Heuschnupfen – allergischer Schnupfen
Hintergrund: Allergischer Schnupfen
Heuschnupfen gehört zum Krankheitsbild allergischer Inhalationskrankheiten (allergische Rhinitis). Er wird saisonaler allergischer Schnupfen genannt. Denn die Symptome treten saisonal während des Pollenflugs auf - vor allem im Frühling und Sommer.
Allergischer Schnupfen kommt auch ganzjährig oder unabhängig vom Pollenflug vor. Dann sind oft andere Allergieauslöser die Ursache, zum Beispiel Hausstaubmilben oder Tierhaare.
Symptome: Wie macht sich Heuschnupfen bemerkbar?
Häufige Symptome bei einer Pollenallergie sind:
- Niesattacken
- laufende Nase (Fließschnupfen)
- verstopfte Nase
- juckende, brennende oder tränende Augen
- Juckreiz oder Brennen im Hals, an der Rachenschleimhaut, manchmal auch in Richtung Ohren
Die Beschwerden können den Schlaf stören, so dass sich Betroffene tagsüber müde fühlen. Alle genannten Symptome können auch andere Ursachen haben.
Kommt es bei Heuschnupfen zu Husten oder Anfällen mit Atemnot sollte spätestens eine ärztliche Abklärung erfolgen. Womöglich hat sich die Allergie dann schon auf die Bronchien ausgebreitet und allergisches Asthma ausgelöst. Fachleute nennen das "Etagenwechsel".
Manche Menschen mit allergischem Schnupfen neigen zu vermehrten Entzündungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich, etwa zu Nasennebenhöhlenentzündungen.
Auch über die Haut können Allergieauslöser wirken. Zum Beispiel verschlimmert sich bei starker Pollenbelastung in der Heuschnupfenzeit manchmal die Neurodermitis, auch atopisches Ekzem genannt.
Heuschnupfen-Beschwerden stellen sich ein, wenn die entsprechenden Pollen in der Luft schweben. Bei vielen Betroffenen ist das vor allem in der Zeit zwischen April und August der Fall. Je nach spezifischer Allergie auf die jeweiligen Pollen können allergische Symptome aber auch schon im Dezember und Januar auftreten und bis in den Oktober hinein anhalten.
Ursachen und Risikofaktoren: Wie entsteht Heuschnupfen?
Normalerweise bekämpft unser Immunsystem schädliche Krankheitserreger. Bei Heuschnupfen irrt es sich sozusagen. Es sieht einen Feind in einem völlig harmlosen Stoff wie Pflanzenpollen. Gegen den vermeintlichen Feind bringen Abwehrzellen passende Antikörper (Immunglobuline E, IgE) in Stellung. Sie bewirken beim Kontakt mit dem Allergieauslöser, dass Botenstoffe aus Mastzellen freigesetzt werden, zum Beispiel Histamin. Eine Entzündung entsteht. Sie führt rasch zu typischen Allergiebeschwerden, wie laufender Nase und juckenden Augen. Heuschnupfen ist eine sogenannte Allergie vom Soforttyp.
Warum manche Menschen an Heuschnupfen leiden und andere nicht, wird noch erforscht. Vererbung spielt eine gewisse Rolle. Haben die Eltern eine Allergie, erhöht sich das Risiko für die Kinder, an einer Allergie wie Heuschnupfen zu erkranken.
Welche Rolle Luftschadstoffe spielen, ist nicht abschließend geklärt. Sie stehen im Verdacht, Pollenallergien zu fördern.
Diskutiert wird daneben die sogenannte Hygiene-Hypothese. Ihr zufolge könnte das Aufwachsen in einer besonders keimarmen Umgebung - verbreitet in westlichen Industrienationen - das Allergierisiko erhöhen. Auch hier gibt es bislang keine endgültigen Erkenntnisse.
Diagnose: Wie wird Heuschnupfen festgestellt?
