eher ungünstiges Risikoprofil und rauchten etwa", sagt Schulze. "Trotzdem blieb die günstige Wirkung des Kaffees."

Genaue Wirkweise ist unklar

Warum der Muntermacher uns vor bestimmten Krankheiten bewahrt und was er im Körper in Gang setzt, lässt sich aus den Studien nicht ableiten. Forscher vermuten aber, dass Kaffee möglicherweise die Insulinempfindlichkeit verbessert und damit den Blutzuckerspiegel senkt. Was ja nicht nur das Risiko für Typ-2-­Diabetes verringern könnte, sondern auch bei bereits bestehendem Diabetes günstig wäre. Das ist jedoch nicht bewiesen.

Man weiß auch nicht genau, welche Substanzen den Kaffee so gesund machen. Am Koffein allein kann es nicht liegen: Entkoffeiniert hat er einen ähnlichen Effekt. Die "Wohltäter" sind wahrscheinlich verschiedene Pflanzenstoffe im Kaffee. Ziemlich klar lässt sich dagegen angeben, wie viel Kaffee es für den gesundheitsfördernden Effekt braucht. Drei bis vier Tassen am Tag sind den Studien zufolge optimal. Zugrunde gelegt ist die gängige Tassengröße, in die etwa 150 Milli­liter passen. "Das Diabetes­risiko sinkt aber auch noch bei sechs Tassen", sagt Experte Schulze.

Filterkaffee oder lieber Espresso?

Wie sich die Art der Zubereitung — Filterkaffee, löslicher Kaffee oder Espresso — auswirkt, ist noch nicht genau untersucht. Ungefilterter Kaffee lässt zwar den Wert des gesundheitsschädlichen ­LDL-Cholesterins leicht ansteigen — aufgrund bestimmter Inhaltsstoffe, die sonst der Filter zurückhält. Auf das Risiko für Dia­betes scheint er aber laut mancher Studien eine ähnliche Wirkung zu haben.

Maß halten beim Kaffee sollten allerdings Schwangere: Viel Koffein kann das Wachstum des Ungeborenen beeinträchtigen.

Kalorien im Blick behalten

Was aber, wenn man seinen Kaffee am liebsten mit Milch trinkt? Oder gern in Form von Cappuccino und Latte macchiato zu sich nimmt? Ist er dann immer noch so gesund? Das haben die Forscher bis jetzt leider nur ungenügend untersucht, sagt Matthias Schulze. Und was sich ändert, wenn Zucker in die Tasse kommt, auch nicht. Viel Milch und Zucker liefern aber extra Kalorien. Für Dia­betiker, die ihr Gewicht im Blick behalten müssen, ein wichtiger Aspekt.

Fazit: Wer bisher keinen Kaffee getrunken hat, muss nicht allein wegen der Gesundheit damit anfangen. Aber wer ihn sowieso liebt, darf ihn mit bestem Gewissen weiter genießen!