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Während manch 60-Jährigem bereits nach wenigen Schritten die Puste ausgeht, stehen andere selbst mit 80 Jahren noch jede Woche quietschfidel auf dem Tennisplatz. Wie fit und gesund der Körper ist, darüber sagt das tatsächliche Alter also eher wenig aus. Entscheidend sind eher Krankheiten, persönliche Fitness und körperliche Alterungs- und Verschleißerscheinungen. Manche sprechen daher vom biologischen Alter im Gegensatz zum kalendarischen. Da sollen solche Aspekte mit einbezogen sein. Bezogen auf das Herz kam in den letzten Jahren der Begriff des Herzalters auf. Denn auch an diesem Organ gehen die Jahre sowie andere Einflüsse nicht spurlos vorüber.

Wie sich die Alterungsprozesse am Herzen äußern, variiert. „Wir finden Abnutzungen an verschiedenen Punkten – zum Beispiel an den Herzklappen oder den Herzkranzgefäßen“, erklärt Dr. Norbert Smetak, Vorsitzender des Bundesverbands Niedergelassener Kardiologen. Aber auch der Herzmuskel kann altern: Mehr Bindegewebe lagert sich im Muskel ein, das Herz wird dadurch unelastischer und kann sich schwerer mit Blut füllen.

Was beeinflusst Alterungsprozesse am Herzen?

Wie lange das Herz gesund und fit bleibt, hängt neben genetischen Faktoren vor allem vom Lebensstil ab. Bestimmte Risikofaktoren fördern die Entstehung von Schäden. Rauchen, Diabetes und hohes Cholesterin begünstigen etwa Fett- und Kalk-Ablagerungen in den Gefäßen, die das Herz mit Blut versorgen, – und erhöhen so das Risiko für einen Herzinfarkt.

Bluthochdruck wiederum setze vor allem dem Herzmuskel zu, erklärt Professor Heribert Schunkert, Direktor des Deutschen Herzzentrums in München. Der Herzmuskel werde dicker und steifer – und könne sich dadurch schwerer mit Blut füllen. Besonders belastet wird dieser auch bei Übergewicht: Um die größere Körpermasse mit Blut und Sauerstoff zu versorgen, muss der Herzmuskel dauerhaft mehr arbeiten, wodurch langfristig das Auftreten einer Herzschwäche begünstigt wird. Zudem erhöht zu viel Gewicht das Risiko für Diabetes und fördert entzündliche Veränderungen im Körper, die auch das Herz bedrohen können.

Nicht zuletzt wirken auch bestimmte Umweltfaktoren auf das Herz ein, erklärt Smetak: „Wir wissen, dass Lärm und Feinstaubbelastung das Herz schädigen und vorzeitig altern lassen.“

Wie hält man sein Herz fit?

Um sein Herz leistungsfähig und gesund zu halten, gilt es daher vor allem die Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes oder hohes Cholesterin zu vermeiden oder – falls sie bereits bestehen – diese effektiv zum Beispiel auch mit Medikamenten zu behandeln. „Ein normaler Blutdruck trägt sehr viel dazu bei, die Geschmeidigkeit des Herzens zu erhalten“, betont Schunkert.

Entscheidend ist vor allem eine herzgesunde Lebensweise. Das heißt: nicht rauchen, übermäßigen Stress vermeiden und sich regelmäßig bewegen – am besten mindestens 150 Minuten in der Woche. Wichtig ist zudem eine gesunde Ernährung. Empfohlen wird mediterrane Kost: Viel Gemüse und wenig Fleisch, dafür ab und zu Fisch essen, statt zu tierischen Fetten lieber zu pflanzlichen Ölen greifen. Wer auf einen gesunden Lebensstil achtet, hat viel gewonnen, betont Experte Schunkert: „Wenn ein gesundes Herz gut gepflegt wird, kann es auch bei einem 100-Jährigen reibungslos arbeiten.“

Wie bestimmt man das Herzalter und wozu dient es?

Um organische Veränderungen am Herzen erfassen zu können, sind umfassende Untersuchungen nötig. Für eine grobe Einschätzung, wie es um die eigene Herzgesundheit steht, findet man im Internet verschiedene Tests und Apps, mit denen sich – angelehnt an das Modell des biologischen Alters – das sogenannte Herzalter berechnen lässt. Zum Beispiel gibt es einen Selbsttest von der Assmann-Stiftung für Prävention oder die kostenlose HerzFit-App, die die Deutsche Herzstiftung zusammen mit dem Deutschen Herzzentrum München und weiteren Partnern entwickelt hat.

Wer sein Herzalter testen will, muss bestimmte Angaben machen – etwa zu Alter, Gewicht, Blutdruck- und Cholesterinwerten, ob man raucht oder es Herzerkrankungen in der Familie gibt. „Die Algorithmen ermitteln vor allem, wie hoch das Risiko für Gefäßerkrankungen und damit auch für einen Herzinfarkt ist“, erklärt Schunkert.

Die Programme basieren auf Daten verschiedener Bevölkerungsstudien, zum Beispiel der PROCAM- sowie CORA-Studie oder auch großen internationalen Erhebungen wie der Framingham-Studie. Aus diesen Daten wurden Risikofaktoren für Herzinfarkte abgeleitet, die zu einer Einschätzung des persönlichen Infarktrisikos herangezogen werden können. Dies macht man sich bei der Ermittlung des Herzalters zunutze. Ein erhöhtes Herzalter geht daher mit einem erhöhten Risiko für einen Infarkt einher.

„Eine Statistik kann natürlich nie alle individuellen Faktoren berücksichtigen“, schränkt Smetak die Aussagekraft der Rechner ein. Fixieren sollte man sich auf das ermittelte Alter daher nicht. Die Rechner vermittelten aber sehr eindrucksvoll, was man erreichen könne, wenn man seine Lebensweise verändere. „Ich zeige meinen Patienten immer: Wenn sie das Rauchen aufhören, wirkt sich das um zehn Jahre auf das Herz aus.“ Gerade wer bereits in jungen Jahren auf seinen Lebensstil achte, könne damit unwahrscheinlich viel an Lebensqualität und -jahren gewinnen.

Offenlegung der Redaktion: Die Assmann-Stiftung für Prävention ist Partner des Wort & Bild Verlags.

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