Hornhautentzündung (Keratitis)
Was ist eine Hornhautentzündung (Keratitis)?
Bei einer Keratitis entzünden sich eine oder mehrere Schichten der Hornhaut (Kornea) - siehe auch Hintergrundinformation.
Ursachen: Wie kommt es zu einer Hornhautentzündung (Keratitis)?
Am häufigsten kommt es zu einer bakteriellen Keratitis. Typische Keime sind Staphylokokken, Streptokokken und Pneumokokken. Ist die Hornhaut intakt, beschränkt sich die Entzündung meist auf die Oberfläche der Hornhaut. Finden sich jedoch kleine, äußerliche Defekte auf der Hornhaut – zum Beispiel nach einer oberflächlichen Verletzung durch einen Ast – können die Erreger in tiefere Hornhautschichten eindringen. In circa 30 Prozent der bakteriell bedingten Hornhautentzündung sind die Betroffenen Kontaktlinsenträger.
Neben Bakterien kommen Viren als Auslöser in Betracht. Meist handelt es sich dabei um Herpes-simplex-Viren, Varizella-zoster-Viren (Windpocken-Viren) oder Adenoviren. Über 90 Prozent der Deutschen sind Träger von Herpes-simplex-Viren, ohne dass ihnen dies bewusst ist. Denn oft löst das Virus keine Symptome aus, sondern verweilt "ruhig" im Körper. Bei einigen Menschen kommt es aber zu einer Infektion mit Beschwerden. So ruft der Herpes labialis die typischen Lippenbläschen hervor. Je nachdem in welchen Nervenbahnen die Viren verweilen, kann eine Reaktivierung der "ruhenden" Viren zu einer wiederkehrenden Herpeskeratitis (Rezidiv) führen. Das passiert zum Beispiel, wenn das Immunsystem vorübergehend geschwächt ist oder der Patient unkontrolliert und über einen längeren Zeitraum kortisonhaltige Augentropfen benutzt.
Pilze und Parasiten (Amöben) verursachen nur selten eine Hornhautentzündung.
Nicht immer sind Keime die Ursache einer entzündeten Hornhaut. Wird das Auge nicht richtig benetzt, weil die Tränendrüsen zum Beispiel zu wenig Tränenflüssigkeit (trockenes Auge) produzieren oder die Qualität des Tränenfilms vermindert ist, kann dies die Hornhautoberfläche aufrauen. Daraus kann sich eine sogenannte Keratitis superficialis punctata ergeben. Auch Lidfehlstellungen können durch die daraus entstehende Verteilungsstörung des Tränenfilms dazu beitragen.
Symptome: Welche Beschwerden bereitet eine Hornhautentzündung (Keratitis)?
Eine Hornhautentzündung kann, je nach Ursache und Entstehungsort, sehr unterschiedlich verlaufen. Grundsätzlich kann sich jede Hornhautschicht entzünden – also Epithel, Stroma und/oder das Endothel. Ist die äußere Schicht der Hornhaut (Epithel) entzündet, entsteht eine grau-weißliche Trübung auf der Oberfläche der Hornhaut. Betrifft die Entzündung die darunter liegende dickste Schicht der Hornhaut (Stroma), findet sich ein Infiltrat, das als weißlicher Fleck erscheint. Wird die innerste Schicht, das Endothel, in Mitleidenschaft gezogen, kann die Hornhaut aufquellen. Das Sehvermögen wird in jedem Fall mehr oder weniger beeinträchtigt.
Rufen Bakterien eine Hornhautentzündung hervor, klagen Patienten über intensive Schmerzen am Auge und sind lichtscheu. Zudem verkrampft sich das Lid (Blepharospasmus). Zumeist kommt es gleichzeitig zu einer Bindehautentzündung (Konjunktivitis), die sich als ein gerötetes und tränendes Auge äußert. Oft sondert das betroffene Auge auch ein wässriges oder eitriges Sekret ab.
