Bindehautentzündung (Konjunktivitis)
Was ist eine Bindehautentzündung?
Die Bindehaut (Tunica conjunktiva) bedeckt die Innenseite der Augenlider und überzieht die Lederhaut bis zum Rand der Hornhaut als dünne, gut durchblutete Schleimhaut. Die Bindehaut trägt zum Tränenfilm bei, befeuchtet das Auge mit und spielt bei der Immunabwehr eine Rolle, indem sie das Auge selbst vor Krankheitserregern schützt.
Die Bindehautentzündung ist eine Erkrankung, die verschiedene Ursachen haben kann. Die Bindehaut reagiert dabei auf einen Reiz mit Rötung (hervorgerufen durch vermehrte Blutfüllung) sowie mit Ausschüttung von Eiweißstoffen und weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Eine Bindehautentzündung kann Erwachsene genauso wie Kinder und Babys betreffen.
Ursachen für eine Bindehautentzündung
Infektiöse Bindehautentzündung
Zu den Hauptauslösern einer Bindehautentzündung gehören Viren (vor allem im Erwachsenenalter) oder Bakterien (vor allem im Kindesalter). Sehr selten finden sich Parasiten oder Pilze als Auslöser. Zu den typischen bakteriellen Erregern gehören Hämophilus, Pneumokokken, Staphylokokken oder Streptokokken, Moraxella-Arten und Chlamydien. Gelangen Chlamydien in die Augen von Babys, können sie die Neugeborenen-Konjunktivitis hervorrufen. Bei den Viren finden sich beispielsweise Herpesviren und Adenoviren.
- Keratokonjunktivitis durch Adenoviren: Führen Adenoviren zu einer Entzündung an der Bindehaut, passiert dies oft im Rahmen einer Erkältung. Typischerweise finden sich dann verdickte Lymphknoten im Halsbereich und es ist zunächst nur ein Auge betroffen. Diese sogenannte Keratokonjunktivitis ist sehr ansteckend und tückisch, da die Symptome erst ein paar Tage nach der Infektion mit den Viren auftreten. Eine Infektion mit Adenoviren kann sich epidemisch ausbreiten (Keratokonjunktivitis epidemica).
- Konjunktivitis durch Chlamydien: Bei einer Bindehautentzündung, welche im Erwachsenenalter durch Chlamydien ausgelöst wurde muss nicht nur der Patient selbst, sondern meist auch der Partner, zu welchem intimer Kontakt besteht, mitbehandelt werden, da sich Chlamydien an allen Schleimhäuten finden und sich die Infektionskette nur durch eine konsequente Behandlung unterbrechen lässt.
Nicht-infektöse Ursachen
- Allergische Bindehautentzündung: Sind Pollen oder andere Allergene der Grund für juckende, rote Augen, liegt eine allergische Bindehautentzündung vor. Häufig geht sie mit Heuschnupfen einher, was in der Fachsprache als Rhinokonjunktivitis bezeichnet wird.
- Medikamente als Auslöser: Menschen, die zu oft oder dauerhaft Augentropfen zur Behandlung "roter Augen" anwenden, können eine Bindehautentzündung provozieren. Manche Mittel enthalten gefäßverengende Wirkstoffe, wodurch die Rötung vorübergehend verschwindet. Wer solche "Weißmacher" jedoch immer häufiger in den Bindehautsack träufelt, bewirkt, dass sich die Tränenproduktion vermindert. Die Augen trocknen aus, es kommt zur Entzündung. Eine kurzzeitige Anwendung dieser Augentropfen gilt dagegen als unproblematisch.
- Weitere Auslöser: Auch können mechanische Reizung, Rauch, Staub oder trockene Luft zu einer Bindehautentzündung führen. Auch ein zu trockenes Auge (sogenanntes Sicca-Syndrom) kann sich durch eine Bindehautentzündung bemerkbar machen. Das Chlor im Wasser von Schwimmbädern kann ebenfalls die Bindehaut reizen. Ein seltener Fall: Bei Kontaktlinsenträgern kann die Bindehautentzündung auch in eine Hornhautentzündung (Keratitis) übergehen.
Symptome einer Bindehautentzündung
Die Symptome können, je nach Ursache, voneinander abweichen. Das häufigste Anzeichen einer Bindehautentzündung sind "rote Augen". Zusätzlich können die Augen brennen, jucken und tränen. Ein Fremdkörpergefühl im Auge, das viele Menschen wie "kleine Sandkörner" empfinden, macht jeden Lidschlag spürbar. Zusätzlich können die Augen blendempfindlich werden, also auf helles Licht besonders sensibel reagieren.
Bei einer bakteriellen Entzündung sind die Augenlider morgens oft mit einem weißlich-gelben Sekret verklebt. Bei anderen Ursachen findet sich eher ein seröses Sekret mit wenig Verklebung. Die Schleimfäden könne beim Sehen stören, nachdem diese aber entfernt wurden (keine Kamillen-Tinktur verwenden!) ist das Sehen wieder normal.
Diagnose einer Bindehautentzündung
Zunächst erfolgt eine Gespräch mit dem Patienten (Anamnese), um mögliche Ursachen zu entdecken. Anschließend wird das Auge und die Lider mit einer Spaltlampe untersucht, die die Augen vergrößert darstellt. Liegt eine infektiös bedingte Konjunktivitis vor, macht der Arzt manchmal einen Abstrich von der Bindehaut, um den auslösenden Krankheitserreger zu bestimmen. Vermutet der Augenarzt, dass eine Allergie die Beschwerden verursacht, nimmt er spezielle Tests vor, zum Beispiel den sogenannten Prick-Test. Damit kann der Arzt feststellen, welche Allergene dahinterstecken.
Therapie einer Bindehautentzündung
Eine Bindehautentzündung wird normalerweise lokal behandelt. Das heißt, der Patient wendet Augentropfen und/oder –salben an, die er in den Bindehautsack einbringt.
Je nach Ursache, werden unterschiedliche Mittel verwendet:
- Bakterielle Bindehautentzündung: Liegt eine bakterielle Bindehautentzündung vor, enthalten Tropfen und Salben ein Antibiotikum. Diese Mittel töten die Krankheitserreger ab. Sie wirken jedoch nur effektiv, wenn der Patient sie ausreichend lange anwendet. Eine Partnerbehandlung ist bei einer Chlamydieninfektion sinnvoll - hier erfolgt dann eine orale Antibiotikagabe.
- Virale Bindehautentzündung: Viele viral bedingte Bindehautentzündungen heilen meist von alleine wieder ab. Haben Herpesviren die Bindehaut befallen, dann helfen antivirale Wirkstoffe wie Aciclovir. Sind Adenoviren die Ursache, ist auf eine ausreichende Hygiene zu achten, um nicht weitere Personen anzustecken. Eine gezielte Therapie gegen Adenoviren gibt es nicht, allerdings lassen sich die Begleitsymptome wie stark brennende oder juckende Augen durch die Verwendung von Tränenersatzmittel besser ertragen.
- Allergische Bindehautentzündung: Ist die Konjunktivitis allergisch bedingt, können sogenannte Antihistaminika die Symptome lindern. Die Substanzen hemmen die Ausschüttung von Histamin aus bestimmten Körperzellen und dämmen dadurch die allergische Reaktion am Auge ein.
- Zu trockenes Auge: Hat sich die Bindehaut entzündet, weil das Auge zu trocken ist, können "künstliche Tränen" die Beschwerden lindern. Solche Augentropfen enthalten Stoffe, die eine Art künstlichen Film auf dem Auge bilden. Sie befeuchten es und halten diesen Effekt für einen längeren Zeitraum aufrecht.
- Bindehautentzündung durch Reizestoffe: Hierbei ist vor allem die Vermeidung des auslösenden Reizes wie Zugluft oder gechlorte Schwimmbäder zu nennen.
- Medikamentös bedingte Bindehautentzündung: Medikamente, die ursächlich für die Bindehautentzündung waren, sind zu meiden. Außerdem können bestimmte Zusätze zum Beipiel in Kosmetika für eine Bindehauentzündung verantwortlich sein, so dass diese gemieden werden sollten. Zusätzlich sollte in diesem Fall eine allergologische Abklärung erfolgen, da meist eine Allergie gegen einen bestimmten Bestandteil des Kosmetikums besteht.
Anwendungstipp: Weichen Sie das Sekret auf, das die Bindehaut verklebt – zum Beispiel mit einem feuchten Waschlappen. Spülen Sie das Sekret mit warmem Wasser aus, bevor Sie die Augentropfen benutzen. Augensalben können die Sicht behindern und die Lider etwas verkleben. Wenden Sie diese daher bevorzugt vor dem Zubettgehen an.
Video: So wenden Sie Augentropfen an
Bindehautentzündungen vorbeugen
Hat zum Beispiel ein Kind eine infektiöse Bindehautentzündung, stecken sich Eltern und Geschwister schnell an. Vorbeugen können sie, indem sie nicht die gleichen Handtücher und Waschlappen benutzen. Außerdem: Regelmäßig die Hände mit Seife waschen.
Augentropfen, in denen sich gefäßverengende Mittel befinden, helfen zwar gegen ein gerötetes Auge, sollten aber nur wenige Tage benutzt werden. Denn sie trocknen das Auge aus und können dadurch ihrerseits eine Irritation der Bindehaut auslösen. Hausmittel, etwa Kamillenzubereitungen, empfehlen sich nicht. Kamille wirkt zwar leicht entzündungshemmend, kann jedoch schwere Allergien auslösen. Zudem sind selbst hergestellte Lösungen nicht steril und können Keime enthalten, die für das Auge gefährlich werden können.
Unser beratender Experte
Professor Carl-Ludwig Schönfeld ist Facharzt für Augenheilkunde. Er habilitierte sich an der Augenklinik der Universität München, wo er viele Jahre als Oberarzt tätig war. Im Rahmen seiner Lehrtätigkeit führte er zahlreiche Fortbildungskurse im In- und Ausland durch, insbesondere an osteuropäischen Hochschulen, in Afrika und in Asien.
Seit 2007 ist er Partner von Professor Dr. Med. Christos Haritoglou und Professor Dr. med. Thomas Klink in der operativen Gemeinschaftspraxis an der Augenklinik Herzog Carl Theodor in München. Professor Schönfeld widmet sich schwerpunktmäßig der Behandlung von Netzhauterkrankungen, denen auch sein wissenschaftliches Interesse gilt, und der Glaskörperchirurgie. Außerdem lehrt der Experte an der Ludwig Maximilians Universität in München, wirkt als Prüfer bei Ärztlichen Staatsexamina im Fach Augenheilkunde und bei Prüfungen zum europäischen Augenarzt (F.E.B.O.).
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.