Erster Ansprechpartner bei einer Allergie ist oft die hausärztliche Praxis. Sie kann zum Spezialisten überweisen. Das sind üblicherweise Ärztinnen und Ärzte mit Fachgebiet Lungen-, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kinderheilkunde oder Hautkrankheiten, die eine langjährige Erfahrung mit Allergien haben. Zum Teil führen diese Ärztinnen und Ärzte die Zusatzbezeichnnung „Allergologie“.
Die Diagnose beruht meist auf mehreren Schritten:
- Genaue Erfragung und Dokumentation der Krankengeschichte mit Angaben der Beschwerden, früherer Erkrankungen und Krankheiten in der Familie
- Körperliche Untersuchung
- Hauttests zum Nachweis möglicher Allergieauslöser (Allergene): Zuvor sollten Allergie-Medikamente in Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt abgesetzt werden, damit sie das Testergebnis nicht beeinflussen. Beim Pricktest werden standardisierte Lösungen mit potenziellen Allergieauslösern meist an den Unterarmen auf die Haut getropft. Mit einem kleinen Nadelstich („Prick“) gelangen sie in die Haut. Besteht eine Allergie, zeigt sich an der entsprechenden Stelle nach wenigen Minuten eine deutliche Rötung und Hautquaddel. Mehr lesen dazu Sie hier: Prick-Test misst Neigung zu Allergien.
- Bluttests: Die Messung des spezifischen Immunglobulin E (IgE) im Blut lässt erkennen, ob das Immunsystem maßgeschneiderte Antikörper gegen bestimmte Allergieauslöser gebildet hat. Mehr dazu lesen Sie hier: IgE – Immunglobuline E
Zeigen Betroffene in Allergietests Reaktionen auf sehr viele mögliche Allergieauslöser, kommt eventuell eine ergänzende molekulare Allergiediagnostik (Komponentendiagnostik) infrage. Damit lässt sich spezifischer eingrenzen, welcher Allergenbestandteil eine ursächliche Rolle spielen könnte.
Ein Provokationstest kann aufschlussreich sein, wenn zwar typische Symptome vorliegen, die Allergietests aber kein eindeutiges Ergebnis bringen. Bei dem Provokationstest wird der mutmaßliche Allergieauslöser unter ärztlicher Kontrolle auf die Nasenschleimhaut gebracht und die Reaktion genau dort beobachtet, wo sie auch unter natürlicher Pollenbelastung entsteht. Dieses Verfahren ist also der sicherste Nachweis einer Allergie.
Therapie: Behandlungsmöglichkeiten bei Heuschnupfen
Menschen mit einer Allergie sollten ihren Allergieauslöser möglichst meiden. Bei Heuschnupfen ist das allerdings leichter gesagt als getan. Was im Alltag helfen kann, lesen Sie weiter unten im Abschnitt "Praktische Tipps".