Dringen die Erreger in tiefere Schichten der Hornhaut ein, kann ein Geschwür (Hornhautulcus) entstehen. Insbesondere das "kriechende Geschwür" (Ulcus serpens) kann sehr gefährlich werden. Unbehandelt führt es unter Umständen zu einer Regenbogenhautentzündung (Iritis) mit Eiteransammlung in der vorderen Augenkammer.
Im schlimmsten Fall kann das Ulcus nach innen durchbrechen und Augenflüssigkeit (Kammerwasser) tritt nach außen aus.
Stecken Herpesviren (Herpes-simplex-Virus) hinter einer Keratitis, kommt es häufig zu einem unangenehmen Fremdkörpergefühl im Auge. Auch hier schmerzt es und ist gerötet.
Eine Pilzinfektion verläuft schleichend und verursacht eher weniger Symptome – abgesehen davon, dass das Sehvermögen herabgesetzt wird.
Kommt es durch ein "trockenes Auge" zu einer Hornhautentzündung, ist das betroffene Auge gerötet. Die Patienten haben zudem das Gefühl, ein Sandkorn im Auge zu haben, das bei jeder Bewegung reibt.
Diagnose: Wie wird eine Hornhautentzündung festgestellt?
Liegt der Verdacht auf eine Hornhautentzündung vor, klärt der Arzt zunächst ab, welche Beschwerden bei dem Patienten auftreten, fragt nach früheren Entzündungen und prüft die Sehschärfe. Anschließend untersucht er mit einer Spaltlampe die Hornhaut. Dieses Gerät ist eine Art Mikroskop, mit der der Augenarzt alle Schichten der Hornhaut mit einer bis zu 40-fachen Vergrößerung betrachten kann. Mit Hilfe der Spaltlampe kann er mögliche Verletzungen an der Oberfläche (Epithel) sowie Veränderungen in der mittleren (Stroma) oder inneren Schicht (Endothel) der Hornhaut erkennen.
Schließt der Arzt aufgrund der Symptome auf eine bakterielle Hornhautentzündung, kann er einen Abstrich von der Hornhaut und Bindehaut vornehmen. Die Probe lässt der Augenarzt auf Bakterien untersuchen. Dadurch stellt er erstens fest, ob tatsächlich Bakterien die Keratitis ausgelöst haben. Zweitens kann so im Labor die Art des Erregers und die passende Therapie bestimmt werden. Pilze werden auf ähnliche Weise nachgewiesen. Grundsätzlich kann der Augenspezialist auch Viren nachweisen, dies ist jedoch viel aufwändiger.
Zudem kann der Arzt die Hornhautoberfläche mit speziellen Farbstoffen (Fluoreszein oder Bengalrosa) anfärben. Dadurch lassen sich – ebenfalls mit Hilfe der Spaltlampe – Veränderungen auf der Hornhaut entdecken. Gleichzeitig ermöglicht die Färbemethode, Aufschlüsse über die Qualität des Tränenfilms zu bekommen. Wird das Auge nicht ausreichend benetzt, verbleibt die Farbe zu kurz auf dem Auge. Anhand der sogenannten Aufbrechzeit ermittelt der Augenarzt, ob der Tränenfilm normal zusammengesetzt ist oder nicht. Vermutet der Arzt, dass hinter der Keratitis ein "trockenes Auge" steckt, wendet er gegebenenfalls den "Schirmer-Test" an. Mit dieser Methode misst er, wie viel Tränenflüssigkeit produziert wird. Dafür wird ein schmaler Filterpapierstreifen zwischen Unterlid und Augapfel in den Bindehautsack eingehängt. Sind nach fünf Minuten weniger als zehn Millimeter des Streifens befeuchtet, weist dies auf eine gestörte Tränensekretion hin.
Therapie: Wie wird eine Hornhautentzündung behandelt?
In den meisten Fällen verursachen Bakterien eine Keratitis. In diesem Fall verordnet der Arzt Augentropfen, die Antibiotika enthalten. Diese Mittel hemmen die Vermehrung der Erreger. Liegt eine Infektion mit Herpes-Viren vor, setzt der Augenarzt meist den Wirkstoff Aciclovir ein. Dieser hilft gegen Herpes-simplex-Viren, aber auch gegen Windpockenviren. Der Arzneistoff kann in einer Kombination aus Augensalbe und Tabletten zum Einnehmen angewendet werden.
Führt ein "trockenes Auge" zu einer Hornhautentzündung, kommen künstliche Tränen zum Einsatz. Dabei handelt es sich um spezielle Augentropfen, die das Auge benetzen und damit feucht halten. Dadurch wird der Tränenfilm, der die Hornhautoberfläche schützt, stabilisiert. Diese Tropfen müssen häufig und oft über lange Zeit benutzt werden. Kommt es zu einem Hornhautgeschwür (Hornhautulcus), erfordert dies eine intensive antibiotische und entzündungshemmende Therapie mit Augentropfen und eventuell auch Tabletten. Der Augenarzt muss die Behandlung genau überwachen. Unter Umständen erfolgt dies in einem Krankenhaus. Bei einem Hornhautulcus handelt es sich in jedem Fall um eine Notfallsituation, da das Auge akut bedroht ist.
Eine neuere chirurgische Therapieoption bei einem Hornhautulcus ist die Amniontransplantation – das Aufnähen einer Amnionmembran auf die Hornhautoberfläche. Das Amnion ist der innerste Teil der menschlichen Eihaut oder Fruchtblase und steht nach jeder Entbindung zur Verfügung. Die Amnionmembran wirkt wie ein biologischer Verband, sie hat entzündungs- und vernarbungshemmende Eigenschaften und ermöglicht eine schnellere Abheilung eines Hornhautgeschwürs. Eine Narbenbildung der Hornhaut kann jedoch in der Regel nicht verhindert werden. Innerhalb einiger Wochen löst sich das Amniongewebe von selbst auf.
Vorbeugen: Wie lässt sich einer Hornhautentzündung vorbeugen?
Tipps zur Kontaktlinsenpflege
Insbesondere weiche Kontaktlinsen sind anfällig für Keime, da sich das Kunststoffmaterial mit Tränenflüssigkeit vollsaugt und Krankheitserregern ideale Wachstumsbedingungen bietet. Deshalb sollten Sie unbedingt ein paar Hygieneregeln einhalten:
- Hände mit Seife waschen und abtrocknen, bevor Sie die Linsen anfassen
- Linsen nie mit Leitungswasser reinigen sondern immer sorgfältig mit einem geeigneten Mittel desinfizieren
- Säubern Sie die Linsen erneut, wenn Sie diese länger als eine Woche nicht benutzt haben
- Pflegemittel nur einmal zum Reinigen verwenden
- Linsenbehälter regelmäßig mit steriler Aufbewahrungslösung ausspülen und trocknen lassen
- den Linsenbehälter in regelmäßigen Zeitabständen austauschen
Werden Kontaktlinsen zu lange getragen oder nicht gründlich gereinigt, können sich Bakterien auf den Linsen leicht ansiedeln und darüber ins Auge gelangen. Auch das Belassen der Kontaktlinsen im Auge über Nacht sollte vermieden werden. Des Weiteren begünstigen ein schwaches Abwehrsystem, zum Beispiel bei älteren Menschen, oder Krankheiten wie Diabetes mellitus eine bakterielle Keratitis.
Unser beratender Experte:
Professor Dr. med. Thomas Klink ist seit Juli 2015 an der Augenklinik Herzog Carl Theodor sowie in der dortigen Gemeinschaftspraxis in München tätig. Zuvor, als leitender Oberarzt der Universitätsaugenklinik Würzburg, hat er sich bereits wissenschaftlich und klinisch intensiv mit den Erkrankungen des vorderen Augenabschnitts befasst.
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.