Glaukom (grüner Star)

Glaukom-Früherkennung: Messung des Augeninnendrucks (Tonometrie) und Kontrolle des Sehnervs
© W&B/Achim Graf
Symptome erst spät
Weniger als die Hälfte der chronisch verlaufenden Glaukome in den westlichen Ländern sind den davon betroffenen Patienten bekannt. Wenn sich die Schädigung des Sehnervs bemerkbar macht, kann schon mehr als ein Drittel der Sehkraft verloren sein. Häufig kommt es zu einer Sehminderung, bei der das Gesichtsfeld bogenförmig von außen eingeengt ist.
Anders gesagt: Innerhalb eines oder mehrerer Bereiche der Netzhaut mit normaler Lichtempfindlichkeit der Sehzellen nimmt diese deutlich ab, Objekte werden nicht mehr wahrgenommen. Das kann zum Beispiel zu Orientierungsproblemen in der Umgebung oder im Straßenverkehr führen. Im weiteren Verlauf sind auch Ausfälle zum zentralen Gesichtsfeld, zur Blickmitte hin, möglich. Von den etwa 10.000 pro Jahr in Deutschland erblindenden Menschen haben ungefähr 2.000 ein Glaukom.
Ein Winkelblock ("Glaukomanfall") dagegen ist ein akutes Krankheitsbild mit starken Schmerzen, Rötung und Sehstörungen des betroffenen Auges. Häufig kommt es auch zu ausgeprägten Begleitsymptomen wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Wegen Erblindungsgefahr ist ein Glaukomanfall immer eine Notlage, die umgehend in die Hand des Augenarztes gehört.
Glaukom: Früherkennung, Diagnose
! Eine Früherkennung auf Glaukom ist ab dem Alter von 40 Jahren empfehlenswert. Dabei sollte der Augeninnendruck etwa alle drei Jahre kontrolliert werden, bei Menschen ab 65 Jahren alle ein bis zwei Jahre. Insbesondere bei erhöhtem Glaumkomrisiko (siehe Kapitel "Glaukom: Diagnose" und "Glaukom: Ursachen und Risikofaktoren") sind regelmäßige Kontrollen anzuraten. Die Untersuchungen umfassen:
- Einen Sehtest
- Die Messung des Augeninnendrucks (Tonometrie)
- Die Beurteilung des Sehnervs (Funduskopie): Mittels Spiegelung des Augenhintergrunds durch die Pupille hindurch kann der Augenarzt den Sehnervenkopf beurteilen
- Überprüfung des Gesichtsfeldes (nur bei mutmaßlichem Glaukom; dann schließen sich meist noch weitere Untersuchungen an; mehr dazu ebenfalls im Kapitel "Glaukom: Diagnose")
Alle diese Untersuchungen werden von den Krankenkassen nur bei Verdacht auf ein Glaukom bezahlt. Denn das Glaukom-Screening beim Augenarzt ist derzeit eine sogenannte IGeL-Leistung: eine individuelle Gesundheitsleistung, für die der Patient selbst aufkommen muss.
Therapie des Glaukoms
Zur Behandlung von Glaukomen gibt es gut wirksame Medikamente in Form von Augentropfen. Wenn sie regelmäßig und korrekt nach ärztlicher Verordnung angewendet werden, können sie den Augeninnendruck senken und das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten oder stoppen. Neue Abgabesysteme mit Medikamenten zum Einlegen ins Auge werden zur Zeit beforscht. Vielleicht können sie in der Zukunft das mühsame Tropfen ablösen.
Ein Eingriff mit dem Laser oder eine Augenoperation ist meist nur bei sehr ausgeprägten Krankheitsbildern erforderlich. Neue Operationstechniken (sogenannte minimalinvasive Glaukomchirurgie) erweitern auch hier die Behandlungsmöglichkeiten (siehe Kapitel "Glaukom: Therapie"). Ein angeborenes Glaukom wird in der Regel operiert.
Glaukom: Hintergrund
Primäre Glaukome: Offenwinkelglaukom und Winkelblockglaukom
Glaukome, die spontan, ohne spezielle Ursache, auftreten, werden primäre Glaukome genannt. Dazu gehören neben den häufigen Weit- oder Offenwinkelglaukomen auch die selteneren Winkelblockglaukome.
Wie ein Glaukom entstehen kann
Neben dem erhöhten Augeninnendruck spielt beim Glaukom auch eine verminderte Durchblutung des Sehnervs eine Rolle. Risikofaktoren des primären Offenwinkelglaukoms sind auch Glaukome bei Verwandten ersten Grades, ein Alter über sechzig Jahre und höhergradige Kurzsichtigkeit.
Zum Nachlesen:
Sonderform: Normaldruck- oder Niederdruckglaukom
Eine besondere Form des primären Offenwinkelglaukoms ist das sogenannte Normal- oder Niederdruckglaukom. Hier sind Schäden am Sehnerv eingetreten, obwohl der Augeninnendruck im Normalbereich liegt. Die betroffenen Augen reagieren empfindlicher auf den "Normaldruck".
Akuter Winkelblock
Wird der Abfluss des Kammerwassers in einem zu eng angelegten Kammerwinkel plötzlich behindert, kommt es zum akuten Winkelblock ("Glaukomanfall"). Der Augeninnendruck ist stark erhöht. Ein chronisches Winkelblockglaukom mit Schädigung des Sehnervs kann infolge eines unzureichend behandelten Winkelblocks entstehen, zum Beispiel durch Verklebungen im Kammerwinkel. In Europa kommt das aber nur selten vor.
Glaukome mit speziellen Ursachen (Sekundärglaukome)
Tritt ein Glaukom infolge einer anderen Erkrankung oder Verletzung des Auges oder im Rahmen einer Allgemeinerkrankung auf, liegt ein sekundäres Glaukom vor.
Pseudoexfoliationsglaukom (PEX-Glaukom)
Die häufigste Form aller sekundären Glaukome stellt das Pseudoexfoliationsglaukom (PEX-Glaukom) dar. Dabei lagern sich feinste Partikel auf allen Strukturen des vorderen Augenabschnittes ab, unter anderem an der Linse und am Pupillenrand. Zugrunde liegt eine erbliche Störung der faserigen Elemente des Bindegewebes. Da ein PEX-Glaukom mitunter relativ rasch fortschreiten kann, kommt es entscheidend auf die frühzeitige Diagnose und Behandlung an. Dann lässt sich das Krankheitsbild häufig zufriedenstellend in den Griff bekommen.
Glaukome durch bestimmte Medikamente
Manche Arzneimittel können mitunter ebenfalls ein sekundäres Glaukom auslösen. Dazu gehört zum Beispiel Kortison.
Mehr zu den verschiedenen Glaukomformen im Kapitel "Glaukom: Ursachen und Risikofaktoren" (siehe Link weiter oben) in diesem Beitrag.
Selten: Angeborene Glaukome
Angeborene Glaukome können bereits bei der Geburt vorhanden sein oder bis zum frühen Erwachsenenalter auftreten. Auch beim kindlichen Glaukom werden primäre und sekundäre Formen unterschieden. Je nach Art des Glaukoms können äußere Anzeichen den Verdacht schon früh auf die Diagnose lenken (siehe Kapitel "Glaukom: Symptome").
Erhöhter Augeninnendruck ohne Glaukom
Auch das gibt es: Der Augeninnendruck ist erhöht, aber der Augenbefund (Sehnerv, Gesichtsfeld) ist normal. Das Risiko, dass sich ein Glaukom entwickelt, beträgt jedoch zehn Prozent pro fünf Jahre. Ob eine Behandlung notwendig ist, entscheidet der Augenarzt anhand verschiedener Kriterien (mehr dazu ebenfalls im Kapitel "Glaukom: Ursachen, Risikofaktoren").
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Wichtig:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.