Spezifische Immuntherapie (Allergen Immuntherapie)
Bei einer Pollenallergie kann eventuell eine spezifische Immuntherapie (SIT, Hyposensibilisierung, Allergen Immuntherapie) hilfreich sein. Sie setzt an der immunologischen Allergieursache an und kann Allergiebeschwerden dauerhaft reduzieren. Damit ist diese Therapieform die einzig ursächlich wirksame Option für Allergiker. Das Risiko sinkt, dass sich die Allergie ausbreitet oder Asthma entsteht. Es gibt verschiedene Behandlungschemata. Der Allergieauslöser wird zum Beispiel über drei Jahre regelmäßig (alle 4 bis 6 Wochen) gespritzt oder als Tablette oder Tropfen unter die Zunge (täglich) eingenommen. Vereinfacht gesagt gewöhnt sich das Immunsystem durch die Behandlung an die Pollen. Die SIT eignet sich oft auch bei Hausstaubmilben-, Schimmelpilz- und Insektengiftallergie. Mehr zu diesem Therapieverfahren lesen Sie hier:
Medikamente
Verschiedene Medikamente - als Nasenpray („Heuschnupfen-Spray“), Augentropfen oder Tablette - können Heuschnupfen-Beschwerden lindern. Betroffene sollten sich von ihrer Ärztin oder ihren Arzt beraten lassen, welches Medikament individuell am besten geeignet ist, welche Nebenwirkungen auftreten können und wie es angewendet wird. Zudem sollten sie die Packungsbeilage beachten:
- Antihistaminika: Allergische Beschwerden wie verstopfte Nase, Fließschnupfen oder Augenjucken und -brennen sprechen kurzfristig meist recht gut auf Antihistaminika an. Es gibt sie zur örtlichen Behandlung als Nasenspray und Augentropfen oder in Tablettenform zum Einnehmen. Sie mindern die Wirkung des Botenstoffs Histamin, der an der allergischen Reaktion beteiligt ist. Eine mögliche Nebenwirkung ist Müdigkeit. Vor allem Verkehrsteilnehmer müssen das beachten. Es finden sich große Unterschiede bezüglich der Wirksamkeit und Nebenwirkungen der marktgängigen Präparate.
- Kortison: Bei stärkeren Beschwerden helfen Kortisonpräparate als Nasenspray zur örtlichen Anwendung. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören trockene Nasenschleimhäute und Nasenbluten. Auch hier findet sich eine Vielzahl von unterschiedlich wirksamen Sprays.
- Cromone: Sie stabilisieren die Mastzellen im Vorfeld der allergischen Reaktion und bremsen die Ausschüttung von Histamin und anderen Entzündungsstoffen. Damit sie wirken können, sollten die Anwendung schon etwa eine Woche vor dem erwarteten Pollenflug begonnen werden, beispielsweise als Nasenspray. Sie müssen allerdings mehrfach täglich verabreicht werden und ihre Wirksamkeit ist begrenzt.
Aufgrund der Vielzahl von unterschiedlich wirksamen antiallergischen Medikamenten empfiehlt sich die umfangreiche Beratung durch eine allergologisch erfahrene Ärztin oder einen Arzt.
Heuschnupfen: Praktische Tipps
Kontakt zu Pollen lässt sich kaum vermeiden. Folgende Tipps können Menschen mit Heuschnupfen helfen:
Pollenflug beachten: Manchmal ist es möglich, Aktivitäten in gewissem Maß nach dem Pollenflug auszurichten - beispielsweise nicht ausgerechnet dann zum Sport in die Natur zu starten, wenn die meisten Pollen fliegen. Oder einen Urlaub in pollenflugarme Regionen am Meer oder im Gebirge dann einzuplanen, wenn die "eigenen" Pollen daheim üblicherweise Hochsaison haben. Über den aktuellen Pollenflug wichtiger Pflanzenpollen können Sie sich zum Beispiel hier informieren:
Haare waschen am besten abends vor dem Zubettgehen. So hängen weniger Pollen in den Haaren, die die Nachtruhe stören könnten.
Kleidung vor dem Schlafzimmer ausziehen, um daran haftende Pollen draußen zu lassen. Kleidung lieber nicht im Freien trocknen, dort könnten sich fliegende Pollen anheften.
Lüften in der Stadt eher in den Morgenstunden, auf dem Land eher am Abend. Dann ist die Pollenkonzentration meistens geringer.
Staubsauger mit Hepa-Filter verwenden.
Beratender Experte
Professor Dr. med. Oliver Pfaar leitet die Sektion für Rhinologie und Allergologie der Hals- Nasen- und Ohrenklinik am Universitätsklinikum Marburg. Er ist ausgewiesener Experte für Atemwegerkrankungen und ist Mitglied im Vorstand der Europäischen Akademie für Allergologie und Klinische Immunologie (EAACI) sowie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Klinischen Immunologie (DGAKI).
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten